Es gibt Gerichte, die findet man eher auf den Speisekarten der Ristoranti Italiani im "Ausland" - und wenn ich Ausland schreibe, dann meine ich auch meine deutsche Heimat - als in Italien selbst. Noch bevor mein (kulinarisches) Italienisch über die Begriffe "Pizza" und "Pasta" hinausging, waren mir "Scaloppine", jene hauchdünnen Kalbsschnitzelchen, ein Begriff.
Und damit wären wir beim eigentlichen Thema: Peter von "Aus meinem Kochtopf" lädt uns alle zu einer kulinarischen Schnitzeljagd ein.
Grund für mich, ein Gericht aus vergangenen Ristoranti-Besuchen, aber auch lang zurückliegenden Italien-Urlauben mal wieder hervorzukramen. Dünne Kalbsschnitzelchen schienen zu den beliebtesten Fleischgerichten in den Urlaubshotels mit Halbpension entlang der Küsten Italiens gewesen zu sein. Sie sind auf die gleiche Weise in meine Erinnerung eingebrannt wie auch die obligatorische Crème Caramel. Von Alassio über Milano Marittima bis hinunter nach Ischia und Taormina: Auf den Dessertbuffets - auch in den Häusern der gehobenen Preisklasse - hatten sich die Töpfchen mit Crème Caramel hartnäckig breitgemacht, als hätte der Stiefel keine anderen süßen Leckereien zu bieten! Ob sich diese touristisch-gastronomischen Dauerbrenner immer noch im Angebot halten, entzieht sich meiner Kenntnis, denn:
- übernachten wir in Italien nur noch inklusive Frühstück und suchen uns für den Abend ein Restaurant aus einem unserer Restaurant-Führer,bevorzugt dem von Slow-Food herausgegebenen
- machen wir sowieso seit längerem keinen Urlaub mehr in Italien.
Zurück zu den dünnen Kalbsschnitzelchen. Früher habe ich mir deren Siegeszug durch die Urlaubshotels immer damit erklärt, dass Fleisch in Italien immer etwas teurer gewesen sei als etwa im Norden Europas und man deshalb diesen "dünnen Schnitt" erfunden habe. Andere Fleischgerichte kannte ich gar nicht, was man bitte meinem damaligen zarten Alter und anderen Interessen zurechnen darf. So wurden die Scaloppine für mich zum Symbol der italienischen Hauptgerichte - wenn man von Fischgerichten absieht, aber Fisch mag ich ja nicht.
In Rom kennt man natürlich vor allem die Saltimbocca alla Romana. Aber auch Fettine di vitello, wie man diese Schnitzelchen auch bezeichnet, in einer leichten, zitronigen Sauce oder mit Weißwein kurz geschmort sind allseits beliebt.
Schon lange habe ich diese Kalbschnitzelchen nach "Pizzabäckerart" nicht mehr vorgesetzt bekommen. Der Belag erinnert bei diesem Gericht an eine Pizza, und so sind auch die verwendeten Zutaten eher der süditalienischen Küche, von Rom abwärts, zuzuordnen, als da wären das von "italienisch" kochenden "Nordländern" so häufig überschätzte Oregano. Da ich es fast nie im Haus habe - und man wird mir ja kaum absprechen können, dass ich in der Regel italienisch koche
In der römischen Küche - und in allen Regionen nördlich dieser "erstaunlichsten Stadt des Universums" - spielt Oregano praktisch keine Rolle beim Würzen.
Man serviere einem Mailänder ein mit Knoblauch und Oregano angereichertes Gericht, und er ergreift schreiend die Flucht...
Nicht so in Kalabrien oder auch Apulien, wo es schon ein wenig deftiger und schärfer (Peperoncino!) zugehen darf. Und in Neapel gehören Oregano und Knoblauch zu einer Pizza "Marinara", nicht und niemals aber zu einer "Margherita"!
Auch wenn die Scaloppine alla pizzaiola wahrlich nicht der feinen Küche Italiens zugerechnet werden können und das Land raffiniertere Rezepte zu bieten hat, so versetzt mich ihr Genuss dennoch zurück in einer Zeit, in der Italien für mich einfach Sonne, Kunst, Strand - schlicht Urlaub und gute Laune - bedeutete. Lang ist's her!
Zutaten
(für vier Personen)
1 Dose "Pelati", geschälte Tomaten, ca. 400 g
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 El Salzkapern
Olivenöl extra vergine
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
1 Prise Zucker
1 Tl Oregano, gerebelt
4 dünne Kalbschnitzel
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Olivenöl extra vergine
Butter
1 Mozzarella di Bufala
Basilikumblättchen
Die Salzkapern gut wässern und dann abspülen. Zwiebel fein hacken und die Knoblauchzehe andrücken, beides in Olivenöl anschwitzen. Die geschälten Tomaten aus der Dose hinzugeben, mit Salz, Zucker und Pfeffer abschmecken, die Kapern zufügen und alles bei kleiner Hitze dicklich einkochen lassen. Ab und an umrühren.
In einer Pfanne etwas Olivenöl mit Butter erhitzen und die Schnitzelchen (ich teile sie noch einmal) von beiden Seiten scharf und kurz anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Auf jedem Schnitzelchen etwas vom Tomatensugo verteilen, die Mozzarella in Scheiben schneiden, auf den Schnitzeln verteilen und die Pfanne mit einem Deckel verschließen bis der Käse anfängt, weich zu werden. Mit Basilikumblättchen belegen.
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
Liebe Ariane, das hab ich schon ewig lang nicht mehr gegessen . . . kann mich auch gar nicht daran erinnern, es in den letzten Jahren auf einer ital. Speisekarte gelesen zu haben !!! Wenn ich die Bilder anschaue bekomme ich sofort Sehnsucht nach Italien . . . aber erst im August darf ich wieder nach Kalabrien ;O)
AntwortenLöschenGruß Doris
Ja, dann geht es Dir auch so! :-) Ich habe auch meinen Mann gefragt: "Sag mal, hast Du das in letzter Zeit mal wieder irgendwo gesehen?" Kopfschütteln...
LöschenEs schmeckte jedenfalls herrlich nach ersten italienischen Genuss-Erfahrungen. :-)
Saluti
Ariane
hab ich noch nie gegessen, aber diese Schnitzelchen mache ich nach!
AntwortenLöschenich bin fast 2 Jahre mit einem größeren Säckchen Oregano von einem einfachen Markt irgendwo im südlichsten Salento ausgekommen - wenn Apulien nur nicht gar so weit weg wäre...
lg
Mit diesen Schnitzelchen lässt sich von Italien - und auch Apulien - träumen! Ich wünsche Dir schon einmal: Buon appetito!
LöschenSaluti
Ariane
Liebe Ariane,
AntwortenLöschenauf solche Gerichte hatte ich für das Blogevent stark gehofft....!
Aber dass Schnitzel unbedingt in eine Panade müssen, geht den Leuten scheinbar nicht aus dem Kopf.
Dass es auch anders geht sieht man an diesem prächtigen Gericht.
Mein Satimbocca alla Romana kommt auch noch dazu.
Mit leckerem Gruß,
Peter
Das freut mich sehr, lieber Peter! Die Italiener können das halt - :-) - das mit den feinen, leichten Schnitzelchen! Und Saltimbocca liebe ich...
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Ariane
Ach wie schön - ich kann die Tomaten förmlich riechen wie sie von den kleinen Schnitzelchen durften. Ich würde dann gerne eins nach Berlin geschickt bekommen :)
AntwortenLöschenDann muss ich wohl demnächst noch einmal welche braten und nach Berlin beamen...;-)
LöschenSaluti
Ariane
Kalbsschnitzel(chen) mag ich auch, denn sie sind ruck-zuck zubereitet - egal in welcher Version. Saltimbocca gibt's bei uns öfter, aber diese Scaloppine auf Pizzabäckerart könnte ich durchaus mal dazwischenschieben. Die Fotos alleine machen ja schon Appetit...
AntwortenLöschenSaluti nach Rom
Elvira
Diese kleinen putzigen Dinger springen ja - wie die Saltimbocca - auch durchaus gerne in den Mund. :-)
LöschenSaluti
Ariane