Mittwoch, 26. September 2012

Boxenstopp in Bayern: Das Unangenehme mit dem Nützlichen verbinden...

Manchmal fahren wir mehr oder weniger spontan mal "kurz" nach Deutschland: Einmal ist es der Zahnarzt,  den man zu einem Routinebesuch aufsuchen muß, ein anderes Mal braucht das Auto eine Inspektion oder in der heimatlichen Redaktion meines Mannes muß mal wieder vorbeigeschaut werden - und das kann man dann wiederum alles miteinander verbinden. Nicht zuletzt freuen sich Verwandte und Freunde in der alten Heimat ja auch immer über einen noch so kurzen Besuch! Diese Tage in der alten Heimat sind aber leider immer vollgepackt mit diesen Pflicht-Terminen, für Vergnügliches bleibt da kaum Zeit - das meinte ich mit dem "Unangenehmen" (und natürlich die elend langen Fahrzeiten). Heimatbesuche könnten mit etwas mehr Muße und Zeit durchaus sehr schön sein! Ein alter Nachbar meines Mannes sprach vor einiger Zeit einmal von "Boxenstopp", als er unseren Wagen wieder vor dessen Elternhaus geparkt sah. Seitdem ist das ein geflügeltes Wort, an das wir immer schmunzelnd bei diesen Kurztripps denken müssen. Bin ich in meiner hessischen Heimatstadt Frankfurt, sieht es leider nicht viel besser aus.
Am Sonntag war es wieder einmal soweit, es ging für einen (!) Tag in die bayerische Heimat meines Mannes. Eigentlich war das gar nicht geplant, aber der Tüv ließ sich nicht länger umgehen. Die Arbeit läßt einem Journalisten wenig Zeit, auch für private Angelegenheiten, die immer mit einigen Aufwand einhergehen, lebt man im Ausland. Noch am Sonntag mußte mein Mann vor der Abreise drei Artikel schreiben - die Aktualität geht immer vor -, dann ging es verspätet los.
Natürlich wollte ich meinen Mann auf dieser Gewalttour nicht alleine lassen. Wir wechseln uns bei diesen Reisen beim Fahren öfters ab und haben entlang der Autobahn, die ich mittlerweile in- und auswendig kenne, schon so manch hübsches Restaurant entdeckt. Von den italienischen "Autogrill"- Restaurant kann ich nur noch abraten. Die Qualität der angebotenen Speisen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert, aber manchmal muß man aus Zeitgründen auch damit vorlieb nehmen.




Natürlich nutze ich auch jeden noch so kurzen Aufenthalt in Deutschland dazu, einige Lebensmittel, die es in Italien nicht zu kaufen gibt, zu besorgen - auch wenn es in letzter Minute und kurz vor der Abreise geschehen muß.
Nun gehöre ich durchaus nicht zu denen, die im Ausland leben und nicht auf deutsche Esskultur verzichten möchten und das deutsche Schnitzel sowie das Sahnetörtchen am Nachmittag vermissen (obwohl ich ganz gerne Filterkaffee trinke...) Trotzdem gibt es einige Produkte, die ich doch ab und an vermisse.
Zuerst werden die Zeitschriftenläden nach aktuellen Kochmagazinen abgegrast. Dann stehen die Supermärkte und diverse andere Lädchen auf dem Besuchsprogramm. Immer wieder bin ich über das Angebot an internationalen und regionalen Lebensmittel selbst im kleinsten niederbayerischen Dorf erstaunt. Gerade auch die Präsentation der Waren empfinde ich als sehr kundenfreundlich: übersichtliche, breite Gänge, niedrige Regale, bei denen man  keinen Spitzentanz vollziehen muß, um an die obersten Regale zu gelangen. Hier macht Einkaufen richtig Spaß, denn was auf meiner Wunschliste steht, gibt es auch. Das ist für mich in Italien nicht unbedingt selbstverständlich, wo ich gerade im August oft schon vor leeren Regalen gestanden habe. Ich weiß noch, wie ich vor zwei Jahren im Sommer nach französischem Camenbert (immer  dieselbe Marke, keine Auwahl!) gesucht hatte - vergeblich!  Über die Preise schweige ich lieber; ich wundere mich stets, wie wenig ich für vergleichbare Lebensmittel in Deutschland bezahle.
Hier eine kleine Auswahl meiner Einkäufe (wie auf dem Foto oben zu sehen): Fonds (die ich  nicht selbst einkoche - ich gestand es bereits), Crème Fraîche, meine geliebte Buttermilch mit den Butterflöckchen, österreichisches Kürbiskernöl, das ich so gerne über Kürbissuppe träufele, grüner Senchatee, den es zwar in einer Ladenkette in Rom auch gibt, aber das Dreifache kostet. Nicht wundern über die Blattgelatine! Zwar bekomme ich die auch hier, aber die einzelnen Blätter wiegen geringfügig mehr, was mich dazu zwingt, bei manchem Gerichten die Gelatine genau abzumessen, sonst werden die Speisen viel zu fest. Ja, ich besorge auch Vanillestangen in Deutschland, da ich mehrfach schlechte Erfahrungen mit den hiesigen Produkten gemacht hatte. Sie waren vielleicht schlecht gelagert oder zu alt; jedenfalls zerbrachen die Stangen unter meinen Fingern wie dürre Äste. Meine Schwiegermutter packte mir bei der Abreise noch eine Scheibe bayerischen Leberkäse ein. Den brate ich mir heute Abend mit einem Spiegelei obendrauf (heute Abend esse ich alleine, da ich leider eine Einladung ausschlagen muß - siehe unten). Nicht auf dem Foto zu sehen ist eine Tüte mit Laugenbrezeln, die ich portionsweise eingefroren habe - eine davon gibt es zu meinem urigen Mahl heute Abend.
Leider bleiben solche Gewalttouren manchmal nicht ohne Folgen: Meine angeschlagene  Halsmuskulatur hat die Reise nicht so gut weggesteckt, und so trage ich nach einer kurzen Nacht heute mal wieder meine kleidsame Halskrause, trinke aber dafür meine geliebte Buttermilch und blättere in der neuesten Ausgabe vom "Feinschmecker"!




♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

4 Kommentare:

  1. wenigstens ist nicht mehr allzuheiss für die Halskrause ! Gute Besserung.

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  2. Ja, im Hochsommer nicht auszudenken! Danke für die guten Wünsche!!
    Liebe Grüße
    Ariane

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  3. Lustig, wir packen und im Urlaub die Taschen voll und die "Heimkommer" dann bei uns :-) ich kenn das auch von Freunden.

    Gute Besserung!

    Vanille bestelle ich übrigens immer bei Madavanilla und find die recht gut, vielleicht versenden die ja auch zu dir.

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  4. Eigentlich eine gute Idee mit dem Versand. Nur die Post....aber das schaue ich mir mal an; danke für den Tipp!
    Danke auch für Deine guten Wünsche! Die Wärme und das Ruhigstellen durch diese Halskrause tun gerade gut! Und liebe Wünsche allemal!
    Saluti
    Ariane
    P.S. Vor drei Jahren mußte ich mich mal für 6 Wochen am Stück in Deutschland aufhalten. Als erstes kam eine große Flasche umbrisches Olivenöl ins Gepäck...Irgendwas vermißt mal immer, egal wo man lebt. Da habe ich erst gemerkt, wie sehr ich mittlerweile durch die mediterrane Küche geprägt bin.

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