Montag, 5. Dezember 2016

Dieses Mal in heiß: Maltagliati con zucca e funghi porcini

Pasta mit Kürbis



Zu den kleinen kulinarischen Ärgernissen in Italien gehört leider, dass das Essen oft lauwarm auf den Tisch kommt. Bei uns Foodbloggern ist es ja oft nicht anders, kann man aber entschuldigen: Da drückt man nicht selten fünfzig Mal auf den Auslöser, damit am Ende wenigstens ein vorzeigbares Foto dabei herauskommt.
Aber in vielen Ristoranti und bei privaten Einladungen ist es - auch ohne "Bloggerstress" - schon fast die Regel, dass man sich nicht gerade die Zunge verbrennt. Meist trifft es den Fleischgang; lauwarm bis kalt ist da der schöne Braten - und damit nicht selten ruiniert. Bei den Beilagen, den Contorni, sieht es nicht anders aus. Der hier so beliebte Spinat mit Zitronensaft und Olivenöl (eh gewöhnungsbedürftig): kalt! Die weißen Cannellini-Böhnchen oder die mit Rosmarin geschmorten Kichererbsen: lauwarm! Ich könnte so weitermachen mit meinen Beispielen.
Einzige Ausnahme (mit Ausnahmen): Das Primo. Pasta kommt in der Regel annähernd heiß auf den Tisch. Und bei Pasta versteht der Italiener sowieso keinen Spaß.




Dass ich im winterlichen Florenz ein an sich wundervolles Pastagericht mit Kürbis und Steinpilzen als "Pasta Fredda" serviert bekam, war sicher auch einem zugigen Ambiente zu verdanken. Die Auslandspresse von Italien hatte Ende November wie in jedem Jahr mal wieder ihren Gourmetpreis, den "Premio Gruppo del Gusto", verliehen und sich dafür einen ungewöhnlichen Ort ausgesucht: Das Cenacolo di Sant'Apollonia, benannt nach dem bedeutendsten Raum innerhalb des Klosterkomplexes, dessen früheste Zeugnisse auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. Da saßen wir nun in den doch etwas spartanischen Räumlichkeiten, die an einen etwas heruntergekommenen Kreuzgang angrenzten, und aßen kalte Pasta. Ein Frevel, gerade weil ich das Zusammenspiel der Aromen gelungen fand. Ein richtiges Winter-Pastagericht, das ich unbedingt nachkochen musste - natürlich mit selbstgemachter Pasta.
Dieses Mal habe ich mich aber mit dem Fotografieren beeilt...





Zutaten
(für 2 Personen)

Maltagliati

150 g Mehl, gesiebt
50 g Hartweizengrieß, gemahlen (Semola di grano duro rimacinata)
2 Eier
etwas Salz
wenige Tropfen Olivenöl extra vergine

Einen geschmeidigen Pastateig nach meinem Grundrezept herstellen und in Folie gewickelt ruhen lassen. Dann den Teig mit Hilfe einer Nudelmaschine dünn auswälzen und die Nudelplatten mit einem Teigrädchen in unregelmäßige Streifen schneiden.


Sugo

15 g getrocknete Steinpilze
50 g Pancetta in hauchdünnen Scheiben
1 kleiner Rosmarinzweig
1/2 Kürbis "Butternut", ca. 430 g
1 Schalotte
Olivenöl extra vergine
etwas Gemüsebrühe, Bio-Produkt oder selbstgemacht
2-3 El Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
Salz, frisch gemahlener Pfeffer



Die getrockneten Steinpilze mit heißem Wasser übergießen und eine halbe Stunde darin einweichen. Durch ein Sieb geben und kurz abbrausen (das Einweichwasser braucht man nicht).
Rosmarinnadeln vom Zweig streifen und mit dem Wiegemesser fein zerkleinern.
Die Pancetta in dünne Streifen schneiden und in etwas Olivenöl knusprig ausbraten. Die fein gewiegten Rosmarinnadeln dazugeben. Pancettastreifen bis zur weiteren Verwendung auf ein mit einem Küchenpapier auslegten Teller geben.

Den Kürbis putzen und in kleine Würfelchen schneiden. Schalotte fein würfeln und in Olivenöl anschwitzen. Die Kürbiswürfel hinzufügen, etwas Wasser oder Bio-Gemüsebrühe zugießen, bis die Kürbiswürfel bedeckt sind, und zugedeckt 15 Minuten köcheln lassen; in den letzten 5 Minuten die kleingeschnittenen getrockneten Steinpilze hinzufügen.

Den geriebenen Parmigiano hinzugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken und die "al dente" gekochten Maltagliati sowie die knusprigen Pancetta-Streifen unterheben.



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

9 Kommentare:

  1. Sehr schön und ganz nach meinem Geschmack!
    Thailändische Gerichte (Suppen mal ausgenommen) werden in der Regel lauwarm gegessen, das ist auch in Ordnung so. Aber Pasta, ein Braten oder die Beilagen? – brrrrr!
    Dafür kann ich mich – trotz Fotografieren für mein Blog – nicht begeistern! Seit einiger Zeit habe ich damit begonnen, die Gerichte nur noch von oben mit fix montierter Kamera aufzunehmen. Das geht schnell und das Gericht kommt heiss auf den Tisch.
    Aber eben: das müssen alle für sich und ihre Blogs selber ausmachen!
    Saluti, FEL!X

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es gibt ja immer den Fototeller, den nehme ich. Mein Mann bekommt das heiße Essen aus dem Topf. ;-)

      Saluti
      Ariane

      Löschen
  2. Der häufigste Grund, warum ich Speisen in Restaurants zurückgehen lasse - weil sie zu kalt sind. Mich ärgert so etwas ungemein und ich bin nicht bereit hinzunehmen, was mit besserer Planung ganz einfach vermeidbar wäre. Aber in Deutschland ist das sicher auch noch einmal etwas Anderes...

    AntwortenLöschen
  3. Der häufigste Grund, warum ich Speisen in Restaurants zurückgehen lasse - weil sie zu kalt sind. Mich ärgert so etwas ungemein und ich bin nicht bereit hinzunehmen, was mit besserer Planung ganz einfach vermeidbar wäre. Aber in Deutschland ist das sicher auch noch einmal etwas Anderes...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ist wirklich bei Profis kaum zu entschuldigen, nur fehlt mir da immer der Mut, was zu sagen, was natürlich falsch ist. Was uns oft ärgert, ist dagegen der zu warme Rotwein. Stelle Dir das mal hier im Sommer bein Temperaturen um die 35 Grad vor; von wegen "Kellertemperatur". Da ist es mein Mann, der ihn nochmal in den Eiskübel stellen lässt, auch wenn das seltsam aussieht.
      Tja, kaltes Essen, warmer Wein - wohl ein internationales Ärgernis... :-)

      Saluti
      Ariane

      Löschen
  4. Ich hab' mir Dich gerade innen und außen bibbernd im sicherlich auch nicht überheizten Refektorium (oder ähnlichem) mit der unterkühlten Pasta vorgestellt und wusste nicht so recht, ob ich nun darüber lachen oder mit Dir fühlen soll´...

    Ja, die lauwarmen Speisen in italienischen Restaurants sind oft ein Ärgernis, aber ich getraue mich mittlerweile durchaus, schon bei der Bestellung auf heiße Speisen zu bestehen. Manchmal werde ich zwar komisch angeschaut, das juckt mich aber herzlich wenig, wenn dafür das Essen heiß ist.

    Dein Pastarezept kann ich schon morgen nachvollziehen, denn es ist alles vorrätig. Wahrscheinlich werde ich noch ein paar Steinpilze aus meinem TK-Vorrat hinzufügen, weil ich die so gerne mag.

    Danke jedenfalls für die Idee und ganz liebe Grüße von
    Elvira

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Elvira,

      wir sind ja abgehärtet, was die italienischen Winter anbelangt... Da muss man sich an etwas kältere Wohnungen gewöhnen...

      Mit Deinen Steinpilzen schmeckt das dann sicher noch viel besser. :-)

      Saluti
      Ariane

      Löschen
    2. Mit den zusätzlichen Steinpilzen haben die Maltagliati tatsächlich sehr lecker geschmeckt, das wird es bestimmt bald mal wieder geben.

      Saluti
      Elvira

      Löschen
    3. Fein, das freut mich, liebe Elvira!

      Saluti
      Ariane

      Löschen

Danke für Deinen Besuch!
Über liebe Worte freue ich mich, aber auch über konstruktive Kritik. Anonyme oder beleidigende Kommentare sowie Werbelinks werden entfernt.