Montag, 10. Dezember 2012

Nicht nur für die Silvesternacht: Minestra di lenticchie di Castelluccio



Zu einer typisch italienischen Silvesterfeier gehören drei Dinge: Rote Dessous, eine Partie "Tombola" und ein Teller Linseneintopf mit deftiger Wursteinlage.
Gleich vorneweg, bevor die Fantasie mit einigen durchgeht: Nein, ich trage keine roten Dessous! Auch wenn die Schaufenster der Dessousläden - selbst bei der italienischen Luxusmarke "La Perla" in der Via Condotti - nur noch Rot sehen. (Im Winter empfiehlt sich in römischen Wohnungen sowieso eher Skiunterwäsche, wenn auch nicht gerade unter dem "kleinen Schwarzen" in der Silvesternacht.)
Bei Einladungen am Silvesterabend muss man auch da durch: Eine Partie Tombola - eine Art Bingo - winkt jedem Gast nach der Silvesterknallerei. Als Preise gibt es meist gekaufte Süßigkeiten, die die Gäste oder auch der Gastgeber spendiert haben. Auch in der Zeit zwischen den Jahren lädt man gerne zu einem Spieleabend ein. Ich spiele zwar wahnsinnig gerne, nur Tombola gehört nun wirklich nicht zu meinen Favoriten.
Und dann ist da natürlich die berühmte Linsensuppe in der Silvesternacht, die ein ganzes Jahr lang Glück bescheren soll. Vergleichbar ist diese Tradition mit dem in einigen Regionen Deutschlands zelebrierten Sauerkrautessen am Neujahrstag, das ja angeblich bewirkt, dass niemals Ebbe im Portemonnaie herrscht.




Eintöpfe esse ich im Winter sehr gerne. Sie sind ohne großen Aufwand herzustellen - auch auf Vorrat - und wärmen von innen (zusätzlich zur - äußerlich angewendeten - Skiunterwäsche). Ich brauche als Einlage aber nicht unbedingt die üppigen Wurstspezialitäten, die man gerne in die Linsen-Suppe gibt. Neben den Bergen von Panettone-Schachteln finden sich zur Zeit in den Läden nämlich auch Packungen mit eingeschweißtem und vorgekochtem Cotechino oder auch Zampone. Cotechino, Wurstspezialität aus der Emilia-Romagna, wird aus fettem Schweinefleisch hergestellt, je nach Region gewürzt mit Pfeffer, Nelken, Zimt oder sogar Vanille, und er ist auch Bestandteil eines Bollito Misto. So auch der sogenannte Zampone (ital. für große Tatze/Fuß), bei dem die Wurstmasse, die auch Teile der Haxen enthält, in einen Schweinefuß gefüllt wird.
Bei mir gibt es den Linseneintopf  in der kalten Jahreszeit gerne mit einer Pastaeinlage, für die sich die kleinen Ditalini oder auch etwas größeren Ditaloni hervorragend eignen. Das Wort stammt von "Ditale" ab, das Fingerhut (il dito = der Finger) bedeutet, mit dem man seinen Finger beim Nähen schützt.
Zu den besten und bekanntesten italienischen Linsensorten gehören die sogenannten "Lenticchie di Castelluccio" aus dem umbrischen Städtchen Castelluccio di Norcia. Norcia ist darüber hinaus auch für seinen Wurstwaren berühmt. Diese Linsen tragen die von der Europäischen Union verliehene Bezeichnung IGP (Indicazione geografica protetta), die die Herkunft eines (Agrar-) Produkts oder eines Lebensmittels aus einer bestimmten Region und die daraus resultierende Qualität garantiert.

Zutaten (für 6 Personen)


  • 250 g Linsen
  • 3 Stangen Staudensellerie
  • 1 Karotte
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Zwiebel
  • 100 g Pancetta affumicata
  • 1 Lorbeerblatt
  • Als Kräuter: Rosmarinzweig und/oder 2 Salbeiblätter
  • 1 Dose Pelati (geschälte Tomaten, 400 g; fakultativ)
  • Olivenöl extra vergine, wenn möglich aus Umbrien*
  • etwas Gemüsebrühe
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer, wer mag auch eine Prise Peperoncino
  • 100 g kurze Pasta (z.B. Ditaloni rigati)
  • Fakultativ: "Carpaccio" von schwarzem Sommertrüffel, Aceto Balsamico


Diese Linsen müssen vorher nicht eingeweicht werden, es genügt, sie kurz abzubrausen.
Die Linsen mit der geschälten Knoblauchzehen und einer in grobe Stücke geschnittenen Selleriestange in einen Topf geben, mit einem Liter kaltem Wasser auffüllen und zum Kochen bringen. Zugedeckt die Linsen zwanzig Minuten köcheln lassen.
Die Pancetta von Schwarte und Knorpelstückchen befreien und in feine Würfelchen schneiden. Das Gemüse putzen, Zwiebeln, die Karotte und die verbleibenden Selleriestangen ebenfalls würfeln.


Olivenöl in einem Topf erhitzen und die Pancettawürfel darin etwas ausbraten, dann das gewürfelte Gemüse hinzufügen und ebenfalls leicht anrösten. Das Lorbeerblatt, einen Rosmarinzweig sowie 2 Salbeiblätter in den Topf geben. Nun noch die geschälten Tomaten  hinzufügen und ein paar Minuten köcheln lassen (einige Rezepte lassen die Pelati weg, vor allem, wenn die Linsen als Begleitung für den Cotecchino gedacht sind).
Wenn die Linsen zwanzig Minuten geköchelt haben, die Selleriestücke und die Knoblauchzehe entfernen und die Linsen mit ihrem Wasser zu dem mit den Pelati geschmorten Gemüse in den Topf geben. Alles zusammen zugedeckt weitere zwanzig Minuten schwach kochen lassen. Dann erst mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ist der Eintopf zu dick, kann man diesen mit etwas Gemüsebrühe verlängern. Den Rosmarin sowie das Lorbeerblatt entfernen.
Die Pasta separat "al dente" kochen und dann in den Eintopf geben. Auf die Teller verteilen und ein paar Tropfen Olivenöl darüberträufeln. Wenn man die Linsen mit Cotecchino oder Zampone serviert, fällt die Pastaeinlage weg.
Wer mag, kann die Linsen zum Schluss auch noch mit etwas Aceto Balsamico di Modena abschmecken - zwar nicht original, aber dieser Balsamessig harmoniert perfekt mit dem Eintopf.
Sehr gut schmecken auch ein paar hauchdünne Scheibchen von schwarzem Sommertrüffel über den Linsen.




* Olivenöl-Tipp:
Mein bevorzugtes Öl, das ich stets im Winter nach der Pressung im November kaufe, kommt aus dem umbrischen Städtchen Trevi. Dieses Olivenöl wird in einem "a sgocciolamento" genannten Verfahren gewonnen. Dabei tauchen tauchen lange Zinken in die Behälter mit der Öl-Wasser-Emulsion, das Öl bleibt an diesen hängen und wird in einen anderen Behälter abgestreift.
Wer mit dem Auto nach Umbrien reist, sollte hier unbedingt einen kleinen Einkaufsstopp einlegen. Das Öl kann man auch per Internet bestellen:

Olio Trevi
Il Frantoio

Via Fosso Rio - Loc. Torre Matigge
06039 Trevi (Perugia)
Telefon: 0039 0742 391631
Fax: 0039 0742 392441

Link zur Homepage

♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

4 Kommentare:

  1. Mmmh. ich glaube, das mach ich bald mal, momentan könnt ich mich eh nur von Suppen ernähren :)

    Ob man den Staudensellerie weg lassen oder ersetzen kann? den mag ich nicht so ;-)

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  2. Hallo Britta,
    klar, den kannst Du auch weglassen. Mit den Karotten und den Zwiebeln wird der Eintopf auch schon würzig. Ich gebe immer gerne noch etwas Chili dazu.
    Übrigens schmecken auch Frankfurter oder Wiener Würstchen gut den den Linsen.
    Saluti
    Ariane

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  3. Fast das Rezept der Linsensuppe die ich morgen mache. Allerdings nehme ich durchwachsenen Speck und später schmecke ich die Suppe noch mit Harissa ab, gibt dem ganzen einen orientalischen Touch und wir mögen es.

    Aber wieder mal. tolles rezept und tolle Fotos.

    @britta den Sellerie schmeckt man sicher nicht mehr heraus, denn auch mein Göga mag keinen Sellerie, abber immer wenn er sehr klein geschnitten gekocht wurde, merkt er es nicht.

    Liebe Grüße Ariane

    lg grimmel

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    1. Hallo grimmel,

      ja so ein Linsensüppchen ist doch herrlich in der kalten Jahreszeit. Ich gebe gerne auch noch etwas Schärfe daran, auch wenn man das in Italien ja - abgesehen vielleicht in der kalabresischen Küche - überhaupt nicht mag. Ich umso mehr :-)!

      Saluti
      Ariane

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