Montag, 8. Juli 2013

Zucchini mit Geschichte



Schön, wenn man weiß, wo das Gemüse herkommt. Noch schöner, wenn es dann noch an einem geschichtsträchtigen Ort herangereift ist!
Die hübschen kugeligen Zucchini, die ich für folgendes Rezept verwendet habe, wurden gesät und geerntet in einem Teil des Stadtgrabens, der einst rund um das historische Zentrum von Siena verlief.
Auf der Rückreise von Montalcino hatten wir noch einen Abstecher nach Siena eingelegt. Wir waren zum Mittagessen bei einem ehemaligen Kommilitonen meines Mannes und seiner Frau eingeladen. Kennengelernt hatten sich mein Mann und unser waschechter Seneser Freund vor vielen Jahren an einer Londoner Uni, der London School of Economics and Political Science. Gelegenheit für die beiden, mal wieder Erinnerungen auszutauschen!
Das Haus der Familie, in das ein mittelalterlicher Wachtturm integriert ist, liegt unterhalb des Centro Storico an eben jenem besagten Stadtgraben. Die Aussicht von dort auf die Stadt ist wirklich beneidenswert. In der Ferne erblickt man die Torre del Mangia des Palazzo Comunale an der muschelförmigen Piazza del Campo, wo zweimal im Jahr der Palio, das berühmte Pferderennen von Siena, ausgetragen wird.




Seltsamerweise habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu dieser Stadt. Anders als bei anderen toskanischen Städtchen versetzt mich jeder Besuch dort in eine leicht melancholische Stimmung, während die übrige Toskana für mich immer Heiterkeit ausdrückt und sie auch auf mich überträgt. Aber das ist eine rein subjektive Empfindung, für die ich immer noch Erklärungen suche, und soll niemanden von einem Besuch des an Sehenswürdigkeiten so reichen Ortes abhalten. Und davon gibt es wahrlich genug! Allein der Dom mit seiner typischen schwarz-weiß gestreiften Marmorverkleidung ist atemberaubend.
Nach dem Essen gab es einen kleinen Spaziergang durch den üppigen, hügeligen Garten mit seinen Oliven- und Obstbäumen und den kleinen Feldern mit Gemüse - alles für den Eigengebrauch. Ehe ich mich versah, drückte unser Freund mir frischgeerntete Zucchini in die Hand.




Die runden Zucchini forderten eine Füllung geradezu heraus, und so gab es am vergangenen Samstagabend:




Zucchini ripieni a modo mio
(für zwei Personen)


  • 1 (Grapefruit-) große sowie 3 kleine runde Zucchini
  • 200 g Rinderhack
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Chilischote
  • 3 El zerbröselte Grissini
  • 3-4 El Pecorino Romano, frisch gerieben
  • 3 getrocknete Tomaten in Öl, gut abgetropft
  • 80 g Mozzarella di Bufala
  • 1 Ei
  • 1Tl gerebelter Thymian
  • 1 kleiner Zweig Rosmarin, Nadeln abgestreift und kleingeschnitten
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer


  • 440 g Polpa di pomodoro (stückige Tomaten)
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • 1 Prise Zucker
  • einige Basilikumblättchen
  • Olivenöl extra vergine


Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Die Zucchini aushöhlen - das geht ganz gut mit einem Kugelausstecher. Den großen Zucchino habe ich vorher halbiert. Das Innere kann man anderweitig verwenden.
Die ausgehöhlten Zucchini innen leicht salzen und pfeffern.
Das Rinderhack mit der kleingehackten Knoblauchzehe, der entkernten und feingehackten Chilischote, den feingewürfelten getrockneten Tomaten, der gewürfelten Mozzarella, dem geriebenen Pecorino,  den Grissinibröseln und dem Ei vermischen. Mit Salz, Pfeffer und den Kräutern (Thymian und Rosmarin)  abschmecken.
Den Fleischteig in den ausgehöhlten Zucchini verteilen.
Die Polpa mit Salz, Pfeffer sowie einer Prise Zucker gut verrühren und in eine feuerfeste Form gießen. Die gefüllten Zucchini daraufsetzen und alles großzügig mit Olivenöl begießen.
Für 45 bis 50 Minuten in den vorgeheizten Ofen schieben.
Aus dem Ofen nehmen und den Sugo mit ein paar Blättchen Basilikum belegen.





♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

18 Kommentare:

  1. Ein schönes Rezept. Solche interessant aussehenden Zucchini habe ich hier in Maine noch nie gesehen, aber die Füllung schmeckt sicher auch mit den üblichen Zucchini.

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    1. Mit dem Fleisch kann man auch anderes Gemüse füllen, z. B. Paprika oder ausgehöhlte große Zwiebel. Ich habe bewusst kräftig gewürzt, da die Zucchini ja nicht soooo viel Eigengeschmack mitbringen.
      Saluti
      Ariane

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  2. Oh wie lecker! Wir füllen die Zucchini auch immer mit Hackfleisch, dann kommen sie in die Tomatensosse und ab in den Ofen :)

    Das Innere der Zucchini kommt bei mir immer ins Brot :D

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    1. Meinst Du damit in den Brotteig? Das klingt außergewöhnlich...
      Saluti
      Ariane

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  3. Ach, diese Toskanaberichte, das ist gemein, wir waren heuer im (kühlen) April doch schon dort und können nicht schon wieder....
    Ich kann mir vorstellen, was du mit Siena meinst, es ist keine heitere liebliche Stadt mit ihren hohen Stein-Gebäuden und der Stadtmauer, das drückt etwas. Ähnlich geht es mir auch mit Volterra.

    Wenn ich solche runden Zucchini bei uns einmal sehen würde, würde ich sie nach deinem Rezept füllen!!
    lg

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    1. In der Vergangenheit war ich schon öfters auch in der kalten Jahreszeit in Siena. Einmal hatte ich meinen Mann begleitet, der dort stundenlang Termine hatte. Nach diversen Kirchen, Museen und Rundgängen durch die Gassen wartete ich dann vor dem Sitz des ältesten Bankhauses der Welt, Monte dei Paschi di Siena, noch stundenlang auf ihn. Alles war grau, düster und regnerisch. Das hat sich irgendwie auch eingeprägt.
      Runde Zucchini gibt es hier zwar ab und an auf dem Markt, aber das war das erste Mal, dass ich sie zubereitet habe.
      Saluti
      Ariane

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    2. ja, das merkt man sich... Wir waren vor jahren im Winter in der Toskana, wunderschön, aber in Siena war es an einem Tag dermaßen eiskalt, dass wir in der Altstadt von Bar zu Shop zu Bar etc. zum Aufwärmen gingen ;-)

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    3. Gerade in diesen toskanischen Städtchen pfeift ein bitterkalter Wind im Winter durch die Strassen. Ich trinke dann zum Aufwärmen immer eine heiße Schokolade. :-). Und Schokolade hellt ja auch die Stimmung auf :-)

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  4. Da habe ich ja mal wieder einen tollen Blog entdeckt! Gefüllte Zucchini mache ich auch immer sehr gerne!!! <3 werd gleich mal weiter hier stöbern

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    1. Dann mal herzlich willkommen, liebe Tonia, und viel Spaß beim Stöbern :-)!
      Saluti
      Ariane


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  5. Du machst Lust auf Toscana und Zucchini. :-)

    Das mit der leicht melancholischen Stimmung dort ging mir übrigens ähnlich. Woran auch immer das liegt.

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    1. Ja, seltsam, nicht? Allein mit Erinnerungen an ungemütliche Tage dort kann es ja nicht zu tun haben. Ganz anders dagegen Florenz, meine Lieblingsstadt! :-)
      Saluti
      Ariane

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  6. Ja, ist schon seltsam wie manche Orte auf uns wirken. Deine Kugelzuchini sehen ja köstlich aus! Da muss ich schauen ob ich auch einmal solche bekomme.

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    1. Gut, wenn man nicht an solchen Orten leben muss!
      Jetzt scheint ja gerade Hochsaison für Zucchini; überall sprießen die Rezepte. Ich drücke mal die Daumen, dass Du diese Sorte ergattern kannst! :-)
      Saluti
      Ariane

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  7. Ach - schön... und die Zucchini sehen wirklich lecker aus! Ich kann Bessere Hälfte ja nur "heimlich" mit Zucchini füttern - wenn er erst danach merkt, dass welche im Essen war. Gefüllte hat er mir zuliebe einmal probiert, dann aber doch nur die Füllung rausgefuttert. Vielleicht muss ich das mal wieder für mich alleine machen - die lachen mich bei dir gerade so richtig an... dazu dann die schönen Toskanabilder - hach ja.... *träum*

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    1. Ich weiß noch, dass mein Vater sich nie für Zucchini begeistern konnte! Er hätte da auch nur die Füllung herausgepickt :-)!
      Ich habe auch so bestimmte Gerichte, die bereite ich besser zu, wenn ich alleine essen muss ;-)
      Saluti
      Ariane

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  8. Liebe Ariane,
    auch dieses (fünfte!) Jahr freue ich mich über die vielen leckeren Zucchinirezepte in Deinem Blog, mit welchen sich die Zucchinischwemme aus meinem Garten kulinarisch aufs Feinste bewältigen lässt. Es findet sich immer ein passendes Rezept. Vielen lieben Dank dafür!
    Viele Grüße aus dem Münchner Umland sendet
    Andrea

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    1. Vielen Dank, liebe Andrea!

      Du machst mir mit Deinem Kommentar eine große Freude; vor allem, weil Du auch in alten Rezepten stöberst. Ich glaube, ich muss auch mal wieder gefüllte Zucchini machen, auch wenn ich leider keinen Garten habe.

      Saluti
      Ariane

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