Sonntag, 27. Januar 2013

Neulich, bei der Maharani...



...gab es dieses Curry sicher nicht!
Dieses Gericht hat mit indischer Küche so wenig gemeinsam wie in Knoblauch und Origano erstickte Pasta-Sughi mit der italienischen. Das Rezept habe ich konsequenterweise auch nicht mit dem Label "indische Küche" versehen. Wer authentische indische Gerichte sucht, der findet viele wunderbare Rezepte in dem sehr lesenswerten Blog von Tina: Foodina!
Alle Kenner der indischen Küche also bitte wegschauen! Aber, auch wenn es nicht authentisch ist - ich liebe das folgende Gericht! Ja, ich würde sogar behaupten, dass ich es sogar zu meinem Leibspeisen zähle. Dieses  pseudo-indische Geschnetzelte mit dem vielversprechenden Namen "Maharani-Curry" fand vor vielen Jahren Eingang in den Rezepte-Pool meiner Mutter, und ich entdeckte gleichzeitig, dass sich echter indischer Madras-Curry wirklich nicht mit den gelben undefinierbaren Curry-Gewürzmischungen deutscher Hersteller, die in den siebziger Jahren in homöopathischen Dosen manchen Gerichten zaghaft beigegeben wurden, vergleichen lässt.




Lange bevor Gewürzpapst Alfred Schuhbeck die deutschen Innenstädte mit seinen Kronleuchter-bewaffneten Gewürzesalons überrannte, gab es in Frankfurt schon einen winzigen Laden, der sich auf Gewürze und Teesorten aus aller Welt spezialisiert hatte: Das Tee- und Gewürzhaus Schnorr.
Ich liebte es ganz besonders, wenn mich meine Mutter in der Adventszeit mit in das Geschäft schleppte, um dort die Zutaten für ihre Weihnachtsbäckerei zusammenzustellen. Dort gab es die weihnachtlichen Gewürze, die Mandeln und die Marzipanrohmasse, aus denen sie dann die berühmten Frankfurter Bethmännchen oder die Meraner Nüsse und ich die Marzipankartoffeln rollte. Die Rezepte zu all den Leckereien lagen in einer kleinen ockergelben, hauseigenen Broschüre an der Kasse aus, die man seinen Kunden beim Bezahlen mit in die Tüte steckte - nicht ohne Hintergedanken natürlich, denn bei der Lektüre der zum Teil pseudo-exotischen Gerichte stieß man dann auf das ein oder andere Gewürz, das zu jener Zeit ausschließlich bei Schnorr zu finden war, und so kam der Kunde wenig später wieder zurück.

Jedenfalls fand ich mich zu jener Zeit, sobald ich die Schwelle zu dem winzigen Laden übertrat, in einer fernen und exotischen Welt wieder. Die Luft war getränkt von dem Zusammenspiel mir unbekannter Gewürze und parfümierter Tees. Zwischen Kimonos aus Japan, zartem Porzellan aus China und feingeschnitzten asiatischen Möbelstücken - etwas Kitsch war durchaus auch dabei - wähnte ich mich nicht mehr in einer deutschen, und in den siebziger und achtziger Jahren noch dazu sehr tristen Großstadt wie Frankfurt. Ein Besuch dieses Ladens kam für mich immer einem kleinen Abenteuer gleich; vielleicht ahnte ich dort schon unbewusst etwas von den sinnlichen Wonnen des Kochens und Backens mit all ihren betörenden Aromen!
Schräg gegenüber von Schnorr hat sich jetzt seit einiger Zeit auch ein pompöses Schubeck'sches Gewürzegeschäft breitgemacht. Ich will diesen Laden auch gar nicht schlechtreden, aber ich hoffe doch, dass sich das Frankfurter Traditionsgeschäft gegenüber dem Gewürzriesen auch weiterhin behaupten wird!

In einem jener erwähnten gelben Rezeptheftchen fand mein Mutter dann folgendes Currygericht, und zum ersten Mal zog ein original indisches Currypulver - verpackt in einer hübschen Metalldose - in unsere Küche ein. Auch ich koche heute manchmal Gerichte aus dem asiatischen Raum - und gehe mittlerweile doch etwas raffinierter an die Sache heran, als es dieses Rezept hier vorgibt. Ich "röste" Curry leicht an, ich verwende frischen Ingwer oder koche Hühnerfleisch in Kokosmilch und "parfümiere" mit Zitronengras. Natürlich setzen mir die eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten in Italien oft Grenzen.
Auch das Gewürzhaus Schnorr wird seinen Kunden heute sicher authentischere Rezepte mit auf den Weg geben. Trotzdem - wer es dennoch wagen will und meine ersten Gehversuche Richtung Asien nachvollziehen möchte, hier also das legendäre "Maharani-Curry":

Zutaten (für 4 Personen)

  • 700 g Kalbschnitzel-Fleisch (aus der Nuss)
  • 2 kleine Schalotten
  • Öl oder Butterschmalz zum Anbraten
  • 200 g Champignons
  • 1 El Butter
  • 80 g Rosinen
  • 2 El brauner Rum
  • 2-3 El Madras-Curry
  • 600 ml Kalbsfond oder ersatzweise Fleischbrühe
  • 1 Eigelb
  • 50 ml süße Sahne
  • 2 Bananen
  • Butter und Mandelblättchen

Ein paar Stunden vor dem Anbraten des Fleischs die Rosinen in dem Rum einweichen.
Das Kalbfleisch (ich kaufe es zu dünnen Schnitzeln geschnitten) fein schnetzeln, die Schalotten in feine Würfel schneiden.
Öl oder Butterschmalz erhitzen und das Fleisch sowie die Zwiebelwürfel anbraten (das Fleisch eventuell portionsweise). Mit dem Fond oder der Brühe ablöschen und zugedeckt ungefähr eine halbe Stunde köcheln lassen.
In der Zwischenzeit die Champignons feinblättrig schneiden und in der Butter anbraten.
Nach der angegebenen Zeit etwas von dem Kochfond abschöpfen und mit dem Currypulver verrühren. Dieses mit den Champignons und den Rumrosinen (mit dem Rum) zum Fleisch geben und weitere fünfzehn Minuten köcheln lassen.
Zum Schluss die Sahne mit dem Eigelb verrühren und die Sauce damit binden; möglichst nicht mehr kochen lassen.
Dazu passen Basmati-Reis sowie in Butter angebratene und in Mandelblättchen gewälzte Bananenscheiben.


Gewürz- und Teehaus Schnorr
Neue Kräme 28
60311 Frankfurt
Mo-Sa: 10 bis 18 Uhr
+49 (0)69 284717
Homepage: Schnorr


Kochrezepte Basar -teilen,inspirieren,stöbern,entdecken- immer Freitag bis Sonntag - tobias kocht!


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

8 Kommentare:

  1. Das hast Du zaubernd geschrieben Ariane. Solche indischen Gerichte kochte ich auch in den 1970er Jahren ;-) Für den Fall, daß Du ihn nicht kennen solltest, zu Deiner Geschichte passt der wunderschöne Film von Tassos Boulmetis,Zimt und Koriander ..

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, liebe Margit! Nein, den Film kenne ich noch nicht, aber ich werde die Augen offen halten!
      Saluti
      Ariane

      Löschen
  2. Ja, schön zu lesen! In Regensburg war ich auch in einem neuen Gewürz-Tempel besagten Star-Kochs. Werde kein Fan davon werden - es hat alles so künstlich gewirkt!
    Und dein Curry, ob echt indisch oder nicht, hört sich sehr lecker an!!!
    LG Doris

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sicher kennt jeder von uns solche persönlichen Lieblings-Gerichte, die man einfach mag, ob sie nun jetzt perfekt, authentisch, "vorzeigbar" ;-)) oder was auch immer sind...
      Und Du hast recht, liebe Doris: So schön jene Gewürztempel auch gestaltet sein mögen - und auch ich lasse mich von so etwas zu einem Besuch verführen -, es fehlt der Charme. Aber natürlich hängt das bei mir auch mit der persönlichen Geschichte und den Erinnerungen zusammen.
      Saluti
      Ariane

      Löschen
  3. Hauptsache es schmeckt, oder?

    lg grimmel

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Ariane,

    ich gehe in diesem Laden auch heute noch gern einkaufen. Und die Einkaufsliste meiner Mutter und mir ist kurz vor Weihnachten immer noch die Gleiche wie die Eure.
    Liebe Grüße aus dem verregneten Frankfurt
    Sibylle

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie schön, liebe Sibylle! Da wünsche ich Dir, dass Du diese Einkäufe weiterhin mit allen Sinnen genießt! :-)
      Saluti
      Ariane

      Löschen

Danke für Deinen Besuch!
Über liebe Worte freue ich mich, aber auch über konstruktive Kritik. Anonyme oder beleidigende Kommentare sowie Werbelinks werden entfernt.