Dienstag, 1. August 2017

Von heißen Tagen und kalten Nudeln: Pasta fredda con pomodori confit, zucchini, ricotta salata e menta



Wie definiert man eigentlich "schönes Wetter"?
Ganz sicher gehören die verregneten Sommertage in Deutschland nicht dazu. Und natürlich erweckt es einen gewissen Neid, wenn ich über meine Temperaturen berichte. In den sozialen Netzwerken wie Facebook unterhält man sich ja gerne mal über das Wetter. Meist wird gejammert; ich nehme mich da nicht aus. 36 Grad erwähnte ich da kürzlich, und es ließ nicht lange auf sich warten, bis der erste Kommentar erschien - so von wegen "wollen wir nicht tauschen?" Ich war mal wieder zu beneiden, denn wir im Süden haben angeblich immer - ich sage: immer! - das "bessere" Wetter. Nun gut, einen verregneten Sommer wünsche ich mir auch nicht, auch spitzte sich die Lage in Deutschland mit Überschwemmungen und Hochwasser dramatisch zu.
Aber halt! Waren die Temperaturen im Juni nicht auch im Norden auf über 30 Grad geklettert? Für fast eine Woche lang? Auf einmal erschien die Schönwetterlage unerträglich zu sein für meine Landsleute. Zuerst wurde das Kochen eingestellt, es gab überall nur noch Salate (angeblich, was man halt so mitbekommt bei FB und Co.). Ich war am Überlegen. Wie machen wir das eigentlich hier im Süden? Führen wir monatelang eine Art "Hasendasein" und knabbern Rohkost?
Ich habe weiterhin tapfer gekocht. In einer Küche, in der die Temperaturen seit Wochen nicht unter die 30-Grad-Marke fallen. Sogar einen Gulasch gab es einmal, was bei uns doch eher im Winterhalbjahr auf dem Teller landet. Aber wenn die Lust auf ein gewisses Gericht hochkommt, dann lasse ich mir das auch nicht vom Wetter vermiesen.
Bei der ganzen Wettersituation, bei der jeder besonderes Mitgefühl für sich beansprucht (und auch wieder fasse ich mir an die eigene Nase), spielt natürlich auch die Dauer eine Rolle. Eine Woche, zwei Wochen Hitze - das ist alles nicht schlimm. Aber bei uns hält es unterdessen seit Wochen, ja Monaten an.





Mittlerweile ist die Trinkwasserversorgung in Rom gefährdet, was sicher nicht nur auf den mangelnden Regen zurückzuführen ist. Die Brunnen sprudeln dabei unentwegt weiter, sind sie doch für die Touristen auch einen Art Hauptattraktion. Was wäre Rom ohne seine prächtigen Brunnen, scheinen viele zu denken. Gestern konnte ich unter einem Artikel über die Wasserkrise von Rom folgende Kommentare eines Herren lesen.
"Die Brunnen gehören zu Rom ... Die Idee diese paar Kubikmeter Wasser sparen zu wollen wäre lächerlich….Im Verhältnis zum Gesamtverbrauch von Rom ist es unbedeutend.Aber die Deutschen sparen immer am Luxus und nicht an der Notwendigkeit ... Rom sieht dies zum Glück anders….Die Brunnen sind in Betrieb und die Spießer werden nicht gefragt, gut so ... PUNKT"
Sicher, die Mehrheit der Romreisenden denkt glücklicherweise so nicht! Aber bei dem Verhalten vieler Touristen ist so eine Einstellung für mich nicht überraschend. Es geht ja nicht nur um den "Luxus" der Einwohner, wenn Wasser knapp werden sollte. Man denke nur mal an Krankenhäuser, Altenwohnheime etc...Dass dann auch die Hotels und Restaurants täglich viele Stunden ohne Wasser dastehen würden, hat der gute Mann, für den allein die Präsentation der Stadt, der schöne Schein, gewahrt bleiben muss, nicht bedacht.
Allein die Brunnen an der Piazza Navona verbrauchen jährlich 158 Millionen Liter Wasser*; so viel, wie ein Dorf mit 2000 Einwohnern.

In "unserer" Strasse

Am Campo de' fiori


Ein Nasone (Fontanella) an der Via Appia Antica


Die für Rom so charakteristischen Nasoni, auch Fontanelle genannt, sind 2800. Sie liefern Tag und Nacht Trinkwasser; ein großer Teil davon wird direkt wieder in die Kanalisation gespült. Könnte man hier nicht wenigstens Hähne zum Zudrehen anbringen?


Wir haben erfolgreich verdrängt, wer uns dieses Fontanella-Modell einst geschenkt hatte.
War es etwa ein ehemaliger Chef des Wasserunternehmens, das nun 45 Prozent des
Wassers in den Untergrund rieseln lässt...


Fürs erste haben wir noch Wasser, es wird vorerst nicht stundenweise abgestellt. Aber die Hitze hält an. Diese Woche soll es bis zu 44 Grad heiß werden; der Wetterdienst der Aeronautica Militare (Luftwaffe), der die exaktesten Messungen für sich beansprucht, korrigiert die Temperaturen täglich nach oben. Ich denke, da will langsam niemand mehr mit mir tauschen. Es ist Sommer, aber das Leben findet drinnen statt. Bei den Restaurants wird angefragt, ob man nicht in den klimatisierten Räumen sitzen dürfe. Die Strassen leeren sich, die Römer fliehen ans Meer oder in die Berge. Wir harren aus. Tag und Nacht summt die Klimaanlage - ich sehne mich nicht nur nach ein wenig Abkühlung, sondern auch nach Stille. Manchmal esse ich gefrorene Weintrauben, die mir etwas Erleichterung verschaffen. Denn die Wohnung hat sich aufgeheizt - Klimatisierung hin oder her. Die dicken Wände in den alten Palazzi haben inzwischen die Hitze gespeichert - auch für die Nacht.


Immer gut informiert durch den Wetterdienst der Luftwaffe



Das "schönere" Wetter im Winter? Schön wär's! Fragt mal die Expats hier. "Nie haben wir so gefroren wie in Rom", hört man da. Denn die alten Heizungen bringen keine kuschelige Wärme in die Räume. Da habe ich auch schon bei 14 Grad gefrühstückt. Mein Bad hat dünne Wändchen, klebt wie ein Schwalbennest an der Hausfassade auf rostigen Stelzchen (ich sollte nicht zunehmen), da nachträglich an einen über 500 Jahre alten Palazzo angebaut. Duschen erfordert da täglich neue Überwindung, wenn es draußen kalt ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vorerst bleibt es heiß, und damit kommen wir endlich wieder auf Kulinarisches zu sprechen. Birgit vom Blog "Backen mit Leidenschaft" richtet zusammen mit der lieben Zora vom "Kochtopf "einen sommerlichen Blogevent aus: World Wide Sommer Food. Birgit backt wirklich mit Leidenschaft, ist aber auch den pikanten Dingen nicht abgeneigt. Deshalb fragt sie: Was isst man so an sommerlichen Tagen rund um die Welt?
Auf jeden Fall isst man in Italien gerne kalte Pasta. Die gibt es fast in jeder Bar, wo sie im Sommer hinter dem Glastresen neben den allgegenwärtigen Tramezzini und Panini präsentiert wird. Dabei meist in der klassischen Version mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Wir lieben das, und in der heißen Jahreszeit kommt Pasta fredda bei uns jede Woche auf den Tisch.
Und die folgende Version ganz bestimmt noch öfters.




Zutaten
(für zwei bis drei Personen)


  • 500 g Kirschtomaten
  • 300 g Zucchini ("romaneschi", die hellgrüne, gerippte Sorte)
  • 1 Knoblauchzehe
  • Minzblätter
  • 100 g Ricotta salata (ersatzweise Feta)
  • Salz (Fleur de sel), frisch gemahlener Pfeffer
  • 1 gehäufter Tl (brauner) Zucker
  • 1/2 Tl Kurkuma, gemahlen
  • Olivenöl extra vergine
  • 250 g Fusilli


Wichtig für alle Arten von Pasta fredda - dem italienischen Nudelsalat: Alle Zutaten müssen vollständig abgekühlt sein, bevor man sie miteinander vermischt.



Zunächst für die Pomodori confit die Tomaten vorbereiten: Waschen, halbieren und die Tomatenhälften auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Mit Fleur de sel und Zucker bestreuen und mit Olivenöl beträufeln. Im vorgeheizten Backofen (Ober- und Unterhitze, ca. 140 Grad) ungefähr drei Stunden trocknen lassen.




Die Zucchini in dünne Scheiben hobeln und in heißem Olivenöl braten; sie dürfen gerne etwas braun werden. Mit kleingeschnittener Minze, etwas Kurkuma und Salz würzen. Bis zur weiteren Verwendung auf Küchenpapier auskühlen lassen.
Die Pasta al dente kochen. Man kann sie beim Abkühlen mit etwas Olivenöl vermischen, damit sie nicht zusammenklebt.
Die Ricotta salata grob raspeln.
Alle Zutaten mit der kleingehackten Knoblauchzehe vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und eventuell noch etwas Olivenöl dazugeben.
Vor dem Servieren kaltstellen.

*Quelle: Comune di Roma, Assessorato alle Politiche Culturali e della Comunicazione, Sovraintendenza ai Beni Culturali


Blog-Event CXXXIII - World Wide Summerfood (Einsendeschluss 15. August 2017)



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

8 Kommentare:

  1. Liebe Ariane, danke für deinen tollen, informativen Beitrag zum Blogevent. Ich liebe Italien sehr und kann es mir gut vorstellen, dass einem die Hitze im Sommer schon mal zuviel wird. Ich selber wohne in Süddeutschland und kenne daher auch sehr heisse Tage, wie sie es dieses Jahr glücklicherweise zur Genüge gibt :) Ich werde dein Rezept auf jeden Fall nachkochen, das sieht so lecker und ansprechend aus und Tomaten und Zucchini habe ich genügend im Garten. Liebe Grüsse Birgit

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    1. Liebe Birgit,

      ein Rezept mit dem besten, was der Sommer zu bieten hat. Und wenn das Gemüse dann noch aus dem eigenen Garten kommt - darf ich Dich ein bisschen beneiden?
      Danke für das schöne Sommerthema!

      Saluti
      Ariane

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  2. Oh ja, die Trockenheit in großen Teilen Italiens, und die Hitze..
    Wir waren vor ca zwei Wochen einige Tage in der Toskana, in der Gegend von Sarteano: da war die Situation noch entspannt, aber gleich danach hörten wir von den ganz besonderen Umständen in Rom..
    Nun, die Möglichkeit des Wasser-Abdrehens bei den Fontanellae sollte in der Tat geschaffen werden! Unter anderem...

    Sehr schmunzeln mußte ich erstmal bei der Schilderung Eures "schwalbennest-artigen" Bades)

    Ich wünsche Dir trotzdem einen wunderschönen August, und danke für die immer wieder sehr anregenden Rezepte

    Liebe Grüße -
    (auch hier sollen die Temperaturen bis zu 38°C in den nächsten Tagen erreichen, was mir nichts ausmacht, und reichlich Wasservorräte sind in unsrer Gegend glücklicherweise auch vorhanden)
    Elena

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    1. Hallo Elena,

      jaja, das mit dem "Schwalbennest"... Ich muss es demnächst mal von außen fotografieren und einen Blogpost drumherum gestalten...
      Heute werde ich mich in der Wohnung verkriechen. Gestern war ich nur kurz unterwegs, aber beim Gehen durch die glühend heißen Strassen war es so, als hielte dir jemand einen eingeschalteten Fön vor das Gesicht.
      Es ist auch wirklich die Dauer; ein paar Tage Hitze machen mir eigentlich auch nichts aus.
      Zum Glück gibt es hitzeerprobte Rezepte. ;-)
      Dir auch noch einen sonnigen und fröhlichen August!

      Saluti
      Ariane

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  3. Danke für diesen Einblick in Roms Brunnen, Temperaturverhältnisse und diese herrrliche Pasta fredda!
    Hier in Thailand – zumindest, wo ich lebe – sind die Temperaturen zum Glück ausgeglichener, das heisst: tagsüber gut 30 Grad, nachts selten unter 24. Die Wärme (für mich ist es keine Hitze) ist deshalb angenehm, weil es nicht diese Schwankungen von weit über 30 und plötzlich wieder unter 20 Grad gibt, wie dies in Europa oft der Fall ist.
    Salate machen gleichwohl einen guten Teil der thailändischen Küche aus, bei Pasta handelt es sich dabei meistens um Glas- oder Reisnudeln.
    Chilischärfe – eigentlich zu unrecht als «hot» bezeichnet – ist bei erhöhten Temperaturen (im Gegenteil) sehr hilfreich und wäre es auch bei Höchsttemperaturen in Europa!
    Mit besten Grüssen aus Fernost,
    FEL!X

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    1. Chili-Schärfe ist mir immer willkommen, auch bei heißen Temperaturen. Da weiß der Körper wohl instinktiv, was ihm guttut.
      Gute Freunde von uns wohnen zur Zeit in Bangkok, da meine ich, herausgehört zu haben, dass die Temperaturen eher gleichmäßig (hoch) sind. Aber wahrscheinlich kommt da noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, die für ein unangenehmes Hitzegefühl sorgt.

      Saluti
      Ariane

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  4. Ich habe gelesen, das wäre in Italien die längste Hitzewelle seit 2 Jahrhunderten, ich würde mich da auch zu verkriechen versuchen wie du... mir genügt bereits 1 Woche große Hitze mit mehr als 35° wie derzeit bei uns.

    Die Nasoni in Rom habe ich immer gern fotografiert. Man sollte sie abdrehen können, aber eigentlich ist die Landwirtschaft überall der größte Wasserverbraucher.
    Und dein Rezept nehme ich mir mit, es sieht zu köstlich aus!!
    lg aus Wien

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    1. Mein Mann war gestern mit dem Taxi unterwegs. Da zeigte das Thermometer 51 Grad an. Ganz schlimm war es wohl auch in Florenz. Der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
      Noch kein Ende in Sicht...

      Saluti
      Ariane

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