Samstag, 19. Oktober 2019

Pasta für die "Ottobrate romane": Tagliolini ai mirtilli con zucca e pioppini





Es gibt ein amüsantes Phänomen, dass mir seit jeher in Italien aufgefallen war. Italienerinnen und Italiener lassen sich ihr Outfit weniger von den aktuellen Temperaturen als von der Jahreszeit diktieren. Ohne Witz, wir erleben gerade einen sehr warmen Oktober; aktuell steigen die Temperaturen um die Mittagszeit auf über 30 Grad. Trotzdem ist hier wärmende Bekleidung angesagt. Schon im September sah ich die ersten gepolsterten Mäntel, nun man trägt wollene Blazer - und die buchstäblich "Betuchten" unter der Bevölkerung haben zusätzlich noch den Kaschmirschal mehrfach um den Hals drapiert. Die bedauernswerten Verkehrspolizisten haben "Winter befohlen" und regeln - weiß behandschuht - nun den Verkehr ohne Tropenhelme in der Mittagshitze.

Allerdings - ich bin dieser italienischen Angewohneit selbst schon ein wenig verfallen. Auch mir käme es Mitte Oktober nicht in den Sinn, in hochsommerlichen Kleidern durch die Stadt zu spazieren - Kleider, die ich selbst bei 10 Grad weniger durchaus tragen würde, wäre ich denn irgendwo nördlich der Alpen unterwegs. Vor Jahren war mit gegenteilige Gepflogenheit in London aufgefallen. Da trug man leichte Sommerkleidung und Sandaletten bei herbstlichen Temperaturen im September. Während ich in Italien schon beim bloßen Anblick all dieser dick eingepackten Menschen bei um die 30 Grad fast einen Hitzschlag bekomme, fröstelte es mich damals in London, als ich die hochsommerliche Bekleidung sah!
Andererseits: Es ist kein seltenes Bild, Touristen selbst im November in kurzen Hosen und Sandalen durch die Stadt latschen zu sehen. Auch im kalten Februar habe ich solche Outfits bei Touristen gesehen, wobei ich heimlich schmunzeln musste, da die Ärmsten offensichtlich ziemlich froren.
Wir leben halt doch nicht am Äquator, obwohl in den Köpfen vieler Menschen die Vorstellung von Italien mit immerwährendem Sommer und Hitze verknüpft zu sein scheint! Mit immerwährender Dolce Vita, dem leichten Leben hier sowieso. Aber das ist ein anderes Thema!
Wer sich also in einer Stadt wie Rom nicht auf den ersten Blick als Tourist zu erkennen geben möchte, kann das mit dicker Kleidung in den Übergangszeiten (so auch nach dem Winter bis in den Mai hinein) unterstreichen -  mit eleganterer allemal! Auch das ein anderes Thema.



Die berühmten Ottobrate romane


Herbstfarben gibt es allerdings zu Abwechslung mal - und ausschließlich - auf dem Teller, denn der Herbst ist absolut nicht meine Jahreszeit, auch wenn ich im Süden lebe und die Ottobrate Romane berühmt für ihre milden und sonnigen Tage sind. Dieses angenehme Klima, ausgelöst durch das Azorenhoch, nutzten die Römer seit jeher, um noch einmal mit Freunden oder der Familie Ausflüge in die Umgebung zu machen. Mit Kutschen, die in ihrer Form an Eierschalen erinnerten, gezogen von festlich geschmückten Pferden, zog man dann los in die Umgebung von Rom, wobei das einfache Volk bei diesen Festlichkeiten mit dem Adel zusammen feierte und sich sogar das Essen und den Wein teilte. Adelsfamilien wie die Fürsten Borghese öffneten sogar die Gärten ihrer Villen für die Ärmsten der Armen und veranstalteten dort kleine Theateraufführung und Jahrmarktsspektakel auf den Wiesen - sozusagen ein Oktoberfest auf römische Art. Die meisten aber zog es wohl doch raus aus der Stadt und in die nähere Umgebung.






Herbstbuntes auf dem Teller


Vielleicht hätte ich auch ausziehen sollen, um dabei in einem Wäldchen die letzten Blaubeeren zu sammeln. Die gezüchteten Beeren, die im Handel zu finden sind, schenkten meiner Pasta leider nicht die gewünschte blaue Farbe. Trotzdem wurde es ein herbstbuntes Gericht mit den herrlichen Zutaten, die uns diese Jahreszeit schenkt.








Zutaten 
(für 2 bis 3 Personen)



Pasta


  • 300 g gemahlener Hartweizengrieß (Semola di grano duro rimacinata)
  • 90 g Blaubeeren
  • 90 ml Wasser
  • grobes Salz für das Kochwasser


Die Blaubeeren zusammen mit dem Wasser pürieren. Den gemahlenen Hartweizengrieß in eine breite Schüssel geben (oder auf die Arbeitsfläche), eine Mulde in den Grieß drücken, die Blaubeer-Wasser-Mischung hineingießen und alles zu einem glatten Teig verkneten (mindestens fünf Minuten).
In Folie gewickelt eine halbe Stunde lang ruhen lassen.
Dann portionsweise mehrfach durch die erste Stufe der Pastamaschine drehen, dabei die noch breiten Pastabahnen immer wieder zusammenklappen. Nach und nach dünner auswalzen bis auf Stufe 6. Dann durch den Aufsatz für Tagliolini geben. Auf einem gut bemehlten Brett aufbewahren.
Wasser erhitzen und salzen, dann die Tagliolini für maximal eine halbe Minute kochen lassen.
Herausnehmen, in die Pfanne mit dem "Sugo" geben und dort kurz mit diesem vermischen.






Pioppini







Die "Beilage" zur Pasta


  • 350 g Pioppini (Südlicher Ackerling)
  • 500 Kürbisfleisch, geputzt
  • zwei bis drei Rosmarinzweige
  • 1 Knoblauchzehe
  • ca. 100 ml Marsala (oder Weißwein)
  • Olivenöl extra vergine
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • ein paar Blaubeeren


Von den Pilzen die Wurzelenden abschneiden, kurz unter fließendem Wasser reinigen und trockentupfen. Das Kürbisfleisch in kleine Würfelchen schneiden.
Rosmarinnadeln von den Zweigen streifen und fein wiegen. Knoblauchzehe schälen.
In einer Pfanne Olivenöl mit der ganzen Knoblauchzehe und dem Rosmarin erhitzen und die Kürbiswürfel hinzugeben. Kurz anbraten, salzen, pfeffern und die Pilze hinzufügen. Mit dem Weißwein ablöschen. So lange dünsten, bis der Kürbis weich ist. Die Knoblauchzehe entfernen.
Nochmals abschmecken und die abgetropfte Pasta untermischen (eventuell mit ein wenig vom dem Kochwasser).
Mit ein paar Blaubeeren bestreuen.





2 Kommentare:

  1. Ich musste gerade schmunzeln beim Lesen Deines Berichtes, denn auch wir wundern uns jedes Jahr immer wieder aufs Neue, wenn ab Anfang September (bis Mai) hier in Italien die Sommerkleider weggepackt und dicke Herbst-/Winterklamotten angezogen werden - gleichgültig wie hoch die aktuellen Außentemperaturen auch sein mögen.

    Ehrlich, es ist mir völlig wurscht, wenn ich mich als Nordländer oute: Wenn draußen sonnige 28°C herrschen (wie durchgängig in den letzten Wochen), dann trage ich nach wie vor leichte Sachen und vor allem offene Schuhe - meine Füße müssen lange genug (nämlich von ca. November bis März) ihr beengtes Dasein in geschlossenen Tretern fristen, da wird jeder warme Tag genutzt. Und dass es kalendarisch schon gegen Ende des Oktobers geht, hat uns auch nicht davon abgehalten, vorgestern nochmal ans Meer zu fahren und in der 22°C warmen Adria zu schwimmen und hernach die warmen Sonnenstrahlen auf der nackten Haut zu spüren. Wir waren zwar die Einzigen und haben sicher manchem Passanten zu einer Gänsehaut verholfen, aber das hat unser Vergnügen nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil, wir haben im Anschluss daran noch leckeren Fisch gegessen - natürlich draußen sitzend und die Meeresbrise genießend.

    Danke für diesen herzerfrischenden Beitrag, auch wenn das Rezept diesmal nicht unbedingt nach meinem Geschmack ist (was selten genug vorkommt). Blaubeeren in der Pasta sprechen mich nicht unbedingt an, aber hübsch anzusehen sind sie auf jeden Fall.

    Un abbraccio da
    Elvira

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    Antworten
    1. Liebe Elvira,

      so schön, von Dir zu lesen!
      Auch ich trage nach wie vor leichte Sachen, dabei nicht unbedingt noch meine Hochsommerkleider. Aber zur Zeit braucht man nicht einmal eine Jacke; natürlich wird es abends nun doch merklich kühler. Wir mussten aber auch schon wieder die Klimaanlage einschalten, um besser zu schlafen.

      Das Meer ist jetzt doch herrlich aufgeheizt; weiter südlich haben wir um diese Jahreszeit auch schon ein Bad genossen.

      ... die Blaubeeren kannst Du übrigens ohne weiteres weglassen - sowohl in als auch auf der Pasta. Aber ein Versuch war es mir wert. Eine fruchtige Komponente lieben wir dagegen sehr auch bei herzhaften Gerichten.

      Ganz liebe Grüße auch an den Don!

      Saluti
      Ariane

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