Fast klingt es wie eine kitschige Filmvorlage: Junge Pariserin kommt als Sprachlehrerin in die Toskana und verliebt sich in einen Goldschmied aus Siena. Es war nicht nur der Beginn einer Liebes-, sondern auch der einer Erfolgsgeschichte, die sich in diesem Jahr zum dreißigsten Mal jährt.
Dabei waren die Anfänge durchaus auch steinig. "Die wichtigste Regionalbank aus der Gegend, die Monte dei Paschi di Siena, wollte nicht glauben, dass ein Restaurant in dem kleinen Dörfchen Villa A Sesta wirtschaftlich überleben könne und verweigerte uns einen Kredit", erzählt Madame Hélène, Chef de Cuisine und zusammen mit ihrem Mann Inhaberin der "Bottega del 30".
Mit Energie und Esprit verwirklichten Madame Hélène und ihr Mann Franco dennoch ihren Traum vom eigenen Ristorante - und nur zehn Jahr später kam der Michelin-Stern, den das Restaurant seit genau zwanzig Jahren hält.
Heute gibt es in dem Weiler Villa A Sesta und im nächstgelegenen Dörfchen Stellina insgesamt vier Restaurants und Trattorien. Was die Bank nicht vorhergesehen hatte, ist der Umstand, dass die Gegend das südliche Eingangstor für das klassische Chianti-Gebiet darstellt. Die Bottega liegt direkt an der Strasse von Castelnuovo Berardenga, die Richtung Castello di Brolio und weiter Richtung Radda oder Gaiole in Chianti führt. Nun gibt es in der Gegend auch jede Menge sehr teure Relais und stilvolle Agriturismi.
Madame Hélène (links) und Sous-Chefin Nadia |
Das kleine Restaurant bietet nur für etwa 30 Gäste Platz; an diesem Abend sind fast alle besetzt. Man merkt, es gibt viele Stammgäste aus der Umgebung, noch hat die Saison, in der die Touristen aus aller Welt in die wunderbare Gegend in der Nähe von Siena kommen, nicht begonnen. Erinnerungen hängen an den Wänden: alte Fotografien erzählen Familiengeschichte, kleine bestickte Abendtäschchen, Musikinstrumente und bäuerliches Werkzeug schmücken das grobe Mauerwerk.
Die Großmutter, die ihr Schokokuchen-Rezept in der Familie weitergegeben hat, schmückt die Speisekarte.
Einst war dieses Anwesen "Operationsbasis" eines fliegenden Gemüsehändlers, der jeden Tag seine Ware in einem anderen Dorf verkaufte. Weil er in jeden Ort mindestens alle 30 Tage kam, wurde sein Spitzname "Il trenta (30).
Ein Gläschen Prosecco und eine Auswahl an selbstgebackenen Brotsorten und Grissini stimmen uns auf das Menu ein. Nach der Bestellung folgt ein Gruß aus der Küche; an unserem Abend war das eine Art Profiterole, gefüllt mit Sardellencrème und gebettet auf Puntarelle; leider nichts für mich, da ich ja keinen Fisch esse. Mein Mann freute sich aber über die zweite Portion.
Das Antipasto, so verlockend die Auswahl auch war, übersprangen wir und starteten mit dem Primo.
Für meinen Mann gab es mit Kohlepulver gefärbte Spaghetti mit knusprigem Gemüse und dicken Bohnen auf einer sämigen Sauce aus Pecorino.
Ich entschied mich für den Vorschlag von Madame Hélène - und wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil, der Riesen-Raviolo, gefüllt mit Ricotta, Spinat und einem Eigelb auf Trüffelsauce, war eines jener kulinarischen Highlights, bei denen man sich mit am liebsten mit geschlossenen Augen zurücklehnen und einfach nur genießen möchte, während man alles um sich herum vergisst. Kein Foto der Welt kann diesen Genuss wiedergeben.
Antipasti (Vorspeisen): 18-20 Euro
Primi (Pastagerichte): 20-25 Euro
Als Secondo wählte mein Mann ein knuspriges Ferkelchen: ausgebeintes und mit Pilzfarce gefülltes Ferkelfüsschen sowie eine Art Rollbraten vom Ferkel, innen weich, außen knusprig, serviert auf Apfelcrème, begleitet von Agretti.
Für mich gab es mit Mangold und Salsiccia gefüllte und mit Lardo di Colonnata umwickelte Wachteln auf Püree, serviert mit einem Türmchen aus Paprika und Linsengemüse.
Hauptgerichte: 28-32 Euro
Bei den Dessert konnten wir uns nicht entscheiden, zu verführerisch klangen sie alle. So nahmen wir, wie die meisten der anderen Gäste, ein Tris - eine Degustation von drei verschiedenen Dolci: Pistazienparfait mit zerbröselten Cashew-Kernen auf Salzkaramell, der legendäre Schokoladenkuchen der Großmutter und weißes Schokoladeneis am Stiel ummantelt von dunkler Schokolade und besetzt mit zerbrochenen Smarties. Für das Pistazienparfait auf Salzkaramell hätte ich alles anderes stehengelassen; es schmeckte einfach nur genial!
Desserts: 14-16 Euro
Kleine Gebäckspezialitäten, darunter natürlich auch Cantucci, versüßten noch den Caffè.
Begleitet wurde das Menu von einem Wein aus 100 Prozent Sangiovese-Trauben. Interessant die Gläser mit der kleinen Eindellung. Sie dienen als eine Art Miniatur-Dekanter, wenn man den Wein im Glas schwenkt.
Alles im allem war die Bottega del 30 eine empfehlenswerte kulinarische Entdeckung, der wir spätestens in der wärmeren Jahreszeit wieder einen Besuch abstatten werden. Dann möchte ich nämlich in dem wunderschönen Innenhof die gute Küche von Madame Hélène genießen!
La Bottega del 30
Via di Santa Caterina, 2
53019 Villa A Sesta
Ortsteil von Castelnuovo Berardenga (Si)
Tel.: 0039 (0)577359226
Täglich abends geöffnet außer dienstags
Mittagessen auf Anfrage
Guide Michelin: *
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♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
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