Sonntag, 3. Dezember 2017

Der Plombenzieher aus der Lombardei: Torrone morbido



Für die Weihnachtszeit stelle ich Euch heute wieder eine Leckerei vor, die es in Italien natürlich überall fertig zu kaufen gibt. Deswegen gestaltete sich die Suche nach geeigneten Oblaten, die man für den Torrone braucht, wieder etwas schwieriger. Mein Mann meinte daraufhin, er hätte keine Scheu, in einem der vielen "frommen" Läden, die vom Bettjäckchen für Nonnen bis hin zu Messartikel und Bedarf für Geistliche alles im Angebot haben, nach ein paar "Ostie" in der gewünschten Größe zu fragen. Nun habe ich stets runde, aus Deutschland mitgebrachte Backoblaten im Haus, für den Torrone braucht man aber möglichst rechteckige Blätter. Ich konnte meinem Mann den Gang in die Via dei Cestari in der Nähe des Pantheons und der Kirche Santa Maria Sopra Minerva mit ihren vielen einschlägigen Geschäften dann doch noch ersparen; Castroni war wieder einmal meine Rettung. Dort habe ich die Oblaten endlich gefunden.




Wer hat's erfunden?

Die Stadt Cremona in der Lombardei rühmt sich, den Torrone in seiner heutigen Form einst erfunden zu haben. Angeblich soll ein Koch, der bei Hof arbeitete, im Jahr 1441 anlässlich der Hochzeit zwischen Bianca Maria Visconti und Francesco Sforza diese Süßigkeit aus Honig und Mandeln kreiert haben. Dabei stand der Kirchturm der Kathedrale von Cremona, der Torrazzo, Modell.
Aber wie es so oft ist, die wahren Ursprünge des Torrone liegen im Dunkeln und sind wahrscheinlich sehr viel älter. So soll es schon im antiken Rom ein Gebäck, bestehend aus Honig, Mandeln und Eiweiß, bekannt gewesen sein. Die Bezeichnung geht in diesem Zusammenhang zurück auf die Ausdruck "torrere", der für das italienische "tostare" - rösten - steht.Mandeln oder auch Nüsse werden ja vorher im Ofen leicht geröstet. Auch arabische und nordafrikanische Wurzeln sagt man dieser Süßigkeit nach. Türkischer Honig oder auch Halva sind ebenfalls enge Verwandte, und dann gibt es auch noch das spanische "Turrón".
Typisch für den Torrone ist allerdings die äußere Schicht aus Oblaten, die oft bei den anderen, hier aufgeführten Versionen fehlt.




Traditionell ist der Torrone mit Mandeln und Haselnüssen angereichert; beide Zutaten sollten ungeschält verwendet und im Ofen leicht angeröstet werden. Ich habe mir den Torrone etwas farbiger gewünscht; neben den Mandeln tummeln sich Cranberries und die guten sizilianischen Pistazien in der Masse.
Die Zubereitung ist einfach, aber es muss sehr präzise und auch, in den letzten Arbeitsschritten, rasch gearbeitet werden. Wer keine Küchenmaschine besitzt, die das Eiweiß bei der Verarbeitung unaufhörlich weiter aufschlägt, braucht auf jeden Fall ein paar zusätzliche Hände. Dieses Mal habe ich meinen Mann eingespannt, der, etwas unsicher und ständig fragend, ob er alles richtig mache und wie der nächste Schritt aussehe,  an der Rührschüssel sein Bestes gab.

Der Torrone ist natürlich eine wahnsinnig süße Leckerei;
 also - danach brav Zähneputzen nicht vergessen!




Zutaten



  • 1 Eiweiß
  • 150 g geschälte Mandeln
  • 100 g ungesalzene Pistazien
  • 50 g getrocknete Cranberries
  • 200 g Akazienhonig
  • 210 g Zucker
  • 1 Vanillestange
  • 50 ml Wasser



  • Backoblaten, möglichst rechteckig oder quadratisch
  • Backpapier
  • flache Form in den Maßen 26 cm x 19 cm
  • Zuckerthermometer
  • Küchenmaschine - oder ein paar helfende Hände



Die Form mit Backpapier auslegen und darauf eine Lage Oblaten, passend zurechtgeschnitten.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen und Mandeln sowie Pistazien auf einem mit Backpapier ausgelegtem Blech leicht anrösten; sie dürfen kaum Farbe annehmen. Den Backofen danach ausschalten, öffnen und Mandeln und Pistazien darin aufbewahren.
Honig in einen kleinen Topf geben und erhitzen.
200 g Zucker mit dem Wasser in einem zweiten Topf verflüssigen lassen.
Das Eiweiß mit dem restlichen Zucker (10 g) sehr steif schlagen und dann immer weiterschlagen.
Zunächst den Honig auf eine Temperatur von ca. 145 ºC bringen. Dann den flüssigen heißen Honig unter die Eiweißmasse rühren, immer weiterschlagen (das macht die Küchenmaschine oder die zweite Person). Den Zucker bis auf ca. 150 ºC erhitzen und ebenfalls unter die Honig-Eiweißmasse rühren; die Masse muss nun dick und cremig werden.




Vanillestange aufschlitzen, Mark herauskratzen und unter die Masse rühren.
Zum Schluss Mandeln, Pistazien und Cranberries mit einen Holzlöffel unterrühren; dabei solltet Ihr Euch wieder helfen lassen. Die Masse ist nun extrem zäh, gut, wenn einer die Schüssel festhält.
Auf die Oblaten streichen und mit angefeuchteten Fingern die Oberfläche glätten.
Oberfläche mit eine Lage Oblaten bedecken und diese gut andrücken.
Torrone vollständig abkühlen lassen, dann mit einem sehr scharfen Messer (oder einem elektrischen Messer) in Streifen oder Stücke schneiden.





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

6 Kommentare:

  1. Respekt, dass du Torrone selber machst! Aber gell, dann weiss man, was wirklich drin ist!
    Ich selbst habe gerade Panforte di Siena gebacken. Oblaten kann ich hier keine bekommen, also habe ich leicht geöltes Backpapier verwendet. Aber das geht natürlich bei Torrone nicht.
    Mit besten Grüssen aus Fernost,
    FEL!X

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    1. Nach meinen Mendiants wieder ein wunderbares Rezept auch für Resteverwerrtung; was für ein häßliches Wort eigentlich für diese Leckereien.

      Saluti
      Ariane

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  2. Oh Ariane, jetzt hab ich diese verbotene Leckerei doch noch entdeckt. Ich hoffe ich kann widerstehen.... Torrone gehört doch zu meinen liebsten Leckereien.

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    1. Verbotene Leckerei - das stimmt! Ich muss mich auch schwer beherrschen, da nicht immer zu naschen...

      Saluti
      Ariane

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  3. Liebe Ariane,Gestern brachte meine Nachbarin, die gerade Besuch aus Israel bei sich hätte, so etwas mit. Sie bot es als israelische Süßigkeit an. Vermutlich auch diese Herkunft eine Legende.
    Nun aber zu meiner Neugier: Du schreibst von Cremona. Das klingt mir in den Ohren: Ist das nicht die Wirkungsstätte des Geigenbauers Jakob Stainer? Die Geigen mit dem Löwenkopf? Ich hatte mal eine solche Kopie. Leider ist sie verschollen��

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    1. Diese Süßigkeit kennt man, wie ich schon schrieb, wohl in vielen Ländern rund um das Mittelmeer.
      Cremona ist eng mit dem Geigenbau verbunden; es gibt da sogar ein Museum. Dein Geigenbauer sagt mir nun auf Anhieb nichts, aber jeder kennt wohl den berühmtesten Geigenbauer der Stadt: Antonio Stradivari.

      Saluti
      Ariane

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