Mittwoch, 24. Juli 2013

Reissalat - eine Annäherung



Mindestens genauso schlimm wie in Mayonnaise ertränkte Nudelsalate mit Fleischwursteinlage sind für mich fad abgeschmeckte Reissalate. Ein Erbschen hier, ein Gurkenstückchen dort, noch ein paar Schinkenwürfel dazu, zur Dekoration ein Petersiliensträußchen - und fertig ist einer der Klassiker bundesdeutscher Siebziger-Jahre-Kochkultur. Glücklicherweise landete so etwas in meiner Familie nie auf dem Party-Buffet.
In Italien sieht es allerdings bis zum heutigen Tag nicht besser aus. Hier gibt es fertige Mischungen aus Oliven, Gurken und Paprika im Glas - säuerlich eingelegt -, die man einfach in den gekochten Reis kippt.
Che orrore! Das wird hier nur noch vom sogenannten Insalata Russa übertroffen, bei dem man gekochte, kleingewürfelte Kartoffeln sowie Erbsen und Karotten aus dem Glas unter Bergen von Mayonnaise begräbt. Darüber kommt dann meist noch eine Mayo-Dekoration aus dem Spritzbeutel, die sich nach einiger Zeit so herrlich glasig-gelb verfärbt. Buon appetito! 
Was bin ich böse, aber das muss an der Hitze liegen...
Es mussten noch viele Jahre vergehen, bis ich mich heute zum ersten Mal an einen Reissalat wagte.
Zu diesem heißen Klima passen Salate ja bestens, auch wenn ich wochenlang nicht nur von Salat leben wollte. Überall ist ja in diesen Tagen zu lesen, dass der Herd ausgeschaltet bleibt, weil es auch in Nord- und Mitteleuropa gerade ziemlich sommerlich ist.
Nun halten solche Hitzeperioden bei uns im Süden ja wochenlang an, und allzu lange möchte ich auch nicht auf warme Speisen verzichten. Ganz im Gegenteil: Gerade vor zwei Tagen bekam ich einen richtigen Heißhunger auf ein scharfes, heißes Hühnercurry!
Heute aber nun gab es einen hitzetauglichen Salat - nicht als Beilage, sondern als Hauptgericht.
Protagonist ist der schwarze und aromatisch-nussige Riso Venere - Venusreis. Das klingt doch schon einmal vielversprechend - und das Ganze in italienisch umso schöner:

Insalata di Riso Venere con melone, prosciutto e gnocchetti di caprino







Zutaten

Salat

  • 200 g Riso Venere
  • 1 halbe Melone (z.B. Cantaloupe)
  • 200 g gekochter Schinken (in Scheiben)
  • 1 Peperoni
  • 1-2 Frühlingszwiebel
  • ein paar Blättchen Rauke
  • 3 El Aceto Balsamico
  • 1 El Saba (Mosto Cotto)
  • 1 Tl Dijon-Senf
  • 4 El Olivenöl extra vergine
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Den Reis in reichlich kochendem Salzwasser ungefähr 40 Minuten kochen, danach abgießen und kalt abschrecken.
Eine Vinaigrette rühren aus dem Aceto Balsamico, der Saba, dem Senf, Salz, Pfeffer und dem Olivenöl; dabei erst zum Schluss das Olivenöl unterrühren.
Das Melonenfleisch mit einem Kugelausstecher aus der Melonenhälfte holen. Den Schinken in kleine Quadrate schneiden. Die Peperoni entkernen und fein würfeln. Die Frühlingszwiebel in Ringe schneiden. Rauke waschen und trockenschleudern.
Reis mit allen Zutaten und der Vinaigrette vermischen.
Anstelle von Mozzarella oder Feta im Salat gibt es dazu:




Ziegenfrischkäse-Nocken

  • 250 g Ziegenfrischkäse
  • 1 El Butter
  • 1 Schalotte
  • ein paar Zweiglein Zitronenthymian
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Die Schalotte sehr fein würfeln und in der Butter sanft weichdünsten. Die Blättchen von den Thymianzweigen zupfen und untermischen, dann die Schalotten etwas abkühlen lassen.
Den Ziegenfrischkäse mit den gedünsteten Schalotten vermengen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Crème für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank stellen. Vor dem Servieren Nocken abstechen.


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

8 Kommentare:

  1. Das ist ja einmal ein Reissalat der sich sehen lassen kann. Sieht richtig lecker aus.
    Frau A. vom Bodensee

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    1. Danke :-)!
      Wobei ja schon dieser schwarze Reis allein ein Hingucker ist. Noch schöner natürlich ganz pur als Beilage.
      Ich bisschen stören mich nur die sich etwas beißenden Farben von Schinken und Melone.
      Saluti
      Ariane

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  2. Das sieht sehr lecker aus - beides :)

    Reissalat gibt es bei uns auch öfters. Am liebsten mögen wir ihn mit gegrilltem Gemüse, wie Pilzen, Zucchini & Aubergine dazu Tomaten.

    Ansonsten gibt es ihn aber auch mal mit Erbsen (TK), Mais, Tomaten, Lauchzwiebeln & Thunfisch. Dazu ein Dressing mit Sojasosse.

    Deine Variante werde ich die nächsten Tage auch mal nachmachen, wir haben mal wieder Salatwoche :D

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    1. Mit gegrilltem Gemüse - warum bin ich nicht darauf gekommen? Das klingt richtig gut!
      Danke für diese Idee! :-)
      Saluti
      Ariane

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  3. Echt, sowas gibt es in Italien?? Puh, das könnte ich auch nicht essen... mal abgesehen davon, dass ich Mayo hasse wie die Pest ;-)


    Lieber diesen hier :-)

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    1. Oh ja! Hier gibt es einige kulinarische "Ausrutscher".
      Man muss nur mal "Condiriso" googeln, dann erscheinen die Gläser des Grauens.
      Und dieser russische Salat, dabei verwendet man in Italien selten Mayonnaise, ist zumindest für mich ungenießbar. Den gibt es auch schon fertig in den Lebensmittelabteilungen an der Wursttheke zu kaufen.

      So kann er aussehen:
      https://www.google.it/search?q=Insalata+russa&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=w-rwUd_VJofR7Aaw-IGoBA&ved=0CAkQ_AUoAQ&biw=1024&bih=653

      Dabei habe ich eigentlich nichts gegen eine gute Mayonnaise, vor allem, wenn sie selbstgemacht ist.
      Saluti
      Ariane

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  4. Boar, ich hasse Mayosalate und trockene Reissalate!!! Neulich habe ich doch auch meinen ersten Reissalat gemacht und er war ganz lecker:) Allerdings hab ich ihn noch relativ warm gegessen, so dass ich mir ein Reisgericht einbilden konnte:)

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    1. Mayo und Reis, das geht für mich auch überhaupt nicht! Wobei ich nichts gegen Mayonnaise habe, besonders nicht, wenn selbstgemacht.
      Der hier war auch mit der leichten Vinaigrette schön saftig. Und dazu gab es ja auch die Nocken...
      Saluti
      Ariane

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