Montag, 30. November 2020

Mit Einkäufen vom "Gemüse-Bulgari": Risotto ai funghi porcini freschi


Manchmal treffen glückliche Umstände zusammen. Eigentlich hatte ich an einem Samstag im November meinen Mann nur gebeten, noch etwas Lorbeer auf dem Campo de'fiori zu besorgen. Wenig später stand er mit einem halben Lorbeerbusch, einer Tüte Clementinen und drei Steinpilzen in der Küchentür. Dazu hatte der Marktmann ihm noch ein Sträußchen Petersilie geschenkt; es war kurz vor Schließung der Marktstände gewesen, und wie heißt es so schön: Alles muss raus! 

Diese unverhofften Schätze kamen alle von Bulgari. Bulgari? Was hat der Edeljuwelier, der mit seinem prächtigen Juwelen in der Via Condotti die betuchten Kunden hofiert, mit einem Gemüsestand zu tun? 
Dazu muss man wissen, das besagter Markstand zwar zu den am besten sortierten Ständen vom Campo de' fiori gehört und auch optisch alle überstrahlt, aber auch unverschämte Preise hat. Den Touristen, der durch die pittoreske Aufmachung angelockt wird, stört es halt nicht, was ein Apfel kostet. Unter den Marktleuten hat dieser Stand jedenfalls seinen Spitznamen weg: Bulgari! 








In meinen ersten römischen Jahren - in den weit zurückliegenden Neunzigern - war auch ich dort Kundin, da sich  die Auswahl an den vielen anderen Ständen sehr in Grenzen hielt. Ein netter polnischer Mitarbeiter von "Bulgari" hatte mich dort immer freundlich und aufmerksam bedient. Er wusste auch, im Gegensatz zu seinem Boss, was er da alles an Gemüse und Obst verkaufte. An eine Episode kann ich mich noch bestens erinnern. Sein Chef hatte eine Kohlrabi auf dem Großmarkt ergattert, ein Gemüse, das ihm, dem Gemüsehändler, gänzlich unbekannt war! Er lästerte lautstark über die Knolle, deren Blätter schon ganz schlaff herunterhingen, vor seinem polnischen Mitarbeiter. Das sei wohl eine polnische Knolle - *haha!*. Auch kannte er nicht die italienische Bezeichnung für Kohlrabi. Jedenfalls schenkte mir der freundliche Pole dieses nicht mehr ganz frische Exemplar, und ich kochte am Abend eine kleine Beilage daraus.

Irgendwann waren die Preise bei "Bulgari" nicht mehr zu rechtfertigen. Als mir dann ein Schälchen mit Beeren verkauft wurde, bei dem nur die obere Lage aus frischen Früchten bestand, verabschiedete ich mich langsam von diesem Stand. Der Pole und ich, wir grüßen uns noch immer verschwörerisch; ich glaube, er hatte damals sehr gut verstanden, warum ich immer seltener kam. 







Funghi porcini freschi - frische Steinpilze. Natürlich wollte "Bulgari" meinem Mann die schon aufgeschnittenen, geputzten Exemplare andrehen. Die waren nämlich teurer! Mein Mann deutete aber auf die noch ganzen und mit viel Erde behafteten Pilze. Die konnte man am Montag natürlich nicht mehr auf dem Markt anbieten, also mussten auch diese noch am Samstagmittag weg. Leider ist der Kauf von Steinpilzen, wenn man nicht reinschauen kann, immer auch ein Roulette-Spiel, denn man sieht eben nicht, ob die Pilze Untermieter haben. Sie hatten glücklicherweise keine, nur die Lamellen musste ich wegschneiden, da sie schwammig und grünlich geworden waren. 









Zutaten und Zubereitung
(für 2-3 Personen)


  • 250 g Risotto-Reis (bei mir Arborio)
  • 350 g frische Steinpilze
  • 2 Schalotten
  • 150 ml Weißwein
  • 1 l Gemüsefond oder Brühe (möglichst selbstgemacht)
  • 2 El Butter
  • Olivenöl extra vergine
  • 3 El Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • ein paar Blättchen glatte Petersilie


Die Brühe in einem Topf erhitzen und auf dem Herd köchelnd halten. 
Die Pilze gut putzen und in Würfel schneiden (für die Deko einen Teil in Scheiben). In etwas Olivenöl anbraten, leicht salzen und zur Seite stellen (wer mag, kann an dieser Stelle einen Hauch Knoblauch hinzugeben).

Die Schalotten fein hacken und in einer Pfanne in etwas Olivenöl und einem Esslöffel Butter anschwitzen. Dann den Risotto hinzugeben und glasig werden lassen. Mit dem Weißwein ablöschen.
Nun nach und nach unter Rühren die köchelnde Brühe hinzugeben. Vom ersten Aufgießen an braucht der Risotto ungefähr 18 Minuten. Am Ende sollte fast alle Brühe aufgebraucht sein.

In den letzten Minuten die Pilzwürfel zum Risotto gegeben. Den Risotto mit Salz und Pfeffer abschmecken. Nach ca. 18 Minuten die Hitze wegnehmen. Die restliche Butter und den Parmesan unterrühren und zugedeckt ca. 2 Minuten ruhen lassen.

Mit den vorher zur Seite gelegten Scheiben vom Pilz und ein paar Petersilienblättchen dekorieren.





Sonntag, 22. November 2020

In den Fußstapfen von liebevollen Köchinnen: Lo spezzatino di vitello della nonna



Wenn man über die italienische Küche liest, hat auch in den Rezepten seit ein paar Jahren im deutschen Sprachraum die "Nonna" die vormals so oft zitierte italienische "Mama" (richtig: Mamma) abgelöst. Zu wissen, dass Großmütter in Italien "Nonnas" heißen, (richtig im Plural: nonne - das hat nichts mit Nonnen zu tun, das sind die monache oder auch suore), verheißt wahre Kennerschaft. Viele italienische Gerichte werden mit "a la Nonna" (im Italienischen richtig: alla nonna  - und dann ein Eigenname wie alla nonna Rosa - oder auch ganz allgemein della nonna) präsentiert. Der Gipfel ist es dann, wenn in einem aktuellen Artikel einer deutschen Tageszeitung über die Folgen des Coronavirus in Italien sowohl die Mamma als auch die Nonna irgendwie im Text untergebracht werden mussten. Das wirkt authentisch und irgendwie aus dem Leben gegriffen, dachte sich wohl jedenfalls der Autor. Natürlich ging es auch da ums Essen und Essengehen.

So richtig in die Klischeekiste zu greifen, verheißt oft unmittelbaren Erfolg und Aufmerksamkeit bei der italophilen Leserschaft. Dass man jetzt öfters von der italienischen Oma-Küche spricht ist im Kern aber gar nicht mal so falsch. In dieser Generation wurde sicher noch öfters, aufwendiger und mit Liebe gekocht. Als ich bei meinem Lieblingsfeinkosthändler am Campo de' fiori mal über ein Rezept sprach, meinte der Angestellte nur: "Signora, heute kocht doch niemand mehr!"







Auch das will ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Der Feinkostladen befindet sich nun mal in einem Viertel, in dem man oft kochen lässt. Auch wenn bei einem Rombesuch ein Freund unseres Neffen, der bei uns zum Abendessen eingeladen war, erschrocken meinte, dass wir ja leider in einem  - Zitat - "prekären Stadtteil" wohnten. Hinter den verwitterten Fassaden verbergen sich  nur allzu oft prächtigste Wohnungen. Das kann man natürlich nicht wissen, wenn man im grünen Gürtel von München wohnt und das Häuschen mit Garten und Garage das Maß aller Dinge ist. Wir mussten damals so schmunzeln, und dieses Gespräch wurde zu einer persönlichen Anekdote, die wir immer wieder gerne erzählen. 

Zum Status-Symbol in den begehrten Vierteln italienischer Städte - so auch in unserem "prekären" -  gehören oft das Hausmädchen oder der "Filippino", letzterer muss spätestens bei Einladungen im weißen Livree auftreten. Da müssen die Angestellten dann einkaufen gehen und für die Familie kochen. Das mag in den sogenannten Quartieri popolari von Rom - den oft am Stadtrand gelegenen Wohnvierteln, die auch soziale Brennpunkte darstellen - wieder ganz anders aussehen. Und dann gibt es natürlich noch irgendwas dazwischen...

Pasta selber machen, auch da wurde ich ernüchtert: Vor ein paar Jahren habe ich auf einem von einem Pastaproduzenten veranstalteten Event mit Frauen über Pasta reden können. Pasta selber machen? Das war kein Thema und wurde fast entschuldigend von sich gewiesen. Bei einer wunderschönen privaten Einladung unter befreundeten Weinproduzenten in der Toskana, die wahrlich schon vom Ambiente her einem Werbefilm glich, wurde am Tisch beim Abendessen - zubereitet von einem professionellen Koch - auch diese Frage diskutiert. "Ragazze (Mädels)", meinte die Signora des Hauses, "mal ehrlich, wer macht denn heute noch Pasta selbst?" Ich, als einzige Nicht-Italienerin unter den Gästen, habe -  zusammen mit einem männlichen Tischnachbarn, für den Kochen wohl ein Hobby darstellte - als einzige schüchtern den Finger gehoben. 

Aber jetzt zu einem Rezept, das - will man der Zeitschrift Cucina Italiana glauben - ganz in der Tradition der Cucina Casalinga, der Hausfrauenküche, steht. Mit diesem winterlichen Rezept, so heißt es im Newsletter der Zeitschrift, tritt man in die Fußstapfen der liebevollsten Köchin, die es auf der Welt gibt, in die der Nonna!




Zutaten und Zubereitung
(für 3 Personen)



  • 800 g Kalbfleisch aus der Hüfte, in Würfel geschnitten
  • 2 große Zwiebeln
  • 1 große Karotte
  • 2 Stangen Sellerie
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 Lorbeerblätter
  • Salz
  • ein paar Pfefferkörner
  • ein paar Wacholderbeeren
  • ca. 700 ml trockener Weißwein
  • ca 1/2 Liter Gemüsefond oder Brühe (selbstgemacht)
  • Olivenöl extra vergine



Am Vortag das Fleisch mit der in Scheiben geschnittenen Karotte und Selleriestangen, der in Würfel geschnittenen Zwiebel mit der Hälfte des Weins in eine Schüssel geben. Die Lorbeerblättern sowie in einem Gewürzsäckchen die angedrückten Wacholderbeeren und die Pfefferkörner hinzufügen.
Über Nacht marinieren lassen.

Am Folgetag das Fleisch mit dem Gemüse abgießen - dabei die Marinade wegschütten.
Fleischstücke vom Gemüse trennen und trockentupfen. 

In einem Bräter Olivenöl erhitzen und die Fleischstücke darin scharf anbraten. Dann aus dem Topf nehmen.
Das aufgefangene Gemüse mit der restlichen, in Würfel geschnittenen Zwiebel in den Topf geben und anrösten. Leicht salzen. Das Gemüse sollte Farbe annehmen, dann mit dem restlichen Wein ablöschen und diesen einreduzieren. Das Fleisch hinzugeben und soviel Gemüsefond angießen, bis alles gerade bedeckt ist.
Den Deckel aufsetzen und das Fleisch ca. 2 Stunden bei kleiner mit mittlerer Hitze schmoren. Eventuell noch etwas Fond (oder Brühe) nachgießen und mit Salz abschmecken.

Dazu passt Kartoffelpüree. 





Samstag, 21. November 2020

Über die Kunst des Weglassens in der Küche Italiens: Pasta e ceci


Gerade die einfachsten Dinge des Lebens verlangen oft die größte Sorgfalt. Das gilt für mich auch beim Kochen. Natürlich kann ich jederzeit auch eine Packung Spaghetti aufreißen, während auf dem Herd ein Tomatensugo vor sich hinköchelt - auf die klassisch-italienische Weise zubereitet, jenseits aller Moden. Irgendwo in meinem Blog gibt es auch ein Rezept dazu. Versteht mich nicht falsch: wenn ich wenig Zeit oder auch keine Lust verspüre, groß zu kochen, gibt es Spaghetti al sugo (oder al pomodoro - und nicht "Spaghetti Napoli"!) auch bei uns. Das ist einfache Küche. Jene einfach-ehrliche Küche, die ich niemals verschmähen würde.

Die traditionell einfache Küche Italiens lässt sich jedoch nicht mit einer Banalität aufpeppen. Schon gar nicht mit Zutaten, die im Gericht nichts verloren haben; da gibt es gerade in Italien viele Tabus. Zudem birgt es auch die Gefahr, den Focus hin zu verlagern auf irgendeine willkürlich hinzugefügte  Komponente. Spaghetti al pomodoro, darauf noch einen Hühnerschlegel gepackt, bestreut mit Brotkrumen und gehackten Walnüssen, ertränkt mit Balsamico -  dieses übertriebene Beispiel soll zeigen, wie aus einem einfachen und guten Gericht ein banales Gericht wird. Diese falsch verstandene Kreativität würde in Italien jedenfalls Naserümpfen hervorrufen, und auch aus meiner Perspektive ist es schwer nachzuvollziehen, warum man einen ehrlichen Teller Pasta so verschandeln sollte. 

Keinesfalls meint aber einfache Küche gleichzeitig auch vereinfachte Küche. Vor einiger Zeit bin ich auf einer deutschen Seite über ein Rezept für Maritozzi gestolpert. Das sind bei uns in Rom weiche Rosinenbrötchen aus Hefeteig, die oben aufgeschlitzt und mit etwas Sahne bespritzt werden. Ich hielt den Atem an, als ich dort fertigen Blätterteig sah, der mit Mascarpone und Eierlikör gefüllt wurde. Das einzig Italienische daran war der Mascarpone...

Bin ich in all den nunmehr 26 Jahren doch sehr zur Italienerin geworden? Ich plädiere für selbstgemachte Pasta und selbst eingekochten Sugo, in der Saison aus frischen Tomaten zubereitet und mit einem Hauch Basilikum. Kein Origano, keine Kräuterorgien! Eine Knoblauchzehe vielleicht (!) - im Ganzen hinzugegeben und vor dem Servieren wieder entfernt; Knoblauchfahnen schätzt man in Italien nicht. Das ist einfache Küche, weit weg von der von mir so bezeichneten banalen Küche, wo eine sicherlich gut gemeinte Idee im Handumdrehen eines der ikonographischsten Gerichte der Küche Italiens zerstören kann. Das hat dann auch nichts mehr mit der in der gehobenen Gastronomie gefeierten Cucina rivisitata zu tun. Denn da werden die Klassiker völlig neu aufgebaut. Da ist Phantasie und Können gefragt. 

Genau diese Sensibilität, feine Nuancen des oben Beschriebenen unterscheiden zu können, gehört zu den Fähigkeiten italienischer "Starköche". Das steht interessanterweise im Gegensatz zu dem, was viele italienische Gastronomen und Köche im deutschsprachigen Raum ihren Gästen bieten wollen, während sie es gleichzeitig als die "traditionelle" Küche Italiens anpreisen. Von Pasta als Beilage mag ich gar nicht erst reden. Vor ein paar Jahren stellte uns der Wirt in einem sardischen Restaurant in Frankfurt, das immer wieder in verschiedenen "Fressführern" lobend als besonders authentisch erwähnt wurde, ungefragt den selbstverständlich auch nicht bestellten Teller mit Spaghetti al pomodoro als Beilage zum Fleischgang auf den Tisch. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht!



Wenn man dann bei einem Koch wie Niko Romito - sein Ristorante Reale in den Abruzzen hält seit 2013 drei Michelin-Sterne - in einem seiner Bücher nach einem Klassiker der Küche Latiums wie Pasta e Ceci sucht, erhält man ein - einfaches - Rezept. Ohne jegliches Chichi. Natürlich beschreibt er das Rezept sorgfältiger als mein aus den achtziger Jahren stammendes Büchlein - unbebildert und überhaupt wenig ansprechend, das Papier vergilbt - über die Küche Roms. Aber gerade diese unscheinbaren Büchlein, die ich mir in Rom nach und nach zugelegt habe - in all diesen Jahren von Mitte der Neunziger an -, zeigen mir die authentische Regionalküche, die allerdings wiederum einiges an Kochwissen voraussetzt. Was fehlt ist der ganze Hochglanz der vergangenen Jahrzehnte in der Welt des Kochbuchs. Keine Fotos, keine Mengenangaben - es liest sich, als habe tatsächlich eine Nonna oder eine Mamma ein Rezept für sich oder die Nachwelt aufgeschrieben, um mal ganz in den von mir so verhassten Klischees zu bleiben (von diesen Klischees ist noch zu schreiben, bleibt dran!). 

Pasta e ceci also. Dieses einfache Gericht wird durch die Sorgfalt bei der Zubereitung, der Achtung vor der Tradition niemals eine banale Angelegenheit sein. Die Pasta selbstgemacht, aus Bio-Eiern und Bio-Mehl, die Kichererbsen nicht aus der Dose, sondern sorgfältig beim Einkauf auch nach Herkunft ausgewählt (aus dem toskanischen Val di Cecina), eingeweicht und mit Aromen vorgekocht. Ein unscheinbares Gericht, das keine Begeisterungsstürme hervorrufen wird. Das auch langsam aus den Ristoranti der touristischen Innenstadt verschwindet, als müsse man sich dafür schämen. Und doch kennt man es in vielen Regionen Italiens, allen voran in der Toskana, in Latium oder auch noch weiter südlich. 

Hier nun das Rezept nach Niko Romito. Richtigerweise verwendet er für dieses Gericht keine Pasta all'uovo, sondern selbstgemachte Maltagliati nur aus Mehl und Wasser. Ich habe dagegen Eierpasta hergestellt. Sie lässt sich mit weniger Kraftaufwand kneten, zudem liebe ich ihren Geschmack.  




Zutaten und Zubereitung
(für 2-3 Personen)


  • 200 g getrocknete Kichererbsen
  • 2 kleine Karotten
  • 2 Stangen Sellerie
  • 2 Zwiebel
  • Olivenöl extra vergine 
  • ein Rosmarinzweig
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Am Vortag die Kichererbsen in einem Sieb waschen und in kaltem Wasser über Nacht (mindestens 12 Stunden, gerne auch mehr) einweichen.

Kichererbsen in ein Sieb geben und kurz abspülen. Eineinhalb Karotten und eineinhalb Selleriestangen sowie eine Zwiebel in grobe Stücke schneiden. Die Kichererbsen mit dem Gemüse und dem Rosmarinzweig in einen großen Topf geben und mit reichlich kaltem Wasser bedecken (das Verhältnis sollte ungefähr aus einem Teil Kichererbsen und zwei Teilen Wasser bestehen. 

Zum Kochen bringen und dann zweieinhalb Stunden köcheln lassen. Die Kichererbsen sollen weich werden, das Wasser aber keinesfalls ganz verdampfen. Erst in der letzten Viertelstunde Salz hinzugeben.

Kichererbsen im Kochwasser etwas abkühlen lassen. Das verkochte Gemüse und den Rosmarinzweig entfernen.
Das restliche Gemüse und die übrige Zwiebel fein würfeln. In Olivenöl langsam anschwitzen.

Kichererbsen abgießen, dabei das Kochwasser auffangen.
Kichererbsen zu dem Soffritto in den Topf geben und kurz mitanschwitzen. Dann das aufgefangene Kochwasser hinzugeben und kurz aufkochen. 

Ungefähr zwei Drittel der Kichererbsen mit etwas Flüssigkeit aus dem Topf nehmen und fein pürieren. Eventuell noch etwas Wasser hinzugeben. Wieder zu den übrigen Gemüse in den Topf geben.


Maltagliati

  • 150 g Mehl, gesiebt
  • 50 g Hartweizengrieß, gemahlen (Semola di grano duro rimacinata)
  • 2 Eier
  • etwas Salz
  • wenige Tropfen Olivenöl extra vergine

Einen geschmeidigen Pastateig nach meinem Grundrezept herstellen und in Folie gewickelt ruhen lassen. Dann den Teig mit Hilfe einer Nudelmaschine dünn auswälzen und die Nudelplatten mit einem Teigrädchen in unregelmäßige Streifen schneiden.

Die Maltagliati für 1 Minuten in kochendes Salzwasser geben. Abgießen und zu den Kichererbsen geben.

Vor dem Servieren mit Olivenöl extra vergine beträufeln. 


⚜⚜⚜

Rezeptquelle: Unforketable.it, La Cucina Italiana di Niko Romito a casa Tua,
Giunti Editore S.p.A., 2015





Sonntag, 8. November 2020

Mit Gemüse aus dem bayerischen Hofladen: Tarte di zucca, ricotta e taleggio




Ein riesiger Weißkohl, drei Rettiche und zwei Hokkaido-Kürbis - ich weiß nicht, was sich mein Mann dabei gedacht hatte, als es ihn bei einem Blitzbesuch bei seiner Mutter in einen hübschen Hofladen in seiner bayerischen Heimat zog. Heraus kam er jedenfalls mit kiloweise Gemüse, das dann zusammen mit ihm die Rückreise nach Rom antreten durfte - mit einem kleinen Zwischenstopp in Bologna. Natürlich bekomme ich das Gekaufte auch hier in Italien; man sieht, mein lieber Mann geht nicht gerade oft zum Markt! 




Ich versprach ihm, dass er sich nun tagelang von Radi, Kürbissuppen und Kohlgerichten ernähren müsse; es sollte wie eine Drohung klingen! Er schwieg dazu und löffelte tags drauf brav seine Suppe. Dazu gab es - Ihr ahnte es schon - Rettichsalat. Zwar nicht auf die bayerische Art (zur Spirale geschnitten, gesalzen und dann wieder zusammengedrückt, bis er "weint"), aber eben auch nur leicht gesalzen; was braucht so ein Rettich schon mehr! So mache ich es ja auch mit Radieschen. Pur schmecken sie mir am besten. Die Kürbissuppe mögen wir meist "asiatisch angehaucht - Bavaria meets Asia! 







Während der Weißkohl noch auf seine Verarbeitung wartete, gab es dann ein weiteres Kürbisgericht. Eine Tarte, deren Rezept ich in einer italienischen Kochzeitschrift gefunden hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Tarte auch Kürbisverächtern schmecken könnte, da sich das Gemüse hier nicht penetrant in den Vordergrund schiebt. Diese Tarte lebt natürlich auch von den weiteren guten Zutaten  wie der unvergleichlich sahnigen Schafsricotta und dem würzigen Taleggio. Selbst die Zwiebel hat mein Mann bei dieser Tarte nicht zur Seite geschoben! 

Gestern gab es übrigens Kohlrouladen und bayerischen Krautsalat...




Zutaten und Zubereitung
(für eine flache Tarteform von 28 cm Ø)


Boden

  • 200 g Mehl, gesiebt
  • 100 g kalte Salzbutter (oder normale Butter und eine Prise Salz)
  • 7 El kaltes Wasser

Aus dem Zutaten nach meinem Grundrezept einen Mürbeteig kneten und kaltstellen. Danach wie im Rezept beschrieben weiter verfahren. 




Füllung

  • 250 g Kürbisfleisch (bei mir: Hokkaido)
  • 400 g Ricotta di Pecora (Schafsricotta, ersatzweise Kuhmilchricotta)
  • 200 g Taleggio
  • 50 g Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
  • 3 Eier
  • 1 rote Zwiebel
  • 1 Zweig Rosmarin
  • ein paar Salbeiblätter
  • 2-3 El Pinienkerne
  • Olivenöl extra
  • Salz, frisch gemahlenen Pfeffer
  • etwas Butter für die Form

Das Kürbisfleisch in Würfel und die Zwiebel in feine Streifen schneiden.
In einer Pfanne Olivenöl mit einem Rosmarinzweig erhitzen und Kürbiswürfel sowie Zwiebelstreifen 3-4 Minuten bei kleiner Hitze anbraten.

Den Backofen auf 180 g (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Die Form ausfetten.

Die Ricotta mit den Eiern und den geriebenen Parmigiano verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Taleggio in kleine Würfelchen schneiden und unter die Ricottamasse heben.

Den Mürbeteig auf etwas Mehl dünn ausrollen und die Form damit auslegen. Den Boden mit einer Gabel mehrmals einstechen.

Die Käsefüllung auf dem Boden verteilen und das Kürbis-Zwiebel-Gemüse darüber verteilen.
Tarte für ca. 40 Minuten in den Ofen schieben.

In der Zwischenzeit die Pinienkerne in einer beschichteten Pfanne leicht anrösten. Die Salbeiblätter in Olivenöl frittieren.

Die Tarte aus dem Ofen holen, etwas abkühlen lassen, aus der Form nehmen und mit Pinienkernen und Salbeiblättern belegen.

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Quelle: Frei nach einem Rezept aus Sale&Pepe, November 2020