Montag, 24. März 2014

Märchenhafte Löffelgeschichte(n): Grießflammeri



Warm, weich, tröstend - das alles kann Grießbrei sein.
Brei - Urnahrung, jene, die auf die Muttermilch folgt und die vielleicht auch eines Tages wieder die einzige Nahrung sein wird, wenn sich ein Leben dem Ende zuneigt. Lange Zeit war Brei in Europa auch das Hauptnahrungsmittel der ärmlichen Bevölkerung, die sich vor allem kein Fleisch leisten konnte.
Manchmal brauche ich das noch heute: meinen Löffel genießerisch in ein Schälchen mit warmem Grießbrei tauchen. Es gibt Tage, gerade im Winter, da verlangt es mich einfach danach, dann gehe ich in die Küche, stelle Milch auf den Herd und hole den Grieß aus dem Küchenschrank. Auf Neudeutsch heißt so ein "Snack" heute Comfort Food!
Wie herrlich die Zeiten, wo ein Teller mit Grießbrei genügte, um alle Sorgen zu vertreiben!



Grießbrei war in meiner Kindheit oft Zwischenmahlzeit. Im Gegensatz zu mir war meine Mutter allem Süßen sehr zugetan, und ab und an bereitete sie für uns am Nachmittag Grießbrei zu: mit Ei, das Eiweiß schnell mit der Gabel in einem Suppenteller zu Schnee geschlagen und dann unter den Brei gehoben, in den sie schon das Eigelb eingerührt hatte. Alles war rasch zubereitet - vielleicht nicht einmal besonders sorgfältig, ich liebte die noch verbliebenen kleinen Grießklümpchen - und vor allem mit einem großen Klacks Butter auf meiner Portion angereichert, der dann langsam einen kleinen See auf dem heißen, süßen Brei bildete. Ich war ein blasses Kind, kein "guter Esser", und besonders meine Oma war immer sehr besorgt, weil ich ihrer Ansicht nach auch viel zu dünn war!



Sicher habe ich als Kleinkind oft meinen Brei mit diesem seltsam gebogenen Löffel gegessen. Ich hatte bei Tisch ein silbernes Kinderbesteck mit Märchenmotiven, das später dann durch ein weiteres Besteck ergänzt wurde, bei dem es schon ein winziges Messerchen gab.




Bei meinem abgebildeten Besteck wurde das Messer dagegen noch durch ein sogenanntes "Schieberchen" ersetzt.





Heute aber geht es um den Löffel!

Es gibt einen aktuellen Blogevent, der mich gleich begeistert hat. Petra von "Obers trifft Sahne" fragt zusammen mit Zorra vom "Kochtopf"nach unseren Löffelgeschichten, nach Lieblingslöffeln und Lieblingslöffelessen.

Brei und Löffel - das gehört zusammen. Der Löffel ist ältestes, ursprünglichstes Bestandteil eines Bestecks. Und Brei ist wiederum im Märchen ein immer wiederkehrendes Motiv, womit sich hier der Kreis um meine persönliche kleine Löffelgeschichte schließt.




Zwar verwende ich meinen Kinderlöffel längst nicht mehr, aber ab und an hole ich ihn hervor und versuche mir vorzustellen, wie ich ihn in meinen kleinen Patschehändchen hielt, von Märchen träumte und meinen Brei löffelte. Und so bleibt er wohl auch für immer mein Lieblingslöffel!
Auch der Grießbrei ist erwachsen geworden. In meiner heutigen, sogar desserttauglichen Version (im Italienischen spricht man bei dieser Art von Desserts auch von einem Dolce al cucchiaio - einem Löffeldessert) macht er sicher so manchen Gast glücklich und zufrieden wie ein kleines Kind.





Grießflammeri mit Mandelkrokant

Zutaten (für 4 Personen)


  • 25 g gehackte Mandeln
  • 350 ml Milch
  • 1 Prise Salz
  • 60 g Zucker
  • 70 g Weichweizengrieß
  • ein paar Safranfäden
  • 2 Eigelb
  • 250 g süße Sahne


Die gehackten Mandeln in einer beschichteten Pfanne ohne Fett anrösten, dann die Mandeln abkühlen lassen.
Milch mit einer Prise Salz und einem El Zucker zum Kochen bringen und dann unter Rühren den Grieß einstreuen, die Safranfäden hinzugeben und  ungefähr zwei Minuten ebenfalls unter ständigem Rühren köcheln lassen.
Die Eigelbe mit dem restlichen Zucker hellschaumig aufschlagen und portionsweise unter den Grießbrei rühren. Die gerösteten gehackten Mandeln unterrühren.
Die Sahne steif schlagen, und wenn der Grießbrei fester zu werden beginnt, die Sahne unterheben.
Den Brei in eine Schüssel füllen oder auf Dessertschälchen verteilen und mindestens zwei Stunden kaltstellen.



  • 3 El Mandelblättchen
  • 2 El Zucker
  • neutrales Pflanzenöl
  • Amaretto-Likör


In einer beschichteten Pfanne Mandelblättchen und Zucker karamellisieren und sofort dünn auf einer mit Öl bestrichenen Alufolie verstreichen. Abkühlen lassen und dann in Stücke brechen.
Den Grießflammeri mit dem Mandelkrokant belegen und mit etwas Amaretto-Likör beträufeln.



Rezeptquellen: Frei nach Rezepten aus Brigitte Viva, Heft 20/2003 und Brigitte Extra, Heft 19/1996



Blog-Event XCVII - Lieblingslöffelessen (Einsendeschluss 15. April 2014)



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

17 Kommentare:

  1. Liebe Ariane, wundervolle Kindheitserinnerungen und ein einfach zauberhaftes Kinderbesteck. Sehr schön, dass Du es noch in Deinem Besitz hast. Und erst der Brei....*mmmm*

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    1. Freut mich sehr, wenn Dir mein Beitrag zu Deinem wunderbaren Event gefällt! Nie könnte ich mich von diesem Besteck trennen, und wie schön, dass ich mich, angeregt durch den Event, mit vielen Erinnerungen beschäftigen durfte! Der Grießbrei, hier in seiner kalten Version, schmeckt einfach wunderbar, auch gerade durch den Kontrast zwischen weich und knusprig. :-)
      Saluti
      Ariane

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    2. Hallo Ariane, wie wunderschön du wieder einmal geschrieben hast! Ich musste gleich an den großen Esstisch meiner Oma denken, wie hab ich das genossen da zu sitzen, ob mit der kompletten Familie, oder ganz allein mit meiner Oma, ach wie war das schön! :)
      LG aus Bayern
      Tanja

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    3. Liebe Tanja, es ist doch schön, wenn ab und an so positive Erinnerungen hochkommen!
      "Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können", das sagte schon Jean Paul.
      Saluti
      Ariane

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  2. Liebe Ariane, wie toll und was für wunderschöne Fotos - ein echter Post mit ganz viel Herz :) liebe Grüße, Kessy

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  3. Vor Kurzem habe ich in einer Sendung des BR von einem Sammler von Küchenutensilien gehört, dass
    es mit dem "gebogenen" Löffelchen Folgendes auf sich hat:
    Auf diese Weise sollten Linkshänder - Kinder zum Essen mit der rechten Hand gezwungen worden sein.
    Diesen wäre es nicht möglich gewesen mit der linken Hand den Löffel mit der Speise zum Mund zu führen,
    da er so in die abgewandte Richtung zeigt.

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    1. Stimmt, mit links wäre es unmöglich, damit etwas zu essen.
      Ich kannte bislang nur die Version, dass es einem kleinen Kind das Essen erleichtern sollte. Ich selbst war übrigens von Anfang an Rechtshänderin.
      Diese Information finde ich sehr interessant, vielen Dank! :-)
      Saluti
      Ariane

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  4. Mir müßtest du das als Grießpudding verkaufen- Brei ist nicht meine Welt und wars noch nie. Dieses Flammeri würde ich sehr genießen.... auch mit meinen ganz ordinären Löffeln.

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    1. Es gibt da auch eine Version als stürzbarer Pudding. Das wäre sicher etwas für Dich. :-) Da ist die Zusammensetzung etwas anders, und auch das Eiweiß kommt geschlagen unter die Grießmasse.
      Ich mag beides :-)
      Saluti
      Ariane

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  5. Das Dessert sieht köstlich aus, und karamellisierte Mandeln (geröstete Mandeln - meine Achillesferse.. ;)). Ich liebe Griesbrei, gerade vorgestern hatten wir welchen. Allerdings in der supersimplen Variante, die nur mit Milch gekocht wird. Aber immerhin - die darauf schmelzende Butter (und meine Begeisterung für Griesklümpchen) ist gleich. ;)
    Liebe Grüße

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    1. Bei mir gibt es den als "Seelenfutter" auch immer in der einfachen Version, nur mit Milch und etwas selbstgemachtem Vanillezucker gekocht. Darauf allerdings keine Butter mehr :-), sondern einen Klecks Preiselbeeren - mhmmmm...:-)
      Dann magst Du also auch diese Grießklümpchen ;-)
      Saluti
      Ariane

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  6. Was für eine schöne Geschichte, danke fürs Erinnern - weniger an Griesbrei als an das Kinderbesteck mit dem Schieberchen. Ich muss mich unbedingt mal auf die Suche begeben, wo meines abgeblieben ist... in unserem Haushalt ist es nicht und meine Mutter kann ich leider nicht mehr fragen.

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    1. Dann hoffe ich mal, dass Du Deine Besteck wieder findest! Ich weiß ja, Du bist auch mehr für Salziges, so wie ich, aber Grießbrei muss einfach manchmal sein ;-)
      Saluti
      Ariane

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  7. Griesbrei ist wahres Seelenfutter, ab und zu mache ich auch einen, ohne Ei aber mit Vanille. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein Kinderbesteck hatte. Meine Kinder hatten keines. Ich wollte, dass sie mit normalen Besteck essen. Dafür habe ich sie aber um so schöne Kindheitserinnerungen gebracht......

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    1. Oh ja, Seelenfutter! Dann machst Du ihn so, wie ich ihn mir ab und an zubereite. Heute wäre wieder so ein Nachmittag, seit zwei Tagen ist es nasskalt...
      Aber ich bin mal ganz standhaft!
      Saluti
      Ariane

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  8. Das skurrile Besteck erinnert ja schon beinahe an medizinische Instrumente.

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