Mittwoch, 30. März 2016

Wenn das Leben Dir Zitronen schenkt ... mach' Scaloppine al limone!




Vielleicht erinnern sich einige von euch noch an frühe Italien-Urlaube mit den Eltern; im Strandhotel mit Halbpension. Essen war nicht so wichtig, es zählte der Sommer, die Sonne und das Meer. Später kam bei mir noch die Begeisterung für die Kunst hinzu - alles das war für mich der Inbegriff von Italien! Wie gesagt: die kulinarische Seite spielte auch später in meiner Teenager-Zeit eine eher untergeordnete Rolle, obwohl ich schon damals vor allem Pastagerichte nicht verschmähte. Und dann kann ich mich an diese dünnen italienischen Kalbschnitzelchen erinnern, die so ganz anders waren als die heimischen mächtigen Koteletts, mit denen ich nie etwas anfangen konnte. Und ehrlich gesagt, ist das noch heute so. Diese hauchdünnen Schnitzel aß dann im Urlaub sogar mein Vater, der schon von Kindesbeinen an mit  Fleischgerichten nichts anfangen konnte. Zwar war er kein Vegetarier, aber Fleisch gab es für ihn nur in bestimmten "Aggregatzuständen": Frikadellen nur aus reinem Tatar, Salami, aber keinen Schinken, Leberwurst, obwohl sonst kein Schweinefleisch. An Heiligabend Rinds- aber keine Fleischwurst - ja, er war schon heikel, was das Essen anbelangte - und eigentlich auch nur auf diesem Gebiet, da ein stiller und bescheidener Mann -, aber meine Mutter, eine gute Köchin, nahm es gelassen und verwöhnte ihn mit anderen Gerichten.
Nur mit Unbehagen könne er ein rohes Steak - ein totes Stück Fleisch - anfassen, erklärte mein Vater uns einmal, aber es mache ihm nichts aus, auch die blutigsten Wunden zu berühren; als Zahnarzt musste er das wohl auch öfters tun.
Noch immer sehe ich ihn im Hotel beim Abendessen, wo er dann mit viel Überwindung ein dünnes Kalbschnitzel verspeiste, das er vorher unter Unmengen von gemahlenem Pfeffer vergraben hatte. Am folgenden Tag orderte er dann meist wieder erleichtert ein Omelett.
Ja, diese dünnen Kalbschnitzelchen - die sogenannten Scaloppine! Ob "natur", mit Weißwein abgelöscht oder als "al limone" fehlten sie auf keinem Speiseplan der Urlaubshotels. Kulinarische Höhenflüge konnte man beim Hotelessen natürlich nicht erwarten. In Erinnerung geblieben sind blasse Fleischscheiben in einer blassen Sauce, belegt mit einer ebenso blassen Zitronenscheibe.
Ich habe mir nun dieses Gericht einmal vorgeknöpft, das, wenn sorgfältig zubereitet, eine wahre Delikatesse sein kann: leicht, aromatisch, nach Sommer schmeckend.
Warum von den Zitronen nur den Saft verwenden, dachte ich mir und kitzelte durch das Karamellisieren der Zitronenscheiben das volle Aroma aus den Früchten heraus. Von wegen: "blasse Zitronenscheiben", jetzt kann man die Zitronen, diese eigentlichen Protagonisten des Gerichts, mit "Haut und Haaren" genießen. Mit der Salznote der Kapern gehen sie eine unglaublich raffinierte Liaison ein.
Wer weiß, das hätte vielleicht auch meinem Vater geschmeckt.




Zutaten
(für zwei Personen)

3 dünne Kalbschnitzel
3 Zitronen, davon mindestens eine unbehandelt
1 El Kapern, in Salz eingelegt
1 El Mehl
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
1 Tl brauner Zucker
ca. 50 ml Limoncello, am besten selbstgemacht
Butter
Olivenöl extra vergine

Die unbehandelte Zitrone heiß abwaschen, trockentupfen und in dünne Scheiben schneiden.
In einer Pfanne einen Eßlöffel Butter mit einem Teelöffel braunen Zucker erhitzen, bis der Zucker zu karamellisieren beginnt. Die Zitronenscheiben in die Karamellmasse legen und leicht anbräunen lassen.



Die Schnitzel halbieren und mit einem Fleischklopfer noch dünner klopfen. Pfeffern, salzen und leicht mit Mehl bestäuben. Die Salzkapern gründlich abspülen, und die Zitronen auspressen.
Etwas Butter und Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, und die Schnitzelchen von beiden Seiten gut anbraten. Aus der Pfanne nehmen. Bratensatz mit dem Limoncello ablöschen und den Zitronensaft sowie die Salzkapern dazugeben. Etwas einkochen lassen, dann die Schnitzelchen noch einmal im der eingedickten Sauce erwärmen. Zusammen mit den karamellisierten Zitronenscheiben servieren.





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

8 Kommentare:

  1. Liebe Ariane,

    dieses Rezept habe ich sofort eingeheimst, denn ich war kürzlich mit meinen Scaloppine al Limone gar nicht so zufrieden. Jetzt habe ich eine neue Anleitung, die ich bestimmt ausprobieren werde.

    Ich vermute, gegen diese Schnitzelchen hätte Dein Vater nichts gehabt, so schön zitronig wie sie sind. Ja, die Väter. Meiner ass nur sehr ungern Fisch ausser Forellen und ---- wenn ich Fisch zubereitet habe. Wobei ich mich immer gefragt habe, ob ihn denn die Gräten in den Forellen nicht störten. Denn so grätenarm sind Forellen ja nun auch nicht. Ich sag's immer: Aversionen müssen gepflegt werden, ich habe auch so einige.

    Liebe Grüsse
    Irmgard

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    1. Liebe Irmgard,
      mit Fisch ging es in unserer Familie weiter... keiner mochte das. Meine Mutter reagierte allergisch, mein Vater schüttelte sich schon beim Geruch - und tja, das wurde mir vererbt.
      Deswegen findest Du bei mir auch keinen fischigen Rezepte. :-)
      Saluti
      Ariane

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  2. Nun, das ist ja wieder eine gar köstliche Anregung, danke dafür.
    Hm, Männer, die kein oder nur wenig Fleisch essen: eher seltene Exemplare.. Aber Dein Vater lief wenigstens nicht davon, wenn es Fleisch gab.
    Meiner verließ vorübergehend das Haus, wenn es - dort eingeladen - Geflügel gab und kam erst wieder, wenn er annahm, das Essen der Hauptspeise sei erledigt.. ;-)

    Herzliche Grüße
    Elena

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    1. Liebe Elena,
      da war also Dein Vater auch kein Fleischliebhaber.
      Oh je, Hühnchen - das hätte mein Vater nie gegessen. :-)
      Saluti
      Ariane

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  3. Manchmal hat man wirklich ein Brett vor dem Kopf! Erst kürzlich meinte Don A., was wir wohl mit unseren zahlreichen Zitronen im Garten außer Limoncello anfangen könnten, aber auf diese schmackhafte Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Das wird schon am Sonntag aufgetischt, ich muss morgen nur noch das Fleisch besorgen!

    Ich habe übrigens ganz ähnliche Erinnerungen an frühe Italienurlaube wie Du (das allererste Mal war ich 1957 als Sechsjährige mit der ganzen Familie - immerhin 2 Erwachsene und drei Kinder - auf einem Campingplatz in Lignano Sabbiadoro, das war noch richtig abenteuerlich damals), allerdings ohne väterlichen Ess-Streik, da der meine eigentlich alles aß, was auf den Tisch kam, sofern es keine Knochen oder Gräten hatte. Scaloppine (in allen möglichen Varianten) mochte ich auch recht gerne, aber am allerliebsten cozze alla mariana, da könnte ich mich auch heute noch hineinsetzen...

    Danke, dass Du uns an Deinen Erinnerungen teilhaben ließest!

    Saluti dall'altra parte dello stivale

    Elvira

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    1. Liebe Elvira,
      Lignano Sabbiadoro kenne ich aus den Erzählungen meines Mannes. Vormittags gab es in seiner Familie immer erst das Kulturprogramm (Ausflüge nach Ravenna), dann "durften" die Kinder an den Strand. :-)
      Dann wünsche ich euch guten Appetit bei den zitronigen Schnitzelchen! :-)
      Saluti
      Ariane

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  4. Da würde ich sofort zugreifen, bei diesen Schnitzelchen. Und mein Vater war auch kein großer Fleischesser- andrerseits, er hat zwar grummelnd aber doch fast alles gegessen was man ihm vorsetzte-außer Linsen und dicken Bohnen.

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    1. Ich glaube, ich muss noch mal eine Runde Schnitzelchen in die Pfanne werfen...:-)
      Saluti
      Ariane

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