Freitag, 8. Januar 2016

Musik für den Gaumen: Pane Carasau (Carta da musica) con pomodorini



Manche Gerichte sind so einfach, dass man sich fast schämt, sie zu bloggen!
Ein paar Tomaten, Kapern, Zwiebelchen - und Brot. Aber was für ein Brot!
Eine Packung mit dieser typisch sardischen Brotspezialität, die auf der Insel in keinem Brotkörbchen fehlen darf, schiebe ich schon seit Monaten im Regal von der einen in die andere Ecke.
Schatzsuche im Vorratsschrank - so nennt sich ein Dauerevent  im Blog von Susanne, der den wunderbaren Namen Magentratzerl trägt - für mich als Hessin fast ein Zungenbrecher.
Fast so zungenbrecherisch wie die sardische Sprache! Doch davon später.
Jedenfalls hat mich Susanne eingeladen, etwas für diesen Event, der nun in die siebte Runde geht, beizutragen.
Gestern ertastete ich also wieder mal diese Packung mit Pane Carasau, die ich im vergangenen Herbst gekauft hatte. Kennt Ihr das auch? Man greift eher nebenbei ins Regal, ganz nach dem Motto: "Da könnte ich doch auch mal was mit machen/wollte ich schon immer mal ausprobieren..."
Dieses taco-chips-ähnliche Brot hält ewig (perfekt für Vorratsschränke), und wenn man dem Aufdruck auf der Packung glauben schenken darf, noch mindestens bis zum Mai 2016!
So lange aber muss es, dem Event sei Dank, nun nicht mehr sein trauriges Dasein bei den Vorräten fristen.
Die sardische Bezeichnung Pane Carasau leitet sich vom Verb carasare ab, das in der sardischen Sprache soviel wie "rösten" oder "knusprig machen" bedeutet. In ganz Italien ist es auch als Carta da musica bekannt, wegen der "Musik", die das knusprige Brot beim Kauen erzeugt.
Die Herstellung dieses Brotes ist langwierig und erfolgt in acht Schritten. Jede Phase der Zubereitung hat ihre ganz eigene sardische Bezeichnung; unverständlich auch für jeden Festlanditaliener oder Sizilianer. Die sardische Sprache, die ihrerseits zahlreiche Dialekte kennt, hat mehr als das Italienische noch viel vom Lateinischen bewahrt und ist durch den Einfluss der spanischen und katalanischen Sprache geprägt.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die komplizierte Herstellung von Pane Carasau, für die man schon vor Sonnenaufgang aufstehen muss - so will es die Tradition -, im Einzelnen zu beschreiben; jedenfalls ist es der letzte Zubereitungsschritt, der als "Carasare" bezeichnet wird und dem knusprigen Brot seinen Namen gibt.
In der einfachen, bäuerlichen Küche tauchte man dieses dünne Brot kurz in heißes Salzwasser, so dass es etwas aufweichte und man die Brotscheiben wie Lasagneblätter verwenden konnte. Oft belegt mit etwas Tomatensugo, geriebenem Pecorino und einem Spiegelei ("pane frattau"). Heute ist dieses Brot, das einst die einfache Nahrung der Hirten und Bauern darstellte, auch im exklusiven Sardinien eine Köstlichkeit geblieben, die auch der internationale Jet Set in den zahlreichen urigen Agriturismi des Landesinneren nicht verschmäht, wenn er der verfeinerten Kost an der Costa Smeralda überdrüssig geworden ist.
Ich habe das Brot so zubereitet, wie ich es oft in einem kleinen, mittlerweile leider verschwundenen sardischen Ristorante oft zum Antipasto gegessen habe. Darauf hatte ich, trotz des Kälteeinbruchs, aber vielleicht auch wegen der eher winterlichen Kost der vergangenen Wochen, so richtig Lust. Ein wenig Sommer auf dem Teller schadet auch im Januar nicht!




Zutaten
(für 4 Personen)

400 g Strauchtomaten
1 kleine rote Zwiebel
1 El Salzkapern, gut gewässert
2 El Olivenöl extra vergine
1 El Aceto Balsamico
Fleur de Sel
frisch gemahlener Pfeffer
Pane Carasau (Carta da Musica)

Tomaten waschen, eventuell entkernen und in kleine Stücke schneiden. Zwiebel fein würfeln.
Aus dem Olivenöl, dem Aceto-Balsamico, Fleur de Sel und Pfeffer eine Vinaigrette rühren und damit die Tomaten- und Zwiebelwürfel sowie die Salzkapern vermischen.
Pane Carasau in Stücke brechen und schichtweise mit der Tomatensalsa anrichten. Möglichst sofort servieren.
Es darf mit den Händen gegessen werden.

Hier noch ein Stück Sardinien zum Träumen:




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

12 Kommentare:

  1. Was für ein schöner Teller - das Einfache ist doch so oft das Beste, wenn die Zutaten stimmen.
    Und ich kenne das auch, etwas Tolles mitzunehmen und dann doch nicht zu wissen, was damit tun. Du hast jedenfalls eine tolle Verwendung für die carta musica gefunden. Ich himmle die übrigens immer in einem Brotbackbuch an und überlege regelmäßig, ob ich mich mal trauen soll :-)
    Danke für's mitmachen :-)

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    1. Freut mich sehr, wenn Dir das Rezept gefällt! :-) Du bekommst meinen vollen Respekt, wenn Du Dich selbst an das Brot wagst. Heute wurde ich auf einen Beitrag von Robert (La mia cucina) hingewiesen. Er hat das Brot gebacken. und ganz prima ist es ihm gelungen: https://lamiacucina.wordpress.com/2011/06/24/pan-carasau/
      Saluti
      Ariane

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  2. Oh, liebe Ariane - was für eine wunderbare Hochstapelei!!!
    . . . dazu noch ein Gläschen Vermentino und dieser herrliche Ausblick - was will man mehr??? (ist das der Strand Lu Impostu?)
    Gruß und danke für deinen Besuch,
    Doris

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    1. Liebe Doris, warum nur ist mir "Hochstapelei" nicht als genialer Titel eingefallen!
      Das Foto entstand an der Costa Smeralda, wenn ich mich recht erinnere, in der Nähe des Hotels Cala di volpe.
      Saluti
      Ariane

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  3. Liebe Ariane,
    am liebsten würde ich sofort zugreifen - gar köstlich sieht die Speise aus!
    Von Pane Carasau las ich schon, gegessen habe ich es bislang noch nicht.
    Danke für die Ausführungen zum Sardischen Dialekt; sagt Dir die Musikgruppe "Tazenda" etwas, mit dem meines Wissens leider inzwischen verstorbenen Sänger Andrea Parodi? Ich kam auf diese Gruppe vor einiger Zeit ganz zufällig und war sofort fasziniert sowohl von der Musik als auch vom wundervollen Klang der Sprache..

    Viele herzliche Grüße
    Elena,
    und ach ja: den Rotwein-Kastenkuchen MUSS ich auch unbedingt machen :-)

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    1. Liebe Elena, leider habe ich bewusst noch nicht von der Gruppe gehört.
      Aber Sardinien hat wirklich - auch in der Musik - seine ganz eigene Kultur, die fast mehr Spanien als Italien zuzuordnen ist.
      Ich klicke mich gerade durch meine Fotos - und die Sehnsucht kommt hoch...
      Vielleicht hilft auch da ein Stück Rotweinkuchen... :-)
      Saluti
      Ariane

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  4. Jaaaa, ich habe auch noch solch eine Packung irgendwo im Schrank, sollte ich also schmackhafte Tomaten finden (im Winter auch hier in I immer etwas problematisch), dann werde ich Dein Rezept liebend gerne nachvollziehen und wie Du von Sardinien träumen. Seit wir nämlich unser Häuschen in den Marken haben (1999), sind wir nicht mehr auf dieser wunderschönen Insel gewesen - wir haben es uns aber fest vorgenommen.

    Pane Carasau schmeckt übrigens auch ganz lecker leicht geröstet und nur mit bestem Olivenöl beträufelt und mit etwas Meersalz und Rosmarin bestreut. Da geht der Winterblues doch gleich flöten...

    Saluti
    Elvira

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    1. Liebe Elvira, ich habe ziemlich aromatische Datterini auf dem Markt gefunden. Die Frühernte in Sizilien steht ja vor der Tür und lässt hoffen. Aber ich gebe Dir recht; im Sommer schmecken Tomaten unvergleichlich besser. Es war die Lust auf Frisches, der ich dann nachgeben musste.
      Ich gehe demnächst wieder Pane Carasau kaufen; schätze, es wird dann nicht im Regal versauern... :-)
      Saluti
      Ariane

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  5. Von diesem Brot habe ich erst kürzlich gehört, in einer Dokumentation über Sarden in einem Dorf in dem es jedemenge über 90jähriger fitter Menschen gibt... und jetzt les ich das bei dir. Sowas. Nur hier werd ich da kaum ran geraten, an das Brot...

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    1. Von solchen sardischen Dörfern habe ich auch schon gehört. Eine gesunde Ernährung, mit viel Gemüse - und das schmeckt wirklich herrlich auf Sardinien - und einem ausgeglichenen Lebensstil trägt da sicher viel dazu bei. Dieses knusprige Brot schmeckt wirklich wunderbar, weil so leicht. Schau doch mal bei einem ital. Lebensmittelhändler. Vielleicht kann er es auch besorgen.
      Saluti
      Ariane

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  6. Guten Abend Ariane, gerade brachten Freunde dieses Brot mit und nun weiss ich, was ich noch alles damit machen kann. Schön :-)
    Unsere Reise nach Sardinien wird damit noch mehr bereichert.

    LG Biggi

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    1. Liebe Biggi,
      Du wirst Sardinien lieben - nicht nur die Küche, sondern auch die Schönheiten der Landschaft mit dem einzigartigen Meer. :-)
      Saluti
      Ariane

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