Ein Besuch auf Capri ist auch für mich immer wieder überwältigend.Wie fast jedes Jahr im Oktober verbringen wir zwei bis drei Tage auf der Insel im Golf von Neapel. Leider hat mein Mann nicht viel davon - und ich nicht viel von ihm -, denn er muss dann an einer immer im Oktober stattfindenden Konferenz teilnehmen. Ich war zunächst unschlüssig, ob ich dieses Mal wieder mitfahre.
Die Insel kenne ich gut - und verbinde auch viele Erinnerungen mit meinen Aufenthalten dort - gute, wie auch schlechte. Das oft nasskalte Wetter um diese Jahreszeit hat mir vor Jahren einmal den ersten Hexenschuss meines Lebens beschert, ein anderes Mal lag ich mit hohem Fieber im Hotelbett, da es einen empfindlichen Kälteeinbruch gab und die Zimmer im Oktober noch nicht geheizt werden. Zu meinen schönen Erlebnissen auf Capri zählen natürlich die vielen Rundgänge über und um die Insel, die atemberaubende Blicke auf den Golf gewährleisten. Unvergesslich ist mir auch ein Ausflug von Capri aus entlang der Amalfi-Küste auf einer historischen Segelyacht - einer J-Klasse-Yacht aus dem Jahr 1929.
Obwohl der Wetterbericht auch für die vergangenen Oktober-Tage wenig Gutes versprach, bin ich dann doch wieder nach Capri mitgefahren. Am ersten Tag war das Wetter noch durchwachsen, die Sonne stahl sich ab und an durch die Wolken, aber bereits am Samstag öffnete der Himmel mehrmals seine Schleusen und wahre Sturzbäche ergossen sich über der Insel. Stürme entwurzelten nahe eines Hotels eine prächtige Bananenstaude, und das Meer war so wild, dass die Schnellboote nicht mehr fahren konnten. Sonntag gab es dann nur noch eine Autofähre, die schwer genug war, den Wellen zu widerstehen. Zwar bot man uns für die Abreise auch einen Hubschrauberflug an, aber bei dem Wind, der über die Insel fegte, lehnte ich diesen dankend ab!
Bei den Fotos habe ich bei einigen ein bisschen geschummelt: Strahlt der Himmel in einem zu intensiven Blau, so stammen die Fotos aus den Vorjahren; besonders die vom Arco Naturale. Dort gibt es ein wunderbar gelegenes, einfaches Restaurant, von der aus der Blick einfach - ich sag es ja - atemberaubend! ist. Davon später mehr.
Wer brav bis zu Ende liest, der wird zum Schluss noch mit einem typischen "Dolce" der Insel belohnt, der Torta Caprese.
Ein Tag auf Capri sollte zunächst einmal am Vormittag mit einer Tasse Cappuccino auf der "Piazzetta", wie die Piazza Umberto I. üblicherweise genannt wird, beginnen.
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Ritual am Vormittag: Cappuccino auf der "Piazzetta" |
Wie man sieht, türmen sich die Wolken schon über der Insel. Gestärkt durch den heißen Cappuccino wage ich wie bei jedem Besuch der Insel wieder die Busfahrt nach Anacapri, das sich in Wolken versteckt.
Diese Busfahrt über eine enge, mit Haarnadelkurven gespickte Strasse entlang der Felsen ist wahrlich atemberaubend. Es gibt Stellen, an denen der Felsen steil abfällt. Wer schwache Nerven hat, sollte hier die Augen schließen und darauf hoffen, dass der Busfahrer nach dem Mittagessen keinen Limoncello getrunken hat. Wer katholisch ist, kann den Beistand von Neapels Schutzheiligen San Gennaro erflehen, und immer wieder kann man beobachten, wie sich Capresen nach besonders heiklen Haarnadelkurven bekreuzigen.
In Anacapri entschädigen dann aber spektakuläre Blicke auf den Golf von Neapel für die Schrecksekunden während der Busfahrt. Besonders unterhalb der Villa San Michele, die der schwedische Arzt Axel Munthe Ende des 19. Jahrhunderts errichtete, hat man einen schönen Ausblick auf den Haupthafen und die Ortschaft Capri. Im Hintergrund kann man durch den Dunst die Amalfi-Küste erahnen. In der Villa selbst war ich dieses Mal nicht. Munthes "Buch von San Michele", ein eher autobiographischer Roman, ist durchaus lesenswert, wenn auch sicher nicht von hoher literarischer Qualität. Eindrucksvoll sind vor allem die Schilderungen einer in Neapel wütenden Cholera-Epidemie und die verheerenden Zustände in den Armutsvierteln.
Bei Sonnenschein sieht es natürlich hübscher aus:
Anacapri ist ruhiger und weniger exklusiv als Capri. Eine schmale Strasse schlängelt sich durch den Ort.
Immer windiger wurde es dann auf dem Berg, so dass ich mich wieder in die Schlange einreihe, die auf den Bus wartete. Gleich bei der Haltestelle sind einige Capri-Taxis geparkt - Sonderanfertigungen nur für diese Insel. Leider gibt es die historischen Taxis nicht mehr, die noch vor einigen Jahren über die Insel fuhren. Typisch für diese Wagen ist der verlängerte "Passagierbereich", in dem man sich gegenübersitzen kann.
Leider war das Wetter an diesen Tagen nicht sehr angenehm, so dass die Spaziergänge eher bescheiden ausfielen. Im Vorjahr hatten wir eine kleine Inselwanderung unternommen, die uns zu einen wirklich wunderbaren Ort für das Mittagessen in der Nähe des "Arco Naturale", einem Felsenbogen, brachte. Ein kleines, einfaches Restaurant lud dort zu einem "Pranzo" ein, und von unserem Tisch aus bot sich der Anblick eines prächtigen Stücks Natur.
Capri ist nicht nur atemberaubend schön, sondern auch sehr exklusiv und auch teuer. Ein Luxusladen reiht sich in Capris Hauptstrasse an den anderen.
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Noble Marken |
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Das berühmte Hotel Quisisana |
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Capri-Sandalen in allen Preisklassen |
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Die feinen Parfums aus Capri |
Aber nur wenige Schritte abseits des mondänen Capri zeigt sich die Insel wieder von seiner schönsten Seite.
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Die Via Krupp |
Für den Abend gibt es einen weiteren magischen Ort, an dem man Spezialitäten der Insel genießen kann. Bei "Da Paolino" sitzt man unter einem natürlichen Dach aus Zitronenbäumen. Zitronen ziehen auch sich als Thema durch Dekoration und finden sich in den Zutaten vieler Gerichte wieder. Hier wurde Mozzarella zwischen Zitronenblättern gegrillt:
Das Dessertbuffet wird in einer für die Gäste zugänglichen Küche aufgebaut; natürlich ist hier eine Auswahl der "dolci" aus der Region vertreten.
Durchgehalten und Appetit bekommen?
Dann gibt es jetzt, wie zu Anfang versprochen, ein Rezept.
Die
Torta Caprese soll einer Legende nach in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch ein Missgeschick entstanden sein: Der Koch Carmine di Fiore hatte schlichtweg das Mehl bei der Zubereitung einer Mandel-Schokoladentorte vergessen. Angeblich wollte er diese Torte für drei amerikanische Mafiosi aus dem Kreis um Al Capone backen. In einigen Rezepten gibt man dem Teig noch Keksbrösel bei. Auch kann man den Kuchen mit etwas Rum oder Limoncello aromatisieren. Ich habe mich an ein Grundrezept gehalten.
Zutaten (für eine Tortenform von 26 cm Durchmesser)
- 300 g gemahlene Mandeln
- 250 g dunkle Schokolade (70%)
- 250 g weicher Butter (+Butter für die Form)
- 200 g Zucker
- 5 Eier
- 1 Prise Salz
- Puderzucker
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen und eine Kuchenform ausfetten.
Die Schokolade im Wasserbad schmelzen.
Eier trennen. Eiweiß mit einer Prise Salz und 50 g Zucker sehr steif schlagen. Bis zur weiteren Verwendung in den Kühlschrank stellen.
Die weiche Butter mit dem restlichen Zucker schaumig rühren und die Eigelbe einzeln einarbeiten. Die geschmolzene Schokolade und die Mandeln unterrühren.
Nun vorsichtig das Eiweiß mit einem Rührlöffel unterheben. Den Teig in die Form füllen und ungefähr 55 Minuten backen.
Den Kuchen auf einem Gitter auskühlen lassen und dick mit Puderzucker bestäuben.
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Nein, das ist keine Halloween-Torte - das sollen die Faraglioni sein... |
Ich habe aus Papier eines der Wahrzeichen von Capri, die aus dem Meer ragenden Felsen "Faraglioni", ausgeschnitten und als Schablonen auf die Torte gelegt, so dass diese Stellen nach dem Bestäuben mit dem Puderzucker dunkel blieben.
Tipps für Capri
Für ein unvergessliches Mittagessen:
Le Grottelle
Via Arco Naturale
Tel.: 00390818375719
http://www.capri.net/it/c/le-grottelle
Ein Abendessen unter Zitronenbäumen:
Da Paolino
Via Piazza a Mare, 11
TEl.: 00390818376102
http://www.paolinocapri.com/en/albums
Feine Parfums aus Capri
Carthusia
Viale Parco Augusto,2
http://www.carthusia.it/
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"Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt..." |
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane