Mittwoch, 18. Juli 2018

Supersaftig, beerenlastig: Crostata di ricotta e ribes rosso




Schon als kleines Kind wurde ich regelmäßig - und wenn ich "regelmäßig" schreibe, so meine ich fast täglich - mit Quark gefüttert. Ob gesüßt, mit Obst oder später auch pikant mit Schnittlauch: für meine Eltern waren diese regelmäßigen Quark-Rationen der Inbegriff einer gesunden und kindgerechten Ernährung: Das Kind sollte schließlich kräftige Knochen und gesunde Zähne entwickeln!
Ich glaube, neben "Mama" war Quark eines der ersten Worte, die ich brabbeln konnte. Auch noch viel später wurde mir immer wieder schmunzelnd berichtet, wie aus Quark bei mir "Twark" wurde, denn das "Q" konnte ich nicht aussprechen.
Und das Kind liebte Quark! Nein, das war nicht wie bei dem oft zitierten Spinat, der immer wieder für Berichte über Spuckattacken herhalten muss!, Der Quark wurde zu einer Art Grundnahrungsmittel für mich. Dann kam sehr viel später der Umzug nach Rom, und ich musste feststellen: Quark gibt es nicht in Italien - zumindest nicht südlich von Süd-Tirol. Ich muss sagen: es gab ihn nicht, denn mittlerweile führt eine Bio-Ladenkette deutschen Quark.
Vor allem musste ich anfangs auf meinen geliebten Käsekuchen verzichten; dachte ich zumindest. Ich fing dann an, mit Ricotta zu experimentieren - und was soll ich sagen? Jetzt gibt es Quark - und jetzt kaufe ich Ricotta! Nicht irgendeine Ricotta - oh nein! Wer nur dieses abgepackte Zeug aus der Kühltheke kennt, wird sich kaum in Ricotta verlieben können. Das ist so ungefähr, als vergleiche man die als Mozzarella verkauften Gummikugeln mit noch kuhwarmer Mozzarella di bufala frisch aus der Käserei. Ich kaufe lose Ricotta aus Schafsmilch. Man braucht keine Angst zu haben, dass diese irgendwie streng nach "Tier" riecht oder schmeckt. Im Gegenteil: Diese Ricotta zeichnet sich durch einen runden und milden Geschmack aus.



Käsekuchen aus Ricotta ist weder so locker-fluffig wie deutscher Käsekuchen, noch so cremig wie amerikanischer; ich liebe nach wie vor alle drei Versionen! Zudem fehlt, wie auch bei der amerikanischen Frischkäse-Version, die dem Quark eigene Säure. Aber gerade das liebe ich am Ricottakuchen! Leider ist in Italien eine Crostata di ricotta oft eine sehr trockene Angelegenheit, die Ricotta dabei sehr kompakt, zusätzlich noch erdrückt von einem Teiggitter.





Das Teiggitter habe ich weggelassen, dafür aber die Ricotta auf einen Mandel-Mürbeteigboden gebettet. Ganz puristisch habe ich auch auf die Zugabe von Sahne verzichtet; normalerweise hebe ich geschlagene Sahne und auch Eischnee zum Schluss unter die Quarkmasse. Aber wenn sich die Crostata schon von einem deutschen Käsekuchen unterscheiden soll, dann richtig!
Die feine Säure der Johannisbeeren machen diese Crostata jedenfalls zu einem richtigen Sommerkuchen!




Zutaten
(für eine Springform von 26 cm Ø)

Teigboden

  • 150 g Mehl, eventuell etwas mehr
  • 40 g geschälte Mandeln, frisch gemahlen
  • 60 g Zucker
  • 1 P. Bourbon-Vanillezucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Ei
  • 75 g Butter - Butter für die Form



Aus allen Zutaten einen Mürbeteig kneten, in Folie wickeln und eine Stunde in den Kühlschrank legen.
Danach auf den Boden einer gefetteten Springform drücken (der Teig ist weicher als "normaler" Mürbeteig). Die Ränder habe ich hier nicht hochgezogen. Bis zur weiteren Verwendung die Form in den Kühlschrank stellen.

Füllung

  • 450 g Ricotta (möglichst Schafsmilch-Ricotta)
  • 80 g selbst angesetzter Vanillezucker (ersatzweise normaler Zucker und Vanillearoma)
  • 2 Eier
  • 250 g rote Johannisbeeren


Die Johannisbeeren waschen und von den Rispen ziehen.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Eier zusammen mit dem Zucker zu einer hellschaumigen Masse aufschlagen; der Zucker muss sich vollständig aufgelöst haben. Dann die Ricotta einrühren.
Die Hälfte der Ricotta-Crème auf dem Boden verteilen, die Johannisbeeren darübergeben und mit der restlichen Crème bedecken.
Die Crostata ungefähr 40-45 Minuten im Ofen backen.

♥♥♥

P.S.: Ich hatte einen Co-Autor...





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

6 Kommentare:

  1. Der Gedanke, eines Tages auf Quark verzichten zu müssen, hielt mich immer davon ab, vegan leben zu wollen...
    Auf Ricotta verzichten zu müssen, würde mir nicht ganz soooo schwer fallen, da ich hier von frischem Schafsricotta leider nur träumen kann. Zwar bekommen ich nach einer Fahrt durch die halbe Stadt frischen Kuhmilchricotta aus dem Tessin, und nach einer Fahrt über die Grenze auch die abgepackte Version aus sardischer Schafsmilch, aber die können sich in keiner Weise mit dem Ricotta messen, den wir vor Jahren in Neapel auf dem Markt genossen haben. *schwelg*

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    1. Hauptsache frisch und lose! Und Du hast so was von recht: zwar könnte ich vegetarisch leben, aber niemals vegan. Dafür liebe ich Käse und Milchprodukte zu sehr!

      Saluti
      Ariane

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  2. ws für ein feiner Kuchen, liebe Ariane! Mit täglichen Rationen von so etwas könnte ich mich durchaus anfreunden. Immerhin kriege ich hier auf dem Markt zwar keine frische Ricotta, aber doch italienische in deutlich anderer Qualität als die hier übliche Supermarkt-Ware.... schad dass meine Zeit heut vormittag nicht mehr reicht,ich hab noch einen rest Kirschen der sich prima eignen würde.

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    1. So fein und so schlicht! Ich glaube, da kann man ganz unterschiedliche Beeren verwenden; Kirschen sind sicher wunderbar! Ich hatte den auch schon mal mit frischen Aprikosen gemacht, dazu noch ein Streuselhäubchen - zum Reinsetzen!

      Saluti
      Ariane

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  3. Gell, Du hast aber das Frollein Co-Autorin dann schon ein gaanz kleines bissi kosten lassen von der köstlichen Topfenmasse?? ;-)


    GLG Eelena

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    1. :-) :-) :-) Schnuppern will sie ja an allem... Manchmal bekommt sie ein Löffelchen laktosefreien Hüttenkäse; zunächst ist sie neugierig, aber dann wird meist nur darübergeleckt.

      Saluti
      Ariane

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