Das ganze Städtchen war mit Plakaten geschmückt, die die Veranstaltungen ankündigten, und ein großer Monitor war vor dem Dom aufgestellt, so dass ich mir das Fotografieren dieses wirklich so hübschen und geschichtsträchtigen Ortes leider ersparen mußte.
Umso eifriger zückte ich dann den Fotoapparat (heimlich und verstohlen, wenn niemand guckte) beim Abendessen am Samstag. Noch in guter Erinnerung von einem zwei Jahre zurückliegenden Restaurantbesuch auf einer Rückreise aus Deutschland war mir das in vielen verschiedenen Restaurantführern - von Slow-Food über Gambero Rosso bis Michelin - erwähnte "Scrigno del Duomo". "Scrigno" heißt übersetzt "Schrein", und ein "Schrein" der guten Küche des Trentino ist dieses wunderbare Restaurant auf jeden Fall.
Das "Scrigno del Duomo" teilt sich auf in die "Winebar" und das eigentliche Restaurant in einem auf römischen Grundmauern errichteten Gewölbe. Im eher informellen Ambiente an der Winebar - in der schönen Jahreszeit auch an Tischen auf der Piazza und im winzigen Innenhof - kann man kleine Speisen zu sich nehmen, am späten Nachmittag einen Apéritif geniessen oder einfach einen der vielen Weine oder Schaumweine der Region mit wunderbarem Blick Richtung Kathedrale San Vigilio und den Neptunbrunnen probieren.
Das Restaurant bietet dagegen eine kleine, feine Auswahl an Speisen, die auf den regionalen Produkten der Provinz Trentino basieren. Zwei Menus wurden an diesem Abend angeboten: Das Menu "Terra" bot Fleischküche, "Mare" dagegen sprach die Fischliebhaber an.
Wir entschieden uns für "Terra" und wurden nicht enttäuscht.
Gleich mit dem Wasser wurde eine wunderbare Brotauswahl auf einem Holzbrettchen serviert: Selbstgedrehte Grissini, noch warme, herrlich fluffige Focaccia, Oliven- und Sesambrötchen - alles frisch aus dem Ofen. Auch die sardische Brotspezialität "Carta di Musica", auch "Pan Carasau" genannt, hatte sich auf den oberitalienischen Brotteller eingeschlichen. Dazu gab es ein paar Tupfer cremig gerührte Butter.
Umgehend folgte ein "Gruß aus der Küche": Eine feine Kartoffelcrème mit Kaninchenragout sowie eine Bruschetta mit delikat abgeschmecktem Rindertatar.
Mein Mann entschied sich als Antipasto für das Tatar aus den Cuore di Bue-, also den "Ochsenherz"-Tomaten, die ihren Namen von der eigentümlichen Form dieser fleischigen und gerippten Sorte, die einem Ochsenherz ähneln soll, ableiten. Angerichtet war das Tomatentatar auf einer Crème aus Burrata, einer der Mozzarella ähnlichen Käsespezialität aus Apulien, und gekrönt von einer Granita aus - ganz unitalienisch - Zitronengras.
Meine Wahl fiel auf die "Crème brûlée" aus grünem Spargel mit einem kleinen Soufflé-artigen Mousse aus Prager Schinken und einem Ei-Häubchen, das an Mimosen erinnern sollte. Geschickt wurde hier mit salzigen und süßen Aromen gespielt.
Mein Mann entschied sich danach für ein Primo: Pappardelle mit Lammwürfelchen, Spargelstückchen sowie gerösteten und mit Thymian aromatisierten "Brotkrümelchen".
Auf die Frage, ob es eine Alternative zum Hauptgang - Variationen vom Kaninchen - gebe, wurde umgehend mit einigen verlockenden Vorschlägen reagiert.So landete schließlich ein exzellentes Rinderfiletsteak in einer Balsamico-Sauce nebst frischem, in Streifen geschnittenen zarten Gartengemüse auf meinem Teller. Einziger Kritikpunkt hier war, dass das "medium" gewünschte Fleisch einen Tick zu durchgebraten serviert wurde. Trotzdem war es butterzart, was die Qualität des Filetstücks bescheinigte.
Die Neugier ließ mich noch auf das "Dolce" schielen, und so sündigte ich: Unter der dünnen Schokaladenkruste der Kugel verbarg sich ein aromatisches Himbeereis, das wiederum im Innern mit einer Überraschung, bestehend aus einer kleinen, mit Himbeersauce gefüllten Schoko-Praline, aufwartete. Übergossen wurde das kleine Kalorienbömbchen mit warmer Schokoladensauce.
Leider konnte ich nicht brav meinen Dessertteller vertilgen, denn es war dann einfach zuviel des Guten. Zum abschliessenden Caffè trumpfte die Küche nochmals auf: Eine kleine Auswahl an Pralinen, Macarons und kleine Schälchen Panna Cotta mit Himbeercoulis verführten noch einmal zum Naschen.
Zwar verzichteten wir zum Abschluß auf einen Digestif (den wir später an der Hotelbar nachholten, als uns unsere Sünden einholten), aber auch an Ort und Stelle wäre für eine reiche Auswahl gesorgt gewesen.
Zu guter Letzt noch unser Wein: Wir entschieden uns für einen regionalen Rotwein aus dem Weingut Cavit: Quattro Vicariati Trentino Superiore Doc Rosso, aus 70 % Cabernet Sauvignon und 30 % Merlot.
Das "Scrigno del Duomo" in Trento ist wirklich einen Abstecher wert, um regionale Spezialitäten aus dem Trentino in gepflegter, nicht-touristischer Atmosphäre zu geniessen (und natürlich ist auch die Stadt selbst sehenswert). Ich denke da auch an die vielen Reisenden, die am Gardasee ein paar schöne Tage verbringen möchten und vielleicht einmal dem dortigen Trubel - und auch ihren Landsleuten - entfliehen möchten. Je nach Route - Autostrada oder Superstrada - und Verkehrsaufkommen sollte man schon mindestens eine Stunde Fahrzeit einplanen.
Nach soviel Schlemmerei ist heute sehr Einfaches angesagt. Ob ich überhaupt viel kochen werde und kann, weiß ich nicht. Ich habe mir - wahrscheinlich auf der langen Autofahrt in Kombination mit Klimaanlagen - mal wieder einen steifen Nacken zugezogen, was ziemlich schmerzhaft ist. So werde ich mich, mit angelegter Halskrause, die leider bei mir öfters zum Einsatz kommt, etwas schonen, denn am Mittwoch haben wir Gäste zum Abendessen, und da sollte ich wieder fit und möglichst von diesem "modischen" Accessoire befreit sein.
SCRIGNO DEL DUOMO
Piazza Duomo, 29
38100 Trento (TN)
Tel. (0039) 0461.220030
www.scrignodelduomo.com
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
Das klingt nach einem schönen Erlebnis mit herausragendem Essen - und das finde ich besonders toll, wenn Ihr so lange Strecken unterwegs wart; ein guter Ausgleich. Auch Preis-Leistungs-mäßig schwer okay. Ich traue mich auch fast nie, in solchen schönen Etablissements zu fotografieren, da sind die Fotos hier schon klasse.
AntwortenLöschenUnd: Gute Besserung! Mit steifem Nacken habe ich auch oft zu kämpfen, dagegen hilft bei mir eine scharfe Salbe, die die Haut richtig aufheizt. Die Wärme hilft. Und ein paar Magnete, die ich mir mit Pflaster an Stellen, an denen mir das sinnvoll erscheint, hinklebe... Die Halskrause legt die Muskeln lahm und schwächt sie, daher nehme ich die nur im absoluten Notfall.
Hallo Barbara,
AntwortenLöschenzunächst erstmal vielen Dank für Deine guten Wünsche und die Tipps! Du hast recht; auf Dauer sollte man so eine Halskrause nicht tragen, aber heute war wirklich dieser Notfall. Vielleicht massiere ich die Stelle heute Abend noch mit etwas Heilpflanzenöl, was ja auch wärmt.
Das Essen war wirklich sehr gut und die Preise wirklich o.k. Wenn ich da an das überteuerte und wirklich zum Teil schlechte Essen in römischen Restaurants denke...:-((! Wenn ich meinen Mann auf seinen Reisen ab und an begleite, sehe ich ihn oft den ganzen Tag nicht, so war es eine schöne Gelegenheit an diesem Wochenende, etwas Zeit - nicht nur auf der Autobahn - miteinander bei einem guten Essen zu verbringen. Den Fotoapparat hatte ich unter meiner Serviette versteckt - auch ich habe da Hemmungen -, und wenn niemand guckte, knipste ich schnell...Ich glaube, das haben weder Gäste noch Bedienung gemerkt ;-))). Aber es kostet wirklich Überwindung.
LG Ariane
:-)
AntwortenLöschenBei dieser Art von Notfall leide ich mit Dir, wirklich unangenehm sowas...
Ich finde solche Reisen immer wunderschön, man bekommt doch immer neue Anregungen. Ich bin bei uns der, der beruflich so viel unterwegs ist, da genießen wir es auch, mal privat unterwegs sein zu können und zu reden, wie kürzlich in einem guten italienischen Restaurant mitten in Wittenberg bei Steak, Spargel und Chianti. Die Fotos habe ich noch nicht mal angeschaut... ;-)
Ja, auf diese Weise habe ich in 18 Jahren ganz Italien kennengelernt. Schön und interessant, aber auch anstrengend sind diese Reisen...
AntwortenLöschenHeute Abend gab es Pizza aus einer neuen Pizzeria in der Nähe - hat meinen Nacken geschont...:-)))
Liebe Ariane, ich wünsche Dir gute Besserung und dass Du diese Schmerzen ganz schnell wieder los wirst.
AntwortenLöschenDas ist lieb von Dir - danke! Heute geht es schon wieder besser! :-)))
LöschenSaluti Ariane
Man merkt, dass ich eine ganze Weile vor lauter Besuchern kaum Zeit für den PC gefunden habe, so habe ich ein paar Deiner Berichte "verpasst". Aber lieber spät als nie, sage ich immer und muss Dir zu diesen Kurzberichten mal ein ganz großes Lob aussprechen. Du schilderst immer sehr anschaulich, so dass es nicht nur ein Vergnügen ist, sie zu lesen sondern auch die Fotos anzuschauen. Solche Restauranttipps speichere ich mir immer sofort ab, denn vielleicht kommen wir ja mal in diese Gegend und da ist es immer gut, über eine Empfehlung zu verfügen, auf die man sich auch verlassen kann! Danke und ganz liebe Grüße von Elvira und dem Don
AntwortenLöschenOh, vielen Dank! Das ist natürlich ein ganz tolles Lob von Euch Geniessern! Es macht mir Freude, wenn meine Tipps wirklich hilfreich sind; dafür schreibe ich diese Posts!
LöschenGanz liebe Grüße an Euch beide!