Sonntag, 22. Dezember 2013

Zum Jahresabschluss und mit lieben Weihnachtsgrüssen: Schoko-Granatapfel-Cupcakes



Bei privaten Einladungen in Italien erlebe ich immer wieder, dass das Dolce so gut wie nie hausgemacht ist. Die Gastgeber - oft auch einer der Gäste - bringen einen beim Bäcker gekauften Kuchen mit. Oft ist es eine von mir gefürchtete Crostata, einer Art Linzerkuchen, die sich meist durch ihre staubtrockene Konsistenz auszeichnet. Neulich hatten wir crèmegefüllte, pappsüße Profiteroles, und in der Winterzeit wird oft ein gekaufter Monte Bianco aus dem Karton gehoben. Letzteren liebe ich ja heiß und innig, ob nun gekauft oder selbstgemacht. Das Verdienst des Gastgebers - oder des edlen Spenders - ist es dann, einen möglichst guten Konditor zu kennen - den "besten" im Viertel natürlich -, was dann auch anerkennend von den anwesenden Gästen gelobt wird.
Was mache ich mir eigentlich immer die Arbeit...
Aber ich mache es gerne! Ein Dessert ist für mich der gelungene Höhepunkt und zugleich Abschluss eines schönes Menüs. Hier kann man noch einmal richtig auftrumpfen - je nachdem, ob es natürlich gelingt. Denn schiefgehen kann ja zu aller Zeit immer etwas. So passierte mir heute folgendes - und es gibt folglich einen Cupcake weniger:




Heute Abend sind wir bei Freunden eingeladen. Der Gastgeber will mir unbedingt ein neues Gericht präsentieren, was er auch schon telefonisch angekündigt hat. Ich bin sehr gespannt!
Als kleine Überraschung bringe ich etwas Süßes mit. Als Mitbringsel eignen sich ja beim Dessert schon aus transporttechnischen Gründen am besten ein Kuchen oder auch kleinteiligeres Backwerk. Zu Hause würde ich Cupcakes eher noch nach dem Dessert zum Caffè reichen, denn Kuchen alleine bilden für mich keinen richtigen Menüabschluss; ganz feine Tartes einmal ausgenommen. Aber da die kleinen Teilchen heute Abend das Dolce nur ergänzen sollen, machen meine Schokoladen-Granatapfel-Cupcakes hoffentlich viel (Gaumen-)Freude.




Der Teig für die Cupcakes besteht nicht aus Rührteig, sondern aus einer Art Wiener Masse, was ihn besonders locker macht. Als ich gestern auf dem Markt schöne Granatäpfel sah, kam  mir die Idee, das Frosting der Cupcakes mit den Kernen der Früchte zu dekorieren. Die knacken so schön beim Draufbeißen...




Zutaten (für 12 Cupcakes)


  • 80 g zartbittere Schokolade
  • 70 g Butter
  • 4 Eier
  • 100 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 P. Vanillezucker
  • 2 El Orangenlikör
  • 50 g Mehl
  • 60 g gem. Mandeln


Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen und das Muffinblech mit Papierförmchen auslegen.
Die Schokolade hacken und mit der Butter im Wasserbad schmelzen.
Eier trennen und das Eiweiß mit einer Prise Salz steifschlagen. Die Eigelbe mit dem Zucker, dem Vanillezucker und dem Likör hellschaumig aufschlagen. Dann die Schoko-Buttermischung einrühren.
Den Eischnee auf die Masse geben, gemahlene Mandeln sowie das gesiebte Mehl darüberstreuen und alles mit einem Schaumlöffel vorsichtig unter die Eier-Schoko-Crème heben.
Den Teig in den Förmchen verteilen und für 15-20 Minuten in den Ofen schieben.
Danach die Muffins vollständig auskühlen lassen.


  • 1 Granatapfel
  • 120 g zimmerwarme Butter
  • 160 g Puderzucker
  • 240 g Frischkäse


Die Kerne aus dem Granatapfel pulen.
Die Butter mit dem Puzderzucker und 1-2 El Granatapfelsaft (dafür einige Kerne mit dem Rücken eines Eßlöffels durch ein Sieb drücken und den Saft auffangen) verrühren. Dann den Frischkäse unterrühren, die Crème in einen Spritzbeutel füllen und bis zur Verwendung kaltstellen.
Die erkalteten Muffins mit dem Frosting und einigen Granatapfelkernen verzieren (wer mag, streut auch noch etwas farbigen Glitzerzucker darüber).


Rezeptquelle: Teig frei nach einem Rezept für Muffins "Sacher Art" aus: Weihnachten, Das Goldene von GU, Gräfe und Unzer Verlag, München 2013






Ihr Lieben,
habt alle einen wunderschönen vierten Advent!
An dieser Stelle wünsche ich Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch in ein gesundes und genussvolles neues Jahr!
Wir lesen uns 2014 wieder!





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Dienstag, 17. Dezember 2013

Einfach und bäuerlich: Culurjones di patate e menta




In dieser gefüllten Pasta mit dem ungewöhnlichen und typisch sardischen Namen Culurjones - oder auch Culurgiones - steckt die bäuerliche, ja fast ärmliche Küche der zweitgrößten Insel Italiens: Der Pastateig ohne Eier, die Füllung aus Kartoffeln und Käse, doch die Form kunstvoll verziert, wie das auch bei den vielen Backwaren der Insel der Fall ist. Wie eine Ähre sollen diese Ravioli aussehen; für mich steckt in dieser Form eine Verbeugung vor Mutter Erde, aber vielleicht auch der Respekt vor den Menschen, die aus kargen Landschaften fruchtbare Äcker herausgearbeitet  haben. Ich war einige Male schon auf Sardinien, und es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, dass ich nirgends so wohlschmeckendes Gemüse gegessen habe wie auf dieser herrlichen Insel.
In früheren Zeiten wurde die Culurjones nur zu Allerheiligen zubereitet, heute aber stehen sie ganzjährig auf dem Speiseplan - auch mit unterschiedlichen Füllungen. Die Schwierigkeit bei dieser Ravioliform liegt im Verschließen des Teiges, und ich gebe zu, ich habe es nicht hinbekommen. Die für die Culurjones typische Form "a spiga" (wie eine Ähre) wurde bei mir zu einer "a cresta", die eher an einen Hahnenkamm erinnert. Da muss ich noch viel üben...





Zutaten (für 3 Personen)


Pastateig


  • 250  Hartweizengriess
  • 1 Prise Salz
  • Wasser


Aus dem Hartweizengriess, Wasser und Salz einen Teig kneten (es ist schwierig, zu der Menge des benötigten Wassers präzise Angaben zu machen. Wie sagte einst Loriot: "Eine Hausfrau hat das im Gefühl"). Der Teig sollte fest, glatt und geschmeidig sein und nicht mehr kleben. In Folie wickeln und ruhen lassen. Danach den Teig dünn ausrollen und Kreise von einem Durchmesser von ungefähr 7 cm ausstechen.





Die Füllung auf den Pastakreisen verteilen, den Kreis zusammenklappen, dabei ein Ende einschlagen. Mit den Fingerspitzen den Rand gut zusammendrücken und in eine wellige Form (die einfache Version) drücken. Das eine Ende der Culurjones sollte rundlich verschlossen sein, das andere spitz zulaufen, so dass eine tropfenartige Form entsteht.


Füllung


  • 30 ml Olivenöl extra vergine
  • 1 Knoblauchzehe
  • 300 g Kartoffeln
  • 160 g Pecorino fresco (frischer, nicht gereifter Pecorino, wenn möglich aus Sardinien)
  • ein paar frische Minzblätter
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer


Die Knoblauchzehe andrücken und in das Olivenöl legen. Den Käse reiben. Die Minzblätter fein hacken. Die Kartoffeln in der Schale in Salzwasser garkochen, dann pellen und durch die Kartoffelpresse in eine Schüssel drücken. Die Kartoffelmasse mit dem Olivenöl (Knoblauchzehe entfernen), dem Käse und der Minze gut verkneten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Füllung auf den Pastakreisen verteilen und wie oben beschrieben fortfahren.

Sugo


  • 400 g Polpa di Pomodoro (stückige Tomaten in der Dose)
  • 1 Schalotte
  • Olivenöl extra vergine
  • einen Stengel Basilium sowie Basilikum- und Minzblätter
  • 1 Prise Zucker
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • frisch geriebener Pecorino Romano (oder Parmigiano Reggiano)


Die Schalotte fein würfeln und zusammen mit einem Stengel Basilikum in Olivenöl glasig werden lassen. Die Polpa di pomodoro hinzufügen, mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken und bei kleiner Flamme ungefähr dreißig Minuten köcheln lassen. Danach den Stengel entfernen, ein paar Basilikumblättchen in feine Streifen schneiden und zu dem Sugo geben.

Die Culurjones in köchelndem Salzwasser ungefähr drei bis vier Minuten garziehen lassen. Danach mit der Schaumkelle herausfischen und abtropfen lassen.
Etwas Sugo in einen Teller geben, die Culurjones daraufsetzen und mit ein paar Minzblättchen (oder Basilikumblättchen) bestreuen.
Pecorino dazu reichen.







♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Montag, 16. Dezember 2013

Es weihnachtet: Ideen für Süßmäuler, Verfrorene, kleine und große Kinder sowie Chocoholics

Die Zeit drängt, die letzten Geschenke werden besorgt und in allerletzter Minute sogar noch ein paar Plätzchen gebacken. Vielleicht sucht Ihr dafür noch Rezepte, wollt oder müsst die Keksdosen noch einmal auffüllen, habt Gäste an den Feiertagen oder möchtet Euch einfach nur mit einer Tasse heißer Schokolade und ein paar Leckereien auf das Sofa kuscheln.
Ich hätte da ein paar süße Ideen für Euch...

Den Anfang machen die Klassiker aus Österreich und Deutschland, die in jeder Weihnachtssaison meine Plätzchenteller schmücken. Ohne die geht es einfach nicht; da bin ich ganz konservativ! Nur die Ausstechplätzchen variieren von Jahr zu Jahr:




Natürlich gibt es auch in meinem südlichen Zuhause Leckereien, die speziell nur zu Weihnachten zubereitet werden. Für die Winterzeit hätte ich darüber hinaus auch ein Getränk anzubieten, das garantiert die Verfrorensten wieder zum Leben erweckt, denn auch im sonnigen Italien kann es bitterkalt werden:




Auch in Frankreich gibt es ganz besonders schöne Weihnachtstraditionen, und wie man es in diesem Land auch nicht anders erwarten kann, sehen die Spezialitäten auch verführerisch aus:





Für den süßen Abschluss eines festlichen Menüs sorgen folgende Leckereien:








♥♥♥
Un abbraccio
Ariane


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Ein Türchen geht auf...





























Von Oktober bis Dezember laufen die Öfen der toskanischen Bäckereien heiß, denn wie ich oft feststellen durfte, ist Backen nicht gerade eine Leidenschaft, der die italienischen Frauen mit Eifer nachgehen. Lieber kauft man einen Kuchen in der Bäckerei seines Vertrauens, der bei privaten Einladungen oft auch als Dolce auf den Tisch kommt. Und so ist es auch mit der Weihnachtsbäckerei. Man kauft Panettone - oder bekommt unzählige sowieso in dieser Jahreszeit geschenkt. Die wunderbaren Weihnachtsplätzchen, die nördlich der Alpen eifrig ab November gebacken werden, gibt es hier nicht - wenn man von Südtirol einmal absieht, aber dort ist die (Ess-)Kultur doch eher österreichisch geprägt.
Die Ursprünge des Panforte kann man bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Zu dieser Zeit bereitete man einen sogenannten Melatello zu, eine Art einfache, süße Focaccia bestehend aus Mehl, Wasser, Honig und Früchten. Der Melatello wurde bei moderaten Temperaturen im Ofen gebacken, so dass Kuchen und auch Früchte nicht zu sehr austrockneten. Im eher milden und feuchten Klima der Region nahm der Kuchen daraufhin einen fast säuerlichen Geschmack an, was ihm dem Namen "Pan forte" (forte = stark) oder auch "Pan acido" (acido = sauer) einbrachte.





Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Verisonen des Panforte: Bianco e nero - weiß und schwarz. Die weiße Version wird auch zu Ehren der Königin Margherita di Savioia, die sich anlässlich des Palio 1879 zusammen mit dem König in Siena aufhielt, Panforte Margherita genannt.
Nicht nur eine Pizza, die beliebteste in Italien, verdankt ihr also ihren Namen.
Beide Versionen  unterscheiden sich in einigen Zutaten; so enthält  Panforte natürlich Kakao und oft auch eine Prise Peperoncino. Während der weiße Panforte mit Puderzucker bestäubt wird, ist es wiederum Kakao, der dem schwarzen sein charakteristisches Aussehen gibt.
Natürlich gibt es viele unterschiedliche Versionen für Panforte, und man kann Nüsse, Gewürze und auch Trockenfrüchte ganz nach persönlichem Geschmack zusammenstellen.




Zutaten (für eine Springform von 26 cm)


  • 100 g ungesalzene Macadaminüsse
  • 70 g geschälte Mandeln
  • 30 g Pinienkerne
  • Abrieb einer unbehandelten Zitronen
  • 70 g Orangeat
  • 100 g getrocknete Aprikosen
  • 100 g getrocknete Feigen
  • 150 g Mehl (gesiebt)
  • 150 g weiße Schokolade
  • 100 g Honig
  • 80 g Zucker
  • je eine Msp. Nelkenpulver, Kardamon, Piment, frisch gemahlener weißer Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss
  • 1/2 Tl gemahlener Zimt
  • 3 El Mandellikör
  • 3 El Orangenblütenwasser
  • Puderzucker
  • Backpapier, etwas Butter, Oblaten


Den Boden einer Springform mit Backpapier auslegen. Die Wände der Form leicht mit Butter ausfetten und mit einen Streifen Backpapier auskleiden (der klebt besser an einem gefetteten Rand).
Den Boden mit Backoblaten auslegen.
Den Ofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Nüsse, Mandeln und Pinienkerne auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und dieses für fünf Minuten in den vorgeheizten Ofen schieben.
Danach aus dem Ofen nehmen und auskühlen lassen.
Den Ofen auf 160 Grad herunterschalten.
Die Trockenfrüchte in feine Würfel schneiden.
In einer Schüssel das gesiebte Mehl mit den Trockenfrüchtewürfeln und den ausgekühlten Nüssen, Mandeln und Pinienkerne mischen.
Die Schokolade fein hacken und im Wasserbad schmelzen.
Den Honig mit dem Zucker und den Gewürzen erhitzen, bis sich alles verbunden hat. Dann den Likör, das Orangenblütenwasser und den Zitronenabrieb unterrühren.
Geschmolzene Schokolade und die Gewürzhonigmischung zu der Mehl-Trockenfrüchte-Nuss-Mischung geben und alles miteinander vermengen.
Die Masse in die Form geben, dabei mit einem befeuchteten Löffelrücken gut verteilen und glattstreichen.
Die Form für 30 bis 35 Minuten in den Ofen geben, der Kuchen bleibt nach dem Backen noch leicht elastisch.
Vollständig in der Form abkühlen lassen, dann mit Puderzucker bestäuben.




Dienstag, 3. Dezember 2013

Acht auf einen Streich: Panettone im Miniformat




Bin ich eigentlich ganz von Sinnen? Ich backe Panettone!
Dabei kann ich mich um die Weihnachtszeit vor Panettoni kaum noch retten. Stapelweise in den Läden - meist angereichert mit untrinkbarem Spumante in der praktischen Geschenkebox - scheinen sie alle anderen Waren aus den Regalen zu verdrängen. Bei jedem Autogrill, den Raststätten Italiens, entlang der Autostrada del Sole - und nicht nur dort - muss man sich den Weg zur Bar, um schnell einen Caffé zu trinken, durch die Schachteln beinahe erkämpfen. Und wenn es auf Weihnachten zugeht, dann kommen sie an, die kleinen kulinarischen Präsente - angeführt von, ja richtig: Panettone!
Aus Verzweiflung verschenkt man sie dann ebenfalls weiter, sonst hätte man das ganze Jahr über genügend Vorräte bis zur nächsten Saison.
Ich glaube, das mit dem Weiterschenken machen in ihrer "Not" viele so.
Kennt Ihr Ephraim Kishon? Von ihm gibt es diese herrliche Kurzgeschichte über eine Pralinenschachtel, die über die Jahre unverschlossen weitergereicht wird, bis der Autor, den es nach Schokolade gelüstet, gierig die Packung aufreißt. Statt Pralinen glotzten ihm dann kieselsteinartige und mit Moosbelag überzogene Teilchen entgegen. In einer anschließenden Recherche ließ sich die Schachtel bis in die Gründungsjahre Israels zurückverfolgen.
Ob das wohl auch das Schicksal so manchen Panettone ist?
Panettone gehört zu einer italienischen Weihnacht wie bei uns der Weihnachtsbaum - der in Italien übrigens schon am 8. Dezember aufgestellt wird. Meist ist er aus Plastik.




Vor ein paar Wochen gab es bei italienischen Bekannten in Frankfurt Panettone zum Brunch. Er war ziemlich trocken, gar nicht gut, und die Hausherrin meinte, kein Wunder, den habe sie ja auch in Deutschland gekauft, der könne ja nie so gut wie ein in Italien hergestellter sein.
Ich meinte nur, na - wenigstens bekommt man italienisches Gebäck in Deutschland...
Aber es ist schon richtig: Bei Panettone gibt es große Qualitätsunterschiede, je nachdem, ob es sich um einen "industriale", oder aber einen "artigianale", also vom Bäcker hergestellten, handelt.
Die Ursprünge dieser Spezialität aus Mailand lassen sich bis zur die Mitte das 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Damals war das Gebäck noch unter dem Namen Pan Grande, also "Großes Brot", bekannt. Sicher aber geht auch dieser Hefekuchen auf die seit dem Mittelalter bekannten süßen und gewürzten Backwerke zurück.
Zu Weihnachten öffnen auch wir immer ein bis zwei Schachteln (über die übrigen freuen sich Freunde und Verwandte in Deutschland), und der Panettone ist stets frisch, fluffig und teilt sich brav die Kaffeetafel mit meinen selbstgebackenen Plätzchen.
Das klassische Rezept für einen Panettone sieht viele Stunden vor, in dem der Teig immer wieder gehen muss. Praktisch braucht man einen ganzen Tag für die Zubereitung. Ich habe mich für eine schnellere Variante entschieden, die zudem noch aus einem - horribile dictu - deutschen Weihnachtsback- und Kochbuch stammt. Wie in Italien üblich, habe ich aber zusätzlich die Panettoni noch mit ungeschälten Mandeln und etwas Hagelzucker bestreut.
Ob das was werden kann?





Zutaten (für 8 kleine Panettoni)


  • 600 g Mehl + Mehl zur weiteren Verarbeitung
  • 42 g frische Hefe
  • 250 ml Milch
  • 100 g Zucker
  • 200 g Butter + Butter zum Fetten der Förmchen
  • 1 Prise Salz 
  • (im Original: frisch geriebene Muskatnuss)
  • abgeriebene Schale eine unbehandelten Zitronen und einer unbehandelten Orange
  • 6 Eigelbe
  • 100 g Zitronat
  • 100 g Orangeat
  • 150 g Sultaninen
  • 80 g gehackte Mandeln


  • ganze ungeschälte Mandelkerne
  • Hagelzucker


  • 8 Förmchen von ca. 10 cm Durchmesser, 6 cm Höhe und 350 ml Inhalt 
  • Backpapier


Mehl in eine Schüssel sieben, eine Mulde hineindrücken und die zerbröselte Hefe hinzufügen. Milch erwärmen und lauwarm zur Hefe geben. Mit wenig Mehl verrühren, die Schüssel abdecken und für 20 Minuten den Vorteig an einem warmen Ort gehenlassen.
Die Butter in einem Topf schmelzen und wieder abkühlen lassen. Die Eier trennen, Eigelb mit dem Zucker, der Prise Salz ( und eventuell frisch geriebener Muskatnuss) sowie Zitronen- und Orangenabrieb sehr schaumig schlagen, dabei die Butter unterrühren. Es sollte eine weiß-schaumige Masse entstehen.
Die Schaummasse zum Hefevorteig geben und mit dem Knethaken alles gut mit dem Mehl verarbeiten.
Die Schüssel wieder abdecken und für weitere 30 Minuten an einen warmen Ort stellen.
Nach dieser Zeit die Sultaninen, Zitronat, Orangeat und die gehackten Mandeln unterkneten, eventuell noch etwas Mehl unterarbeiten.





Nochmals 30 Minuten abgedeckt gehen lassen.
In der Zwischenzeit die Förmchen einfetten und den Rand mit einem Streifen Backpapier auskleiden.
Den Teig in 8 Teile schneiden und auf die Förmchen verteilen.
Abgedeckt weitere 20 Minuten gehen lassen.



Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Panettoni mit Hagelzucker und Mandelkernen belegen und für 25 - 30 Minuten in den Ofen schieben.
Nach der Backzeit aus den Förmchen nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Quelle: Weihnachten - Das Goldene von GU, Gräfe und Unzer Verlag, München, 2013




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Montag, 2. Dezember 2013

"...im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn..."



Diese Plätzchen brauchen ihre Zeit: Zeit zum Ausstechen, Backen, Füllen, Glasieren. Und Zeit, um ihr wunderbares Orangenaroma zu entfalten. Nach ein paar Tagen des Schlummerns in einer Blechdose duften sie dann wunderbar nach meinen Lieblingsfrüchten.
Ich liebe Orangen! Für mich fängt ein Tag erst gut an mit einer Tasse starken Kaffee und einem Glas frisch gepressten Orangensaft. Leider muss ich darauf immer bis zum Winter warten, wenn die wunderbaren Tarocco-Orangen aus Sizilien auf dem Markt zum Verkauf angeboten werden. Da schleppe ich jeden Tag freiwillig pfundweise die Früchte nach Hause.
Im Innenhof des Hauses, in dem wir wohnen, stehen ein paar Orangenbäume, und beim Anblick der Früchte muss ich jedes Mal an das sehnsuchtsvolle Lied der Mignon denken.: "...im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn".

Orangensuchspiel

Vor einem Jahr meinte ein Nachbar, mir etwas Gutes tun zu müssen und schleppte mir säckeweise Orangen aus dem Innenhof an, die er vom Boden aufgeklaubt hatte. Nur leider waren die meisten schon angefault. Ich fand das sehr lieb von dem netten älteren Herrn, aber da stand ich nun mit Tüten von nicht mehr verwertbaren Orangen und hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen, diese zu entsorgen. Ein paar heile Früchte fanden sich dann doch noch, und so konnte ich deren Schale für die Weihnachtsbäckerei verwenden. Ausgepresst habe ich sie auch, aber sie waren ziemlich sauer; ich denke, das sind Zierorangen, die nur das Auge erfreuen sollen.
Dieses Jahr habe ich in einem Biolädchen ein paar unbehandelte Orangen gefunden, denn für diese Plätzchen braucht man vor allem auch die Schale, die für das wunderbare Aroma sorgt.













Duftende Orangenplätzchen

Zutaten (für 4 Backbleche)
  • 125 g weiche Butter
  • 125 g Zucker
  • 125 g gemahlene Mandeln
  • 250 g Mehl (gesiebt) + Mehl zum Ausrollen
  • 1 unbehandelte Orange 



  • 3 El Orangenmarmelade
  • 100 g Puderzucker
  • Saft einer halben Orange
  • eventuell noch etwas Speisefarbe in Orange
  • Sternchen, Goldpuder, essbarer Glitzer zum Verzieren


Die weiche Butter mit dem Zucker geschmeidig rühren, dann die Mandeln, das Mehl, Abrieb und Saft der Orangen unterkneten.
Den Teig zu einer Kugel formen, in Folie wickeln und im Kühlschrank eine halbe Stunde ruhen lassen.
Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Den Teig portionsweise dünn ausrollen und Formen ausstechen. Diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen und für ungefähr sechs Minuten in den Ofen schieben.
Danach herausnehmen und auskühlen lassen.







Die Orangenmarmelade erhitzen und durch ein Sieb streichen. Jeweils zwei Plätzchen mit der Marmelade zusammensetzen.
Puderzucker mit Orangensaft und eventuell Speisefarbe verrühren; es sollte ein dickflüssiger Guss entstehen.
Die Plätzchen mit dem Guss überziehen und nach Belieben verzieren.






Rezeptquelle: Nach einer Idee aus "Brigitte Viva Sonderheft Weihnachtsplätzchen, 2000


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Samstag, 30. November 2013

Jetzt auch bei mir: Auberginen mit Buttermilchsauce nach Ottolenghi



Falls sich jemand jetzt die Augen reibt oder ein intensives Déjà-Vu-Erlebnis hat: Ja, es sind mal wieder jene fast schon legendären Auberginen mit Buttermilchsauce nach Ottolenghi, die in der Vergangenheit schon durch so manchen Blog gegeistert sind.
Und das zu Recht! Neben der klassischen Parmigiana aus Neapel gehört dieses Gericht - für mich - zu den besten, die man aus Auberginen zaubern kann! Gerade im schlichten Gewand, nur begleitet von der erfrischenden Sauce und den saftigen Granatapfelkernen, triumphiert hier die Aubergine in einer ungewohnten Leichtigkeit - trotz des nicht unerheblichen Anteils an Olivenöl. Aber Auberginen ohne Olivenöl, das funktioniert eigentlich auch nicht. Die Buttermilchsauce (juhu - es gab mal wieder Buttermilch zu kaufen) scheint hier in Kombination mit den leicht bitteren Granatapfelkernen jegliche Öligkeit zu neutralisieren. Im Gegensatz zu anderen Auberginengerichten verlangt danach mein Magen nicht grummelnd nach einem Schnäpschen.
Die Auberginen mit der knoblauchlastigen Sauce waren nach dem Plätzchenbacken, das mich zur Zeit doch etwas in Anspruch nimmt, ein gelungenes kulinarisches Kontrastprogramm.




Zutaten (für 2 Personen)


  • 2 lange schlanke Auberginen
  • 80 ml Olivenöl extra vergine
  • einige Thymianzweiglein (im Original: Zitronenthymian)
  • Fleur de sel, frisch gemahlener Pfeffer



  • 140 ml Buttermilch
  • 100 g griechischer Joghurt
  • 1-2 El Olivenöl extra vergine
  • 1 Knoblauchzehe
  • Fleur de sel
  • 1 Granatapfel
  • ... und wer es bekommt: die Gewürzmischung Za'atar


Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Auberginen der Länge nach halbieren und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.
Nun die Schnittflächen rautenförmig einritzen; dabei darauf achten, nicht die Haut zu beschädigen.
Mit einem Pinsel die Schnittflächen mit dem Öl bestreichen, bis das ganze Öl aufgebraucht ist. Mit Fleur de sel und Pfeffer würzen und mit ein paar Thymianblättchen belegen.
Nun das Blech für ungefähr 40 Minuten in den Ofen schieben.
Nach dieser Zeit die Auberginen herausnehmen und vollständig auskühlen lassen.
Buttermilch mit dem Joghurt, dem Olivenöl, der zerdrückten Knoblauchzehe und etwas Fleur de sel verrühren. Bis zur Verwendung kaltstellen.
Den Granatapfel aufbrechen und die Kerne herauspulen.
Die erkalteten Auberginen mit der Buttermilchsauce begießen und den Granatapfelkernen bestreuen.
Im Rezept ist noch von Za'atar die Rede, einer Gewürzmischung aus Sesamsamen, Thymian und Salz. Diese zusätzlich noch auf die Auberginen streuen.






Rezeptquelle: Yotam Ottolenghi, Genussvoll vegetarisch, Dorling Kindersley-Verlag, München, 2011


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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Donnerstag, 28. November 2013

Beschwipster Auftakt: Terlaner Weinsuppe mit Zimtschaum und Buttercroûtons


Eines der bekanntesten Weindörfer Südtirols heißt Terlan (Terlano) und liegt zwischen Bozen und Meran an an der sogenannten Weinstrasse dieser Region. Von dort kommt auch der Wein, mit dem ich diese Südtiroler Spezialität zubereitet habe.
Diese Suppe schmeckt unglaublich fein und hat so gar nichts von der eher deftigen Küche Südtirols! Selbst mein Mann, erklärter Suppenkasper, war begeistert, und das will etwas heißen!
Terlaner Weinsuppe sollte auf jeden Fall auf einer guten Suppenbasis aufgebaut werden. Anstelle von Fleischbrühe habe ich selbst gekochten Fond vom Chianina-Rind verwendet - da schlummern nämlich noch ein paar Vorräte in meinem Tiefkühlfach vor sich hin.
Und natürlich kippte ich dann großzügig einen Terlaner hinzu, den ich mir bei meinem jüngsten Aufenthalt aus Südtirol mitgebracht habe (siehe unten).
Die Suppe selbst ist blitzschnell zubereitet, wenn man schon eine gute Fleischbrühe oder einen Fond zur Verfügung hat.
Oft wird sie von Zimtcroûtons begleitet; bei mir gab es einen Klecks Zimtschaum auf die Suppe und dazu einfache Buttercroûtons.































Zutaten (für 4 Personen)



  • 300 ml Rinderfond (ersatzweise Fleischbrühe)
  • 200 ml Weißwein
  • 2 Eigelb
  • 150 ml Sahne
  • 1-2 Tl Zitronensaft
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • frisch geriebene Muskatnuss (fakultativ)



  • 100 ml Milch
  • eine Prise Zimt
  • Weißbrot
  • Butter
  • Schnittlauchröllchen


Fond und Wein zusammen aufkochen. Die Sahne mit den Eigelb verquirlen. Topf mit der Suppe vom Herd ziehen und die Sahne-Eigelb-Mischung zur Suppe geben. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zitronensaft abschmecken und mit einem Pürierstab aufmixen. Die Suppe nicht mehr zum Kochen bringen, da sonst das Eigelb gerinnt.
Milch mit dem Zimt erhitzen, dann mit dem Quirl aufschäumen.
Weißbrotscheiben in Würfel schneiden und in reichlich Butter knusprig braten.
Suppe in den Tellern verteilen, jeweils einen Klecks Zimtschaum auf die Oberfläche setzen und Croûtons dazugeben. Mit ein paar Schnittlauchröllchen bestreuen.

Rezeptquellen:
Stefan Stabler, Die neue Südtiroler Küche, Athesia, Bozen, 2009
Lust auf Landküche, November/Dezember 2013 (Zimtschaum)







Wein:



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Freitag, 22. November 2013

Von Käse und Kaufzwängen



Zwölf Euronen für ein Schächtelchen Camembert!
Einkaufen in Rom: Für ein Quiche-Rezept benötigte ich einen Camembert - einen simplen Camembert! Aber in keinem der Kühlregale unzähliger Supermärkte, die ich durchforstete, gab es diesen zu kaufen. Brie ja, aber keinen Camembert.
Glücklicherweise fiel mir noch das hübsche, auf Käse und feine Marmeladen spezialisierte Lädchen im Ghetto ein. Also nichts wie hin, und dort endlich gab es den begehrten Käse - die Schachtel zu zwölf Euro. Das war noch der "günstige". Bei achtzehn Euro ging es weiter. Mir schwindelte.
Hypnotisiert vom Preis ließ ich mir das edle Stück über die Theke reichen. Auf dem Nachhauseweg aber sinnierte ich über die Verschwendung - die Verschwendung, diesen edlen und teuren Käse jetzt einfach so in einer Quiche zu verwursteln. So kaufte ich doch noch einen Brie. Nicht zu erwähnen, dass Einkaufen hier mit sehr viel Zeitaufwand und langen Fußmärschen verbunden ist.
Das Gute daran: ich bleibe stets in Bewegung. Besser noch: Das Sonntagsbrötchen  freut sich jetzt auf einen echten französischen Rohmilchcamembert - und mein Mann und ich werden ihn mit Andacht verspeisen.
So, genug über Preise geredet! Eingeweiht wurde meine neue rechteckige Tarteform, mit der ich schon die ganze Zeit liebäugelte. So scharwenzelte ich in den vergangenen Wochen immer wieder um diese Form im Laden herum.
Was für andere Frauen vielleicht Schuhe, sind für mich Backformen, Teller, Ravioliausstecher, kleine Tortenetageren, ja sogar schnöde Papierförmchen für Muffins. Einschlägige Läden wären auch mein Untergang, würde nicht die Vernunft mir manchmal ins Ohr flüstern: "Wo nur willst Du das alles noch unterbringen?"
Schon jetzt wird gestapelt und geschichtet, dabei steige ich manchmal auf mein kleines aufklappbares Küchentreppchen, um in schwindelnder Höhe mit Schüsseln, Deckeln, Einmachgläsern und Tellern zu jonglieren.
Wisst Ihr, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren?
Ganze Schrankfächer muss ich oft ausräumen, um an meine Schätze zu kommen, ob knapp unter der Decke oder auf den Knien liegend - na, Ihr kennt das wohl.
Also, das Problem mit dieser neuen Tarteform ist nun, dass ich noch eine zweite brauche - ja, das ist halt leider so -, denn beim Teigausrollen habe ich festgestellt, dass darin nur die Hälfte des Teiges Platz findet, der sonst für eine 24-cm-Form reicht. Alles klar?
Und das geht ja gar nicht! Morgen gehe ich mal wieder in meinen Lieblingsladen.




Camembert-Apfel-Tarte 

Zutaten für eine Tarteform mit herausnehmbaren Boden, 36 cm x 13 cm
(für 2 Personen als Hauptgericht, für 4 als Vorspeise)


  • 100 g Mehl
  • 50 g kalte Butter + Butter für die Form
  • 1 Prise Salz
  • 3 El kaltes Wasser


Aus den Zutaten nach meinem Grundrezept einen salzigen Mürbeteig herstellen, kaltstellen, ausrollen, in die Form legen und wieder kaltstellen. Mit einer Gabel vor dem Füllen mehrmals einstechen.


  • 1 Apfel
  • 1 Tl Puderzucker
  • 20 g Butter
  • 3 Frühlingszwiebeln
  • 100 g Camembert (ersatzweise Brie)



  • 2 Eier
  • 75 ml Milch
  • 75 ml Sahne
  • 1 El Frischkäse
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • frisch geriebene Muskatnuss
  • gerebelter Thymian


Den Backofen auf 200 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Puderzucker mit der Butter in einer Pfanne leicht karamellisieren. Den Apfel schälen, vierteln und in Scheibchen schneiden. Diese in die Pfanne geben und leicht in dem Karamell Farbe annehmen lassen.
Zur Seite stellen und abkühlen lassen.
Eier, Milch, Sahne und Frischkäse verquirlen und mit dem Gewürzen abschmecken.
In die mit dem Teig ausgelegte Tarteform zunächst die karamellisierten Apfelscheiben legen, dann den in Würfel geschnittenen Camembert darauf verteilen und die Frühlingszwiebeln auflegen.
Aus optischen Gründen habe ich diese im Ganzen verwendet, dabei zu dicke Exemplare einmal der Länge nach geteilt. Natürlich kann man die Frühlingszwiebeln auch in Ringe schneiden.
Nun den Guss auf der Tarte verteilen und diese für ungefähr 35 bis 40 Minuten in den Ofen schieben.

Rezeptquelle: Angelehnt an ein Rezept aus: Alfons Schuhbeck, Annik Wecker: Raffinierte Tartes, süß und pikant, Dorling Kindersley Verlag, München 2010


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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Dienstag, 19. November 2013

Kritisches und Süßsaures

Schon seit längerer Zeit schaue ich keine italienischen Kochsendungen mehr an. Am Anfang war es für mich noch einigermaßen spannend, italienischen Fernsehköchen und Amateuren in sogenannten "Kochshows" auf die Finger zu gucken. Wollte ich damals doch auch etwas über die Küche in meinem Gastland, meinem neuen Zuhause lernen. Zudem hatten wir vor Jahren auch noch keinen Satellitenanschluss, und der ganze Hype um Bios Kochsendungen und ähnlichen Formaten deutschsprachiger Sender ging an mir vorüber. Also schaute ich ab und an "La Prova del Cuoco" auf Rai 1, eine Sendung, die man mit dem einst beim Sender Vox ausgestrahlten "Kochduell" vergleichen kann.
Oder auch nicht.
Es war - zumindest vor Jahren - der Triumph des Banalen. Die Kandidaten schleppten immer wieder die gleichen Zutaten ins Studio: Tomaten, Mozzarella, Parmesan, Pasta - das volle italienische Programm eben. Besonders an diese Szene kann ich mich noch genau erinnern: ein Kandidat hatte es gewagt, die nicht-italienische Käsesorte Gruyère im Einkaufskörbchen ins Studio zu schmuggeln; sofort erhielt er dafür von einem selbsternannten "Gastrokritiker", der die Sendung maßregelnd  begleitete ("Haben Sie das Gemüse jetzt gewaschen?! Sind Ihre Hände sauber!?") eine langatmige Rüge. Ich glaube, in diesem einen Fall faselte er sogar von "französischem" Käse, der Herr Experte, und wie man es wagen könne, angesichts der Auswahl im eigenen Land nicht auf heimische Produkte zurückzugreifen. Und das sagte er in richtig scharfen Ton!
Es wurde streng italienisch gekocht - musikalisch unterlegt von einer Mischung aus Schnaderhüpfl und Tarantella -, und heraus kamen dann auch noch Gerichte zum Gähnen. Überhaupt dieser Bierernst auf der einen Seite, wenn man ein Gemüse nur so und keinesfalls anders zuzubereiten hatte, und dem kindischen Getue auf der anderen, wenn die blondgelockte Moderatorin auch mal ihre Nagelstudio-gestylten Finger im Pizzateig versenken durfte *Applaus Applaus* hätte bei mir zumindest zu einem Magengeschwür geführt, wenn nicht mein Selbsterhaltungstrieb mich vor weiterem Konsum abgehalten hätte.
Die Sendung scheint es noch zu geben, aber, wie gesagt, ich schaue sie schon lange nicht mehr. Irgendwann vor ungefähr zehn Jahren hatten wir dann auch Satellitenfernsehen, und so zappte ich mich nach und nach durch deutsche Kochsendungen. Sicher stehen auch diese in der Kritik; siehe  "The Taste". Wer aber erfahren möchte, wie unterirdisch Kochsendungen wirklich sein können, dem empfehle ich aber immer noch italienische Programme.
So, das war hart, musste aber mal gesagt werden! Die Italiener sind auch nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, uns in Bezug auf Kochen eine Reinzuwürgen. Wir können nämlich gar nix! Außer Würstel natürlich. Und die Realität hier? Ein Großteil der Bevölkerung weiß nicht einmal, was etwa Kardamon ist oder Crème fraîche ("Wieso, das gibt es doch überall zu kaufen: Panna fresca!" - erkläre mal einer den Unterschied zwischen frischer Sahne und letzterem, wenn so gar keine Basis vorhanden ist). Mein ehemaliger Gemüsehändler hat die Knolle Kohlrabi, die er beim Großhändler gesehen und neugierig mitgenommen hatte, scherzhaft zu "polnischem" Kohl erklärt, nur weil sein polnischer Angestellter  das Gemüse kannte (und ich, deshalb bekam ich großzügig die eine verhutzelte Knolle geschenkt). All das ist nicht zuletzt auch einer gewissen Borniertheit in Bezug auf Kochkultur zu verdanken, die durch solche Kochsendungen noch geschürt wird.
Und nein - man kann es nicht verallgemeinern, das muss ich nun zu Ehrenrettung sagen! Gerade die Lektüre italienischer Kochblogs erstaunt mich immer wieder. Hier wird auf höchstem Niveau - italienisch und international - gekocht und gebacken.





Warum ich das alles erzähle? Nun, vor ein paar Tagen wartete ich im Hotelzimmer in Maranello bei Modena auf meinen Mann, der selbst in dem Städtchen Termine hatte. Draußen winkte nur unfreundliches Wetter, Maranello hat außer Ferrari auch nicht gerade viel zu bieten, und so machte ich es mir vor dem Fernsehen gemütlich. Und landete mal wieder bei den viel geschmähten Kochsendungen!
In der ersten Sendung gab es wieder eine Art Duell. Eine Foodbloggerin gegen einen "Fernsehstar" aus der Kategorie C-Promi. In der Jury saß unter anderem die Mutter der Bloggerin - noch Fragen?
Die erste Aufgabe: Wie bereite ich in der vorgegebenen Zeit - es waren zehn oder fünfzehn Minuten - Pasta all'Amatriciana zu. Eine echte Herausforderung.
Die zweite Aufgabe. Mache etwas mit Ricotta!
Beim C-Promi gab es wieder Pasta - mit Ricotta-Sauce. Bloggerin-Mutter: "Die Pasta ist noch zu hart!"
Allein die Bloggerin selbst bewies etwas Phantasie - was natürlich lobend von der Bloggerin-Mutter erwähnt wurde-, bereitete eine Crème aus weißen Bohnen zu und formte aus der gewürzten Ricotta Quenelles, die sie auf die Suppe setzte.
Ich zappte weiter - oder war es noch das selbe Programm und ich war unterdessen unter Nudelbergen eingeschlafen und erst mitten in der neuen Sendung wieder aufgewacht?
Zwei Frauen stehen am Herd, die Moderatorin und ihr Gast, eine ältere Dame mit sizilianischen Wurzeln, die einen neuen Roman geschrieben hat. Sie rührt in einer Pfanne, dabei plaudert sie über ihr jüngstes Werk. Bald ist man beim Thema Bisexualität, das im Roman thematisiert wird. Ein "Stiefkind", wie auch die Moderatorin meint! Man weiß alles über Homosexualität und Heterosexualität - und Bisexualität ist immer noch ein Tabu, über das nicht geredet wird.
Das ist sicher bedauerlich, nur interessiert mich mehr, was da in der Pfanne gerührt wird. Großaufnahme Pfanne: Zwiebeln! Sehr schön! Ich liebe Zwiebeln! In einer zweiten Pfanne schmurgeln Lammkoteletts - das ist etwas für meinen Mann, dem ich das viel zu selten zubereite. Endlich - jetzt ist man beim Thema, und die sizilianische Dame hat durchaus Esprit, wenn sie nun über das Rezept plaudert.
Ich zappe nicht weg, bleibe dran, es klingt interessant, zum Schluss fotografiere ich mir mit dem Handy noch schnell die eingeblendete Zutatenliste vom Bildschirm ab.
Vielleicht sollte ich doch ab und an wieder italienische Kochsendungen anschauen.





Agnello in Agrodolce

Zutaten (für 2 Personen)

  • ca. 500 g Lammkoteletts*
  • 2 große Gemüsezwiebeln
  • 1-2 El Zucker
  • 3-4 El Weißweinessig
  • Olivenöl extra vergine
  • Rosmarin
  • Minzblätter
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer


Die Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, und die Zwiebelringe darin langsam weichschmoren, ohne dass sie verbrennen. Leicht salzen.
In einer zweiten Pfanne Olivenöl erhitzen, und die Lammkoteletts ,mit dem Rosmarin scharf anbraten. Salzen und pfeffern.
Den Zucker zu den Zwiebeln geben und alles mit Essig ablöschen (ungefähr 3 El Essig).
Nun die angebratenen Lammkoteletts zu den Zwiebeln geben, ein paar Minzblättchen hinzugeben, eventuell noch einen kleinen Schuss Wasser, und zugedeckt wenige Minuten schmoren lassen.
Nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Dazu passt ein mit geriebenem Parmesan verfeinertes Kartoffelpüree.

*Die Koteletts waren winzig, gerade mal ein Teelöffel großes Stück Fleisch pro Stück.







♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

Sonntag, 17. November 2013

Lieblingslasagne



In den vergangenen Wochen war ich wieder viel unterwegs, deshalb war es etwas still im Blog geworden. Nur bei einem kurzen Zwischenstopp zu Hause habe ich ein paar schnelle Gerichte zubereitet - zwischen Wäsche und Kofferumpacken -, die ich aber nicht verbloggt habe.
Wenn ich außerhalb Italiens unterwegs ist, sind es vor allem gute Pastagerichte, die mir fehlen. So italienisch bin ich mittlerweile geworden! In Athen hatte ich vor zwei Wochen ein Nudelgericht gegessen, das zu den Klassikern der griechischen Küche gehört: Pastizio - manche schreiben auch Pasticcio. Das ist ein Auflauf auf Makkaroni-Basis, und er war wirklich wunderbar gewürzt - mit einem Hauch von Zimt, wie es auch bei einer Moussaka üblich ist. Nur - die Pasta selbst war total verkocht! Es ist mir schon öfters in Griechenland aufgefallen, dass dort Nudelgerichte nie al dente auf den Tisch kommen. Aber man kann ja unter so vielen anderen Spezialitäten dort wählen - allein die Mezedes treten in starke Konkurrenz zu den Antipasti -,  so dass ich das der griechischen Küche nicht wirklich ankreiden möchte!
Also gut, überlassen wir die Pasta dann doch lieber den Italienern!
Heute habe ich gut reden und meckern, denn es gibt zwar endlich wieder einmal ein Pastagericht, aber strenge Kritiker werden mir wohl ankreiden, dass ich die Teigplatten für meine Lasagna nicht selbst zubereitet habe.
Nein, heute habe ich es mir einfach gemacht, warum auch nicht? Die Füllung ist so gut, dass das auch weiter nicht auffällt! Also - psst - nicht weitersagen...

Radicchio Tardivo


Damit ich meine Lieblingslasagne zubereiten kann, muss ich stets auf das Winterhalbjahr warten. Nur dann gibt es diesen herrlichen Radicchio Tardivo, der nicht mit den gewöhnlichen runden Radicchio-Köpfen zu vergleichen ist. Auch die längliche Sorte (Radicchio Rosso di Treviso Precoce) erreicht nicht die Qualität eines Tardivo. Nur dessen Blätter vermitteln nach dem Schmoren jenes einzigartig seidige Mundgefühl und die gemäßigte Bitterkeit, die so wunderbar mit dem aromatischen Taleggio und den süßlichen Maronen harmoniert.




Lasagne al radicchio e castagne

Zutaten (für 4 Personen)
  • 600 g Radicchio Rosso di Treviso Tardivo (oder "normaler" Radicchio)
  • 1 Zwiebel
  • 90 g Pancetta (in Scheiben)
  • Olivenöl extra vergine
  • 250 g Maronen (vakuumverpackt)
  • 200 g Taleggio
  • 30 g Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
  • 30 g Butter
  • 30 g Mehl
  • 0,5 L Milch
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • frisch geriebene Muskatnuss
  • ca. 220 g Lasagne-Blätter (ohne Vorkochen)


Den Radicchio putzen, waschen und die Blätter je nach Radicchio-Sorte entweder in feine Streifen oder -beim Tardivo - in zwei bis drei Zentimeter lange Stücke schneiden.
Die Zwiebel würfeln, die Pancetta-Scheiben von Schwarte und Knorpel befreien und erst längs, dann quer in feine Würfelchen schneiden.
Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und zunächst die Pancetta-Stückchen anbraten, dann die Zwiebelwürfel dazugeben und glasig werden lassen.
Den vorbereiteten Radicchio in die Pfanne geben und zusammenfallen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Kastanien untermischen.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Aus der Butter, dem Mehl und der Milch eine Béchamelsauce zubereiten und diese mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.
Vor dieser Sauce ein wenig in einer Auflaufform verteilen, zudem noch ungefähr eine Tasse davon zur Seite stellen. Die restliche Sauce mit dem Radicchio in der Pfanne vermischen.
Den Taleggio entrinden und in Würfelchen schneiden.
Abwechselnd Lasagneblätter, Radicchio und Taleggio in die Form schichten, dabei die letzte Platte mit Radicchio und zusätzlich der zur Seite gestellten Sauce bedecken und mit dem Parmigiano bestreuen.
Für 40 Minuten in den Ofen schieben. Falls die Oberfläche zu dunkel wird, mit Alufolie abdecken.











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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane


Dienstag, 29. Oktober 2013

Nun gibt es Minigugls - und Mini(!)gugls...


Diese Formen funktionieren eindeutig nach dem Kindchenschema-Prinzip! Und das funktioniert leider - ja ich sage leider (Platzgründe!) - bestens auch bei mir. "Oh wie süß, oh wie niedlich!" - und dann konnte ich wieder mal nicht dran vorbeigehen: Dreimal um den Stand mit diesen Sets aus Buch und Backform herumgeschlichen - und dann zugegriffen! Nicht dass ich nicht schon Minigugl-Formen hätte! "Normale" Mini-Gugl-Formen, versteht sich. Meine neuen Förmchen aber haben Pralinengröße!
Vor zwei Wochen in Südtirol hatte ich mir mal wieder die Zeit genomment, ausgiebig in den Kochbuchecken der Buchhandlungen von Meran und Bozen zu stöbern. Natürlich gehe ich dann nie ohne neue Schätze aus den Läden; darunter befand sich dieses Mal ein schmales Bändchen inklusive Backform, das allein diesen putzigen Super-Minigugls gewidmet war.



"Feine Gugls" nennt sich das schmale Bändchen, und in vier Kapiteln werden darin allerlei süße, pralinengroße Backwerke vorgestellt. Sommerliche Minigugls mit Früchten und Beerenobst, winterlich-weihnachtliche Kreationen mit Honig, Gewürzen und Schokolade oder Klassiker, die jeder auch in der großen Version kennt. Ein viertes Kapitel widmet sich den Gugls als Dessert und bietet dazu Rezepte für Saucen oder Fruchtkompott, die man zusammen mit den niedlichen Gugls servieren kann.
Ich werde mich durcharbeiten...
Heute aber gibt es einfache und wunderbar saftige:




Apfel-Zitronen-Minigugls

Zutaten (für 18 Minigugls in Pralinengröße)


  • 30 g Butter + zerlassene Butter zum Ausstreichen der Förmchen
  • 1 Ei
  • 30 g Puderzucker, gesiebt
  • 1 Prise Salz
  • 55 g Mehl, gesiebt + Mehl zum Bestäuben der Förmchen
  • 25 ml Milch
  • 1/2 unbehandelte Zitrone
  • 55 g Äpfel (ungefähr ein halber Apfel)
  • 15 g Mandelsplitter


Alle Zutaten auf Zimmertemperatur bringen.
Den Backofen auf 210 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Etwas Butter zerlassen und die Förmchen damit auspinseln, dann mit etwas Mehl bestäuben.
Die Mandelsplitter mit einen Wiegemesser zerhacken.
Butter mit dem Salz und dem Puderzucker schaumig rühren und das Ei einarbeiten. Nun das Mehl und dann die Milch unterrühren.
Die Zitronenschale von einer halben Zitrone abreiben und zum Teig geben.
Die Apfelstücke (geschält) grob reiben (im Original: in feine Würfel schneiden) und mit den Mandeln unter den Teig rühren.
Den Teig in einen Spritzbeutel füllen und in die Förmchen geben.
Die Gugls im Ofen 12 Minuten backen, danach herausnehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.






Rezeptquelle: Chalwa Heigl, DERGUGL, Feine Gugl, Südwest Verlag



♥♥♥
Un abbraccio
Ariane