Samstag, 25. Juni 2016

Warten auf Mister Kick mit königlichem Knabberkram für die EM: Grissini alle erbe aromatiche



Mister Kick ist mal wieder unterwegs. Bei vielen ist der kleine Fußballspieler zwar mittlerweile auch eingetroffen, nicht so aber bei mir. Mag ja sein, dass er auf seiner Reise Richtung Süden so manchen Zwischenstopp eingelegt hat. Vielleicht hat er sich auch verlaufen - oder woanders "ein Zuhause gefunden", euphemistisch gesprochen. Ich sage nur: Italienische Post!
Aber wer zum Kuckuck ist Mister Kick, werden sich einige nun fragen. Mister Kick ist ein kleines, kickendes Fußball-Männchen, das von Peter vom Blog Aus meinem Kochtopf  anlässlich der Fußball-EM vor einigen Tagen in alle Welt verschickt wurde. Natürlich ging da nicht nur ein einzelnes Männchen auf Reisen, sondern ebenso viele, wie es Teilnehmer am Blogevent von Peter gibt. Dass dieser Event schon Tradition hat, das könnt ihr bei Peter nachlesen. Nun bin ich zum ersten Mal auch dabei!
Zu gerne hätte ich Mister Kick inmitten meiner Kräuter-Grissini fotografiert. Habe gewartet und gewartet und dabei jeden Vormittag den Portier genervt, ob denn endlich ein Päckchen für mich angekommen sei.
Aber die Zeit drängt, in Kürze kommt unsere Nichte zu Besuch, und da möchte ich meine ganze Aufmerksamkeit doch lieber ihr widmen. Das Warten auf den kleinen Kicker versüße ich mir jetzt eben mit selbstgemachten Grissini! Diese knusprigen Brotstangen eignen sich hervorragend als Knabberkram, um die Nerven während eines spannenden Fußballspiels im Zaum zu halten. Apropos spannend, darf ich sagen, dass ich das letzte Spiel der Italiener gegen die Mannschaft von Irland nicht besonders aufregend fand... Aber vielleicht drehen die Azzurri ja erst beim nächsten Spiel richtig auf, und ich hoffe natürlich auch auf eine Begegnung Deutschland-Italien.


In Italien gehören die aus der Region Piemont stammenden Grissini in jedes Brot-Körbchen auf dem Esstisch. Und so ein Körbchen wird einem in Italien auch nicht unter der Nase weggezogen - oft sogar schon, bevor die Vorspeise aufgetragen wird, wie ich das in vielen, auch guten Restaurants in Deutschland schon erlebt habe. Es bleibt auf dem Tisch bis zum Dolce und wird im besten Fall auch immer wieder aufgefüllt.
Bessere Ristoranti bieten natürlich selbstgemachte Grissini an, nicht jene abgepackten, mageren Stängelchen, die man auch mit Essstäbchen verwechseln könnte. Grissini artigianali sind unregelmäßig geformt, haben somit knusprigere und auch dunklere Teile, was auf die Handgriffe bei der Herstellung zurückzuführen ist. Keinesfalls nämlich darf der Teig gerollt werden; man zieht die Grissini in ihre längliche Form - Grissini stirati a mano.
Die Bezeichnung Grissini (sing. Grissino) geht übrigens zurück auf eine piemonteser Brotspezialität, die ihrerseits eine längliche Form hat: Ghërsa. Erfunden wurden die knusprigen Grissini angeblich im Jahr 1679 von dem Hofbäcker Antonio Brunero nach Vorgaben des Arztes Teobaldo Pecchio. Sein Patient, der zukünftige König Vittorio Amadeo II (1666-1732), konnte nämlich normales Brot nicht vertragen; die Grissini waren erfunden. Wer sich heute über Popcorn knabbernde Sitznachbarn im Kino aufregt, dem sei gesagt, dass das kein Phänomen der letzten Jahre ist. Angeblich liebte König Carlo Felice di Savoia (1765 - 1831) diese Grissini so sehr, dass er sie stets in seiner Loge in der Oper von Turin knabberte.
Na also, und wir knabbern die eben beim Fußball!



Zutaten
(für mindestens zwei Fußballmannschaften)

500 g Mehl 00
15 g frische Hefe
10 g Salz
1 Tl Zucker
280 ml lauwarmes Wasser
50 g Olivenöl extra vergine + Olivenöl zum Verarbeiten
2-3 gehäufte El feingehackte frische Kräuter (Rosmarin, Thymian, Salbei)
Hartweizengrieß (Semola di grano duro rimacinata) zum Verarbeiten

Das Mehl in eine Rührschüssel sieben.
Die Hefe mit dem Zucker in etwas von dem Wasser auflösen. Salz in restlichem Wasser auflösen und das Olivenöl dazugießen.


Eine Mulde in das Mehl drücken und die gehackten Kräuter sowie die Hefemischung hineingeben. Mit dem Knethaken alles zu einem glatten Teig verarbeiten, dabei nach und nach das Öl-Wasser-Salz-Gemisch dazugießen. Zum Schluss den Teig mit den Händen weiter bearbeiten, bis er nicht mehr klebt; eventuell noch etwas Hartweizengrieß unterkneten




Hartweizengrieß auf eine Arbeitsfläche geben, den Teig darauflegen und ihn in eine rechteckige Form drücken. Mit etwas Olivenöl bestreichen, mit Hartweizengrieß bestreuen und mit einem sauberen Küchenhandtuch abdecken. Eine Stunde an einem warmen Ort gehenlassen.
Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen und Backbleche mit Backpapier auslegen.


Den Teigfladen einmal der Länge nach halbieren. Von jeder Hälfte etwas breitere Stücke abschneiden. Die Enden fassen und vorsichtig in die Länge ziehen; der Teig "baumelt" dabei nach unten durch.



Teigstangen auf die mit Backpapier ausgelegten Bleche legen und jeweils 20 Minuten im Ofen backen (die Menge reicht für vier Bleche). Etwas abkühlen lassen, dann zum vollständigen Abkühlen auf ein Kuchengitter legen.
Möglichst frisch genießen!





Blogevent EuropaKochen 2016 - Wir kochen uns durch Europa




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Samstag, 18. Juni 2016

Ce petit quelque chose: Tarte Tatin aux abricots avec pistaches



Es wird mal wieder französisch auf meinem Blog, aber es ist eine italienische Zutat, Pistazien aus dem sizilianischen Bronte, die dieser französischen Tarte Tatin mit Aprikosen erst "ce petit quelque chose" verleiht.
Gestern hatte ich Marmelade eingekocht, nachdem mein Mann beim Frühstück dezente Hinweise auf das Schwinden der Bestände gegeben hatte. Jene wunderbare Aprikosen-Vanille-Marmelade, die auch ich so liebe, und es waren ein paar Aprikosen übriggeblieben. Saftige, vollreife Früchte, die sicher aber nicht noch einen Tag überstanden hätten, ohne unansehnlich, vielleicht sogar ungenießbar zu werden. Bei dem schwülen Klima, das zur Zeit in Rom herrscht, geht das nämlich ganz schnell, und lange Kühlschrankaufenthalte tragen schnell zu Aromaverlust bei.
Eine Tarte Tatin bot sich an. Tartes sind herrlich unkompliziert und schnell zubereitet, nur die Ruhezeit für den Mürbeteig verzögert die Herstellung ein wenig. Ich bevorzuge übrigens Mürbeteig, keinen Blätterteig, für diese Art von Kuchen. Bei folgendem Rezept ist zudem die Qualität der Pistazien für den Geschmack und auch die Optik entscheidend. Also bitte nicht auf jene giftgrünen, bereits gehackten Produkte zurückgreifen, sondern möglichst ganze, ungesalzene Pistazien verwenden; nun gut, ich gebe zu, dass ich da ein wenig Heimvorteil habe.
Eine gestürzte Tarte, so schlicht sie auch ist, wirkt stets raffiniert und krönt so manches schöne Essen als Dessert.




Zutaten
(für eine Tarte-Form von 28 cm Ø)


Mürbeiteig

200 g Mehl + Mehl zum Ausrollen
100 g kalte Butter
50 g Zucker
1 Prise Salz
1 Ei

Karamell

50 g Zucker
40 g Butter

30 g Pistazien, grob gehackt
650 g Aprikosen

Das Mehl in eine Schüssel sieben, in die Mitte eine Mulde drücken und das Ei hineingeben. Kalte Butter in Flöckchen auf den Mehlrand setzen, Zucker und Salz darüberstreuen und alles erst mit einem Messer grob zerhacken. Dann mit den Händen zu einem Mürbeteig kneten, in Folie wickeln und für zwei Stunden in den Kühlschrank legen.

Butter mit dem Zucker hellbraun karamellisieren und eine Tarte-Form damit ausgießen. Die gehackten Pistazien darüberstreuen. Aprikosen halbieren, entkernen und mit der Schnittfläche nach oben auf die Pistazien-Karamell-Masse setzen.
Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und in der Größe der Form auf etwas Mehl ausrollen. Dann die Teigplatte über die Aprikosen legen und die Ränder nach unten in die Form drücken.
Für ca. 25 Minuten in den Ofen schieben.
Danach die Tarte aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und auf eine Kuchenplatte stürzen.




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 12. Juni 2016

Provokation auf Italienisch: "Carbonara" di pollo, zucchini e fiori di zucca


Ich ziehe dann schon einmal den Kopf ein - Carbonara...
Prophylaktisch habe ich der Bezeichnung Carbonara Tüttelchen verpasst; im Original war das nicht der Fall. Und das Originalrezept für dieses Hauptgericht stammt aus einem - Achtung - italienischen (!) Foodmagazin.
Wenn das Stichwort "Carbonara" in irgendeinem Forum (auch in italienischen) fällt, ist der Shitstorm gewiss, deshalb will ich an dieser Stelle auch nicht länger darauf eingehen.
Zur Pasta alla Carbonara habe ich alles gesagt: wer mag, kann das hier nachlesen. Da war ebenfalls der Titel schon eine kleine Provokation.
Dieses Gericht mit Hühnerbrust und Zucchini jedenfalls schmeckte gigantisch, und es lohnt sich, es nachzukochen. Wenn Euch jemand fragt, wie es heißt, dann verschweigt einfach jenes Reizwort. Das erspart unsägliche Diskussionen und schont die Nerven!





Zutaten
(für 2-3 Personen)

500 g Hühnerbrustfilet
100 g Pancetta affumicata,
in etwas dickere Scheiben geschnitten, dann gewürfelt
5 Zucchini "romaneschi"
10 Zucchiniblüten
75 ml trockener Weißwein
1 ganzes Ei + 1 Eigelb
25 g Pecorino Romano, frisch gerieben
50 g Robiola (italienischer Frischkäse)
Olivenöl extra vergine
Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer




Die Hühnerbrust in Würfel schneiden.
Ein wenig Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Pancettawürfel darin anbraten. Wenn sie knusprig werden, aus der Pfanne nehmen. In dem in der Pfanne verbleibenden Fett die in Würfel geschnittene Hühnerbrust leicht braun anbraten. Dann die Pancetta wieder hinzufügen, leicht pfeffern und salzen und mit dem Wein ablöschen. Zehn Minuten bei kleiner Hitze schmoren lassen.
In der Zwischenzeit die Zucchini quer halbieren und jede Hälfte der Länge nach vierteln. Die Zucchiniviertel für ca. 3 Minuten dampfgaren. Die Zucchiniblüten putzen und längs in Streifen schneiden.
Die Zucchiniviertel sowie die Zucchiniblüten zu dem Hühnerfleisch in die Pfanne geben und für weitere drei Minuten schmoren lassen. Dann die Pfanne von der Kochstelle nehmen und kurz abkühlen lassen
Ei, Eigelb, Pecorino und Robiola gut verquirlen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit dem Hühnchenwürfeln in der Pfanne vermischen.



Rezeptquelle: Sale & Pepe, Mai 2016


♥♥♥

Auch mein Kringelchen sollte etwas von dem feinen Hühnchenfleisch abbekommen. Natürlich ungewürzt gedünstet und nur mit dampfgegarten Zucchiniwürfeln sowie Hüttenkäse vermischt. Und sie hat diese Leckerei verweigert!



Liebe Katzenbesitzer, wenn Ihr Tipps für mich habt, immer her damit! Kringelchen und auch ich, wir werden es Euch danken!





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane