Procida - diese kleine Insel im Golf von Neapel lebt weder vom Massentourismus der Nachbarinsel Ischia, noch pflegt sie die Exklusivität von Capri mit seinen Postkartenausblicken. Ich würde sie dagegen als "authentisch" bezeichnen, und ich denke, die Inselbewohner wären mit dieser Charakterisierung vollends einverstanden.
Am vergangenen Wochenende stattete ich der Insel zum ersten Mal einen Besuch ab. Ein wenig ärmlich und heruntergekommen fand ich einige Winkel von Procida dann doch. Viel Tourismus gibt es nicht, es ist und war, wie mir ein Dozent der Universität von Neapel erzählte, eher ein Ziel jener Italienreisenden, die abseits der touristischen Metropolen noch süditalienische Ursprünglichkeit suchen. Und es ist ein Ziel der "Intellektuellen" ("Die haben in der Regel nie Geld"). Nicht zuletzt fand an diesem Wochenende ein Workshop der Uni statt, die dort in jedem Jahr eine "Summer School" abhält.
Procida ist auch die Insel der Prozessionen; am Sonntag wurde der Inselheilige San Michele mit Blasmusik und Feuerwerk gefeiert.
Wieder erschüttert war ich bei der Ankunft in Neapel über die dortigen Zustände auf den Strassen. Neapel ist eine Stadt, die ich in den neunziger Jahren öfters durchstreift habe - auch alleine. Besonders das historische Zentrum, von dem einige Strassenzüge mittlerweile als extrem unsicher gelten. Ich war damals, mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen und in Begleitung von Einheimischen, auch in wirklich "schwierigen" Viertel wie den Quartieri Spagnoli, den berüchtigten "Spanischen Vierteln", oder der Sanità unterwegs.
Nicht wundern sollte man sich über die ständig stattfindenden Feuerwerke in Neapel. Nicht überschwängliche Lebensfreude wird damit ausgedrückt, sondern es wird die Ankunft neuer Drogen oder die Rückkehr von einem "Boss" aus dem Gefängnis im Stadtviertel vermeldet. Schiessereien zwischen den Camorra-Clans auf der Strasse sind an der Tagesordnung. Von all diesem bekommt der Tagestourist aus Ischia, Capri oder der Amalfi-Küste, der sich im Taxi zum wirklich sehenswerten archäologischen Nationalmuseum fahren lässt, nichts mit. Aussteigen sollte er unterwegs allerdings nicht mehr. Vom Müll auf den Strassen ganz zu schweigen.
Keineswegs schreibe ich das aus einer überheblichen "deutschen" Sichtweise heraus - nichts liegt mir ferner -, noch möchte ich alle Neapolitaner in die kriminelle Ecke stellen! Es ist die Mehrheit der Neapolitaner selbst, die unter diesen Zuständen leidet. Einen ganzen Abend lang haben wir uns beim Abendessen auf Procida mit den Teilnehmern des Seminars über diese neuen erschreckenden Entwicklungen unterhalten. Selbst haben wir Freunde und Bekannte in Neapel, die sich nicht mehr in bestimmte Ecken der Stadt trauen.
Es macht mich einfach nur traurig, dass es diese Stadt nicht schafft, aus ihrer Misere hinauszufinden, nachdem es hoffnungsvolle Ansätze Mitte der neunziger Jahre gab. Initiativen wie "Porte Aperte" (Geöffnete Türen) zeigten den Neapolitanern damals selbst zum ersten Mal verborgene Schönheiten einer an kultur- und kunsthistorischen Schätzen reichen Stadt, die, schon auf Grund ihrer Lage, eine der schönsten Städte der Welt sein könnte!
Jetzt wollte ich über Procida schreiben und habe dagegen viel über Neapel erzählt - das Schicksal dieser Stadt im Schatten des Vesuvs läßt mich nicht los.
Doch jetzt endlich ein paar schöne, eindrucksvolle, nachdenklich machende und vielleicht auch Sehnsucht weckende Impressionen aus Procida - ohne viel Worte.
Im Dunst verborgen: der Vesuv |
Blick auf Capri |
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
Procida ist wirklich ein Erlebnis, im positiven atouristischen Sinne. Der Rundumblick von der Abbazia ist ein Gedicht, und auf dem Weg nach oben lohnt es, immer wieder stehenzubleiben und sich umzuschauen. Ich war gleichermaßen fasziniert von "Vorder- und Rückseite". Viele Grüße :)
AntwortenLöschenJa, es gibt eine wunderbare Inselwelt in Italien. Darunter auch weniger bekannte Inselchen wie die kleine Insel Ponza.... darüber dann auch mal irgendwann....:-)
LöschenSaluti
Ariane
Fernweh hab ich jetzt schon wieder ;-)
AntwortenLöschenInteressant der Bericht über Neapel, steht aber ehrlich gesagt auch nicht auf meiner unbedingt-hin-muss Liste, weil ich ähnliches schon gehört habe und diese Müll- und Kriminalitätsgeschichte echt abschreckend ist..
Dann lieber doch mal irgendwann nach Rom, ehrlich gesagt träume ich schon davon seit ich klein bin, weil mich römische Geschichte schon als Kind interessiert hat. Keine Ahnung, warum ich noch nicht da war!!
Hallo Britta,
Löschendann aber nichts wie hin in die "unglaublichste Stadt des Universums"! Mit ging es wie Dir, die römische Geschichte hat mich schon als Kind fasziniert, aber erst viel später wurde mein Traum einer Reise nach Rom wahr.
Saluti
Ariane
Hi Ariane, toller Bericht. Wir waren vor 10 Jahren mal auf Ischia, fanden es toll. Wohnten aber auch in einem Dorf in der Mitte, ganz away vom Tourismus. Unvermeidlich, wurden wir beim over night stay in Neapel auch uebel beklaut, daher sind die Inseln dort (wg Anreise via Neapel) leider auf der no go Liste... sooo schade! LG Gudrun
AntwortenLöschenHallo Gudrun,
Löschenmit einigen Vorsichtsmaßnahmen kann man ruhig die Inseln besuchen. Ich will da jetzt auch keine übermäßige Panik schüren. Aber wenn man sich in Neapel nicht genau auskennt, sollte man die Stadt meiden. Lieber öfters auch für kurze Wege ein Taxi nehmen (nun gut, mit den Taxipreisen wird man leider auch öfters über's Ohr gehauen - da kann ich ein Lied von singen). Aber wir gesagt: Es ist wirklich schade um diese so beeindruckende Stadt! Bei meinem letzten Besuch habe ich mich auch nicht mehr mitten ins historische Zentrum um "Spaccanapoli" getraut, war aber versucht. Es herrscht wirklich eine andere Welt dort. Ach es gäbe so viel darüber zu berichten....
Saluti
Ariane
Ein Bild schöner als das andere. Von Italien kenne ich nur wenige Eckchen - definitiv zu wenig! Mach nur weiter so Werbung ;)
AntwortenLöschenDa mache ich gerne Werbung! :-)) Es ist - trotz allem - ein wunderbares Land mit den unterschiedlichsten Kulturen. Das macht es so spannend!
LöschenSaluti
Ariane
Ein toller Bericht Ariane.
AntwortenLöschenItalien pur, so wie ich es liebe und schätze!
Ciao Werner
Danke, Werner! Freut mich, wenn Dir mein Bericht gefallen hat!
LöschenSaluti
Ariane
Wunderbarer BEricht, ich war selbst schon dort, wie auch schon viele Male auf ISchia und Capri und möchte sofort jetzt in den Süden. HErzliche Grüße aus dem grauen Wiesbaden, Alex
AntwortenLöschenAuf Capri bin ich jedes Jahr im Oktober für ein Wochenende (vielleicht demnächst mehr davon), aber auf Procida war es mein erster Besuch. Ich war überrascht, wie unterschiedlich die Atmosphäre auf den beiden doch so nah beieinander liegenden Inseln ist. Leider wird es dann Ende Oktober aber auch im Süden ungemütlich. Was habe ich da schon gefroren, da die Hotels nicht heizen...
LöschenSaluti
Ariane
hallo, schau mir grad deinen netten ,interessanten blog
AntwortenLöschenan....es gibt noch eine 3. insel im napolitanischen golf
ischia , schau´s dir an ,es lohnt sich
bianca
Hallo Bianca,
Löschennatürlich kenne ich auch Ischia. Eine schöne und auch im wahrsten Sinne des Wortes blühende Insel, nur - für meinen Geschmack ein bisschen zu (massen-)touristisch.
Freut mich, wenn Du gerne ein wenig hier stöberst! :-)
Saluti
Ariane