Da freut sich die Köchin: Man bereitet ein Gericht zu, für das man gerade mal einen Topf braucht - und kann damit zugleich ein "Primo" und ein "Secondo" zu Tisch bringen. Nun gut, die Pasta muss man noch extra kochen.
"Brasciole al sugo" heißt dieses sympathische Gericht! Nichts anderes als Fleischrouladen - natürlich mit "italienischem" Innenleben - sind das.
In Kampanien kennt man diese Spezialität als "Ragù napoletano" - nicht zu verwechseln mit dem klassischen Ragù! Ein typisches Sonntagsgericht ist das in der süditalienischen Metropole. Hinter der schlichten Zubereitung steckt vielleicht auch eine gewisse Rücksicht auf all die Mamme und Nonne, die am Sonntag eine Großfamilie - ich spreche von der Vergangenheit - satt bekommen mussten. Lange, sehr lange läßt man das Fleisch schmoren, sogar bis zu fünf Stunden. Dann kann man die durch das lange Schmoren sehr würzige Sauce zur Pasta als ersten Gang servieren, und das Fleisch gibt es dann mit etwas Brot oder Gemüse als Hauptgang.
Für die Füllung des Fleischs nimmt man Speck oder Salsicce, manchmal auch Rosinen oder Pinienkerne, Petersilie und geriebenen Käse - der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Ganz in der neapolitanischen Pastatradition serviert man den Sugo dann mit Ziti oder Maccheroni.
In Apulien sind diese in Tomatensauce geschmorten Rouladen - mit etwas abweichender Füllung - als "Brasciole (auch Braciole ohne "s") al sugo" bekannt. Interessant finde ich die Verwendung von Mortadella, die ja eine Wurst-Spezialität aus der Emilia Romagna ist. Ich habe diesen Gedanken weitergeführt und noch gehackte Pistazienkerne, die man ja oft der Wurstmasse beigibt, hinzugefügt. In Apulien vermischt man dann die typische Pastasorte dieser Region, Orecchiette, mit dem Sugo.
Bei uns gab es trotzdem Ziti dazu - und mit dieser Pasta treibe ich meinen Mann jedes Mal zur Verzweiflung! Die Dinger lassen sich einfach nicht aufwickeln, ohne ein Massaker auf Hemd und Tischtuch zu veranstalten.
"Wer hatte nur diese Schnapsidee, solche Nudeln zu erfinden!" kommentierte mein Mann dann heute Abend die vergeblichen Versuche, die Nudeln um die Gabel zu wickeln. "Saucenschleudern sind das!" In der Tat "schnellen" diese Ziti immer wieder beim Aufwickeln zurück und verteilen den Sugo rund um den Teller auf der Tischdecke. Als mein Mann dann noch mit angestrengtem Gesichtsausdruck und angetan mit einer dieser höchst romantischen Rosenservietten unter dem Kinn, die es zur Zeit beim schwedischen Möbelhaus zu kaufen gibt, einen neuen Titel für meinen Post vorschlug, war es um mich geschehen. Vor Lachen konnte ich mich kaum noch auf meinem Kampf mit den Ziti konzentrieren.
"Aus einem Topf zwei Gänge..." - wie langweilig!
Nein, viel eher müsse es heißen:
Aus eins mach zwei - und eine (Verzeihung!) Riesensauerei!
Morgen dreht die Waschmaschine Extrarunden (wie war das mit "Da freut sich die Köchin..."?).
Zutaten (für 4 Personen)
- 4 große Rindfleischscheiben (für Rouladen)
- 4 Scheiben Mortadella
- 25 g Pistazien
- 90 g Pecorino
- ein paar Blättchen glatte Petersilie
- Salz, frisch gemahlener Pfeffer
- Olivenöl extra vergine
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 150 ml Rotwein
- 300 ml Passata di pomodoro
- 250 g Pasta
Pistazien hacken und den Pecorino reiben.
Rinderrouladen pfeffern und die Mortadella, die Pistazien, den Pecorino und die Petersilienblättchen darauf verteilen. Aufrollen und mit Rouladennadeln fixieren.
In einem Bräter oder einer Pfanne Olivenöl erhitzen und die Rouladen von allen Seiten gut anbraten. Dabei die gewürfelte Zwiebeln sowie die geschälte Knoblauchzehe im Ganzen hinzufügen und kurz mit anrösten. Die Rouladen salzen und pfeffern. Mit dem Wein ablöschen und etwas einkochen lassen. Dann die Passata hinzufügen, nochmals mit dem Salz und dem Pfeffer abschmecken.
Die Rouladen in dem Sugo mindestens eineinhalb bis zwei Stunden zugedeckt köcheln lassen.
Die Pasta wird dann als "Primo" mit dem Sugo vermischt (etwas Sugo für das Fleisch zurückbehalten). Zum Hauptgang die Rouladen servieren.
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
Ich wische mir gerade die Lachtränen weg ..eine hübsche Geschichte um ein feines Essen ;-)
AntwortenLöschenWir haben schon bei Tisch Tränen gelacht :-)! Gibt es etwas Schöneres, als gemeinsam ein Essen zu genießen (nun ja, "genießen" war relativ) und dabei gemeinsam zu lachen?
LöschenSaluti
Ariane
schmunzel! Schönes Rezept ... der Alternativ Titel würde mir allerdings noch besser gefallen, lach!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse aus Zürich,
Andy
... ich habe mich nicht getraut :-)
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Ariane
Herrlich! Da würde ich als Dessert Kindergrosswäsche einplanen :-) mir gefällt die Pasta und die Involtini Variabte bestens :-)
AntwortenLöschenLiebs Grüessli
Irene
Apropos Kinder: Mit noch drei Bambini am Tisch hätten wir die Wände neu streichen müssen...:-)
LöschenSaluti
Ariane
Genau mein Geschmack. Als ital. Variante habe ich Rouladen noch garnicht gemacht, das muss ich unbedingt mal versuchen!
AntwortenLöschenDanke fürs Rezept :)
Vor allem sehen sie durch die grünen Pistazien sehr hübsch im Anschnitt auf, bleiben aber sehr zurückhaltend im Geschmack. Man kann die Pistazien auch durch Pinienkerne ersetzen. Wer es gerne etwas herzhafter haben möchte, nimmt Pancetta.
LöschenSaluti
Ariane
Was für eine tolle Füllung für die Rouladen! Klingt ganz toll.
AntwortenLöschenUnd danke für die Geschichte mit der Sauerei am Tisch. So etwas rettet den Montagmorgen!
Uns rettete es nach einem total verregneten Tag mit Wolkenbrüchen den Sonntagabend :-)
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Ariane
Eine leckere "Sauerei" und Dein Mann hat recht, der Titel waere ein Hit!
AntwortenLöschenSaluti
Wilma
Beim nächsten Mal bin ich mutiger nehme auch im Titel kein Blatt vor den Mund ;-)
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Ariane
Hi Ariane,
AntwortenLöschenja der Titel deines Mannes hätte auch mir besser gefallen, und auch ich musste gerade mal herzhaft lachen beim lesen.
Danke für den Lacher und das rezept.
Lieben Gruß
grimmel
Ach ja, Ziti sehen ja sehr ähnlich aus wie pici, sind sie dicker? Oder wo ist der Unterschied?
AntwortenLöschenAuch jetzt muss ich noch schmunzeln...
LöschenAlso, Ziti sind etwas ganz anderes als Pici. Innen hohl - Du kennst doch sicher die Nudeln, die man in Deutschland als Makkaroni (in Italien "Maccheroni") kennt (in Italien bezeichnet man da eine kurze, hohle Pastasorte). Auch Bucatini sind ähnlich (und auch ähnlich sperrig ;-) ), nur etwas dünner.
Die Steigerung sind dann die sogenannten Candele. Also, wie man die einigermaßen manierlich essen kann, ist mir ein Rätsel...
Saluti
Ariane
Ist ja witzig, Ziti sind die Makkaroni Deutschlands. Da kenne sich noch einer aus. Und das die dann ganz doof zu essen sind, zumal ja auch noch Sosse im innern ist kann ich echt nachvollziehen. Ich glaube, wenn ich diese Nudeln dem Göga mit Sauce auf den Teller geben würde, könnten wir hier renovieren und ich mir echt was anhören. Ich shmunzel auch noch.
AntwortenLöschenLieben gruß grimmel
:-) Pasta ist eine Wissenschaft :-)
LöschenDa hast du recht, ariane.
AntwortenLöschenlg grimmel
Mein Mann stammt aus Apulien-Bari und kennt die Brasciole nur ungefüllt als miniroulade 2-3 Stunden köchelnd in Tomatensugo.
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