Kochen in Italien heißt nicht automatisch auch italienisch
kochen.
Wenn sich die Lust auf Exotisches nach all den
mediterranen und italienischen Genüssen -
nach Pasta, Bistecca und Caponata - in regelmässigen Abständen meldet, hat man
nun zwei Möglichkeiten: Entweder man sucht nach einem guten ethnischen Restaurant oder man begibt sich selbst in
die Küche.
Ersteres ist in der Regel zum Scheitern verurteilt. Wer aus
Deutschland gewohnt ist, dass man in fast jeder größeren Stadt die Qual der
Wahl zwischen einem griechischen,
italienischen, spanischen oder oder thailändischen Lokal hat, wird in Rom - und
in Italien überhaupt - sehr enttäuscht werden. "Wir gehen heute Abend zum
Türken/Italiener/Chinesen" - so oft doch hört man dieses geflügelte Wort
von Freunden in Deutschland.
Nun kann man sagen, warum auch etwas anderes als Italienisch
essen im Land der guten Küche? Stimmt! Als Tourist outete man sich als
absoluten Spiesser, wenn man noch in den siebziger Jahren in Rimini nach
Würstel con crauti suchte. Andererseits - welcher Romreisende von heute möchte schon in
der Ewigen Stadt afrikanisch essen gehen?
Aber wenn man hier wohnt...
Bleibt also der eigene Herd, und damit beginnen schon die
nächsten Probleme: die lieben Zutaten!
Bei weitem ist es in Italien nicht so, dass man in jedem
größeren Supermarkt ein solches Angebot an ausländischen Spezialitäten wie in
Deutschland findet. In den ersten Jahren meiner Zeit in Rom brachte ich viele
Zutaten immer aus Deutschland mit. Das tue ich bei vielen Produkten noch immer,
ist es für mich ein kleines Ritual, sollte ich während der Adventszeit in
Deutschland sein, Zutaten wie Backoblaten, Gewürze wie Kardamon und Sternanis
nebst Adventskranz und Adventskalender aus Deutschland einzuschmuggeln.
Doch was ist, wenn ich spontan asiatisch kochen möchte, mir
der Kopf nach einem scharfen indischen Curry steht?
In Rom heißt die Lösung Castroni!
"Droghe Coloniali" - das Ladenschild läßt schon Exotisches vermuten |
Mindestens einmal in der Woche pilgere ich zu dem Laden im
Stadtteil Prati. Seit 1932 hat hier das Stammhaus seinen Platz gefunden.
Für mich ist das ein Fußmarsch von ca. 20 Minuten - kein
Problem, Autofahren in Rom kostet eh nur Nerven, man findet keinen Parkplatz,
und das Auto steht ohnehin weit entfernt auf einem Dauermieterplatz in einem
öffentlichen Parkhaus beim Vatikan.
Im Hochsommer, wenn die Temperaturen Richtung 40 Grad steigen, ist das natürlich kein Spaziergang, aber kaum betrete ich den Laden, hebt sich meine Laune. Ich finde mich wieder unter lateinamerikanischen und asiatischen Kunden, die wie ich auf der Suche nach entweder heimatlichen oder exotischen Zutaten sind. Das Gedrängel um die Mittagszeit ist groß, denn an der langen Bar in dem schmalen Raum gibt es guten Caffè und eine Auswahl an Tramezzini, die die Römer des Viertels anlockten.
"Rush hour" |
Im Hochsommer, wenn die Temperaturen Richtung 40 Grad steigen, ist das natürlich kein Spaziergang, aber kaum betrete ich den Laden, hebt sich meine Laune. Ich finde mich wieder unter lateinamerikanischen und asiatischen Kunden, die wie ich auf der Suche nach entweder heimatlichen oder exotischen Zutaten sind. Das Gedrängel um die Mittagszeit ist groß, denn an der langen Bar in dem schmalen Raum gibt es guten Caffè und eine Auswahl an Tramezzini, die die Römer des Viertels anlockten.
Auch viele Touristen zieht es in den Laden, denn natürlich sind auch italienische Produkte aus allen Regionen des Landes im Angebot. Groß ist dementsprechend auch die Abteilung, in der Pasta verkauft wird.
Neben edlen Marken wie Latini, Cipriani, und der guten Pasta all'
uovo aus Campofilone oder der aus Gragnano aus bestem Hartweizengriess locken als Mitbringsel aus der Ewigen Stadt auch die Packungen
mit bunten Nudeln in allen möglichen und unmöglichen Formen - und wenn ich
"unmöglich" sage, dann meine ich das auch so, denn es gibt in manchen
römischen Läden eine Pastasorte, die nicht ganz jugendfrei ist...
Die "deutsche" Abteilung dagegen ist eher spärlich. Es gibt, wie könnte es anders sein, "Würstel". Leider trägt dieses Angebot auch nicht dazu bei, die hartnäckigen Vorurteile über die deutsche Küche zu entkräften.
Pasta in allen Formen und Farben |
Die "deutsche" Abteilung dagegen ist eher spärlich. Es gibt, wie könnte es anders sein, "Würstel". Leider trägt dieses Angebot auch nicht dazu bei, die hartnäckigen Vorurteile über die deutsche Küche zu entkräften.
Nein, das kommt mir nicht ins Körbchen! |
Für mich - blond, hellhäutig und blauäugig und damit eindeutig einem eher nordischen Land zuordenbar - heißt das auch, diese Ecke ignorieren, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, man könne nicht ohne.
Also schnell ein Stück frischen Ingwer eingepackt und noch ein Gläschen Thai-Curry ins Einkaufskörbchen, aber ja kein Glas mit Bockwurst!
Bei einem deutschen Produkt jedoch greife ich gerne zu, und das geht auch nie so ganz, ohne nicht Aufmerksamkeit zu erregen, denn öffne ich die Kühlfachtür, ertönt ein lauter Klingelton. Sie kann es also doch nicht lassen...sicher ist sie Deutsche!
Panna Acida - Saure Sahne - landet dann bei meinen Einkäufen:
Langer Fussmarsch für Saure Sahne |
Spannend wird es aber erst hier, in der Abteilung für asiatische Küche. Teriyaki-Saucen und Sesamöl aus Japan, Gewürzmischungen aus Indien, Sojasaucen und Litschis in Dosen aus China, Basmati Reis aus Pakistan bereichern das Angebot:
Die typischen asiatischen Gewürzsaucen |
Mit dieser Packung Reis hat man für Wochen ausgesorgt |
Auch Mittel- und Südamerika ist mit einigen Produkten des Landes vertreten, und aus Nordamerika stammen die Backmischungen für Muffins (auf dem Foto nicht zu sehen):
Auch diese Tortillas gibt es in familienfreundlichen Packungen |
Trotz des für Rom einzigartigen Angebots greifen viele Römer doch lieber zum Altbekannten und Gewohnten. Was ihre eigenen Essensgewohnheiten und Vorlieben betrifft, sind sie schwer zu bekehren. Dieses Phänomen kenne ich seit langen Jahren aus eigenen Erfahrungen, denn bei Einladungen koche ich - wenn ich auf der sicheren Seite bleiben möchte - doch ausschließlich italienisch.
Aber das ist eine andere Geschichte...
Adresse
CASTRONI
Via Cola di Rienzo 196
Roma
♥♥♥
Un abbraccioAriane
Na, so einen Castroni könnten wir hier auf der anderen Seite des Apennin auch gut gebrauchen!!! Dein Bericht spricht mir aus dem Herzen, könnte fast aus meiner eigenen Feder stammen... Kein Tourist ahnt ja, wie frustrierend es sein kann, immer NUR italienisch essen zu "müssen". So gut die italienische Küche auch ist (Qualität der Zutaten und der Zubereitung eigentlich immer ausgezeichnet), so langweilig kann es auf die Dauer werden. Das ist wirklich eines der wenigen Dinge, die ich von Deutschland vermisse, dieses "heute geh'n wir zum Chinesen/Griechen/Inder/Türken oder wohin auch immer"... Mit einem tiefen Seufzer grüßt ganz herzlich Elvira
AntwortenLöschenAls ich diesen kleinen Bericht schrieb, es ist ja nun schon etwas länger her, habe ich auch an Dich denken müssen. Du kennst ja die Situation nur allzu gut...:-))
LöschenLiebe Grüße
Ariane