Es sind wieder jene langen heißen Augusttage, die mich in melancholische Stimmung versetzen. War dieser Monat, als ich noch in Deutschland lebte, paradoxerweiser der Sommermonat schlechthin, der mich schon als Kind in Hochstimmung versetzte, ahne ich mit den Jahren vermehrt das nahende Ende der Jahreszeit. Der August, das bedeutet bei der Hochsommerhitze aber auch, dass man "drinnen" lebt. Die Wohnung ist zwar klimatisiert, trotzdem bleiben viele Fensterläden schlossen. Es ist in der Vorstellung für mich mittlerweile auch eine "dunkler" Monat: Draußen gleißendes Licht - drinnen das stille Halbdunkel. Könnt Ihr die Atmosphäre nachvollziehen?
Am letzten Tag im August kommt noch mein Geburtstag hinzu, und das Verhältnis zu diesem Ereignis verändert sich wohl auch mit zunehmendem Lebensalter; man wird eben nachdenklicher. Wenn ich dann am 1. September aufwache, erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich ich September morn von Neil Diamond summe. Ich sehe fallendes Laub, denke mit Grausen daran, dass Strümpfe in Kürze wieder zum Einsatz kommen und meine Sommerkleider in den Schrank verbannt werden. Die Jahreszeit, die für mich weder Fisch noch Fleisch ist, steht bevor! Ich mag es doch entweder heiß oder richtig winterlich! Hier in Italien legt sich aber diese Herbststimmung wieder nach ein paar Tagen, denn der Sommer ist noch lange nicht vorüber. Warum nur falle ich immer wieder mit dem Anbrechen des 1. September auf diese Vorstellungen herein?
Wirklich alles paradox das Ganze!
Aber zurück in den August! Wir gehören zu jenen, die den August in der Stadt verbringen, während viele ans Meer, in die Berge oder eben ihre aktuellen Urlaubsorte fliehen, wo vielfach dann auch das römische Chaos mitreist. Der Stau ist dann eben nicht mehr den Lungotevere entlang, sondern erwacht in irgendeinem Ort an der Küste zu neuem Leben - nein, danke! Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von "fliehen", denn in Zeiten ohne Klimaanlage war die Hitze für viele wohl kaum auszuhalten.
Ich kann mich an meine ersten Sommer in Rom erinnern, und besonders an die Augusttage. Das alles war noch vor dem Ansturm von Touristen in den vergangenen Jahren, der die Stadt gefühlt 12 Monate in seinem Würgegriff hält.
Noch in den neunziger Jahren war alles anders. Die Stadt war "tot"! Die Strassen leer, die Geschäfte geschlossen oder nur im Turnus geöffnet. Ich ging die Strasse, in der wir wohnen, entlang und kam mir vor wie in einer Geisterstadt - ja ich fand es direkt unheimlich! An manchen Tagen, wenn ich alleine unterwegs war, nahm ich sogar andere, durch ein wenig Autoverkehr belebtere Wege. Gut kann ich mich noch an eine zierliche ältere Dame erinnern, die mich ganz verzweifelt auf der Strasse ansprach, ob ich denn noch eine offene Bäckerei wüsste. Gerade älteren und alleinstehenden Menschen, die nicht mit den Familien abgereist waren, ging es oft richtig schlecht. Die Supermärkte, die in den Nullerjahren überall aus dem Boden schossen, gab es damals noch nicht.
Noch immer müssen wir uns im August ein wenig "organisieren". Gerade in der bevorstehenden "Ferragosto"-Woche bleiben viele Läden, wie zum Beispiel Metzgereien, geschlossen, die sonst im August wenigstens am Vormittag noch geöffnet sind. Fleisch wird also auf Vorrat eingefroren. Der Markt verkauft zunehmend nur noch Touristenkitsch; auch das Gemüse macht "Urlaub". Schnell habe ich noch das Lieblingsfutter für Kringel besorgt, das es in den Supermärkten nicht gibt.
Zurückgebliebene tun sich zusammen; gestern waren wir mit ein paar Journalisten und Diplomaten auf einer "Stallwächterparty" auf einer schönen, luftigen Terrasse hoch über den Dächern von Rom.Viele erzählten dort, wie sehr sie die ruhigere Stimmung in der Stadt schätzten. Das sind Moment, in denen die Melancholie ein wenig schwindet...
Gegen trübe Stimmung hilft allerdings auch ein Dolce, das so richtig nach Sommer schmeckt wie diese Frozen-Yogurt-Kreation. Dieses Eisdessert ist blitzschnell zubereitet, und man braucht dafür nicht einmal eine Eismaschine. Allerdings etwas Geduld, bevor man endlich den Löffel darin versenken darf.
Zutaten
(für 8 Personen und eine Kastenkuchenform von ca. 750 ml Inhalt)
- 600 g griechischer Joghurt
- 1 Tube gesüßte Kondensmilch (170 g)
- 5 El Zitrusblütenhonig (ersatzweise Akazienhonig)
- 30 g Pistazien, grob gehackt
- 20 g Meringue (Baisers), grob zerbröselt
- 125 g Himbeeren
- Himbeeren, Pistazien und Meringue für die Dekoration
Den Joghurt mit der Kondensmilch und dem Honig glattrühren. Dann vorsichtig die Himbeeren, die Meringue und die Pistazien unterheben.
Die Kuchenform mit Backpapier auslegen und die Joghurtmasse hineinfüllen. Diese mit Folie gut verschließen und für mindestens 6 Stunden in das Gefrierfach geben.
Vor dem Servieren kurz in heißes Wasser tauchen, stürzen, Papier abziehen und mit Himbeeren, Pistazien und Meringue-Stückchen garnieren. In Scheiben schneiden.
Nach einer Idee aus SALE&PEPE, August 2018
Wollt Ihr noch mehr über die August-Stimmung in Rom lesen - so, wie wir den Monat oft erleben? Dann schaut mal hier.
Wie stets: interessant, beschaulich, aber auch lecker zu lesen!
AntwortenLöschenA propos Touristen: ich geniesse die Monsunzeit, während der es hier nur wenige Touristen gibt. Ein bisschen ist es natürlich auch wie Ferragosto, viele Restaurants sind geschlossen, das Angebot in den Geschäften teils eingeschränkt, mit gewissen Dingen muss man sich tunlichst bevorraten (es ist schon vorgekommen, dass 3 Monate lang einfach kein Rasierschaum aufzutreiben war!). Die grossen Resorts sind jedoch ganzjährig geöffnet, so dass die Gastro-Lieferanten ihr Sortiment nicht einschränken und auch ich von ihrer Auswahl profitieren kann (Parmigiano, Mozzarella usw.). Und die reichhaltige Gemüse-Palette hat sowieso das ganze Jahr Saison.
Lass dich vom Ende-August-Blues bloss nicht unterkriegen!
Mit besten Grüssen aus Fernost,
FEL!X
Vor Jahren stand ich auch schon oft vor leeren Supermarktregalen; kann sich kaum einer vorstellen.
LöschenHeute aber haben wir uns erst einmal bei Eataly für die kommende Woche eingedeckt. Es war übrigens so heiß, dass dort eine Frau einen Kreislaufzusammenbruch erlitt, auch wenn es in dem Einkaufszentrum natürlich klimatisiert war.
Fröhliche Sommertage!
Saluti
Ariane
Guten Tag, Ariane, wir sind ja solche langanhaltende Hitze nicht gewohnt: Seit Ostern so gut wie kein Regen. Jetzt können wir uns einfühlen, wie es Euch wohl jedes Jahr ergeht. Deshalb könnt Ihr wohl so gutes Eis machen... Dieses Rezept musste ich heute einfach ausprobieren. Bereits in der gedanklichen Vorstellung lief mir das Wasser im Mund zusammen. Mein Kompliment! Statt Löffelbiskuit habe ich geriebenen Zwieback genommen und die creme fraiche schlicht vergessen, obwohl ich sie mir schon neben die Schüssel gestellt hatte. Konzentrationseinbuße durch die Hitze....
AntwortenLöschenSchön, wenn es zum Nachmachen anregte. Und bei kleinen Pannen entstehen oft neue und wunderbare Kreationen. Nur - Löffelbiskuits sind da gar nicht vorgesehen; ich meinte Baisers, die hier in Italien Meringue heißen. Aber wie gesagt: Hier kann man auch seine Kreativität ausleben! Im ursprünglichen Rezept waren die auch nicht dabei. Ja, das richtige Eis schmeckt wunderbar in Italien, unvergleichlich. Das hier ist doch eher die amerikanische Version. Frozen Yogurt esse ich auch immer wieder gerne in Griechenland, wo es einfach den besten Joghurt gibt.
LöschenSaluti
Ariane
Auch wenn die Hitze eigentlich in Deutschland nicht mehr so grassiert, schmeckte uns dieser frozen yoghurt hervorragend. Heute ausprobiert und unsere Gäste waren begeistert !
AntwortenLöschenLiebe Ariane, dieses Dessert gehört nun mit in meinen Spezialordner für besondere Essen ! :-)
LG Biggi
Wie wunderbar, liebe Biggi!
LöschenIn diesem Spezialordner würde ich bestimmt ganz tolle Sachen zum Nachkochen finden...
Saluti
Ariane