Samstag, 16. November 2019

Die unwiderstehlichste Torta di mandorle der Welt



D
iesem Backbuch, dem ich das folgende Rezept entnommen habe, verzeihe ich alles! Auch dass es eine Mandeltorte ganz frech Torta di mandorle nennt, weil das auf Italienisch natürlich viel hübscher klingt. Nur: eine solche Mandeltorte scheint mir auf keinem traditionellen italienischen Rezept zu basieren. Torten und Kuchen sind in Italien keine komplizierten Backwerke, was sie nicht weniger schmackhaft macht, wobei auch diese Torta di mandorle keinesfalls schwierig zu backen ist. Natürlich gibt es auch Mandelkuchen in Italien - wie könnte es anders sein. Ganz Sizilien erfreut sich nach den Wintermonaten an der üppigen Mandelblüte! Und dann denke man nur an die wunderbaren  Süßigkeiten, in denen Mandeln Hauptbestandteil sind, etwa die toskanischen Cantuccini oder Ricciarelli , die Torta Caprese oder auch das süße Mandeldessert Biancomangiare. Mandeln sind aus der italienischen Küche nicht wegzudenken!








Trotz aller Einwände: Für mich heißt dieser Kuchen nach wie vor Torta di mandorle. Unter dieser Bezeichnung habe ich ihn kennen- und lieben gelernt und unzählige Male gebacken. Der Kuchen stammt aus einem Backbuch, das man zu Recht als Backbuchklassiker bezeichnen kann. Ich möchte wetten, dass es bei vielen Hobbybäckerinnen und -bäckern im Regal steht: Backvergnügen wie noch nie*.
Dieses liebevoll in die Jahre gekommene Backbuch wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt; gibt es eine ehrlichere Bestätigung für die Qualität der süßen und salzigen Leckereien, die man darin finden kann? Leider fehlen in einer neueren Auflage einige erprobte Basisrezepte, die ich aber noch als Kopien aus der älteren Auflage meiner Mutter aufgehoben habe.
Meine ersten Backerfahrungen habe ich mit "Vergnügen" damit gemacht, die herrlichsten Biskuit-Tortenbögen zum Erstaunen der ganzen Familie gebacken, Plätzchenteige geknetet, Lebkuchen gerührt - ja wenn man mir heute sagen würde: Nur ein Backbuch darfst Du behalten - es wäre dieses!

So eine Mandeltorte ist natürlich kein Leichtgewicht. Zu zweit würden wir tagelang daran herumknabbern - natürlich mit der Stimme der Vernunft im Hinterkopf, die nach dem zweiten Stück flüstern würde: Jetzt reicht es! Besser also sollte man Gäste damit verwöhnen. Da ich mich endlich mal wieder mit einer Teestunde bei unserer Catsitterin bedanken wollte, gab mir das Gelegenheit, diesen Kuchen zu backen. Unsere Catsitterin, eine sehr aktive ältere Dame, die sich scherzend als Tante unserer Katze Kringel bezeichnet, freute sich riesig, ihre "Principessa" mal wieder zu sehen! Für sie könnten wir sowieso öfters unterwegs sein, denn sie ist total vernarrt in unseren Salonpanther.
Sie kann es jedes Mal kaum abwarten, bis wir Kringel  zu ihr bringen und sie wieder ihren Tagesablauf bestimmt.
In der ehemaligen Filmjournalistin hat sie eine überaus interessante Catsitterin gefunden. Elizabeth hat noch die großen Namen der Filmwelt persönlich kennenlernen dürfen. Was bei mir wie wichtigtuerisches Name-Dropping klingen würde, klingt bei ihr, als würde sie ganz selbstverständlich von guten Bekannen erzählen. Unter anderem sprachen wir über die drohende Schließung des Caffè Greco, sie darauf: "Oh da gibt es den besten Caffè Americano der Stadt. Habe ich dort immer mit Jacqueline Bisset getrunken!" Sie sieht ein Plakat des alten Filmklassikers "Ein Herz und eine Krone". Sie: "Ah Gregory Peck! Ich war mit seiner Frau befreundet und mit den beiden in Paris zusammen"! (Elizabeth ist Französin)
Ob Marcello Mastroianni, Virna Lisi, Woody Allen ("Der ruft mich immer an, wenn er in Rom ist!"), Jean Pierre Cassel, Ennio Morricone oder Franco Zeffirelli: sie kannte und kennt die großen Stars der europäischen und internationalen Filmwelt und auch viele Nachwuchs-Schauspieler*innen der aktuellen Filmszene, vor allem in Italien! Noch heute sitzt sie in diversen Jurys und reist zu vielen Filmfestivals; es war und ist ihr Leben.
Und sie ist vernarrt in Kringel!
Natürlich gab es auch wieder Geschenke für die Principessa, sie stand im Mittelpunkt und hat es sichtlich genossen - es war der reinste Kindergeburtstag!
Meine kleine schwarze Schönheit bricht wirklich alle Herzen!





Zutaten
(für eine Springform von 24 cm Ø)



Mürbeteigboden


  • 200 g Mehl + Mehl zum Ausrollen
  • 100 g kalte Butter + Butter für die Form
  • 40 g Zucker
  • 1 Eigelb
  • 1 El kaltes Wasser
  • 1 Prise Salz


Mehl in eine Schüssel sieben, in die Mitte eine Mulde drücken und das Eigelb hineingeben. Die Butter in Flöckchen auf den Rand setzen , den Zucker, eine Prise Salz und das Wasser hinzugeben. Mit einem Messer die Butter mit den anderen Zutaten vermischen, dann mir den Händen rasch einen geschmeidigen Teig kneten. Diesen in Folie wickeln und im Kühlschrank 2 Stunden ruhenlassen.

Die Springform mit Butter ausfetten. Den Teig auf etwas Mehl ausrollen und Boden und Rand der Sprinform damit auskleiden.
Bis zur weiteren Verwendung in den Kühlschrank stellen.


Belag


  • 120 g Aprikosenmarmelade 
  • 3 Eier
  • 100 g Zucker
  • 1 Vanillestange
  • 1 Prise Salz
  • 150 g frisch gemahlene geschälte Mandeln
  • 50 g Butter


Den Backofen auf 180 g (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Butter zerlassen und zur Seite stellen.
Zwei Eier trennen. Das ganze Ei mit den zwei Eigelben, 50 g Zucker und dem ausgekratzten Mark der Vanilleschote weißschaumig aufschlagen. Die gemahlenen Mandeln unterrühren.
Die zwei Eiweiße mit einer Prise Salz und dem restlichen Zucker steifschlagen und unter die Ei-Mandelmasse heben. Die zerlassene Butter unterziehen.
Die Form aus dem Kühlschrank nehmen und den Teigboden mit der Marmelade bestreichen. Dann die Mandelmasse daraufgeben.
Im vorgeheizten Ofen auf der unteren Schiene ca. 45 Minuten backen.
Danach den Kuchen aus dem Backofen nehmen und den Ofen auf 210 Grad stellen.



Mandelbaiser


  • 2 Eiweiß 
  • 150 g Zucker
  • 150 g frisch gemahlene geschälte Mandeln


Die Eiweiße mit dem Zucker steifschlagen und die gemahlenen Mandeln unterheben.
Diese Masse auf den Kuchen streichen und diesen für weitere 15 Minuten in den Ofen geben.



*Rezept aus: Backvergnügen wie noch nie, Gräfe und Unzer, München 1984









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