Montag, 24. Februar 2014

Ganz schön aufgeblasen: Chiacchiere



Chiacchiere - Schwätzchen - heißt das in Italien um diese Jahreszeit so beliebte Gebäck. Angeblich geht diese Bezeichnung auf das "Aufplustern" des Gebäcks im heißen Frittieröl zurück: Die Teigstreifen gehen immer mehr auf, schlagen eine Blase nach der anderen, wie bei einem Schwätzchen ein Wort das andere gibt, so dass schließlich auch eine unbedeutende Bemerkung zu einem Gerücht ausarten kann. In Norditalien spricht man daher auch von Bugie (Lügen) und in Rom von Frappe - kurz: es gibt unzählige regionale Bezeichnungen für diese italienische Karnevalsnascherei.
Da in den vergangenen Wochen immer mal wieder der Suchbegriff bei mir im Blog auftauchte - wir sind ja in der Karnevalszeit -, komme ich um ein Rezept bei mir im Blog nicht herum. Im Original wird übrigens Strutto - also Schmalz - für das Gebäck verwendet; es fällt ja auch unter die Kategorie Schmalzgebäck. Ich dagegen bevorzuge die "Butter-Variante":




Zutaten


  • 300 g Mehl
  • 2 g Bikarbonat
  • 20 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Ei
  • Abrieb einer halben unbehandelten Zitrone
  • 60 g Butter
  • 60 ml Milch
  • 1 L hoch erhitzbares Pflanzenöl (z.B. Erdnussöl)
  • Puderzucker


Die weiche Butter leicht in einem Topf erhitzen, ohne sie vollkommen zu verflüssigen. Die Milch dazugiessen, Topf vom Herd nehmen und die Butter in der Milch durch die Restwärme auflösen.
Das Mehl auf eine Arbeitsfläche sieben, Zucker, Salz und Bikarbonat untermischen. In das Mehl eine Mulde drücken. Das Ei mit dem Zitronenabrieb verschlagen und mit der Milch-Butter-Mischung in die Mulde gießen.
Nun den Teig wie in meiner Anleitung für Pastateig verarbeiten und dann in Folie gewickelt eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.




Mit Hilfe einer Nudelmaschine den Pastateig dünn ausrollen; auch hier wie bei der Pasta vorgehen. Allerdings ist der Teig etwas weicher und brüchiger als Pastateig, so dass man sehr vorsichtig arbeiten muss. Zwischendurch die Teigplatten immer mal wieder leicht mit Mehl bestäuben, damit sie leichter durch die Walze zu drehen sind.
Mit einem Teigrädchen Streifen von ungefähr 5 cm x 12 cm aus den Teigplatten schneiden. In der Mitte der Streifen ebenfalls mit dem Teigrädchen einen kleinen Einschnitt vornehmen.
Das Öl in einem breiten Topf erhitzen und die Streifen portionsweise ausbacken. Dann auf einen mit Küchenpapier ausgelegten Teller legen. Die Chiacchiere etwas erkalten lassen und mit Puderzucker bestäuben.




Weiteres italienisches Karnevalsgebäck gibt es hier im Blog (beim Anklicken des Foto wird man zum Rezept weitergeleitet):


Fritole


Ravioli dolci


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane



Dienstag, 18. Februar 2014

Südamerika trifft auf den Libanon: Quinoa-Taboulé



Bei der bloßen Erwähnung von Quinoa überschlagen sich die Superlative: Reich an Mineralien, Quelle für Magnesium, Eisen , Riboflavin (Vitamin B 12) und Lysin, das sogar vor Krebs schützen soll, glutenfrei, sättigend (wichtig bei Diäten!), Anbau auf den unwirtlichsten Äckern möglich und und und...
Meist gipfeln die Lobpreisungen dieser zur Familie der Fuchsschwanzgewächse gehörenden Pflanze, die in den Andenregionen ihren Ursprung hat,  in der gewagten These, der Anbau von Quinoa könne den Hunger in der Welt besiegen. Vielleicht ist das nur eine schöne Utopie, trotzdem erklärte die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, die FAO, die ihren Sitz in Rom hat, 2013 zum "Jahr des Quinoa".




Schon in den neunziger Jahren habe ich ab und an Gerichte mit Quinoa zubereitet. Eine aus Peru stammende Bekannte erklärte mir damals, dass sie Quinoa aus ihrer Kindheit und Jugend in ihrer Heimat kenne. Man aß dort jeden Tag zum Frühstück einen aus Quinoa gekochten Brei.
Quinoa kann man wie Reis in Wasser kochen und als Beilage zu vielen Gerichten servieren. Leider erschien mir das seinerzeit ein wenig langweilig, und die Körner dieser wertvollen Pflanzen landeten bald wieder in der kulinarischen Versenkung. Bis ich dann eines Tages ein Rezept entdeckte...




Zutaten (für 6 Personen)


  • 250 g Quinoa
  • 10 Radieschen
  • 1 rote Zwiebel
  • 200 g Feta
  • 1 handvoll Minzblätter
  • 1 unbehandelte Zitrone
  • 200 g Saubohnen (Tiefkühlprodukt)
  • 3-4 El Olivenöl extra vergine
  • 1/2 Tl Piment d'Espelette
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer


Quinoa in kochendes, gesalzenes Wasser geben und 12 - 15 Minuten kochen. Danach abgießen und erkalten lassen.
Die gefrorenen Saubohnen in kochendes Salzwasser geben, warten, bis es wieder zu kochen beginnt und die Bohnen nach sechs Minuten abgießen und kalt abschrecken. Die Saubohnen aus ihren Häutchen drücken.
Radieschen und Zwiebel in feine Ringe schneiden, die Minzblätter hacken.
Mit einem Zestenreißer die Zitrone abschälen, dann den Saft auspressen.


Meine diesjährige Ernte: 1 (in Worten: eine) Zitrone

Den Feta in Würfelchen schneiden.
Alle Zutaten einschließlich der Zitronenzesten miteinander vermischen, Zitronensaft und Olivenöl dazugießen und mit Salz, Pfeffer und Piment d'Espelette abschmecken.




Quelle: Frei nach einem Rezept aus "D" , Wochenendbeilage der "La Repubblica", 08. Februar 2014



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 16. Februar 2014

Statt Schwarzwälder-Kirsch: Amarena-Cupcakes



Nein, ich habe den Valentinstag nicht vergessen! Aber auf ausdrücklichen Wunsch meines Mannes gab es die süße Überraschung erst am Wochenende. Da haben wir beide mehr davon, und mit einem schönen Kuchen lässt sich die gute alte Tradition des Sonntagsnachmittags-Kaffees wieder etwas beleben. Damit verhält es sich doch genauso wie mit dem Sonntagsbraten: Anstatt jeden Tag irgendein Stück Fleisch in die Pfanne zu werfen, bevorzuge ich dagegen einmal in der Woche ein schönes, langsam geschmortes Stück Fleisch von bester Qualität - mit Zeit und Muße zubereitet. Da bietet sich seit jeher das Wochenende an.
Gibt es eigentlich den Lieblingskuchen, den Einzigen, den Wahren? Mein Mann könnte da gleich eine ganze Liste runterrattern. Dabei fällt immer mal wieder das Stichwort Schwarzwälder Kirsch! Und ich Rabenfrau habe ihm noch nie eine Schwarzwälder Kirschtorte gebacken! Also bin ich losgesaust, um Sauerkirschen im Glas zu kaufen. Fehleinzeige, die gibt's hier nicht! Und ich habe nicht einmal vorgesorgt, wie das die treusorgende Ehefrau tun sollte, und eingemachte Sauerkirschen aus Deutschland mitgebracht. Rabenfrau, ich sag's ja!


Immerhin hatte ich den passenden Schnaps im Haus: Schwarzwälder Kirschwasser. Das gab schon etwas Sicherheit und wies zumindest die Richtung, auch wenn ich eventuell nur meine selbstgekochte Kirschmarmelade zu einem irgendwie an Schwarzwälder Kirschtorte erinnerndes Backwerk beisteuern könnte. Die Erleuchtung kam in Form der wunderbar mandelduftenden Amarena-Kirschen, die mich wieder daran erinnerten, wo ich lebe. Sahne? Natürlich, aber mit Mascarpone gemischt! Aber irgendwie hat sich auch das Kirschwasser wie von selbst in die Törtchen verirrt...



Zutaten (für 12 Cupcakes)


  • 150 g dunkle Schokolade
  • 125 g Butter + Butter für das Muffinblech
  • 3 Eier
  • 200 g Zucker
  • 1 P. Vanillinzucker
  • 1 Prise Salz
  • 200 g Mehl
  • 1 Tl Backpulver
  • 25 ml Schwarzwälder Kirschwasser (gerne auch mehr...)

  • 25 g dunkle Schokolade
  • etwas neutrales Pflanzenöl

  • 250 ml süße Sahne
  • 250 g Mascarpone
  • 50 g selbstgemachter Vanillezucker
  • 200 g Amarena-Kirschen


Den Backofen auf 175 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen und die Mulden des Muffinblechs leicht mit Butter ausfetten.
Die Schokolade fein hacken und zusammen mit der Butter im Wasserbad schmelzen.
Die Eier mit einer Prise Salz, dem  Zucker und dem Vanillinzucker hellschaumig aufschlagen. Dann die geschmolzene Butter-Schokoladen-Mischung unter Rühren dazugießen. Das mit dem Backpulver vermischte und gesiebte Mehl unterrühren.
Den Teig in den Mulden verteilen und das Blech für 20 bis 25 Minuten in den Ofen schieben.
Danach aus dem Ofen nehmen, die Muffins etwas auskühlen lassen, mehrmals die Oberfläche mit einem Holzstäbchen einstechen und mit Kirschwasser beträufeln (wenn Kinder mitessen, natürlich den Schnaps weglassen!).
Für die Schokodeko die Schokolade im Wasserbad schmelzen, auf eine leicht geölte Platte gießen und dünn verstreichen. Kalt stellen, danach mit dem Zestenreißer kleine Schokoflöckchen herauskratzen.
Die Sahne steifschlagen und den Mascarpone mit dem Vanillinzucker verrühren. Sahne unter den Mascarpone heben und die Crème in einen Spritzbeutel füllen.



Die Schokomuffins einmal quer durchschneiden und etwas Crème auf dem Anschnitt verteilen, Mit einigen Kirschen belegen, dabei darauf achten, nicht zuviel von dem Sirup zu verwenden. Die obere Hälfte wieder aufsetzen,  mit Mascarponecrème verzieren und jedes Törtchen mit einer Kirsche und ein paar Schokoflöckchen dekorieren.



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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Donnerstag, 13. Februar 2014

Zweckentfremdet: Frizzagna di Reggio Emilia



Vor einigen Tagen suchte ein Leser beharrlich nach Arme-Leute-Essen auf meinem Blog. Ich denke, da ist er bei mir an der richtigen Stelle, poste ich doch viele Rezepte, die ganz in der Tradition einer eher bäuerlichen und einfachen Cucina povera stehen.
Ganz in der Tradition der bäuerlichern Küche der Emilia Romagna steht auch folgendes Rezept, das ich hier vorstellen möchte: die Frizzagna.
Eigentlich handelt es sich hier um eine Beilage, die man zu Fleisch servieren kann. Ich denke aber, dass die Frizzagna in früheren Zeiten auch schon mal nur mit etwas Brot als einzige Mahlzeit auf den Tisch kam. Sie mit Pasta zu servieren, ist eine kleine Freiheit, die ich mir herausnehme. Da stört mich auch die Kartoffel im Sugo nicht, kennt man die Kombination von Pasta und Kartoffeln ja in der ligurischen Küche  bei dem Traditionsgericht Trofie (oder Trenette) al pesto, bei dem neben Kartoffeln ja auch noch grüne Bohnen auf den Teller geschmuggelt werden.




Ein bisschen Rückendeckung für das Wagnis, Frizzagna mit Pasta zu servieren, habe ich in einer Sonderausabe des "Cucchiaio d'argento" zur Regionalküche, Band 1, Norditalien, Editoriale Domus S.p.A., 2012 gefunden.
So ärmlich ist diese Frizzagna, dass nicht einmal Olivenöl zur Verwendung kommt. Nun ist die Emilia Romagna ja auch keine Olivenöl-Gegend. Traditionell wird hier mit Butter gekocht.
Auch die Zubereitung ist mehr als einfach: alle Zutaten werden - bis auf die Tomaten - , nachdem sie geputzt und zerkleinert worden sind, zusammen in einen möglichst irdenen Topf geworfen.
Dazu habe ich Pasta gemacht - natürlich Pasta all'uovo, wir sind ja heute in der Emilia Romagna zu Gast. Angeblich kommt von dort auch die Pastasorte Farfalla, die auf deutsch "Schmetterling" bedeutet. Andere Quellen ordnen sie dagegen eher der Region Ligurien zu.





Zutaten (für 3-4 Personen)

Farfalle


  • 150 g Mehl
  • 50 g Hartweizengrieß (Semola di grano duro rimacinata)
  • 2 Eier
  • 1 Prise Salz
  • wenige Tröpfchen Olivenöl extra vergine


Die Pasta nach meinem Grundrezept zubereiten, in dem auch die Herstellung der Farfalle erklärt wird.



Frizzagna

100 g Pancetta (in dünnen Scheiben)
1 rote Paprikaschote
1 Kartoffel
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
4 Tomaten
Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Die Pancetta zunächst längs in Streifen, dann diese in kleine Würfel schneiden. Kartoffeln schälen und in kleine Würfel, die Zwiebel schälen, halbieren und in Scheiben schneiden. Knoblauch fein hacken, Paprika vierteln, entkernen, von den weißen Trennhäuten befreien und in kleine Würfel schneiden.



Alle Zutaten in einen Topf geben, salzen, pfeffern und zugedeckt eine halbe Stunde schmoren lassen. Ab und an umrühren.
In der Zwischenzeit die Tomaten einritzen, mit kochendem Wasser übergießen, nach drei Minuten kalt abschrecken, häuten und in Würfel schneidern.
Nach dreißig Minuten die Tomatenwürfel in den Topf geben und alles weitere 20-30 Minuten schmoren lassen.
Die Frizzagna mit den al dente gekochten Farfalle vermengen.


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Montag, 10. Februar 2014

Das Original aus Neapel: La Parmigiana di Melanzane



Bei jedem Rezept, das ich auf meinem Blog präsentiere, stellt sich mir schon während der Erstellung eines Posts auch die Frage der Ästhetik. Ist ein Gericht auch optisch ansprechend? Mir gelingen nur ganz selten Bilder, die mir auch gefallen, aber darum geht es heute nicht. Die Frage ist eher, inwieweit bin ich bereit, Authentizität der Optik zu opfern?
Das nachfolgende Gericht bietet ein gutes Beispiel. Es geht um einen Klassiker der neapolitanischen Küche, die Parmigiana di Melanzane. Ein bescheidenes Gericht, das in tausend Variationen durch Kochbücher, Zeitschriften und auch Blogs geistert - und dabei oft auch phantastisch aussieht. Bei mir klappt das gerade bei Aufläufen generell nicht.Vielleicht bin ich aber auch schlicht unfähig, aus manchen Vorlagen noch etwas herauszuholen. Meine Rettung im aktuellen Fall: Das Rezept ist authentisch - behaupte ich mal... Ich habe schon sehr hübsche Versionen von mit Tomaten und Mozzarella geschichteten Auberginen gesehen, die dann irgendwie als "originale" Parmigiana "verkauft" wurden.
Nun habe ich Parmigiana oft genug in Restaurants bestellt, weil ich diesen Auberginenauflauf einfach mag, aber nie war ich schon vom reinen Anblick hingerissen. Was hat man da vor sich? Eine zusammengebackenes Etwas von undefinierbarer Farbe, ein wenig rot, ein wenig dunkellila, ein wenig weiß-gelb-braun, dazwischen vielleicht ein Fitzelchen Grün. Da war der erste Bissen entscheidend, ob das Gericht gelungen war.
Und was mache ich? Meine erste Parmigiana - ich rede von meiner ersten Parmigiana für den Blog - habe ich in Filoteig verpackt!
Das war ein nettes Experiment, eine ganz witzige Idee, hübsch anzusehen - und hat es hat darüber hinaus auch gut geschmeckt. Aber: es war nicht authentisch! Hatte ich aber an dieser Stelle auch nicht behauptet!
Authentizität: das ist für mich und für mein Blog, das ja oft Spezialitäten der italienischen Regionalküche in den Mittelpunkt rückt, nun einmal die Regel Nummer Eins!
Das strebe ich zumindest an, wenn ich über die italienische Küche schreibe. Ob mir das immer gelingt, das mögen andere beurteilen. Nur: schön sieht das Ergebnis bei mir leider nicht immer aus. Und die kleine Basilikum-Deko, die ich meiner Parmigiana gegönnt habe, reißt es leider auch nicht mehr raus.
Deswegen ist dieser Beitrag  mal wieder perfekt für Heikes Dauerevent "Ugly Food" auf ihrem Blog Kochzeilen!





Die originale Parmigiana ist trotz ihrer Bezeichnung als typisch neapolitanisches Gericht in Italien und der ganzen Welt bekannt und hat nur wenig mit dem geschätzten Käse aus der Emilia Romagna - dem Parmigiano Reggiano - zu tun, auch wenn er zu den Zutaten dieses Auberginenauflaufs gehört. Dennoch gibt es die Redewendung "cucinare alla maniera di Parmigiani" (Kochen nach Art der Bewohner Parmas), womit man das Schichten von Gemüse in einem Gericht bezeichnet. Deswegen redet man in der Emilia Romagna auch von der "Melanzane alla Parmigiana". In Süditalien dagegen heißt es "Parmigiana di Melanzane", und schon sind wir mitten in Sizilien. Dort geht das Wort "Parmigiana" angeblich auf die Bezeichnung "Parmiciana" zurück. Im sizilianischen Sprachraum nennt man so die Anordnung der Holzlamellen von Fensterläden. Darauf muss man erstmal kommen, dass es dafür sogar einen Ausdruck gibt! Wie diese Lamellen werden auch die Scheiben der Auberginen in dem Auflauf übereinander gestapelt.
Sizilien beansprucht auch, wahrer Ursprungsort dieses Auflaufs zu sein, da auf dieser Insel die typisch langen Auberginen wachsen, die sogenannten "Petroniane", die man nach Ansicht der Sizilianer bei der Zubereitung verwenden sollte. Anders als in Neapel kommen aber in Sizilien andere Käsesorten wie Pecorino und Caciocavallo zum Einsatz.
Die Ursprünge dieser Spezialität liegen weiterhin im Dunklen. Angeblich waren es die Araber, die im späten Mittelalter als erste Auberginen nach Südtitalien eingeführt hatten. Geschätzt wurde dieses Gemüse dann aber noch lange nicht, hielt man es sogar wegen seines leicht bitteren Geschmacks für giftig. So wurden lange Zeit Zucchini oder auch Pastinaken zu einem Auflauf geschichtet, der der heutigen Version ähnelt.
Die erste "offizielle" Erwähnung einer Parmigiana erscheint erst in dem 1837 in Neapel publizierten Kochbuch "Cucina teorico-pratica"des Kochs und Literaten Ippolito Cavalcanti.
Und dann gibt es noch diese Sache mit dem Ei! Ja, in eine originale Version gehören Eier - entweder gekocht oder in der Panade. In Apulien schichtet man Scheiben von gekochten Eiern zwischen die einzelnen Lagen, ebenso in Kalabrien, wo man den Auflauf zusätzlich noch mit Salami oder Mortadella anreichert.
Ob mit oder ohne Wurst: die Parmigiana bleibt eine üppige Angelegenheit und alles andere als Diätkost.
Aber vielleicht schmeckt sie genau deswegen auch so gut!




Zutaten (für 4 Personen)


  • 1 Aubergine, ca. 500 g
  • 600 g Polpa di pomodoro (stückige Tomaten)
  • 1 Knoblauchzehe
  • 250 g Mozzarella (Typ: "Fior di latte", aus Kuhmilch - zu dessen Verwendung, siehe Kommentare)
  • 25 g Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
  • Basilikumblättchen
  • 2 Eier
  • Mehl
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • 1 Prise Salz
  • Olivenöl extra vergine
  • hoch erhitzbares, neutrales Pflanzenöl (z.B. Erdnussöl)


Die Aubergine längs in Scheiben schneiden, und diese, mit grobem Salz bestreut, eine halbe Stunde ruhen lassen. Das zieht angeblich die Bitterstoffe aus dem Gemüse. Dann abspülen und trockentupfen.
In der Zwischenzeit den Sugo herstellen: In einem Topf Olivenöl mit der ganzen geschälten Knoblauchzehe erhitzen, die Polpa (in den Sommermonaten kann man natürlich frische Tomaten verwenden) sowie ein paar Basilikumblättchen dazugeben und mit Salz, Pfeffer und etwas Zucker abschmecken. Eine halbe Stunde köcheln lassen, dann die Knoblauchzehe entfernen.
Die Mozzarella in Scheiben schneiden.
Die Auberginenscheiben erst in verschlagenem Ei und dann in Mehl wälzen. Portionsweise in Öl ausbacken, dann die Scheiben auf Küchenpapier legen.
Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Etwas Sugo in einer Auflaufform verteilen und darauf eine Schicht Auberginen geben. Etwas Mozzarella darauf verteilen, dann wieder etwas Sugo darauf geben und mit weiteren Auberginenscheiben belegen. Auf diese Weise fortfahren, bis alle Zutaten aufgebraucht sind. Zum Abschluss den Parmesan über den Auflauf streuen.
Den Auflauf für 25 Minuten in den Ofen schieben, bis sich eine leicht braune Kruste gebildet hat.



Wenn es ganz schnell und etwas "leichter" zugehen soll, hier noch meine - nicht authentische - Version:

Die Auberginen unpaniert portionsweise in Öl ausbacken und auf Küchenpapier legen. Die Polpa in einer Schüssel mit Salz, Pfeffer und gehackter Knoblauchzehe verrühren.
Wie oben beschrieben den Auflauf schichten, dabei zwischen die einzelnen Schichten noch ein paar Basilikumblättchen legen. Zudem gebe ich auf jede Lage neben der Mozzarella zusätzlich noch etwas frisch geriebenen Parmigiano. Das ganze kommt dann für ungefähr 40 Minuten in den vorgeheizten Ofen, wobei ich den Auflauf in den ersten 20 Minuten mit Alufolie abdecke.


Die Parmigiana kalt, höchstens lauwarm servieren. Sie kommt niemals heiß auf den Tisch!
Eine Parmigiana kann man als Antipasto oder als Contorno (Beilage) in ein typisch süditalienisches Menü einbauen.


Ugly Food

♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Samstag, 8. Februar 2014

Für alles gibt es ein erstes Mal: Cake Pops



"Jetzt backt auch sie Cake Pops!" werden einige vielleicht denken. Auf meinem Blog sucht und findet man ja eher deftige und vor allem italienische Kost. Ab und an lasse ich mich aber hinreißen und fabriziere schon mal Kuchen, Minigugls oder Cupcakes. Wenn man ein absolutes Süßmäulchen an seiner Seite hat, für das kein Tag ohne die berühmte Nuss-Nougat-Crème aus dem piemontesischen Alba beginnen darf, muss es regelmäßig solche süßen Intermezzi geben. Ich dagegen bevorzuge ein anderes Produkt aus Alba und Umgebung: den Tuber magnatum Pico, die weiße Alba-Trüffel. Da ist die Saison aber auch schon wieder vorbei.
Wie Schokoladentrüffelchen sehen auch meine ersten Cake Pops aus, wenn man sich den Stiel und die Verzierung wegdenkt.



Schon seit längeren hatte es mich einfach gereizt, diese mundgerechten Kuchenkügelchen auch einmal herzustellen - spätestens nachdem ich die Schritt-für-Schritt-Erklärung bei Irene vom Widmat-Blog gelesen hatte. An ihr Rezept für den Grundteig habe ich mich auch weitgehend gehalten.
Nur fehlte mir der richtige Anlass zum Nachmachen, denn rund drei Dutzend Cake Pops backt man ja nicht mal so schnell für den Samstagnachtmittags-Kaffee. Die "Rettung" kam in Form einer Einladung von guten Freunden, einem italienisch-amerikanischen Paar; da passt ja auch ganz gut eine Spezialität aus dem angelsächsischen Bereich als kleines kulinarisches Mitbringsel. Angeblich wurden diese aufgespießten Kuchenstücke in London erfunden.



Lange Zeit war ich zudem auf der Suche nach Lolli-Stielen. Der Hype um die Motivtorten (keine Angst, die wird es bei mir mangels künstlerischem Talent wohl niemals geben!) ist zwar auch in Italien angekommen, aber in den einschlägigen Geschäften gibt es einfach keine Lolli-Stiele zu kaufen - und ich habe mir danach wirklich die Füsse wundgelaufen. Bei meinem letzten kurzen Deutschlandbesuch im vergangenen Dezember wanderten dann gleich drei Päckchen mit den Lolli-Sticks in den Koffer. Darüber hinaus schmuggelte ich auch ein Cake-Pop-Halter nach Italien, auf dem aber nur vierzehn Cake Pops Platz finden. Grüne Steckschwämme aus dem Blumenladen - mit Geschenk-Papier oder Alufolie umkleidet - eignen sich aber auch als Basis.




Zutaten (für ungefähr 28 Cake Pops)


  • 150 g Mehl
  • 1/2 El Backpulver
  • 125 g weiche Butter + Butter für die Form
  • 120 g Zucker
  • 1 P. Vanillinzucker
  • Abrieb einer Zitrone oder einer Orange
  • 2 Eier
  • 250 g Frischkäse
  • Schokolade oder Kuvertüre (mindestens 300 g)
  • bunte Streusel, Zuckerherzchen, Glitzerpuder, Blüten aus essbarem Papier ...
  • Lolli-Sticks
  • grüner Steckschwamm, Alufolie, Bänder zum Verzieren


Die Zubereitung ist einfach, braucht aber ihre Zeit, schon allein wegen der Kühlphasen.
Der Kuchen sollte bereits am Vortag gebacken werden.






Eine Springform mit Backpapier auslegen und die Ränder leicht mit Butter bestreichen.
Den Backofen (Umluft) auf 170 Grad vorheizen.
Die weiche Butter mit dem Zucker und dem Vanillinzucker mit dem elektrischen Handmixer zu einer glatten Masse verrühren. Die Eier einzeln dazugeben und ebenfalls gut unterrühren.
Das mit dem Backpulver vermischte und gesiebte Mehl sowie den Zitronenabrieb unter die Butter-Ei-Zucker-Masse rühren, den Teig in die Springform füllen und im vorgeheizten Ofen ungefähr 20 - 25 Minuten backen.
Danach aus dem Ofen nehmen, nach ein paar Minuten den Kuchen aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter vollständig auskühlen lassen.
Den Kuchen mit den Händen oder in der Küchenmaschine (Blender/Mixer) fein zerbröseln und die Brösel mit dem Frischkäse gut verkneten.
Aus dieser Masse gleichmässig kleine Kugeln formen. Das geht gut mit einem Eisportionierer, wenn der nicht zu groß ist. Ich habe hierfür einen Kaffeemesslöffel genommen, damit alle Kugeln gleich groß werden.
Die Kugeln auf einen Teller setzen und für eine halbe Stunde in den Kühlschrank stellen.



Etwas Kuvertüre oder Schokolade im Wasserbad erhitzen (ich habe für diesen Zwischenschritt weiße Schokolade genommen), jeweils einen Stiel ca. 1 cm weit in die geschmolzene Schokolade tauchen und diesen in eine Kugel stecken. Die Kugeln nochmals für mindestes 15 Minuten kaltstellen (im Kühlschrank, auch wenn es schnell gehen soll, zu keiner Zeit in das Gefrierfach!).
Schokolade oder Kuvertüre im Wasserbad erhitzen und die Kugeln mit Hilfe eines Silikonpinsels mit der geschmolzenen Schokolade überziehen. Bevor man eine zweite Kugel glasiert, die erste nach dem Bestreichen mit der Schokolade sofort auch mit den diversen Kügelchen, Herzchen etc. verzieren, da der Guss auf den kalten Kugeln ziemlich schnell antrocknet. Die Kugeln zum Trocknen auf den vorbereiteten Schwamm stecken.





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Samstag, 1. Februar 2014

Leise rieseln die Kräuter: Tagliatelle alle erbe aromatiche con ragù bianco



Es muss nicht immer Ragù alla Bolognese sein!
Beim Ragù bianco wird vor allem sogenanntes  "weißes" Fleisch wie Kalb, aber auch Huhn, Kaninchen oder Schweinefleisch verwendet. "Weiß" ist dieses Ragù aber auch, weil hier auf die allgegenwärtigen Tomaten verzichtet wird.
Da hier die Regeln nicht so streng sind wie beim Ragù aus Bologna - mit Schmunzeln hatte ich ja die "Gesetze" geschildert -, darf hier großzügig auch mit Kräutern hantiert werden. Sogar Knoblauch ist erlaubt.
Ich setze noch eines drauf und sprenkele die Pasta mit feingehackten "Erbe aromatiche".
Aromatischer kann ein Pastagericht kaum sein!




Zutaten (für 4 Personen, als "Primo Piatto" berechnet)

Pastateig


  • 150 Mehl
  • 50 g Hartweizengrieß + Grieß zum Verarbeiten (semola di grano duro rimacinata)
  • 2 Eier
  • 1 Prise Salz
  • ein paar Tropfen Olivenöl extra vergine
  • 2 Salbeiblätter
  • einige Rosmarinnadeln
  • ein paar Zweiglein Thymian
  • ein paar Blättchen glatter Petersilie
  • kurz: ein El fein gehackte Kräuter


Die Kräuter fein hacken - das funktioniert bestens mit einem Stabmixer oder in der Kräutermühle.
Aus den Zutaten nach meinem Grundrezept die Tagliatelle herstellen, dabei die Kräuter unter die Pasta kneten.




Ragù


  • 400 g Hackfleisch, halb Kalb, halb Rind
  • 1 Salsiccia, ca. 100 g
  • 30 g getrocknete Steinpilze
  • 1 Schalotte
  • 1 Karotte
  • 1 Stück Stangensellerie, ca. 60 g
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 Salbeiblätter
  • ein paar Rosmarinnadeln
  • 1 Lorbeerblatt
  • 100 ml trockener Weißwein
  • 150 ml Kalbsfond
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • Olivenöl extra vergine
  • Parmigiano Reggiano


Die Steinpilze mit kochendem Wasser übergießen und eine halbe Stunde einweichen. Dann aus dem Wasser nehmen und fein hacken.
Die Schalotte und die Knoblauchzehe fein hacken, die Karotte und den Stangensellerie in erbsengroße Würfelchen schneiden.
Die Haut von der Salsiccia entfernen und das Brät grob zerkleinern. Die Rosmarinnadeln fein hacken, Salbeiblätter fein zerrupfen.
In einer Pfanne die Schalottenwürfel, Knoblauch, das zerkleinerte Gemüse und die Kräuter (bis auf das Lorbeerblatt) in Olivenöl anschwitzen. Die Mischung aus Zwiebeln, Karotten und Sellerie bezeichnet man in Italien als sogenanntes "Soffritto".




Nun die grob zerkleinerte Salsiccia und das Hackfleisch hinzufügen und krümelig braten. Salzen und pfeffern.
Mit dem Weißwein ablöschen, diesen etwas einkochen lassen, den Fond angießen, Lorbeerblatt und die grob zerkleinerten Pilze hinzufügen und das Ragù zugedeckt bei milder Hitze ungefähr eine Stunde köcheln lassen.
Die Pasta al dente kochen und in der Pfanne mit dem Ragù vermischen.
Frisch geriebenen Parmigiano dazu reichen.




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Un abbraccio
Ariane