Wer amerikanischen Boden betritt und dann sofort zu einer Hamburgerbräterei eilt, nährt damit vor allem eines, nämlich seine Vorurteile. Und wer glaubt, noch schlimmer ginge es bei den süßen Sachen weiter, der plappert oft nur Allgemeinplätze nach, die man ironischerweise äußern darf, ohne dass man der Xenophobie verdächtigt wird.
Dass es kulinarische Auswüchse mit für die Gesundheit bedrohlichen Folgen in den Staaten gibt, bleibt unbestritten. Nirgends habe ich so viele Menschen mit wirklich besorgniserregendem Übergewicht gesehen. Viele Süßspeisen sind für unseren europäischen Geschmack zudem überzuckert. Und das führt ja bekanntlich schnell zur Überzuckerung.
Längst aber ist das nicht nur ein amerikanisches Phänomen. Genau so erschreckend ist es, wie viele Kinder und Jugendliche auch in Italien übergewichtig sind, wenn sie in sozial schwierigen Stadtvierteln heranwachsen müssen. In Neapel, der Stadt, in dem bürgerliche Wohngebiete gleich neben dicht besiedelten Vierteln liegen, die gleichzeitig soziale Brennpunkte darstellen, ist mir das bei unzähligen Besuchen immer wieder aufgefallen. Man sollte meinen, Italien mit seiner auf der Mittelmeerdiät basierenden Küche kenne solche Probleme nicht, aber leider wird Ernährung auch hier durch soziale Umstände beeinflusst. Nicht anders ist es in den Staaten.
Bei unseren Aufenthalten in Amerika haben wir oft hervorragend jenseits aller Klischees gegessen, uns aber auch die Mühe gemacht, die Nase in Restaurantführer zu stecken oder nach persönlichen Tipps zu fragen. Und dann auf einmal gab es eine ganze Welt zu entdecken; unvergesslich bleibt mir ein Abend in einem kubanischen Restaurant in Miami. Die multikulturellen Einflüsse machen gerade in den USA die Küche so spannend. Aus dem Melting Pot New York stammt dann auch die amerikanische Version des beliebten Käsekuchens.
Wie bunt und phantasievoll die nordamerikanische Küche sein kann, das zeigte jüngst der Beitrag USA aus der Reihe Trostkochen, in dem die großartige Peggy von "zunehmend wild" amerikanische Rezepte von Bloggern zusammengetragen hat, um auch diesem Land unsere Solidarität zu zeigen.
Und da waren natürlich auch meine Lieblingskuchen vertreten...
Gleich zwei meiner Lieblingstorten haben nämlich nordamerikanische Wurzeln: Auf Platz Nummer eins ist da meine geradezu vergötterte Key Lime Pie, deren Herstellung leider oft am Mangel von saftigen (!) Limetten scheitert, gefolgt von dem schon erwähnten cremigen New-York-Cheesecake. Nun bin ich sowieso Team Käsekuchen, egal ob der nun wie in Deutschland mit Quark, in Italien mit Ricotta oder in den Staaten mit Frischkäse hergestellt wird. Es ist der einzige Kuchen übrigens, den ich mit einem Klecks ungesüßter Sahne oder - besser noch - Crème fraîche erst so richtig genießen kann. Obstkuchen dagegen mag ich lieber pur.
Für Liebhaber der amerikanischen Version empfiehlt es sich, immer ein paar Butterkekse und Frischkäse vorrätig zu haben. Im Gegensatz zu einem Mürbeteigboden, der zur Kühlung ruhen muss, ist der amerikanische Keksboden im Handumdrehen gebacken. Perfekt, wenn einem die Lust auf Käsekuchen überkommt. Wichtig nur: so ein Cheesecake muss gut ausgekühlt sein, bevor man ihn anschneidet, sonst bröselt der Boden. Das ist der vielleicht einzige Makel, der so einem amerikanischen Käsekuchen anhaftet: Man will sofort und darf nicht! Ganz Ungeduldige können diese Cheese-Cupcakes aber auch im Weckglas backen - und dann den Löffel in der lauwarmen Käsecreme versenken.
Zutaten
(für 8 Cupcakes)
Boden
- 8 Butterkekse
- 2 El Butter + etwas Butter für die Förmchen
- 1 El Puderzucker
- etwas Zimt (fakultativ)
Füllung
- 250 g Frischkäse
- 40 ml Milch
- 40 ml Sahne
- 1 Ei
- 40 g selbstgemachter Vanillezucker (oder Zucker und das Mark einer halben Vanilleschote)
- 1 Prise Salz
- Abrieb und Saft einer halben Zitrone
- 1 Muffinblech (12er)
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze vorheizen).
Acht Vertiefungen im Muffinblech ausfetten.
Die Butter zerlassen und die Kekse in einem Zerkleinerer zerbröseln (alternativ in einen Plastikbeutel geben und mit dem Nudelholz zerkleinern).
Keksbrösel mit der Butter, dem Zucker und dem Zimt vermischen und diesen Teig in den Förmchen verteilen. Die Oberfläche andrücken und glätten.
Für 10 Minuten in den vorgeheizten Ofen geben.
Den Ofen auf 170 Grad zurückschalten.
Für die Füllung alle Zutaten in der Küchenmaschine oder mit dem Schneebesen gut miteinander verrühren. Die Masse auf den vorgebackenen Keksbröseln verteilen und das Muffinblech für weitere 25 bis 30 Minuten in den Ofen schieben.
Vor dem Servieren gut abkühlen lassen, dann die Cupcakes vorsichtig aus den Vertiefungen holen.
Dazu passen Fruchtsaucen (wie auf dem Foto, z.B. aus Blaubeeren), frische Früchte, Sahne... Oder einfach pur genießen!
Angelehnt an ein Rezept aus: Oliver Brachat, Cupcakes, AT Verlag Aarau und München 2010
Ich bin ja kein Fan von Süsskram, aber in diese Kuchen könnte sogar ich hinein beissen - das hast du mal wieder wundervoll fotografiert!
AntwortenLöschenEigentlich gehöre ich ja eher zur Salamibrot-Fraktion. Schon als Kind, wenn ich mit meinen Eltern ins Cafè ging, war ich eher für Salziges zu haben. Für alle Kuchen, für mich Salamibrot. :-)
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Ariane
Ich finde, in jedem Land kann man gut und abseits von Klischees essen, wenn man nur will und Ausschau danach hält! Danke für den Link zu Peggy!
AntwortenLöschenDeine Cheesecakes gefallen mir gut, sie in Weckgläschen zu backen noch besser! Genauso werde ich es machen!
lg
Die Aktion bei Peggy ist wirklich super geworden! Es lohnt sich, immer mal wieder bei ihr vorbeizuschauen. Mittlerweile gab es das Kapitel Schweiz. Italien machte den Anfang.
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Ariane
Die Törtchen sind köstlich, schnell gemacht und hübsch anzusehen! Der leichte Zimtgeschmack gefällt mir sehr, und die Füllung ist schön cremig. Ich werde sie bestimmt noch öfter backen!
AntwortenLöschenHerzliche Grüße aus Berlin
Gabriele
Das freut mich, liebe Gabriele! Ich gebe mittlerweile immer etwas Zimt zu diesen Keksböden; das harmoniert gut.
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Ariane
Hallo Ariane,
AntwortenLöschenich habe in dieser Woche Deine schnellen Cheesecakes ausprobiert. Lecker - mein aktuelles Obst dazu waren natürlich Erdbeeren. Auch nehme ich immer gern den nicht so fetten Frischkäse, so kann man gern ein Stück mehr essen.
LG Biggi
Erdbeeren passen wunderbar dazu! Die Saison müssen wir auch noch kräftig auskosten. Demnächst koche ich wieder Konfitüre ein. :-)
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Ariane