Wenn man mich fragen würde, was ich denn am meisten - kulinarisch gesehen - in Italien vermisste, so würde die Antwort wohl schlicht lauten: "Deutsches Brot". Mit Brot ist das in Italien ja so eine Sache. Frisch schmeckt es meist ganz wunderbar, nur ist es am nächsten Tag bereits hart und fast ungenießbar.
Nun hat man hier auch andere Essgewohnheiten. Während man im mitteleuropäischen Raum mit einer Scheibe Brot - belegt mit Butter, Käse, Wurst oder Marmelade - den Tag beginnt und ihn oft auch abschließt, begleiten in Italien verschiedene Brotsorten fast ausschließlich die Mahlzeiten. Ein Brotkörbchen steht auch in einfachsten Trattorien immer auf dem Tisch. Und tagesfrisch muss das Brot sein.
Niemals zum Pastagang sollte man ein Stück Brot essen, obwohl man auch das beobachten kann. Mit zum größten Fauxpas bei Tisch gehört aber das sogenannte "fare la scarpetta"(Schühchen machen). Damit meint man das Auftunken von den Sößchen, die so gut sind, dass sie danach zu schreien scheinen. Aber so fein sie auch geschmeckt haben mögen, mit dem Brot sollte man den Teller niemals auswischen. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
Meine bevorzugte italienische Brotsorte ist das sogenannte Pane di Lariano, eine Brotsorte aus den Albaner Bergen.Vollkornmehl und Mehl des Typs 00 - mein Allzweckmehl - sowie Hefe und Wasser sind fast alles, was man für die Zubereitung braucht. Fast! Denn gebacken wird es in einem mit Kastanienzweigen bestückten Holzkohlenofen. Eine dunkle, fast malzig schmeckende Kruste und ein großporiger, aromatischer Teig im Innern zeichnen diese Brot aus, das ich gerne auch für Bruschette verwende. Aber schon am nächsten Tag ist es wieder so trocken, dass man eigentlich nur noch die Enten damit füttern könnte. Aber wo gibt es hier Enten?
Das beste Brot von Rom finde ich in der Bäckerei Roscioli* unweit des Campo de'fiori; mein ganz persönlicher Tipp (siehe unten). Dort kaufe ich das Pane di Lariano, unsere knusprigen "Sonntagsbrötchen" und ab und an ein leider sehr teures Pane di segale, Roggenbrot, das sich sogar ein paar Tage hält. Die Auswahl bei Roscioli ist beachtlich - von Pane Arabo, einer Art Pitabrot, bis hin zum jüdischen ungesäuerten Brot, Pane Azzimo, Mazzen.
Und zwischendurch steht bei uns zum Frühstück auch mal Toastbrot auf dem Tisch, auch wenn es mich immer wieder reut. Es sind wohl die Konservierungsstoffe, die es für mich so unverträglich machen.
Toastbrot, Weißbrot, Pan Carrè, Pane in cassetta - wie immer man es auch nennen mag, diese Kastenbrot-Sorten sind in Italien die Basis für die berühmt-berüchtigten Tramezzini. Warum sie für mich auch berüchtigt sind, das hatte ich bereits hier beschrieben.
Ein neues Rezept verlangte ausgerechnet zwei Scheibchen Kastenweißbrot, und so habe ich es kurzentschlossen selbst gebacken. Einer Premiere mal wieder, denn ich habe es ja nicht soooo mit dem Brotbacken. Aber wenn ich dann mal ab und an daran wage, dann macht es fast so viel Spaß wie die Pastaprodution. Naja, fast...
Zutaten
250 g Manitoba-Mehl
250 g Mehl 00
250 ml Milch
ca. 13 g frische Hefe (ein halber Würfel)
60 ml Olivenöl extra vergine
60 ml Olivenöl extra vergine
1 Tl Zucker oder Honig
10 g Salz
Die Milch lauwarm erwärmen und die Hefe sowie den Zucker darin auflösen. Das Manitoba-Mehl in eine Schüssel sieben und die Hefe-Milch-Mischung dazugiessen. Alles miteinander zu einem flüssigen Teig verrühren. Olivenöl und Salz hinzufügen. Das gesiebte Mehl nach und nach in diesen Teig mit Hilfe des Knethakens einarbeiten. Mindestens zehn Minuten den Teig mit dem Knethaken weiter bearbeiten. Die Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und den Teig an einem warmen Ort zwei Stunden lang gehen lassen.
Den Teig nochmals durchkneten, er fällt dabei wieder zusammen, und in eine mit Backpapier ausgelegte Kastenkuchenform geben. Diese mit Klarsichtfolie abdecken und den Teig für eine weitere Stunde gehen lassen; das Volumen sollte sich dabei sichtbar vergrößern.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Form für 35-40 Minuten in den Ofen schieben, dabei die ersten 15 Minuten auf der unteren Schiene, die restlichen Minuten auf der mittleren.
Vor dem Anschneiden vollständig auskühlen lassen.
Ideal auch zum Toasten.
*
Antico Forno Roscioli
Via dei Chiavari, 34
00186 Rom
Öffnungszeiten: Mo-Sa: 7-19.30 Uhr, So: 8-18 Uhr
Home
Große Auswahl an Brotsorten, aber auch Pizza a taglio, römische und italienische Kuchenspezialitäten, Snacks zum Mitnehmen
Gleich in der Nähe:
Salumeria Roscioli
Via dei Giubbonari, 21
00186 Rom
Tel.: 0039 06 6875287
Home
Restaurant und Salumeria mit italienischen Schinken- und Käsespezialitäten. Schlemmen und Einkaufen.
Möglichst Tage im Voraus reservieren, denn der Laden ist immer brechend voll. Gute Weinauswahl.
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane
Ciao Ariane
AntwortenLöschenIch, ebenfalls Italienerin, wohne in der Schweiz. Und ich finde, dass das Toast in Italien einfach nicht gleich gut schmeckt wie hier *lach*
Und dass das Brot in Italien am nächsten Tag hart wird, kann ich nur bestätigen. Schrecklich!
Ich werde auf jeden Fall mal versuchen das Toast nachzubacken :)
Lieber Gruss
Diana
Ciao Diana,
Löschenund herzlich willkommen auf meinem Blog! :-)
Wie gesagt, frisch ist italienisches Brot einfach wunderbar. Ich lieeeebe dieses Pane di Lariano und kann das "ganz ohne alles" essen.
Aber manchmal fehlt mir schon deutsches Brot....
Saluti
Ariane
Mit einer Gabel und dem aufgespießten Brot sei es kein Fauxpas die Restsoße aufzutunken. Nur wer die Finger benutzt , wird mit Unverständnis betrachtet.
AntwortenLöschenBei italienischen Secondi gibt es ja kaum Sößchen - und da sind wir wieder bei der Pasta, bei der Brot wiederum Tabu ist... ;-)
LöschenAber so heimlich die Reste bei einem schönen Brasato aufzutunken - mit Gabel - es wäre ja dramatisch, dürfte man das nicht. Das schönste Kompliment für einen Koch.
Saluti
Ariane
Ich hab die Lösung. Ich ziehe nach Rom. 😃😃
AntwortenLöschenAlso ab nächsten September .....
Ciao Werner
Es ist schon klar, dass Du dann hier eine Bäckerei eröffnest?! ;-)
LöschenNon vedo l'ora...
Saluti
Ariane
Wenn das so einfach wäre ... 😳
LöschenNur so ein bißchen geht ja leider nicht. 😏
Saluti
Werner
Jaja, unser täglich Brot hier in Italien - man könnte als Deutscher Bände darüber schreiben...
AntwortenLöschenDie besten Erfahrungen habe ich selber mit Brot aus Apulien - pane di Altamura - gemacht, denn das ist auch noch nach ein paar Tagen genießbar. Und sollte man ab und zu mal die Gelegenheit haben, im deutschen Discounter L... einkaufen gehen zu können, so bekommt man dort mit dem Roggenvollkornbrot aus der Frischbackabteilung eine durchaus akzeptable Alternative zum ansonsten fast ausschließlich weißen italienischen Brot - außerdem macht die Not einen mit der Zeit ja bescheidener...
Dein Kastenbrotrezept klingt Gottlob nicht sehr aufwändig und die Zutaten sind vor allem auch hier im Hinterland erhältlich, deshalb werde ich den Teig schon bald, nämlich am Samstagabend vorbereiten und am Sonntag backen, damit die Scheiben frisch auf den Tisch kommen. Noch leicht warm mit Butter und Marmelade, hmmmm...
Non vedo l'ora! Un abbraccio da
Elvira
Liebe Elvira,
LöschenBrotbacken ist eigentlich nie aufwändig, nur zeitintensiv, und da ist man an das Haus "gefesselt".
Zu L... gehe ich allerdings nicht mehr - ich hatte da eine zeitlang mal Brötchen gekauft - , aber erstens ist es fast zu aufwändig für uns, die Läden liegen alle am Stadtrand, meist in sehr verrufenen Vierteln, es dauert für uns viel zu lange, dorthin zu kommen, und zweitens sind mir da zu viele Zusatzstoffe und Konservierungsmittel in den Brötchen. Dann lieber hier zu meinem Bäcker, auch wenn er Wucherpreise hat....
Saluti
Ariane