Mittwoch, 1. August 2018

So schlicht - so toskanisch: Ceci al rosmarino



Italien ist nicht nur das Land, wo die Zitronen blühen, sondern auch das der wunderbaren aromatischen Kräuter. Am häufigsten, so mein ganz subjektiver Eindruck, kommt neben Basilikum Rosmarin in der Küche zum Einsatz. Für mich ist das ein Glücksfall, denn ich liebe den Duft von Rosmarin. Rosmarinbüsche mit ihren zarten blau-lila Blüten findet man gerade in Mittel- und Süditalien überall wild wuchern: entlang der Straßen, an Pfaden und in Gärten. Ich kann mich nie zurückhalten, mit meinen Händen über die Zweige zu streichen, ein paar Nadeln abzuzupfen, sie zwischen den Fingerspitzen zu zerreiben, um dann genießerisch den Duft zu inhalieren. Das ist für mich der Duft des Südens!





Mit der eigenen Kräuterzucht bin ich nach einem gescheiterten Versuch mit Basilikum nicht weit gekommen. Auf einer römischen Dachterrasse kann man im Sommer vielleicht Spiegeleier braten, aber die Kräuter sterben in kürzester Zeit den Hitzetod. Einzig allein ein kleiner Topf mit unverwüstlichem Schnittlauch hält mysteriöserweise den Extremtemperaturen stand. Dieser unscheinbare Schnittlauchtopf zwischen all dem bunten Hibiskus, den Geranien und Jasminbüschen hat für mich eine besondere Bedeutung, denn er war das Geschenk einer schon vor einigen Jahren verstorbenen lieben Nachbarin. Sie verstand mein Klagen, dass Schnittlauch Mangelware in Italien sei, und schenkte mir daraufhin einen Ableger, den sie an einem schattigen Plätzchen ihrer großen Dachterrasse herangezogen hatte. Selbst der exotischen Küche zugeneigt - sie hatte thailändische und irische Wurzeln - hegte und pflegte sie in Italien selten benutzte Kräuter wie zum Beispiel auch frischen Estragon.
Allein liebe Erinnerungen lassen diesem Schnittlauch meine besondere Aufmerksamkeit angedeihen. Die Sorge ist aber überflüssig: Die zarten Halme machen weder in der Sommerhitze schlapp (Wässern natürlich immer vorausgesetzt), noch können ihnen winterlich tiefe Nachttemperaturen einschließlich Schneefall etwas anhaben; letzteren hat übrigens auch mein Zitronenbaum überstanden.
Witzigerweise verwende ich diesen Schnittlauch nicht, denn es gibt noch einen anderen Grund, der mich vor der Kräuterzucht auf der Terrasse abhält: Allzu oft lassen nämlich die Möwen des nahe iegenden Tibers ihre "Hinterlassenschaften" zurück...
Aber zurück zu dem Rosmarin. Sein Aroma ist einfach unvergleichlich und adelt auch eine so einfache bäuerliche Beilage wie die Ceci al rosmarino - die mit Knoblauch und Rosmarin geschmorten Kichererbsen.






Die Verwendung von Kichererbsen ist typisch in der Cucina povera der Toskana, weil sie günstig, trotzdem gesund und sättigend sind. Allerdings liegen die Ursprünge dieser Pflanze in der Türkei, wo sie angeblich schon in der Bronzezeit kultiviert wurden. Die italienische Bezeichnung Ceci geht auf das griechische kikus zurück, was soviel wie Stärke oder Kraft bedeutet. Angeblich gehörten Kichererbsen auch zur Ernährung der ägyptischen Sklaven beim Bau der Pyramiden (wie übrigens auch Zwiebeln). Die lateinische Bezeichnung Cicer arietinum hingegen hat einen ganz witzigen Bezug zu dem berühmten Marcus Tullius Cicero, dessen Nase angeblich an eine Kichererbse erinnert haben soll. Andere Quellen sprechen von einem Vorfahren Ciceros, dem dieser Namen wegen der auffälligen Nase zunächst als spöttische Bezeichnung verpasst worden sei. Diesen Spitznamen zu ändern, lehnte Cicero aber ab. Da man in der Antike in der Kichererbse auch eine Ähnlichkeit mit einem Widder zu erkennen glaubte, kam das Epitheton arietinum (lat.: aries, ital.: ariete) hinzu.

Falls Ihr also mal wieder die Toskana bereist, werdet Ihr um ein Kicherbsengericht nicht herumkommen - ob als Suppe oder als Beilage. Apropos Beilage: Als "Beilage" zu den Ceci al rosmarino gab es eine saftige Bistecca...




Zutaten
(für zwei Personen)



  • 250 g getrocknete Kichererbsen
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 getrockneter oder frischer Peperoncino oder Chilischote (fakultativ)
  • 2 Zweige Rosmarin
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • Olivenöl extra vergine


Die Kichererbsen in einem Sieb abbrausen und dann in reichlich kaltem Wasser über Nacht einweichen.
Am folgenden Tag die Kichererbsen in ein Sieb schütten, erneut abbrausen, in reichlich kaltem Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Ungefähr zweieinhalb Stunden köcheln, bis sie weich sind, aber nicht zerfallen. Dann in einem Sieb abgießen.

In einer Pfanne das Olivenöl mit der in feine Scheiben geschnittenen Knoblauchzehe, den von den Stängeln gezupften Rosmarinnadeln und der zerkleinerten Chilischote erhitzen. Man kann auch die ganze Knoblauchzehe unzerkleinert verwenden und diese vor dem Servieren entfernen. So macht man das oft in Italien, da Italiener zu intensiven Knoblauchgeschmack scheuen.
Die Kicherbsen hinzugeben und alles mit etwas Wasser ca. zwanzig Minuten zugedeckt schmoren lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eventuell noch mit etwas Flüssigkeit aufgießen, sollten die Kichererbsen zu trocken werden.

Die andere Version: In einer Pfanne Olivenöl zusammen mit kleingeschnittenem Knoblauch und Rosmarinnadeln anschwitzen, dann die über Nacht eingeweichten Kichererbsen hinzugeben, alles mit kaltem Wasser bedecken und weichkochen. Dabei aber unbedingt darauf achten, dass weder zu wenig Wasser im Topf ist, noch dass am Ende zuviel Wasser übrigbleibt.

Nachtrag: 
Ich bin wirklich froh, so aufmerksame Leserinnen und Leser zu haben und bin auch für konstruktive Kritik immer offen. In diesem Fall ist es nicht mal Kritik, sondern es sind sehr informative Hinweise:
Die liebe Margit vom stets sehr informativen Blog Kochbuch für Max und Moritz kennt sich bestens mit Kichererbsen aus. Sie wies darauf hin, dass man Kichererbsen im Gegensatz zu vielen Hülsenfrüchten in kochendes Wasser gibt; die Garzeit ist dann entsprechend geringer, nur ca. 45-50 Minuten. Und es scheint auch auf das "Alter" der Kichererbsen anzukommen, d.h. wie lange sie schon vorher gelagert wurden, sagt dazu die liebe Zora vom Einmal umrühren bitte aka Kochtopf.
Auch kann man vorgekochte Kichererbsen portionsweise einfrieren.
Astrid, Autorin des Blogs Arthurs Tochter kocht.,  muss ich wohl kaum noch vorstellen. Sie gab mir eine kleine Lektion in Sachen Botanik: Rosmarin haben Blätter und keine Nadeln!

Danke Euch allen!


♥♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

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