Es war ein Mal ein polnischer König mit Namen Stanislaus Leszczynski (1677-1766). Dieser zog in den politischen Wirren seiner Zeit kreuz und quer durch Europa und landete schließlich auch in Frankreich, wo seine Tochter Maria den französischen König Ludwig den XV. heiratete. Jedenfalls war der König ein großer Liebhaber der guten Küche. Man erzählt sich, dass der einmal eine Scheibe Guglhupf mit Madeira getränkt habe und fortan diesen Kuchen aus Österreich nur noch auf diese Weise essen wollte. Immer raffinierter sollte das Backwerk werden, und die Hofköche experimentierten mit dem Teig selbst und den Zutaten. Auch die Türken hinterließen indirekt ihre kulinarischen Spuren; als ihr Gefangener hatte Stanislaus einst die Verwendung von damals so exotischen Zutaten wie Rosinen und Safran kennengelernt.
Stand gar die Kuppel von Santa Sofia (heute: Hagia Sophia) im damaligen Konstantinopel Pate bei der Bezeichnung, erinnert doch die Form der heutigen Babà sehr an sie? Sind die Stücke gar nach Ali Babà, Figur aus "Tausend und einer Nacht", selbst benannt? Oder geht der Name doch nur auf die russische Bezeichnung für Großmutter - Babuschka - zurück?
Übrigens soll es im heutigen Polen noch immer ein Gebäck namens Baba (ohne Akzent geschrieben) geben. Und als Baba au Rhum habe ich das Gebäck vor einer Ewigkeit kennengelernt, als ich noch nichts über italienische Dolci wusste.
König Stanislaus hatte natürlich auch seinen Hofbäcker - Nikolas Stohrer -, der ihn ins Exil begleitet hatte. Noch heute existiert in Paris die Bäckerei Stohrer, eine der ältesten der Stadt. Stohrer soll dem Babà jene Form gegeben haben, wie wir sie heute kennen, und angeblich stellt sie eine Kochmütze dar.
Viel später erst kreierte der weithin bekannte Jean Anthelme Brillat-Savarin jenen Kuchen, den wir heute als Savarin kennen. Neben Babà in verschiedenen Größen - beliebt sind in Neapel die kleinen Babà Mignon - werden auch diese Savarins in fast allen neapolitanischen Pasticcerie angeboten.
Brillat-Savarin "entfernte" die ursprünglich zugefügten Rosinen aus dem Teig, fügte Butter hinzu und versiegelte das rumgetränkte Gebäckstück mit Aprikosenmarmelade; der Rum aus Jamaika war Jahre zuvor am Hof von Versailles in Mode gekommen.
Die Verbindungen zwischen Paris und Neapel waren stets eng in den vergangenen drei Jahrhunderten, nicht zuletzt auch durch geschickte Heiratspolitik. Maria Karolina von Österreich wurde mit Ferdinand I. von Neapel-Sizilien verheiratet, während ihre Schwester Marie-Antoinette den französischen Thronfolger ehelichte. Es sollen Eifersüchteleien zwischen den Schwestern gewesen sein, die Maria Karolina veranlassten, Botschafter auszuschicken, die sie stets über die neuesten Trends aus Paris - sei es in Mode oder in der Küche - informieren mussten. Die Ära der sogenannten "Monzù", der französischen Küchenchefs in Neapel, brach an; es ist interessant, wie viele franzöische Spezialitäten man auf älteren neapolitanischen Speisekarten finden kann. Wer noch etwas mehr zu den Monzù und ihrem Einfluss lesen möchte, der findet das hier.
So fanden schließlich auch die Babà ihren Weg nach Neapel.
Neapolitaner lieben ihre Babà. Man isst sie schnell, gerne auch im Stehen in einer Bäckerei, wo sie frisch aus der Backstuben kommen. Und als Kuchenkranz darf ein Savarin auf keinen edlem Buffet der partenopäischen Stadt fehlen.
Das Tränken mit Limoncello oder Zitronencrèmes sind neuere Erfindungen; angeblich wurde diese Mode auf Capri erfunden.
Meistens mag man die Babà in Neapel ganz puristisch. Oder aber man verziert sie, wie auf den Fotos zu sehen, mit etwas Sahne oder Konditorcrème, die man mit Früchten - in Saison auch gerne frische Erdbeeren - belegt.
Erst kürzlich war ich gleich zweimal im vergangenen Monat in Kampanien. Erst ein paar Tage auf Capri, dann in Positano an der Amalfiküste.
Dreimal dürft ihr raten, was ich gegessen haben. Richtig, zum Dessert einen üppigen Babà! Und dann habe ich mich natürlich gefragt: Warum, bitteschön, gibt es das noch nicht im Blog?
Da musste schnell gehandelt werden!
Zutaten
(für ca. 12 Babà)
Teig
- 320 g Manitoba-Mehl 00, gesiebt
- 15 g frische Hefe
- 105 g weiche Butter + eventuell Butter für die Förmchen, wenn nicht aus Silikon
- 40 g Zucker + 1 Teelöffel für den Hefevorteig
- 4 g Salz
- 4 Eier
Die Hefe in eine kleine Schüsssel bröckeln, 25 g Mehl, einen Teelöffel Zucker dazugeben und mit einem El lauwarmen Wasser zu einem kleinen Teig verrühren. Abdecken und an einem warmen Ort 30 Minuten gehenlassen.
Das übrige Mehl in eine Rührschüssel geben; hier ist der Einsatz einer Küchenmaschine hilfreich.
Den kleinen Hefevorteig und den Zucker hinzufügen und mit dem Knethaken den Teig durchmischen. Nach und nach jeweils ein Ei hinzufügen; ein weiteres Ei erst dann, wenn das vorige gut verarbeitet ist. Dann kommt das Salz hinzu und stückchenweise die weiche Butter.
Der Teig muss ungefähr dreißig Minuten mit den Knethaken geknetet werden.
Eventuell Förmchen buttern, bei Silikon entfällt der Schritt.
Teig auf die Förmchen verteilen; sie sollen ungefähr zu dreiviertel gefüllt werden.
Weitere 2 Stunden den Teig an einem warmen Ort gehenlassen; der Teig steigt über den Rand und bildet die für Babà typische Form.
Den Backofen auf 190 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Förmchen auf ein Backblech oder den Backrost stellen und auf der unteren Schiene in den Ofen schieben.
Die Backzeit beträgt ca. 20-25 Minuten
Danach aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen, aus den Formen heben und zur vollständigen Abkühlung auf ein Kuchengitter legen
Rumsirup
- 750 ml Wasser
- 300 g Zucker
- abgeriebenes einer unbehandelten Zitrone
- 300 ml Rum
Das Wasser mit dem Zucker und dem Zitronenabrieb aufkochen lassen, dann vom Herd nehmen und den Rum dazugießen.
Auf ca. 45 Grad herunterkühlen lassen (Backthermometer!)
Die vollständig ausgekühlten Babà für wenige Sekunden einzeln in den Sirup tauchen, dann vorsichtig ausdrücken und mit dem oberen Teil nach unten in ein Salatsieb legen.
Zum Aprikotieren
- 3 El Aprikosenmarmelade
Die Aprikosenmarmelade erhitzen, durch ein Sieb streichen und die Babà damit bestreichen.
Klassische Dekoration
- Sahne
- In Sirup eingelegte Amarena-Kirschen (Amarene sciroppate)
Die Babà längs vorsichtig etwas aufschneiden und auseinanderdrücken. Wer mag, kann an dieser Stelle den Babà noch mit etwas Rum oder auch Limoncello bespritzen.
Sahne steifschlagen und die Spalte damit verzieren. Amarena-Kirschen auf die Sahnetupfer legen.
Zubehör
- Babàförmchen, oberer Durchmesser 5,5 cm, Höhe 6 cm
- Backthermometer
- kleines Sieb
- Spritzbeutel
- Kuchengitter
- größeres Salatsieb zum Abtropfen
Kleiner Blick ins fluffige Innenleben eines Babà |
Quellen:
Es existieren unzählige Rezepte von Babà, die sich immer ein wenig unterscheiden - von der Verwendung von Milch bis hin zu flüssiger Butter. Nachdem ich viele Rezepte gelesen und verglichen hatte, fiel die Wahl auf folgende Version; das Ergebnis überzeugte mich.
Babà napoletano, vom Blog Chiaropassion
Zur Geschichte des Babà
Luciano Pignataro, Storia del Babà napoletano dal nome alla ricetta già fissata nel 1836
Auch im traumhaften Positano... |
... gönnte ich mir einen Babà |
Babà in einer Pasticceria in der Altstadt von Neapel |
Auch in den feinen Cafès der Stadt (hier das Gran Caffè Gambrinus) serviert man Babà |
Hach! Ich mag bitte gleich und auf der Stelle kosten..
AntwortenLöschenZum Nachbacken fehlen mir einstweilen leider die Förmchen.
Danke fürs Mund-Wässrigmachen ;-)
GLG Elena
Liebe Elena,
Löschendie Förmchen musste ich nach vergeblicher Suche auch im Internet bestellen.
Aber vorerst könntest Du die Babà auch in Muffinförmchen backen; die schmecken sicher genauso gut dann!
Saluti
Ariane
Nachbarn haben mir eine Tüte Barbas aus Italien mitgebracht. Ich wusste damit gar nichts anzufangen. Jetzt habe ich mich informiert und finde es ganz interessant und auch ein bisschen witzig. ich selbst kann so eine ganze Tüte Barbas gar nicht verbrauchen. Aber nun werde ich für unsere Nachbarschaft Grillparty am Sonntag die baba in rum Zuckerwasser tauchen und wie beschrieben schön garniert anrichten. Das wird bestimmt ein schöner Nachtisch. Ich werde allerdings Orangen oder Zitronenschnaps nehmen, da ich keinen Rum habe, den Schnaps aber selbst angesetzt habe und der exorbitant gut schmeckt, lach. danke für die Ausführungen und Rezepte. Grüße aus Berlin
AntwortenLöschenZitronenschnaps - am besten Limoncello - klingt doch schon mal gut! Diese Teilchen müssen leicht beschwipst sein! ;-)
AntwortenLöschenSaluti
Ariane