Samstag, 14. Juni 2014

Sommerpasta Teil II: Spaghettini con le cipolle di Tropea caramellate



Habe ich eigentlich schon erzählt, dass Spaghettini zu meinen Lieblingspastasorten zählen?
Neben der Pasta all'uovo - den Eiernudeln - versteht sich. Aber die mache ich meist selbst. Wenn ich dagegen mal Pasta nur aus Hartweizengrieß und Wasser kaufe, greife ich gerne zu Spaghetti und ihren Derivaten. Spaghettini können für mich nur noch von Capellini übertroffen werden. Die sind noch dünner und ergeben ein wunderbares Mundgefühl. Denn auch das ist bei dem Genuss entscheidend: Nicht nur die Qualität und die perfekte Garzeit, sondern auch die Form. Neben persönlichen Vorlieben bestimmt auch der Sugo die Form; da sind die Italiener gnadenlos!
Ich erinnere mich an eine kleine Begebenheit, die sich vor Jahren bei einem Restaurantbesuch mit guten Freunden zugetragen hat. Wir waren eine größere Gesellschaft, und dementsprechend ging es schon bei der Bestellung etwas turbulent zu. Die Tochter meiner Freundin, damals noch ein kleines Mädchen, war auch dabei, und für sie wurde wie üblich Pasta corta, also eine "kurze" Pastasorte, bestellt, damit sich die Kleckerei in Grenzen halten sollte. Unsere Freundin dagegen, eine Napolitana "docg" (Denominazione di origine controllata e garantita - ich weiß, Lucia, Du musst jetzt sicher lachen, wenn Du das liest), freute sich wie eine Verrückte auf "un bel piatto di spaghetti alle vongole" (Spaghetti mit Venusmuscheln).
Als Frau eines Diplomaten lebt sie die meiste Zeit im Ausland, und dementsprechend konnte sie es auf ihrem "Heimaturlaub" kaum erwarten, endlich mal wieder in süditalienischen Spezialitäten zu schwelgen.
Wie schon gesagt, bei der Bestellung ging es drunter und drüber, die kurze Pasta für das Töchterchen (mit Tomatensauce - das lieben ja alle Kinder), und der Kellner brachte da einiges durcheinander mit dem Ergebnis, dass unsere Freundin einen Teller Penne mit Vongole vorgesetzt bekam.
Nach einem kurzem Moment stillen Entsetzens blitzte ihr neapolitanisches Temperament auf! Wie man ihr nur Kinderpasta(!) vorsetzen könne! Wie man überhaupt diese Kombination von Penne mit Muscheln auch nur andenken könne! Der Abend war für sie gelaufen, und wir zogen sie noch ein wenig damit auf. Da wurde mir zum ersten Mal bewußt, wie heilig doch den Italienern ihre Pastagerichte sind!
Jedenfalls bereitete ich mir heute zu Mittag auch "un bel piatto di spaghettini" zu. Und da ich heute alleine bin, besteht der Sugo aus einer Zutat, für die ich meinen Mann noch immer nicht recht begeistern kann. Der Protagonist ist nämlich die Zwiebel, genauer gesagt: die Cipolla di Tropea, eine unvergleichlich milde, aromatische und leicht süßliche rote Zwiebel, die oft zu Zöpfen gebunden auf dem Markt angeboten wird. So führt uns die Hauptzutat des "Sugo" heute nach Kalabrien.
Zu Marmelade verkocht ist diese Zwiebel ein wunderbarer Begleiter zu Käse, und so mag sie ausnahmsweise auch mein Mann. Heute aber leistet sie meinen geliebten Spaghettini Gesellschaft, die im Mittelpunkt meiner kleinen Sommerpasta-Serie stehen.



Zutaten
(für 1 Person)

1 rote Tropea-Zwiebel (ca. 120 g)
1 Tl Butter
1 El Olivenöl extra vergine
1 Tl brauner Zucker
1 El Apfelessig
Salz
grob zermörserter rosa Pfeffer
1 El Pistazienkerne
Parmigiano Reggiano
etwas wildes Fenchelkraut
80 g Spaghettini

Die Zwiebel schälen, der Länge nach halbieren und in feine Spalten schneiden. In einer Pfanne Butter und Olivenöl erhitzen und die Zwiebelspalten ungefähr drei bis vier Minuten darin andünsten. Dann den Zucker hinzufügen, kurz karamellisieren lassen und mit dem Apfelessig ablöschen.
Die Pistazienkerne grob zerhacken und mit etwas rosa Pfeffer zu den Zwiebeln geben. Mit Salz abschmecken.
In der Zwischenzeit die Spaghettini eine Minute kürzer, als auf der Packung angegeben, kochen lassen, abgießen, mit wenig Kochwasser zu den Zwiebeln in die Pfanne geben und darin noch einmal kurz erhitzen.
Die Spaghettini auf einen Teller geben, etwas Fenchelkraut darauf verteilen (wer mag noch etwas rosa Pfeffer und zerhackte Pistazien) und Parmesan darüberhobeln.



Nach einer Idee aus Sale & Pepe, Juni 2014


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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane


21 Kommentare:

  1. Ein ähnliches Problem habe ich mit meinem Mann auch, er kann leider auch sehr gut auf Zwiebeln verzichten.
    Deine Spaghettini klingen sehr lecker und sehen auch toll aus!

    Liebe Grüße
    Sugarbaby

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    1. Dann muss man die Gelegenheit ergreifen und auch einmal nur für sich alleine kochen. :-) Auch wenn es doch zu zweit besser schmeckt :-)
      Saluti
      Ariane

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  2. Sieht wie immer toll aus. Lg grimmel

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    1. Danke, liebe grimmel. Das war aber auch wirklich gut und kam nicht zum letzten Mal auf den Teller. :-)
      Saluti
      Ariane

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  3. Ich mag auch die dünnen am liebsten, hier ist die Sorte nicht ganz so heikel und vorbestimmt. Aber! Penne und Muscheln, najaaaa..... ;-) dieses Jahr, es ist nun def. Gibt es *nur* 7 Tage toskanisches Meer. Da äusserst touristisch wird das Essen wohl auch so werden....
    Liebs Grüessli
    Irene

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    1. Ja, :-) Penne und Muscheln. Selbst mich als Nicht-Meeresgetier-Esser schüttelt es da. Aber da widerspricht eher mein ästhetisches Empfinden. Diese kleinen Venusmuscheln können sich doch nur elegant an einen Spaghetto schmiegen. :-)
      Auch wenn es nur 7 Tage sind - genieße das Meer und die schöne Toskana! :-)
      Saluti
      Ariane

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    2. Wunderschöne Forumulierung und zudem höchst appetitlich die Vorstellung, wie sich die Venusmuschel an einen Spaghetto schmiegt - auf so etwas kannst auch nur Du kommen... Saluti von der anderen Seite, Elvira

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  4. Spaghettini und Capellini zählen auch zu meinen Lieblingspastasorten. Und dieser Teller mit den roten Tropea Zwiebeln schaut köstlich aus - wer braucht da noch Fleisch.

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    1. Also, ich nicht! ! Und genau das dachte ich gestern auch. Vegetarisches Essen kann so aromatisch sein! :-)
      Saluti
      Ariane

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  5. Oh liebe Ariane, bei mir gab schon das Lesen deines Rezept-Titels den sofortigen Reflex einen Pasta-Teig in Angriff zu nehmen. Zwar hab ich keine Tropea zur Hand, aber ein paar schöne Frühlingszwiebeln passen sicherlich auch. Und wilder Fenchel wird durch... vielleicht Thymian? ersetzt. leider sind alle mitgebrachten Samen niemals aufgegangen. Und überhaupt wartet ein Sepia im Kühlschrank auf meine Zuwendung. Ach, immer diese Entscheidungen.....

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    1. Demnächst mache ich sicher auch mal wieder die Pasta selbst. Aber auch die gekauften Spaghettini versprechen immer höchsten Genuss. Thymian passt wunderbar zu allerlei Zwiebelgewächs, nur Sepia wird meine Küche wohl nie sehen ;-). Frühlingszwiebel mag ich überhaupt sehr - wenn ich sie denn hier auch mit dem frischen Grün bekomme (warum schneidet man das hier nur so gerne ab?).
      Saluti
      Ariane

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  6. Wir sind beide keine Zwiebel-Fans, aber die Pasta sieht so verlockend aus... und dann gab es am Wochenende auf dem Markt auch noch Tropea-Zwiebeln. Mit etwas Glück gibt es die die nächste Woche wieder, das wäre dann ein Zeichen mich zur Tat zu schreiten.

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    1. Ich glaube, diese Zwiebel kann auch Zwiebelhasser bekehren. Wenn es die auf dem Markt gibt, kaufe ich nie andere. :-)
      Saluti
      Ariane

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  7. Tropea-Zwiebel! Ich beneide dich. Die bekommt man in Wien leider nur sehr selten und dann zu Apothekerpreisen. Aber sie schmecken so fein!

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    1. Aber es lässt doch hoffen, dass sie außerhalb Italiens mittlerweile auch bekannt sind. Als ich vor zwanzig Jahren noch in Deutschland lebte, hatte ich noch nie von diesen Zwiebeln gehört. Ich bin sicher, die erobern in Zukunft auch das nördliche Europa. :-)
      Saluti
      Ariane

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  8. Da wir beide Zwiebeln innigst lieben und manchmal halt auch fleischlos sein muss, kommt dieses Rezept sicher schon recht bald auf unseren Tisch! Gott sei Dank gibt's bei der Beschaffung der Zutaten keine Probleme... Es grüßt Dich ganz herzlich Elvira aus den zurzeit verregneten Marken

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    1. Dann werdet Ihr diese Version lieben!!! Gehört jetzt schon zu meinen Lieblingspastagerichten. So schnell zubereitet - und so gut!! :-)
      Saluti
      Ariane

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  9. Die Anekdote mit deiner Freundin ist ja putzig.... Deine Spaghettini würde ich sehr gerne probieren, da ich diese spezielle Zwiebelsorte noch nie gegessen habe.

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    1. Sicher schmeckt das auch mit anderen roten Zwiebeln, obwohl die Tropea-Zwiebel schon etwas ganz besonderes ist! Und meine Freundin hat sich gerne wieder an den Abend erinnert....:-)
      Saluti
      Ariane

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  10. Ab heute gehören Ihre Spaghettini mit roten Zwiebeln zu meinen Lieblingspastagerichten. Genial einfach und köstlich, sogar ohne Tropea-Zwiebel hat das Gericht alle meine geschmacklichen Erwartungen übertroffen. Das hat mich an Sommerurlaub in Tropea erinnert.....
    Grazie mille
    Viktoria

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    1. Vielen Dank, liebe Viktoria, für den netten Kommentar! Es ist immer schön zu lesen, wenn ich auch kulinarische Erinnerungen wecken kann. Die Kombination der Zutaten bei diesem Gericht hat auch mich auf Anhieb überzeugt: einfach, aber auch einfach köstlich!
      Saluti
      Ariane

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