Mittwoch, 27. Februar 2013

Des Sultans liebste Meze



Ninive, Autorin des noch jungen Blogs "Music, dreams & more", richtet ihren ersten Blogevent bei Zorra im Kochtopf aus. Dazu erst einmal: Herzlichen Glückwunsch!
Ein ganz wunderbares Thema hat Ninive dafür ausgesucht: Aus Sultans Küchen. Schon der Name klingt nach geheimnisvollen Zutaten, rosenparfümierten Tees und honigtriefenden Köstlichkeiten.
Auch ich habe eine Einladung zum Event bekommen und "schleiche" nun seit einigen Tagen um diese Aufgabe herum.

"Inzwischen leben viele türkisch-stämmige Menschen unter uns in Deutschland und die Beschaffung der Zutaten für orientalisches Essen ist weit weniger schwierig als damals. In den Genuss guter türkischer Küche jenseits des allgegenwärtigen Döner zu kommen gestaltet sich jedoch immer noch als anspruchsvolles Unternehmen, es gibt wenig wirklich gute Restaurants."

So heißt es in der Beschreibung des Events.
Für Deutschland mag das durchaus zutreffen. Viele türkisch-stämmige Menschen leben dort und haben somit auch kulinarische Traditionen mit ins Land gebracht; ich sehe so etwas immer als eine Bereicherung an und bin offen für Neues!
Aber hier in Italien, gerade in Rom, sieht die Situation leider ganz anders aus. Nach Angaben der türkischen Kollegen meines Mannes gibt es gerade mal ein einziges türkisches Restaurant - und das in einer Weltstadt! Ein wenig anders in Hinblick auf nicht-italienische Küche sieht es in der norditalienischen Metropole Mailand aus, aber die dortige Sushi-Manie ist in der Modestadt eben auch nur eine Mode - und lässt die Models nicht über eine Größe 32 hinauswachsen.
Mit der hier sogenannten "ethnischen" Küche tut sich das übrige Italien schwer. Man mag darüber streiten, ob sich Döner-Buden an der Piazza Navona oder rund ums Pantheon wirklich gut machen, aber diese allgemein verbohrte Einstellung gegenüber nicht-italienischen Spezialitäten verhindert meiner Ansicht nach auch die Verbreitung einer gehobenen Weltküche in Italien. Vor ein paar Jahren erregte der damalige italienische Landwirtschaftsminister Luca Zaia und derzeitige Präsident des Veneto Aufsehen, als er das Verbot von ausländischen Restaurants im toskanischen Lucca lobte. Die Jugend solle italienischen Schinken und keinen Döner essen, hieß es zur Begründung. Wie würden wohl die Italiener darüber denken, würden wir alle Pizzerie und Ristoranti in Deutschland schließen und ausschließlich deutsche Küche propagieren?
Die einzige Möglichkeit, in fremde Kochtöpfe zu schauen - neben den Experimenten am eigenen Herd und der damit nicht gerade einfachen Suche nach exotischen Zutaten - bieten noch diverse Botschaftsempfänge. In der Regel sind das todlangweilige ernste Veranstaltungen, aber bei diesen Gelegenheiten gibt es auch landestypische Küche. Das Gedränge an den dortigen Buffets ist mir zwar verhasst (müssen die eingeladenen Gäste wirklich sonst Hunger leiden - ihr Verhalten dort sieht ganz so aus!), aber mit etwas Geduld bekommt man dann auch noch ein Häppchen ab. Ich brauche jetzt nicht zu erwähnen, dass es bei solchen Buffets auch immer eine italienische Ecke mit Pasta, Mozzarella, Braten und dem üblichen Gemüse etc. gibt - für die Italiener unter den Gästen!
Jedenfalls habe ich in der türkischen Botschaft vor Jahren zum ersten Mal gefüllte Weinblätter gegessen. Die findet man auch in der griechischen Küche, und es stellt sich nun die Frage: "Wer hat's erfunden?" Nun war Griechenland viele Jahre unter osmanischer Herrschaft, die natürlich auch kulinarischen Einfluss auf das Land genommen hat. So kann man wohl guten Gewissens die Wurzeln dieser gefüllten Weinblätter in der türkischen Küche finden.
Aber nun - ohne dass es jetzt noch zu diplomatischen Verwicklungen kommt - hier mein Beitrag für das Nachtmahl des Sultans und seinen Hofstaat (und ich hoffe, ich war jetzt nicht zu böse gegenüber den Italienern und der von mir sonst so geschätzten italienischen Küche):






Dolma - Gefüllte Weinblätter

Zutaten


  • 1 Glas eingelegte Weinblätter (abgetropft ca. 400 g)
  • 3 große Zwiebeln
  • 150 g Langkornreis, parboiled
  • 100 g Sultaninen
  • 50 g Pinienkerne
  • ca. 20 Minzblätter
  • 2 Tl Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • 1 Tl Sumach
  • 2 El Zitronensaft
  • 120 ml Olivenöl extra vergine + Olivenöl zum Anbraten


Zunächst die Weinblätter aus dem Glas fischen, entrollen und in eine Schüssel legen. Mit kochendem Wasser übergießen, in ein Sieb umfüllen und mit kaltem Wasser abspülen.
Die Minzblätter in feine Streifen schneiden.
Die Zwiebeln würfeln und in etwas Olivenöl glasig anbraten. Dann den Reis hinzugeben, kurz mit anschwitzen und die Sultaninen, die Pinienkerne und die Minze unterrühren. Mit Salz, Pfeffer und Sumach abschmecken.
Ein Weinblatt auf die Arbeitsfläche legen und etwas Reisfüllung darauf geben. Einmal umschlagen, dann die Seiten einklappen und vollständig aufrollen.




Auf diese Weise die anderen Weinblätter füllen, bis der Reis aufgebraucht ist. (Jetzt weiß ich, welche Aufgabe die Palastsklaven innehatten...)
Eine feuerfeste Form von 26 bis 28 cm Durchmesser mit Weinblättern auslegen und die Röllchen dicht nebeneinander in die Form legen.




Zitronensaft mit 120 ml Olivenöl und einem Achtelliter Wasser mischen und über die Röllchen gießen.
Die Form mit Alufolie verschließen und im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad (Ober- und Unterhitze) eine Stunde garen.
Zum Servieren vollständig erkalten lassen.


Blog-Event LXXXV - Aus Sultans Küchen (Einsendeschluss 15. März 2013)


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

16 Kommentare:

  1. Ganz ehrlich, müsste ich wählen zwischen einer Currywurst und einer Portion Spaghetti sugo... oder Spaghetti sugo und einem Döner... ne, das führt zu weit.
    Jedes Land hat seine Spezialitäten, jede Küche ihre Daseinsberechtigung. Und jedes Land seinen Stolz auf seine Küche. Und das ist auch gut so. Wer über die Tischkante gucken mag, der soll das machen, wer seit jeher im alten Suppentopf rühren will... auch oke.
    Ich mag gefüllte Weinblätter, ob nun von den Griechen oder von den Türken oder von Dir als Wahlrömerin. Ich nehm das Rezept gleich mit, resp. ich merk es mir vor für sommerliche Tage :-)

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    1. Stimmt! :-)
      Für sommerliche Tage - das habe ich heute Abend auch gedacht! Es gab dazu noch (italienische :-) ) Oliven, griechischen Yoghurt mit Knobi und mit Feta gefüllte Blätterteigtaschen - alles international sozusagen ;-)
      Wir waren rundum zufrieden und satt!
      Saluti
      Ariane

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  2. Da haben die Italiener etwas mit den Spaniern gemeinsam: Auch die Spanier ziehen ihre Küche jeder ausländischen vor. Hätten wir nicht die vielen Touristen*soifz ;-) dann gäbe es nur Paella, Gazpacho und Estofado...Nicht nur Deine Weinblätter gefallen mir, sondern auch Deine satirische angehauchte Kritik...

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    1. Bei manchen Szenen und Bemerkungen muss ich halt manchmal schmunzeln; schön, dass Du ähnliche Erfahrungen in Spanien gemacht hast. Aber was soll's: unsere italienischen Gäste bekommen bei uns italienisches Essen - und auch mal einen rheinischen Sauerbraten (vom Rind ;-) )untergeschmuggelt. Das ist nicht zu exotisch. Und alle sind zufrieden :-)
      Saluti
      Ariane

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  3. Liebe Ariane
    vielen Dank für diese schöne klassische Vorspeise. Inzwischen habe ich türkische Frauen kennengelernt die sogar die Weinblätter selber einlegen.... und zur Herkunft- die osmanischen Herrscher eroberten vermutlich nur zur Erlangung und Vervollkommnung ihrer Küchenkünste..... zumindest war das ein erklärtes Ziel, wo also der Ursprung liegt ist- vermutlich im Nebel.....
    Grüßle
    Ninive

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    1. Das freut mich, liebe Ninive, wenn Dir das Rezept gefällt!
      Ich musste auch gerade bei den Weinblättern an Elvira (maritimu) denken, die ja Weinstöcke hat - und ...siehe unten :-) So braucht sie zumindest keine fertig eingelegt zu kaufen.
      Es ist immer wieder interessant, den Ursprüngen eines Rezepts nachzugehen; wie man sieht, nahm das auch manchmal Einfluss auf die ganze Geschichte.
      Nochmals vielen Dank für diesen schönen Event!
      Saluti
      Ariane

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  4. Beim Lesen Deiner Zeilen musste ich sowohl schmunzeln als auch heftig nicken - wie Recht hast Du mit den italienischen Gepflogenheiten in punkto Essen. Ja, die Italiener haben große Probleme damit, über ihren Tellerrand hinauszuschauen - und verpassen dabei doch so viele traumhafte Köstlichkeiten! Langsam, aber wirklich ganz langsam ändern sich zumindest die Vorlieben der jüngeren Generation, das beobachte ich seit geraumer Zeit in einem neu eröffneten China-Restaurant (mit leicht japanischen Einschlägen - ja, ein kleines Paradoxum) in Jesi. Jedesmal, wenn wir in der Mittagszeit dorthin essen gehen (und das ist meist einmal wöchentlich), ist es voller als die Woche zuvor, was natürlich auch an den köstlichen Sushi & Co. liegt. Und manche essen sogar mit Stäbchen...

    Bei Einladungen italienischer Freunde/Nachbarn serviere ich übrigens meist ausschließlich deutsche, aber auch andere internationale Spezialitäten, sage das aber immer schon im Voraus, damit sich die Gäste seelisch-moralisch darauf einstellen können. Glücklicherweise habe ich bislang noch keinen Reinfall erlebt, alle haben von A bis Z immer brav gegessen, was ihnen vorgesetzt wurde. Nur wenn ganz alte Semester an unserem Tisch sitzen, ist in meiner Menüfolge zumindest ein italienischer Gang dabei, meist der Primo in Form eines Pastagerichtes, damit sich die armen Herzchen nicht allzu verloren fühlen bei uns (komischen) tedeschi...

    Dein Dolma-Rezept, Ariane, gefällt mir gut, es ist ein wenig anders als mein eigenes und wird ausprobiert, sobald die Weinreben in unserem Garten wieder genügend junge Blätter aufweisen.

    Saluti von der anderen Seite des Stiefels
    Elvira und Don A.

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    1. Es scheint sich wirklich etwas in dieser Richtung zu bewegen. Auch in den großen Supermärkten gibt es mittlerweile Ecken mit ausländischen Zutaten. Obwohl selbst bei der Kette Auchan die Abeilung "Formaggi esteri" fast ein Foto wert wäre, so spärlich stehen da einige abgepackte Billigprodukte herum.
      Zu Deinen beneidenswerten Weinstöcken: Wenn Du die Blätter frisch verwendest, das habe ich gestern gelesen, müssen sie vorher kurz gekocht werden. Würde mich freuen, wenn Du die Dolma einmal zubereitest und uns das Ergebnis vorstelltest.
      Saluti
      Ariane

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  5. Danke für Deinen interessanten Bericht über die Schwierigkeiten die man bekommt, wenn wir in Italien über den Tellerrand hinaussehen. Für mich war das schon immer ein kleines Phenomen. Alle lieben itallienisches Essen, aber in Italien selbst muss alles immer so schmecken wie die Mama kocht. Als Jamie in Italien reiste, dachte ich mir sofort, dass er da so auf seine Schwierigkeiten stoßen würde. Und ab und zu kam auch sein Frust etwas durch, denn seine kreative Seite war da absolut nicht gefragt. Der Vorarlberger Käse, den ich in der Toskana machte, konnten wir auch nur in Österreich verkaufen. Aber mein täglicher Ricotta wurde gleich vom Haus abgeholt. :-)

    Deine gefüllten Weinblätter sehen ja unglaublich lecker aus. Die muss ich unbedingt nachkochen.

    Liebe Grüße
    Anna

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    1. Ja, der Nationalstolz beim Essen ist ungebrochen. Natürlich prägt uns auch die Kindheit, und wir schätzen und lieben, was Mütter und Omis für uns gekocht haben. Nirgends scheint das so verfestigt zu sein wie in Italien. Zum einen Teil kann ich es auch verstehen, die echte, wahre ursprüngliche Regionalküche mit all ihren guten Zutaten bietet eine enorme Vielfalt.
      Aber wo ist die Neugier, auch etwas Exotisches zu probieren. Vor Jahren habe ich für eine Party ein internationales Buffet zubereitet. Auch die Gäste waren international. Ich sprach einen italienischen Gast an, ob er nicht einmal von meinem Teriyaki-Chicken probieren möchte, Ein Blick auf's Hühnchen - die Farbe Rot - und dann; "Nein danke, das ist mir zu scharf!" Teriyaki-Hühnchen - scharf.
      Ich kenne nicht viele Folgen von Jamie in Italien, aber eine ist mir noch in Erinnerung. Er kochte in einem Männerkloster und legte einen Kräutergarten mit den Mönchen an. Es war wunderbar zu sehen, wie er die Männer mit guter Laune und seinen Gerichten aus ihrer Lethargie riss und Lebensfreude in die Klostergemeinschaft brachte.
      Die Weinblätter schmecken wirklich herrlich - ich mag die Verbindung von Salzigem und Süßem mit diesem Hauch von Minze.
      Saluti
      Ariane

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  6. Ich habe die Weinblätter auch einmal zubereitet, ist allerdings schon eine Weile her. Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich habe das selbe Problem mit etwas exotischeren Zutaten wie du. Wobei ich in Südtirol wenigstens deutsche oder österreichische Zutaten bekomme, oder eine anständige Butter, wo man sich im restlichen Italien schon schwer tut. Ich habe mich daran gewöhnt. Wenn ich im Ausland bin, sprich Deutschland oder Östrreich, dann nutze ich halt immer die Gelegenheit das eine und andere zu kaufen. Im Allgemeinen bin ich aber froh, dass ich hier bei uns gutes Olivenöl, jede Art von Pasta... eben wirklich gute italienische Produkte zu erschwinglichen Preisen bekomme. Umgekehrt wäre ich trauriger. Der Durchschnitts-Italiener ist überhaupt eher skeptisch was alles Neue betrifft, so habe ich manchmal den Eindruck. Zum Beispiel tun sie sich blutig schwer mit jeder Fremdsprache.
    Schöne Grüße in diese wunderschöne Stadt
    Magdalena

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    1. Hallo, liebe Magdalena,
      wenn ich in Südtirol bin, dann nie ohne einen kleinen, nein, großen Einkauf!
      Aber du hast schon recht, auf mein gutes Olivenöl, die herrliche Pasta und viele andere Produkte könnte ich nicht mehr verzichten. Vor ein paar Jahren musste ich einige Wochen wieder in der alten Heimat verbringen - als erstes wanderte ein Fläschchen Olivenöl mit ins Gepäck!
      Grüße Du mir das herrliche Südtirol! Es gefällt mir dort nach jedem Besuch besser!
      Tanti saluti
      Ariane

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  7. Wie lecker... nachdem meine Schwiegermutter jetzt wohl nicht mehr aus der Türkei zurückkommt, muss ich ja vielleicht doch mal lernen die Teilchen selbst zu machen ;-)

    Interessant, dass die Italiener wohl wirklich so engstirnig sind, wenn es ums Essen geht, war mir bisher gar nicht so bewusst.

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    1. Man braucht nur etwas Geduld beim Rollen - sehr viel Geduld...:-)
      Ich denke schon, dass man nördlich der Alpen - ja schon in Südtirol - viel offener für kulinarische Exkursionen ist.
      Wenn man das aber hier erzählt, muss man auch Bemerkungen wie "Klar, Ihr habt ja selbst keine gute Küche in Deutschland", einstecken können. Tja...
      Aber diese Röllchen sind wirklich fein; am nächsten Tag haben sie noch besser geschmeckt :-)!
      Saluti
      Ariane





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  8. Es scheint wohl offensichtlich allen hier im Belpaese Gestrandeten - egal ob in Südtirol, Latium, den Marken oder wo auch immer - gleich zu gehen!! Wir z. B. fahren Anfang April für ein bis zwei Wochen nach Deutschland und mein Einkaufszettel wird immer umfangreicher - nun ja, mit der Zeit gewöhnt man sich dran...

    Saluti
    Elvira

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    1. :-)
      Aber wir haben hier auch wirklich gute Zutaten - das muss man schon sagen! Und Du bist eh zu beneiden mit Deinen eigenen Olivenbäumen :-) und dem Kräutergärtchen,
      Saluti
      Ariane

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