Mittwoch, 7. Juni 2017

Mit Kräutertwist: Pane alle erbe aromatiche



Eigentlich bietet eine römische Wohnung, sofern sie unter dem Dachstuhl liegt, beste Entfaltungsmöglichkeiten für Hefeteig. Die sprichwörtliche Suche nach dem "warmen Ort" zum Gehen kann man sich sparen; man bleibt in der Küche. Unbedeutende Begleiterscheinungen wie das Schnippeln, Kochen und Backen bei Kunstlicht, auch wenn draußen die Sonne am stahlblauen Himmel strahlt, sollten dabei nicht stören. Satte 30 Grad Durchschnittstemperatur (drinnen!) - da freut sich der Teig, und die Köchin arbeitet zügig.
So ein Kräuterbrot - knoblauch- und umamilastig (getrocknete Tomaten!) - eignet sich bestens als Grillbeilage nebst diversen Salaten.
Apropos Grillen in Italien. Natürlich wirft man auch hier mit Begeisterung eine schöne Fiorentina auf den Grill. Salsicce, der Länge nach halbiert, dürfen den Riesensteaks aus der Toskana dabei gerne Gesellschaft leisten. Aber bevorzugt genießt man das in einer ländlichen Trattoria, allenfalls im Ferienhäuschen in der Zeit um den Ferragosto herum. Duftspuren von Grillorgien, die von römischen Dachterrassen herüberwehen, wird man selten - nein niemals - erschnuppern können. Es bleibt uns Barbaren aus den Wäldern des Nordens vorbehalten, mit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres auch auf dem winzigsten Balkon den Grill aufzustellen. Angrillen nennt sich das, und es geht meist einher mit dem erstmaligen Öffnen des Cabrioverdecks nach Silvester, also so ungefähr Mitte Februar. Über so etwas kann der Italiener nur den Kopf schütteln. Die fast schon kultige Verehrung des Grill-Rituals samt Hohepriester (Grillmeister) vor dem Altar (Grill), der mit einer Flasche Bier das Grillgut tauft, kenne ich in Italien so nicht.
Ich gebe zu: Wenn der kleine "Barbar" mit mir durchgeht, dann würde ich gerne auch mal wieder im Kreise von Freunden grillen. Zu gerne - und auch ein wenig wehmütig - erinnere ich mich an Grillabende im Garten meines Elternhauses, sehe meinen Vater mit dem Blasebalg die Holzkohle zum Glühen bringen, während meine Mutter wunderbare Salate auftischte. Dann kam die ganze Familie zusammen: Onkel, Tanten, Cousins. Das gehörte zum Sommer einfach dazu.
Heute würde ich noch das folgende Kräuterbrot beisteuern: Innen ist es so unglaublich fluffig und kräuterig, da könnte ich das ganze Brot pur wegnaschen und das Fleisch einfach links liegen lassen! Naja, vielleicht noch ein Salätchen dazu...




Zutaten
(für eine Kastenkuchenform)

Hefeteig

  • 500 g Manitoba-Mehl, Typ 0 + Mehl zur Verarbeitung
  • 15 g frische Hefe
  • 300 ml lauwarmes Wasser
  • 1 Tl Zucker
  • 3 El Olivenöl extra vergine
  • 10 g Salz


Die Hefe in dem Wasser auflösen, Zucker und Öl hinzufügen und einige Minuten ruhenlassen.
Das Mehl in eine Schüssel sieben, Salz hinzufügen und in die Mitte eine Mulde drücken. Die Hefemischung in die Mitte gießen und zunächst mit einer Gabel mit etwas Mehl verrühren. Nach und nach Mehl von der Seite unterrühren. Zum Schluss mit dem Knethaken zu einem glatten Teig verarbeiten.
Schüssel abdecken und den Teig an einem warmen Ort zwei Stunden gehenlassen.




Kräuterfüllung


  • 70 g gemischte Kräuter (Rosmarin, Thymian, Salbei)
  • 20 g getrocknete Kirschtomaten (oder normale Tomaten)
  • 2 Knoblauchzehen, möglichst junger Knoblauch
  • Abrieb einer unbehandelten Zitrone
  • Salz
  • 3-4 El Olivenöl extra vergine



Die getrockneten Tomaten gut abbrausen, gegebenenfalls einweichen (entfällt bei "halb"-getrockneten Tomaten.
Kräuter (Salbei vorsichtig dosieren!) waschen, trocknen, von den Stielen zupfen und mit dem Wiegemesser fein hacken. Tomaten ebenfalls zerkleinern.
Kräuter zusammen mit den Tomaten, den durchgepressten Knoblauchzehen, dem Zitronenabrieb und dem Olivenöl mischen und mit Salz abschmecken.


Fertigstellung


  • Mehl zum Ausrollen
  • Butter für die Form
  • Backpapier







Den gegangenen Teig nochmals durchkneten; er fällt dabei wieder zusammen. Dann auf einer bemehlten Fläche zu einem Rechteck ausrollen. Mit der Kräutermischung bestreichen und von der kurzen Seite her aufrollen.
Die Teigrolle in etwa zwei Zentimeter breite Stücke schneiden und diese in eine mit Backpapier ausgelegte Kastenkuchenform (vorher mit Butter einfetten, so hält das Backpapier besser) schichten. Mit einem Küchenhandtuch abdecken und nochmals 1-1,5 Stunden gehen lassen.
Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Das Brot für ungefähr 40 Minuten im vorgeheizten Ofen backen.





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

10 Kommentare:

  1. Sieht wunderbar aus! Und ganz ehrlich? Da esse ich auch fast lieber das Brot als Fleisch ;-)

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    1. Ich sehe schon, ich müsste gleich zwei Brote backen... ;-)

      Saluti
      Ariane

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  2. Jetzt musste ich erst mal ergoogeln, was Manitoba-Mehl überhaupt ist. Aha, Mehl aus kanadischem Elite-Weizen. Sowas krieg ich hier im Emmental bestimmt nicht :-( Ich möchte aber auch ein fluffiges Kräuterbrot *jaul* ;-)

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    1. Das gelingt ganz sicher auch mit "normalem" Mehl. Aber seit ich das Manitoba entdeckt habe - in Italien backt man gerne damit -, nehme ich es gerne für Hefeteige. Vielleicht kannst Du es ja im Internet bestellen? Aber meine Oma hat auch ohne dieses Mehl herrliche Hefeteige zustande gebracht. ;-)

      Saluti
      Ariane

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  3. Mmmmmh!
    *um-pe-tinkt demnächst nachmachen muß*


    GLG Elena

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    1. ... und dann das Brot am besten noch warm genießen. :-)

      Saluti
      Ariane

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  4. Liebe Ariane, bei dem richtigen *Grillwetter* hier werde ich es ausprobieren. Habe so etwas schon einmal mit Bärlauch gemacht, das war allerdings nicht so unser Fall. Daher gefällt mir Deine Kräuterfüllung sehr viel besser. Und Hefeteig (auch ohne Manitoba Mehl) gelingt mir sowieso immer. Mein deutscher Butterkuchen damit ist schon bei uns ein beliebter Standard. :-)

    Sonnige Grüsse aus NRW nach Rom Biggi

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    1. Die Kräuter zusammen mit den getrockneten Tomaten sind wunderbar. Nur das Aroma des Salbeis war mir ein bisschen zu intensiv. Davon nehme ich beim nächsten Mal weniger.

      Saluti
      Ariane

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  5. Ich habe ja das Wort Barbar schon im Namen und manchmal finde ich Grillen (aber nur mit offenem Feuer und Holzkohle oder Holz!) richtig gut. Das Brot dazu ist eine super Idee, das gefällt mir.

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    1. Ich komme sofort dazu, wenn Du grillst. Und bringe auch das Brot mit. :-)
      Saluti
      Ariane

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