Mittwoch, 31. Dezember 2014

Ein frohes neues Jahr - Buon Anno!



Mit meinen "italienischen" Schneemännern wünschen ich allen meinen Leserinnen und Lesern  ein großartiges, glückliches und vor allem gesundes neues Jahr!

Für die Pupazzi di neve braucht man:

Büffelmozzarella
Karottennasen
Augen aus Pfefferkörnern
Knöpfe aus Salzkapern
Schal aus Südtiroler Speck
Hütchen aus Tomaten
Ärmchen aus Rosmarin
und Wirbelsäule aus Zahnstocher





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 28. Dezember 2014

Und "zwischen den Jahren" leichte Kost: Rotkrautsalat mit Orangen und Bresaola-Röllchen



Nach der ganzen Weihnachtsschlemmerei inklusive Plätzchen ist nun ein wenig Fasten vonnöten, bevor Silvester kalorienmäßig wieder zuschlägt; gestern haben wir prophylaktisch schon einmal Raclette besorgt, was mit einer nervenaufreibenden Einkaufstour - halb Rom war in den großen Einkaufszentren am Stadtrand unterwegs - verbunden war.
Wenn man bei dem Fastenvorhaben noch die sich im Kühlschrank angesammelten Reste verwerten kann, umso besser! Bei mir war es ein ein halber Rotkohl, der im Gemüsefach einem ungewissen Schicksal entgegensah. Zunächst wollte ich auch diese zweite Hälfte noch einmal für jenes wunderbare Rezept verwenden, das uns schon am ersten Weihnachtsfeiertag begeistert hatte. Dafür wurde der gehobelte Rotkohl in Portwein mit vielen Gewürzen eingelegt und im Kühlschrank zwei Tage lang  mariniert. Als Ergebnis hatten wir das beste Rotkraut auf den Tellern, das ich je zubereitet hatte. Dazu gab es Sauerbraten und Spätzle - ein einfaches, aber wunderbares Feiertagsessen!
Nun war aber Leichtes gefragt, und so entschied ich mich, die verbliebene Rotkohlhälfte zu einem leichten, aber doch raffinierten Salat zu verarbeiten.



Zutaten

1/2 Rotkohl (ca. 500 g)
3 El Aceto Balsamico (und etwas Aceto Balsamico Tradizionale di Modena zum Beträufeln)
3 El Walnussöl
1 El Olivenöl
1 El Johannisbeergelee
2 unbehandelte Orangen
Salz, frisch gemahlener Pfeffer

100 g Bresaola
100 Robiola (ital. Frischkäse)
50 g Walnusskerne

Den Rotkohl vom Strunk befreien, säubern und in feine Streifen hobeln. Diese in kochendem Salzwasser ca. 1 Minute blanchieren, abgießen und kalt abbrausen. Gut abtropfen lassen.
Aus dem Balsamessig, den Ölen, Salz und Pfeffer eine Vinaigrette zubereiten und einen El Johannisbeergelee unterrühren.
Die Schale einer Orangen mit dem Zestenreißer in feine Streifen schneiden. Die Orangen schälen und filettieren, dabei den Saft auffangen. Walnüsse grob zerkleinern.
Rotkraut mit der Vinaigrette mischen, die Orangenfilets (einige zum Dekorieren zurückbehalten), den Saft, die Hälfte der Walnüsse und die Zesten untermengen.



Jeweils eine Bresaolascheibe mit etwas Robiola bestreichen, eine zweite Scheibe darauflegen, ebenfalls mit etwas Frischkäse bestreichen und aufrollen. Die Röllchen im Ganzen oder in Scheiben geschnitten auf den Salat legen. Nach Belieben mit Aceto Balsamico Tradizionale di Modena beträufeln und mit den restlichen gehackten Walnüssen bestreuen.




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Frohe Weihnachten - Merry Christmas - Buon Natale - Feliz Navidad - Joyeux Noël!




Allen meinen Leserinnen und Lesern 
wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest!

♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 21. Dezember 2014

Bunt und fröhlich, ganz wie neapolitanische Weihnachten: Struffoli



In Neapel gehören Struffoli zu einem traditionellen Weihnachtsfest wie die berühmten Krippen, auch wenn die honigtriefenden, frittierten Kügelchen mit ihren bunten Zuckerstreuseln eigentlich eher an Karnevalsgebäck denken lassen
Schade, dass diese so fröhlich aussehenden Struffoli sehr viel weniger bekannt sind als nord- und mittelitalienisches Weihnachtsgebäck: Panettone und auch Panforte haben längst ihren kulinarischen Siegeszug rund um die Welt angetreten und teilen sich brav den Plätzchenteller mit Lebkuchen und Co..
Man sagt, diese Süßigkeit sei griechischen Ursprungs, denn in dem Wort Struffoli stecke das griechische Strongoulos, was "kleine Kugel" bedeutet. Abwegig ist diese These nicht, denn Neapel - Neapolis (Neustadt) - war eine Gründung griechischer Siedler und daher ein Teil der antiken "Magna Grecia". In Honig getauchtes Gebäck ist noch heute in der griechischen Küche allgegenwärtig.
Etymologie ist eine interessante Wissenschaft, und so besagt eine andere These, der Name dieses Gebäcks leite sich von dem Verb "strofinare" ab, das die typische Bewegung bezeichne, mit der man die kleinen Rollen forme, bevor man sie dann in Stücke teile. Wiederum andere Experten lesen darin - im übertragenen Sinne - das "Streicheln" des Gaumens durch das wunderbare Aroma dieser Leckerei.


Auch wenn in ganz Süditalien ähnliches Gebäck verbreitet ist, mit jeweils unterschiedlichen Bezeichnungen - so nennt man sie in Palermo "Strufoli" oder in Kalabrien "Turdiddi oder "Cicirata" -, ist die neapolitanische Version die bekannteste.
Im 18. Jahrhundert waren es Nonnen aus neapolitanischen Klöstern, die das Rezept verfeinerten: mit geriebener Zitronenschale, Limoncello oder Anislikör und kandierten Früchten. Erst später kamen die Zuckerperlchen, die "Diavulilli", hinzu.
Es macht nicht wenig Arbeit, die Kügelchen zu formen, und so wundert es nicht, dass man sie zur Zeit fertig in Tüten zu kaufen bekommt, ganz zu schweigen von den schon glasierten Struffoli in den Auslagen der Bäckereien.
Ich muss gestehen, ich habe sie noch niemals vorher gekostet, und meine ersten selbstgemachten Struffoli sind auch meine allerersten probierten. Daher habe ich keinen Vergleich. Aber meine italienischen Gäste am 4. Advent waren begeistert!
Was will man mehr!




Zutaten

400 g Mehl
40 g Zucker
1 Prise Salz
60 g Butter
3 Eier + 1 Eigelb
Abrieb einer unbehandelten Orange
15 g Limoncello (ich habe meinen selbstgemachten genommen,
 Rezept folgt, wenn ich wieder ansetze,
 ersatzweise Rum oder Anislikör)
Erdnussöl

Butter zerlassen und abkühlen lassen. Mehl in eine Schüssel sieben, in dieses eine Mulde drücken und alle Zutaten hineingeben. Einen geschmeidigen Teig kneten, auf die Arbeitsfläche legen, mit einem sauberen Küchenhandtuch abdecken und 30 Minuten ruhen lassen.
Nach dieser Zeit den Teig portionsweise mit den Händen in grissini-dünne Stangen rollen, kleine Stücke abschneiden und zu Kugeln formen. Die einzelnen Kügelchen sollten die Größe von Kichererbsen haben.
Das Öl erhitzen und die Kügelchen goldgelb (sie sollen nicht braun werden!) frittieren. Mit einer Schaumkelle herausheben und auf mit Küchenpapier ausgelegten Tellern verteilen und vollständig erkalten lassen; gerne auch über Nacht.





400 g Blütenhonig
50 g Orangeat
50 g Zitronat
50 g bunte Zuckerstreusel und Silberperlen

Den Honig in einer Pfanne erhitzen und verflüssigen. Die Struffoli sowie die kandierten Früchte und die Hälfte der Zuckerstreusel unter den Honig rühren.
Die Struffoli auf einer Platte zu einem Berg formen; dabei mit angefeuchteten Händen arbeiten.
Mit den restlichen Zuckerstreuseln bestreuen.







Ihr Lieben
 Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest 
und einen guten Rutsch in ein 
glückliches und gesundes Neues Jahr!



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane


Freitag, 19. Dezember 2014

Mit der "Winterblume": Crespelle al radicchio e pere



Birnen! Da müssen Birnen hinein, dachte ich mir gestern, als ich von meinen Weihnachtseinkäufen nach Hause eilte. Manchmal fallen mir die besten Ideen unterwegs ein, und noch während des Gehens schreibe ich dann gedanklich an einem Rezept. Dabei hatte ich am Morgen schon Maronen gekauft; Maronen und Radicchio sind nämlich ein bewährtes Dream Team - ob in der Lasagne oder zur Pasta überhaupt. Nun also Birnen anstelle der Maronen!
Da in meinem Viertel nur am Vormittag Markt ist, muss ich bei Spontankäufen am Nachmittag Supermärkte ansteuern, die in der Innenstadt von Rom in ihrem Angebot sehr an den Besuchern der Stadt ausgerichtet sind. Ich kaufte also drei Birnen, und erlebte beim Bezahlen wieder eine jener absurden Situationen, die man eigentlich nur noch mit Humor nehmen kann. Jahrelanger Drill an den Kassen haben Spuren hinterlassen, und ich bezahlte brav mit Kleingeld. "Spiccioli, per favore" (Kleingeld/Münzen), lautet das Mantra hier beim Bezahlen.
Man kann Kassierer in höchste Verzweiflung stürzen, wenn man Scheine zückt, denn die Kassen zeichnen sich durch chronischen Wechselgeldmangel aus; seltsam eigentlich, da alle immer an der Kasse ihr Kleingeld abzählen müssen. Was das an Zeit kostet, wenn man vor der Kasse in
der Schlange steht - vor sich noch der Sprache unkundige Touristen - kann man sich ausrechnen.
Also ganz brav die 1.59 Euro in Kleingeld aus meinem Portemonnaie gekramt: 1 Euro + 50 Cent + 10 Cent.
Schiebt mir die Kassiererin die 10 Cent wieder zurück mit der Aufforderung, sie hätte gerne die 9 Cent abgezählt: "Chiedo troppo?" ("Ist das zuviel verlangt"). Ich muss sagen, es war ihr selber peinlich, wir haben beide gegrinst - und ich habe sie mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen glücklich gemacht. Ich hätte natürlich auch "großzügig" sein können und ihr 1 Cent erlassen, aber dann hätte ja wieder Kleingeld in der Kasse gefehlt.
Sind sie nicht schön, diese römischen Alltagsgeschichten?
Zurück zum Wesentlichen, dem Rezept. Crespelle, also auf gut Deutsch: Pfannkuchen, bereite ich nicht sehr oft zu. Der Begriff Pfannkuchen wäre darüber hinaus auch unvollständig, denn in Italien werden sie meist gefüllt und überbacken und finden sich auf den Speisekarten unter den Primi wieder. Da entscheide ich mich aber doch meistens für ein Pastagericht. Ein einziges Rezept mit Crespelle gibt es demnach erst auf meinem Blog: Eine üppige. mit Pilzen und Trüffelcrème gefüllte und mit Käsesauce überbackene Version. Wer gerne noch etwas Winterspeck ansetzen möchte, der sollte sich dieses Rezept einmal näher anschauen...
Nicht viel leichter, aber genauso gut sind die mit Pancetta, Radicchio und Birnen gefüllten Crespelle.
Ein herzhafter Ausgleich bei all der Plätzchennascherei in diesen Tagen!




Zutaten
(für 3 Personen)

Pfannkuchen

50 g Butter + Butter oder Butterschmalz zum Backen der Crespelle und zum Ausfetten einer feuerfesten Form
2 Eier
200 ml Milch
100 g Mehl (gesiebt)
Salz

Für die Crespelle  die Butter zerlassen. Die zerlassene Butter mit den Eiern, der Milch und dem Mehl zu einem Pfannkuchenteig verrühren, mit Salz abschmecken und den Teig zehn Minuten quellen lassen. Danach in einer Pfanne (21 cm Ø) das Butterschmalz erhitzen und aus dem Teig sechs bis 7 dünne Pfannkuchen backen.

Füllung

1 Radicchio rosso di Treviso precoce (ca. 650 g)
100 g Pancetta affumicata (geräucherte Pancetta) in nicht zu dünnen Scheiben
1 rote Zwiebel
1/2 Birne (meine Sorte: Abate)
60 g Taleggio
Olivenöl extra vergine
Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Den Radicchio waschen, putzen und in Streifen schneiden. Pancetta von Schwarte und Knorpelstückchen befreien und fein würfeln. Zwiebel und die halbe Birne würfeln.
Pancetta in etwas Olivenöl knusprig ausbraten, und dann die Zwiebelwürfel hinzufügen und weichdünsten. Den in Streifen geschnittenen Radicchio in die Pfanne geben und zusammenfallen lassen. Den Taleggio grob zerkleinern, zum Radicchio geben und darin schmelzen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss die Birnenstückchen untermischen.
Die Füllung auf den Pfannkuchen verteilen, Pfannkuchen aufrollen und nebeneinander in eine gebutterte feuerfeste Form legen.

Bèchamelsauce

30 g Butter
20 g Mehl
300 ml Milch
50 g Taleggio
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
frisch geriebene Muskatnuss


Butter in einem Topf schmelzen und das Mehl unterrühren. Unter Rühren mit dem Schneebesen die Milch dazugießen und dicklich einkochen lassen. Den Taleggio in der Sauce schmelzen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Bèchamelsauce über die gefüllten Pfannkuchen gießen und mit

50 g Parmigiano Reggiano

bestreuen. Die Form für 20 Minuten in den vorgeheizten Ofen schieben. In den letzten Minuten den Grill zuschalten und die Pfannkuchen goldbraun überbacken.


Links: Radicchio rosso di Treviso precoce, rechts: Radicchio rosso di Treviso tardivo



Kleine Radicchiokunde:
Man unterscheidet zwischen Radicchio rosso di Treviso precoce und Radicchio rosso di Treviso tardivo. Ersterer wird nach dem Sommer angebaut und zeichnet sich durch ein bitteres Aroma aus. Radicchio tardivo ist sehr viel zarter und seidiger im Geschmack, er sollte zwei Frostperioden durchlebt haben, und der höhere Preis ergibt sich durch einen aufwendigen Anbau und Veredelungsprozess.




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Dienstag, 16. Dezember 2014

Back-Erinnerungen - Schwabebrötli



Sie glitzern nicht, sie funkeln nicht, sie sind nicht aufwendig - blogtauglich - verziert.
Sie sind einfach nur gut! Unscheinbar, aber gut!
Diese einfachen Ausstechplätzchen - Schwabebrötli - erinnern mich immer wieder an eine liebe Freundin, eine Freundin, die ich von allen meinen Freundinnen am längsten kenne - seit der Grundschule. Auch wenn wir nicht stetig in Kontakt sind, so haben wir uns nie aus dem Augen verloren, selbst in jener Zeit nicht, in der sie mit ihren Eltern in Saudi-Arabien lebte. Ich war sehr traurig, als sie für ein paar Jahre so weit wegzog. Was haben wir uns für Briefe hin und hergeschickt, und ihre Geschichten aus dem für mich so exotischen Land fand ich immer wieder spannend zu lesen! Leider sehen wir uns nicht sehr oft, denn nun bin ich es, die außerhalb Deutschlands lebt, trotzdem ist da immer wieder diese alte Vertrautheit, auch wenn wir nur miteinander telefonieren.
Immer wenn ich diese Plätzchen backe, muss ich an unseren vorweihnachtlichen Backmarathon in der Küche ihrer Mutter denken. Wir waren fast noch Kinder, ich durfte, glaube ich, bei ihr übernachten - etwas, was selten vorkam. Plätzchen wollten wir backen, und so fanden wir in irgendeinem Backbuch dieses Rezept. Unsere Wahl fiel auf diese einfachen Ausstecherle, die doch ganz schön viel Zeit in Anspruch nahmen, denn vier Bleche mussten vorbereitet und gebacken werden.
Das Rezept selbst habe ich auf einem Zettel festgehalten, der, mit den Jahren vergilbt und fleckig geworden, heute noch existiert. Und so tummeln sich die Schwabebrötli mit ihren liebgewonnenen Erinnerungen alle paar Jahre auf meinem weihnachtlichen Plätzchenteller, denn Ausstechplätzchen dürfen in keiner Weihnachtszeit fehlen.



Zutaten
(für 4 Bleche)

375 g Mehl + Mehl zum Ausrollen
250 g Mandeln, frisch gemahlen
250 g Zucker
250 g Butter
20 g Zimt
1 Msp. gemahlene Nelken
abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
1 Ei
3-4 Eigelb
gehackte Mandeln oder Hagelzucker zum Verzieren

Das Mehl in eine Schüssel sieben, in dieses eine Mulde drücken und das Ei hineingeben. Kalte Butter in Flöckchen auf den Rand setzen und die Mandeln, den Zucker, Zimt, Nelkenpulver und die abgeriebene Zitronenschale hinzufügen. Den Teig verkneten und für eine Stunde in Folie gewickelt kaltstellen.
Den Teig nicht allzu dünn ausrollen und Motive ausstechen. Auf mit Backpapier ausgelegten Blechen über Nacht ruhen lassen.
Am folgenden Tag den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Plätzchen mit den verquirlten Eigelben bestreichen, nach Belieben mit den gehackten Mandeln oder dem Hagelzucker verzieren und im vorgeheizten Ofen 7-9 Minuten backen.




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 14. Dezember 2014

Pikante Winzlinge: Cranberry-Ziegenkäse-Pralinen



Es gibt Tage, die ziehen sich so endlos lang hin, da liest man sogar die Apotheken-Umschau! So geschehen bei unserem jüngsten Deutschland-Besuch.
Wir waren um den 2. Advent in der alten Heimat unterwegs -  erst in Frankfurt, dann in Bayern, wieder zurück nach Frankfurt, alles mit dem Auto und darüber hinaus in fünf Tagen! Oft sind diese kurzen Deutschland-Aufenthalte wahrlich kein Vergnügen, denn leidige Ämter- oder auch Arztbesuche lassen kaum Zeit für Familie und Freunde. Auch sitzt die tägliche Arbeit meinem Mann stets im Nacken, und da hilft auch kein angemeldeter Urlaub, denn der interessiert weder den Leser noch die Redaktion, wenn Aktuelles in der Welt geschieht. Journalisten-Los eben!
Am 2. Advent waren wir dann bei meiner Schwiegermutter, und mein Mann war dort den ganzen Tag mit zwar lästiger, aber notwendiger Bürokratie für seine Mutter beschäftigt. Ich zog mich mit meiner mitgebrachten Lektüre in ein Zimmer zurück; was macht man schon sonst in einem kleinen niederbayerischen Dorf an einem Sonntag?
Mein Blick fiel ziemlich verwundert auf eine Ausgabe der Apotheken-Umschau. Verwundert, weil solche Blättchen nicht zur bevorzugten Lektüre meiner Schwiegermutter gehören.
Schnell war die Zeitschrift durchgeblättert, und ich wollte sie schon zur Seite legen, als ich auf ein paar Rezepte stieß, die einen zweiten Blick wert waren.
Mini-Muffins mit Ziegenkäse und Cranberries, die mich an Pralinen erinnern - das klang mehr als verlockend, zumal ich immer  auf der Suche nach kleinen Snacks oder Fingerfood bin, das man zum Aperitif reichen kann. Von ihrem unscheinbaren Äußeren sollte man sich nicht täuschen lassen; die Verbindung der säuerlichen Cranberries mit dem herzhaften Ziegenkäse schmeckt herrlich. Nach dem ersten Bissen stellt sich sofort ein "Chips-Effekt" ein: Man kann einfach nicht aufhören, bis alle Mini-Muffins wegfuttert sind!






Zutaten
(für 12 Mini-Muffins)

70 g Mehl
40 g kalte Butter + Butter für das Muffinblech
1 El kaltes Wasser
Salz

Aus den Zutaten einen Mürbeteig kneten, ausrollen und 12 Kreise von 6 cm Durchmesser ausstechen. Die Mulden eines gefetteten Mini-Muffin-Blechs mit den Teigkreisen auslegen und bis zur weiteren Verwendung kaltstellen.

40 g getrocknete Cranberries
2 El Orangensaft, frisch gepresst
65 g Ziegenfrischkäse
2 El Pecorino Romano (im Original: Ziegenkäse), frisch gerieben
1 Eigelb
2 Zweige frischen Thymian
1 Msp. Kardamon
Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Cranberries mit dem Orangensaft erhitzen, Kardamon hinzufügen und zur Seite stellen.
Käsesorten mit dem Eigelb und den abgezupften Thymianblättchen verrühren, die Cranberries hinzufügen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Füllung in den Teigschälchen verteilen, und die Muffins ca. 18 Minuten backen.



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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Montag, 1. Dezember 2014

La Corona di Avvento - oder: Was in Rom ein echter Adventskranz mit dem iPhone gemein hat


Kebo von Kebo Homing, ein Blog, der mich immer wieder wegen seiner minimalistische Ästhetik begeistert, möchte in diesem Jahr unsere Adventskränze sehen. Beim Anblick von Kebos Fotos auf ihrem Blog breitet sich in mir oft eine Ruhe aus, die den Alltag für ein paar Augenblicke vergessen lässt - so schlicht, so schön! Wie auch ihr Adventskranz.
Fast schäme ich mich ein wenig, meinen Adventskranz hier zu zeigen, denn Kebos Vorgabe besticht wieder einmal durch seine puristische Eleganz.
Aber zumindest kann ich zum Thema Adventskranz einiges erzählen.
Jahrelang begann nämlich ab Mitte November bei mir der "Adventskranz-Stress", und zwar mit der Frage: Komme ich denn vor Weihnachten, genauer vor dem 1. Advent, noch einmal nach Deutschland? Denn in der alten Heimat wurden nicht nur die Zutaten für meine Weihnachtsbäckerei zusammengesucht, sondern eben auch die zu schmückenden Kränze (und Adventskalender, mit ganz viel Glitzer; da bin ich immer noch Kind!). Und ein Kranz muss es - wie auch bei  Kebo - schon sein, bei dieser Tradition bin ich nämlich sehr konservativ! So werden noch immer zwei Kränze besorgt, einer für die Kerzen, und ein zweiter, der mit schlichter Dekoration vor die Haustür gehängt wird. 
Die deutschen Kirchengemeinden in Rom, die evangelische wie die katholische, verkaufen zwar auf ihren vorweihnachtlichen Basaren auch Adventskränze, aber das läuft ab wie vor dem Erscheinen einen neuen iPhones: Man muss wohl die Nacht vor den Kirchen kampieren, um noch einen zu ergattern.
In Italien war der Kranz vor Jahren noch völlig unbekannt. Vielleicht liegt das auch daran, dass der Brauch eigentlich in der evangelischen Tradition verankert ist. Der Hamburger Pfarrer Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der sich Kindern aus ärmlichen Verhältnissen annahm, bastelte diesen mit ursprünglich 24 Kerzen geschmückten Kranz, um den Kindern, die Weihnachten kaum erwarten konnten und immer wieder danach fragten, wann es denn soweit sei, aus einem Wagenrad eine Art Kalender.* 
Einmal beschrieb ich in einem Blumenladen den Kranz. Kein Problem, meinte der Verkäufer, er fertige mir einen an! Am Tag darauf stand ich da, mit einer Art Trauergebinde in der Hand: Ein riesiges, struppeliges Etwas, das sich kaum bändigen, geschweige denn dekorieren ließ. Schwer atmend schleppte ich es nach Hause und wuchtete es auf den Tisch. 
Oft ließ ich mir, wenn es sich ergab, zwei Kränze von Besuchern aus Deutschland mitbringen. Eine Freundin vor mir, die an einem Novembertag vor Jahren mit dem Flieger nach Rom gekommen war, musste die Kränze während des Fluges auf dem Schoss balancieren - unter den verwunderten Blicken sowohl der deutschen als auch der italienischen Passagiere. 
Mittlerweile gibt es Adventskränze in verschiedenen Größen auf dem Campo de’fiori zu kaufen – und zwar echte! Warum die Italiener so einen Faible für falsche Weihnachtsbäume etc. habe, erschließt sich mir auch nach Jahren noch nicht. Ist Italien für mich doch auch das Land der Mode, der Kunst und des Designs. 
Nur die Bedeutung der Kränze ist auch unseren italienischen Freunden, die oft beruflich in der ganzen Welt herumgekommen sind, noch immer unbekannt. Warum ich denn nicht alle Kerzen angezündet hätte, meinte eine italienische Freundin bei einem Abendessen während der Adventszeit  verwundert und griff nach Streichzölzern. Ob sie es für mich tun könne.
In Kürze beginnt übrigens die Suche nach einem Weihnachtsbaum, nach einem echten...

*Quelle: Wikipedia

♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Donnerstag, 27. November 2014

Typisch amerikanisch?



Hinter vorgehaltener Hand kursiert das Gerücht schon länger: Dieses ach so urrömische Pastagericht soll ja in Wahrheit eine amerikanische Erfindung sein - zumindest auf die amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurückgehen!
Da sitzt der Schock erstmal tief! Wie ist denn das nun mit den "Köhlerspaghetti"? Symbolisieren die grob gemahlenen schwarzen Pfefferkörner nicht die Kohlestückchen, die den Köhlern, die angeblich aus Umbrien im 19. Jahrhundert nach Rom gekommen waren, bei der Zubereitung ihrer Pasta in die Pfanne gefallen waren? Oder hat die reichliche Verwendung von Pfeffer nur mit dem Umstand zu tun, dass der Speck einst damit haltbar gemacht wurde - sofern das geht? Und wie war das mit dem neapolitanischen Aristokraten Ippolito Cavalcanti (1787-1859), in dessen Rezeptsammlung angeblich Vorläufer für das Gericht zu finden sind? Jetzt also doch die Amerikaner?
Bestätigt hat mir die gewagte These mit den Amerikanern vor einiger Zeit persönlich "Pastapapst" Giuseppe di Martino, Vorsitzender der Vereinigung der Pastahersteller von Gragnano. Der muss es ja wissen! Nachdem die amerikanischen Truppen in die Stadt einzogen waren, mit Bacon und Eipulver im Gepäck, was zum Proviant der Soldaten gehörte, soll ein findiger römischer Wirt angesichts der Lebensmittelknappheit dieses Gericht kreiert haben. Allerdings wird in der Literatur bezweifelt, dass die Verwendung von Eipulver je zu dem gewünschten Ergebnis geführt hätte.
Nach Abzug der amerikanischen Truppen wurde der Bacon durch die heimische Pancetta ersetzt.

Für alle, die skeptisch bleiben: "Se non è vero, è ben trovato!" 
(Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden!) sagt man hier in Italien.




Ganze Eier oder nur das Eigelb? Das ist hier die andere Frage. In den meisten Rezepten, die ich zur Carbonara gelesen habe, kommt das ganze Ei zur Verwendung, aber auch das schwankt je nach Region. Eigelb, Butter, fakultativ Sahne und Parmesan sind dagegen Zutaten für die sogenannten Spaghetti (oder auch Rigatoni) alla Sangiovannara.  Sora Lella (Elena Fabrizi), die mittlerweile verstorbene römische Schauspielerin und Köchin, deren gleichnamiges Restaurant auf der Tiberinsel heute von ihrem Sohn weitergeführt wird, verwendete, wenn man ihrem kleinen Pasta-Kochbuch glauben darf, nur die Eidotter. Allerdings sind auch Kombinationen von Eigelb und ganzen Eiern erlaubt; und dafür habe ich mich letztlich entschieden.
Als Pastasorte nimmt man in Rom vorwiegend Penne (rigate), Mezze maniche, Rigatoni, auch mal Spaghetti. Im Traditionslokal "La Carbonara" am Campo de'fiori  wird das Gericht mit Penne zubereitet. Auf jeden Fall passt zu diesem Gericht keine Pasta all'uovo, sondern nur solche aus Hartweizengrieß und Wasser.
Tja, Pasta ist eine Wissenschaft!
Und nun, ganz ohne die Gretchenfrage hier das Rezept:





Zutaten
(für zwei Personen)

2 Eigelb + 1 ganzes Ei
80 g Pancetta in etwas dickeren Scheiben (ich nehme Pancetta, einige Rezepte bevorzugen Guanciale)
50 g Parmigiano Reggiano und Pecorino Romano, frisch gerieben und gemischt
etwas Olivenöl extra vergine
Salz - und jede Menge frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer

250 g Penne rigate

Die Pancetta in Würfel schneiden und in einer Pfanne in etwas Olivenöl kross ausbraten.
Die Käsesorten reiben, Eigelbe und Ei in einer Schüssel mit etwas Salz und Pfeffer schaumig verquirlen und den geriebenen Käse unterrühren.
Pasta al dente kochen, abseihen, zu dem Speck in der Pfanne geben und kurz darin schwenken.
Nun die Pasta aus der Pfanne zu dem Käse-Ei-Gemisch geben und gut durchmischen. Die Eimasse sollte nur durch die Hitze der Pasta "kochen", ohne dass sie dabei gerinnt.
Auf die Teller verteilen und mit reichlich schwarzem Pfeffer bestreuen.


Literatur:
Livio Jannattoni, La Cucina Romana e del Lazio, volume primo, Newton & Compton Editori, Roma 2003
Sora Lella, Le mie pastasciutte, Alberto Peruzzo Editore, Milano, 1995
Ivana Tropea, Le ricette della mia Cucina Romana, Edizione del Ricco, 1984
Le Ricette del Gambero Rosso, Lazio, edizione speciale per "il sole 24 ore", 2007


Restaurant-Tipp:



La Carbonara
Piazza Campo de'fiori, 23
00186 Roma
+39 066864783
Home
(angeblich eine der 10 Top-Adressen von Rom, um Pasta alla Carbonara zu essen)






Trattoria Sora Lella
Via di Ponte Quattro Capi, 16
00186 Roma
+39 06 6861601
Home







♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Dienstag, 25. November 2014

Schmeckt nicht nur am Donnerstag: Gnocchi di nocciole con sugo di funghi e pomodori



Gestern habe ich mir endlich ein Gnocchi-Brettchen zugelegt!
Von nun an gibt es keine Ausrede mehr, die kleinen Kartoffelklößchen nicht selber zu machen. In Italien kann man sie zwar vakuumverpackt in jedem Kühlregal finden, und anders als die vorgefertigten Ravioli, mit denen ich mich nie anfreunden konnte, sind sie in der Regel auch genießbar. Aber nichts geht über selbstgemachte!
Der Donnerstag ist in Italien der klassische Gnocchi Tag, vor allem in Rom (wobei die Gnocchi alla Romana noch einmal eine ganz andere Zubereitung und auch Zutaten vorsehen), wo man ein "Oggi gnocchi", auf eine Tafel gekritzelt, am Eingang so manch einfacher Trattoria noch finden kann.
Vor dem traditionellen Fischtag am Freitag wollte man mit der etwas aufwändigeren Herstellung der Gnocchi diesem Fastentag einen kleinen "Feiertag", den Donnerstag, voranstellen.
Man sieht, ich bin mittlerweile doch sehr römisch geprägt: Für mich bleibt der Donnerstag der Gnocchi-Tag, obwohl es von Region zu Region variiert. In Ligurien ist es nämlich der Samstag, in Kampanien gar der Sonntag, an dem Gnocchi auf dem Speiseplan stehen.
Aber eigentlich ist es doch egal, an welchem Wochentag die Gnocchi auf den Tisch kommen. Selbstgemacht schmecken sie immer!



Nicht egal aber ist für mich die Jahreszeit. Ich käme nie auf die Idee, im Hochsommer Gnocchi zu essen, und irgendwie ist das für mich auch kein Gericht, das den Frühling repräsentiert.
Mit den Haselnüssen im Kartoffelteig und den Pilzen im Sugo passt diese Gnocchi-Gericht gut zu diesen Monaten. Als meinen Vorschlag zum Thema Herbst schicke ich es deshalb auf den Weg zu einem hübschen Blogevent, den Cristina vom Blog Le bon vivant zusammen mit Zorra vom Kochtopf ausrichtet: Die Quintessenz des Herbstes
Ein schöner Name für ein Thema, das uns allzu graue Herbsttage mit einer hoffentlich üppigen Sammlung von Rezepten angenehmer gestalten möchte.





Zutaten

Gnocchi
(die Menge reicht für 6 Personen)

850 g Kartoffeln, mehlig kochend
200 g Mehl + Mehl zum Verarbeiten/Arbeitsfläche
100 g Haselnüsse
25 g Parmigiano, frisch gerieben
1 Eigelb
Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Kartoffeln gut waschen, mit der Schale in kaltem Salzwasser aufstellen und garkochen. Die noch heißen Kartoffeln pellen und mit Hilfe einer Kartoffelpresse in eine Schüssel drücken.



Die Haselnüsse in der elektrischen Mühle nicht zu fein mahlen und zusammen mit dem Mehl, dem Parmigiano und dem Eigelb zu der Kartoffelmasse geben. Salz und Pfeffer hinzufügen und alles zu einem geschmeidigen, nicht mehr klebrigen Teig verarbeiten; eventuell noch Mehl einarbeiten.
Den Teig in mehrere Teile schneiden und portionsweise auf der bemehlten Arbeitsfläche zu Rollen formen. Jede Rolle in kleine Stücke schneiden.


Die Stückchen nacheinander auf das Gnocchi-Brett legen, leicht mit dem Daumen andrücken und mit einer kleinen Bewegung vom Körper weg zu einem Gnocco formen.








Die Gnocchi auf einem Brett bis zur weiteren Verwendung im Kühlschrank aufbewahren.
In köchelndem  Salzwasser so lange garziehen lassen, bis sie an die Oberfläche kommen.
(Ich habe einen Teil der Gnocchi in rohem Zustand eingefroren: Zuerst nebeneinander auf einem Brett anfrieren, dann die Gnocchi in einen gut verschließbaren Gefrierbeutel geben. Gefroren ins Wasser geben.)





Sugo
(für 2 Personen)

350 g Champignons
50 Südtiroler Speck in Scheiben
2 Tomaten
Olivenöl extra vergine
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
ein paar frische Thymianzweige

Die Champignons putzen und in Scheiben und den Südtiroler Speck in Streifen schneiden.
Tomaten einritzen, mit kochendem Wasser übergießen, abschrecken, häuten, entkernen und in kleine Würfel schneiden.
Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und den Südtiroler Speck kurz anbraten. Die Pilze hinzufügen und mitbraten. Tomatenwürfel in die Pfanne geben, mit Salz und Pfeffer abschmecken, Thymianblättchen von den Stängeln zupfen, zufügen und alles wenige Minuten schmoren lassen.
Die fertig gegarten Gnocchi zum Sugo in die Pfanne geben und kurz vermischen.






Blog-Event CIII - Quintessenz des Herbsts (Einsendeschluss 25. November 2014)


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Freitag, 21. November 2014

Da hilft nur ein heißes Süppchen! Zuppa di ceci, porro e porcini



Es gibt so Tage...
Erst drängeln sich im Bio-Lädchen wieder die Furbi vor, so  nennt man in Italien die "Oberschlauen", die alle anderen für doof halten, dann kann mein Gemüsehändler mit dem Ausdruck "Erbette" nichts anfangen und will mir Petersilie andrehen (Er: "Signora, Erbette sind Erbe (Kräuter) wie Rosmarin, Thymian oder Petersilie." Ich: "Nein, Rosmarin und Thymian nennen sich Erbe aromatiche oder auch Odori. Erbette ist ein Synonym für Bietole [Mangold])". Da kann er mit dem Petersilienstrauß noch so lange unter meiner Nase wedeln! Beim Wechselgeld dann hatte ich auf einmal zuwenig. Nein, das war nicht Absicht, aber mit den Gedanken ist der junge Mann hinter der Kasse immer woanders. Manche können das einfach besser: Die ältere Dame an der Kasse meines Feinkostladens auf dem Campo de' fiori bringt es darin zu einer wahren Meisterschaft, wenn es darum geht, zwei Dinge gleichzeitig zu erledigen. Bei ihren Dauertelefonaten  "arbeitet" sie routiniert die Kundschaft mit einer Hand ab - und verzählt sich nie beim Wechselgeld! Na bitte, es geht doch! Im Multitasking sind Frauen einfach besser!
Später werde ich auf dem Zebrastreifen beinahe umgefahren. Ein Taxifahrer stößt zurück, berührt mich schon, während ein anderer Fußgänger mir gleichzeitig eine Warnung zuruft.
Zu Hause angekommen lese ich dann ein Rezept. Eine kleine Auszeit, die mich eigentlich immer entspannt. Eigentlich...
Kichererbsen 24 Stunden einweichen und dann vier Stunden kochen...
Aha, hat man dann gleich Hummus im Topf?...Ein Drittel pürieren (wohl mit etwas Kochwasser, oder?)... Kichererbsen zu den anderen Zutaten (Steinpilze, Lauch) in den Topf geben (ohne Flüssigkeit, mit den pürierten Kichererbsen?) und 6 Minuten schmoren ("braten" die den dann nicht, denn hier ist von Flüssigkeit nicht mehr die Rede?). Dann das Kochwasser (was ist von wieviel denn nach vier Stunden noch übriggeblieben?)...

Fragen über Fragen.

Zurück auf Anfang. Es ist ein herrlicher Tag, draußen scheint die Sonne, und ich will diese verlockende Kichererbsensuppe mit Lauch und getrockneten Steinpilzen zubereiten, deren Rezept ich in einer Kochzeitschrift gefunden habe! Ein veganes Rezept, das wunderbar zum heutigen Tierfreitag passt.




Zutaten
(für 4 Personen)

200 g getrocknete Kichererbsen
30 g getrocknete Steinpilze
1 Stange Lauch
200 g Mangold
1 Rosmarinzweig und ein paar Thymianzweige
1 Lorbeerblatt
1 Knoblauchzehe
Olivenöl extra vergine
1 El gekörnte Gemüsebrühe, möglichst selbstgemacht
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Piment d'Espelette

20 g Petersilienblättchen
7 El Olivenöl extra vergine
Salz

Die Kichererbsen in einem Sieb gut abspülen, dann über Nacht in reichlich Wasser einweichen (sie quellen auf). Mindestens 12 Stunden im Wasser lassen, danach absieben und erneut abspülen.
Kichererbsen mit einer geschälten Knoblauchzehe und einem Lorbeerblatt mit zwei Litern Wasser aufsetzen und zugedeckt 2,5-3 Stunden köcheln lassen (zwischendurch die Kichererbsen probieren, sie sollten weich, aber noch bissfest sein).
Kicherbsen durch ein Sieb geben, dabei das Kochwasser auffangen.Lorbeerblatt entfernen.
Ein Drittel der Kichererbsen mit einer Suppenkelle vom Kochwasser pürieren.
Steinpilze in heißem Wasser eine halbe Stunde lang einweichen, dann aus dem Wasser nehmen.
Rosmarinnadeln abstreifen und kleinschneiden, Thymianblättchen von den Stängeln zupfen.
Den Lauch putzen, in Ringe schneiden und in etwas Olivenöl anschmoren lassen. Die Kräuter, die eingeweichten Steinpilze und sowohl pürierte wie auch ganze Kichererbsen mit etwas von dem Kochwasser (eine Suppenkelle) hinzugeben und 5 Minuten schmoren lassen.
Mangold waschen, die Rippen aus den Blättern entfernen, dann in Streifen schneiden.
Da restliche Kochwasser (ungefähr 1 Liter) mit einem El gekörnte Gemüsebrühe und etwas Piment d'Espelette in den Topf zu dem Gemüse geben, Mangoldstreifen hinzufügen und weitere 15 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Ich habe die Suppe noch mit Petersilienpesto beträufelt: Dafür die Petersilienblättchen mit etwas Salz und dem Olivenöl fein pürieren.

Rezeptquelle: Zusammengebastelt nach einem Rezept aus Sale & Pepe, November 2014

tierfreitag

♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Montag, 17. November 2014

Waffeltürmchen gegen den Herbstblues



Der Blovevent Seelenwärmer geht in eine zweite Runde; genau passend zur Jahreszeit! Denn auch im vermeintlich immer sonnigen Süden gibt es diese tristen, grauen Tage. Schaue ich zur Zeit über meinen Bildschirm hinweg aus dem Fenster, sehe ich vom Regen nasse Dachschindeln und einen Himmel von undefinierbarer Farbe. Zwischendurch schüttet es oft wie aus Eimern, und nicht selten muss ich schon am frühen Nachmittag - auch hier geht zur Zeit die (gerade nicht vorhandene) Sonne gegen 17 Uhr unter - die Lampen anmachen, da es so düster ist. Das drückt auf die Stimmung - und damit wären wir wieder beim eigentlichen Thema.
Was richtet uns in solchen Momenten kulinarisch wieder auf, fragt Sabine vom Blog "Schmeckt nach mehr". Schon in der ersten Runde vor über einem Jahr war ich dabei: mit einem süßen Couscous mit gemischten Waldbeeren. Aber damit sind meine Seelentrösterrezepte noch lange nicht ausgereizt!




Auch ich, als gänzlich "Unsüße", verlange in manchen Stimmungslagen vor allem nach etwas Warmem und Süßem. Das hat so etwas Tröstendes. Da koche ich mir schon mal einen Grießbrei, auch wenn spätestens eine halbe Stunde nach dem süßen Löffelgenuß wieder etwas Salziges dran glauben muss, und wenn es ein paar meiner geliebten Taggiasche-Oliven sind.
Waffeln, die ich leider viel zu selten backe (warum eigentlich?), gehören zu meinen bewährten Stimmungsaufhellern aus der Sparte Comfort Food. Ich mag sie am liebsten ohne irgendwelche Extras: Frisch gebacken nach einem einfachen Grundrezept und mit luftig geschlagener, ungesüßter Sahne, besser noch mit Crème fraîche. Manchmal darf es aber auch etwas raffinierter sein, besonders, wenn die Waffeln eine sonntägliche Kaffeetafel bereichern sollen.




Zutaten
(für ca. 10 Waffeln)

125 g weiche Butter + etwas Butter für das Waffeleisen
40 g Zucker
1 P. Vanillinzucker
1 Prise Kardamon
1 Tl Zimt
1 Prise Salz
4 Eier
1/4 L Kefir
1 Apfel
250 g Mehl, gesiebt
Puderzucker
süße Sahne + Preiselbeerkompott

Die Eier trennen, Eiweiße mit einer Prise Zucker sehr steifschlagen und bis zur Verwendung im Kühlschrank aufbewahren.
Die weiche Butter mit den Eigelben, dem Zucker, Vanillinzucker, Zimt und Kardamon zu einer geschmeidigen Crème verrühren. Dann abwechselnd Kefir und Mehl einarbeiten.
Den Apfel schälen, entkernen und raspeln. Mit dem Eischnee unter den Teig heben.
Waffeleisen leicht mit der Butter fetten und die Waffeln in drei bis fünf Minuten ausbacken.
Die fertigen Waffeln mit Puderzucker bestreuen.
Sahne steifschlagen und nach Belieben Preiselbeerkompott darunterziehen. Zu den Waffeln reichen.



Seelenfutter


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Mittwoch, 12. November 2014

Küchenexperimente: Selbstgemachte gekörnte Gemüsebrühe



Viele Dinge sehen ich nicht ganz so dogmatisch: Ich finde nichts Verwerfliches dabei, Blätterteig aus dem Kühlregal zu verwenden, und aus Deutschland bringe ich mir auch schon einmal fertige Fonds in Gläsern mit, den man in Italien nirgends kaufen kann. Auch Ketchup habe ich noch nicht selber hergestellt (mittlerweile aber immer öfters Mayonnaise), in meinem Freezer schlummern Tiefkühlerbsen, ich verwende für diverse Sughi gerne auch die nicht ganzjährlich erhältlichen San-Marzano-Tomaten aus der Dose -  und nein, ich habe dabei kein schlechtes Gewissen, auf diese Produkte an und an zurückzugreifen.
Ich kann nicht alles selbst machen! Punkt! Manchmal fehlt mir dazu die Lust, oft die Zeit, praktisch gesehen immer der Platz. Dutzende Gläser mit Fonds unterzubringen - denn die zeitaufwendige Herstellung muss sich auch in einer adäquaten Quantität lohnen -, ist in meinem Haushalt ohne Keller- oder Vorratsräume schlichtweg unmöglich. Trotzdem habe ich mittlerweile auch schon Fonds in kleineren Mengen eingekocht - und was soll ich sagen: es macht Spaß und auch ein bisschen Stolz, auf dieser hocharomatischen Basis eine Sauce oder Suppe aufzubauen.
Wer mein Blog regelmäßig liest, weiß aber auch, dass ich vorwiegend mit frischen Produkten und ohne das sogenannte Convenience Food koche.
Nachdem ich jede Menge Karotten und Stangensellerie im Hause hatte, Gemüse, das man in der italienischen Küche immer wieder für das sogenannte "Soffritto" benötigt - Basis für ein Ragù, um nur ein Beispiel zu nennen -, fing ich an, im Netz nach Gemüsebrühepulver zu suchen. Da die Herstellung nach meinem erwählten Rezept nicht an einem Tag zu bewältigen und ich gerade am Kofferpacken war, verschob ich das Experiment und fror wie gehabt Karotten- und Stangensellerie, in feine Würfel geschnitten, ein. Aber bei meiner Rückkehr, so schwor ich mir, wird das ausprobiert mit dem selbstgemachten Gemüsebrühepulver!


Mein hier vorgestelltes Rezept geht weitgehend, aber doch mit einigen Abweichungen zurück auf die gekörnte Brühe im Blog von Herrn Grün, der seinerseits auf einen Blogbeitrag mit dem Gemüsebrühepulver von Frau Liebe verweist. Na, Ihr wisst ja, wie das ist, wenn ein Rezept durch die Blogosphäre geistert.


Für mein grobkörniges Gemüsebrühegranulat braucht man:

2 Karotten (ca. 170 g)
1 große Gemüsezwiebel
1 rote Paprikaschote
1 Bund glatte Petersilie
1 Stange Lauch (ca. 230 g, ich verwende nur den weißen Teil)
200 g Stangensellerie (mit Blättern)
ca. 1,5-2  El Salz 

Tag 1: Das Gemüse waschen und trockentupfen, Karotten fein abschälen. Blätter vom Stangensellerie zusammen mit der Blattpetersilie mit dem Wiegemesser zerkleinern. Paprikaschoten vierteln, weiße Trennwände und Kerne entfernen und in feine Streifen schneiden. Lauch in feine Ringe und die Zwiebeln in Würfel schneiden. Karotten und Standensellerie fein raspeln (geht am besten mit einer Küchenmaschine).
Den Backofen bei Umluft (wichtig!) auf 90 Grad vorheizen.
Das Gemüse nebeneinander auf zwei Backblechen verteilen. Bei meiner angegebenen Menge waren zwei Bleche erforderlich.
Die Bleche für zwei Stunden in den Ofen schieben, dabei jede halbe Stunde das Gemüse kurz durchmischen und wieder flach auf den Blechen verteilen.
Da sich etwas Kondenswasser gebildet hatte, habe ich in die Backofentür einen Kochlöffel geklemmt, damit die Feuchtigkeit entweichen konnte.
Danach den Ofen ausschalten und das Gemüse im noch warmen Ofen mehrere Stunden nachtrocknen lassen. Die Paprika- und Zwiebelanteile waren wegen des wohl höheren Wasseranteils trotzdem noch weich. Ich vereine das Gemüse auf einem Blech (es ist ja nun etwas zusammengeschrumpft), mische einen Esslöffel Salz darunter, in der Hoffnung, dass es die verbleibende Feuchtigkeit aus dem Gemüse zieht, und bewahre das Blech über Nacht im Ofen auf.




Tag 2: Auch am folgenden Tag bleiben Zwiebel und Paprika die "Sorgenkinder". Trotzdem wirkt das Gemüse insgesamt trockener. Ich schalte den Ofen erneut auf 90 Grad bei Umluft und lasse nachtrocknen. Danach fühlt es sich tatsächlich kaum noch feucht. Ich lasse es noch eine Nacht auf dem Backblech im ausgeschalteten Ofen.



Tag 3: Der große Tag ist gekommen: Das getrocknete, sehr aromatisch duftende Gemüse kommt mit noch etwas Salz in den Blender und wird zerkleinert. Die Salzmenge dabei nach Belieben anpassen. Die Menge reicht aus für zwei kleine Einmachgläser.







FAZIT:
Pro: Man weiß hier wirklich, was man im Glas hat, jedenfalls keine undefinierbare, übersalzene und mit Geschmacksverstärkern oder Glutamat angereicherte "Gemüse"-Brühe. Als Gewürz angewendet vertieft es das Aroma von Suppen und Sughi.
Contra: Eine etwas zeitaufwendige Angelegenheit. Leider lässt sich das Gemüse nach dem Trocknen auch im Mixer nicht zu einem wirklich feinen "Pulver" verarbeiten. Vielleicht kommt man hier mit einem Mörser weiter. Dieses Gemüsebrühegranulat ersetzt keine selbstgekochte Gemüsebrühe und ähnelt eher dem altbewährten Suppengrün.
Nachtrag: Bei Facebook bekam ich einen guten Tipp, wie man die gekörnte Brühe noch feiner mahlen kann: Mit einer Kaffeemühle. Ich habe es sofort ausprobiert, und das Ergebnis war sehr zufriedenstellend.




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane