Wer öfters mal in meinem Blog stöbert, weiß, dass ich zum Frühstück gerne etwas Salziges mag. Nicht dass mir Marmeladen - vor allem meine selbstgemachten Sorten - nicht schmecken würden. Aber eine Scheibe Brot oder ein mein geliebtes Sonntagsbrötchen, ausschließlich mit Süßem bestrichen, gibt mir ein seltsam flaues Gefühl im Magen, dem spätestens eine Stunde später das berühmte "Ich-habe-ein-Loch-im-Bauch" folgt.
Das typische italienische Frühstück - die
Prima colazione - ist demnach so gar nichts für mich. Auch wenn sich manche Sitten und Gewohnheiten langsam ändern, auch ich kenne gute Bekannte, die morgens nüchtern in ihre Stamm-Bar gehen, um im Stehen einen
Cappuccino und ein
Cornetto - mit Aprikosenmarmelade oder Schokocrème gefüllt - zu sich zu nehmen. Natürlich habe ich das auch schon gemacht, aber Kreislaufprobleme sind dann bei einem solchen Start in den Tag bei mir vorprogrammiert. Ein ausgewogenes Frühstück mit verschiedenen Brotsorten, Müsli, Säften, oder einer kleinen Wurst- und Käseauswahl, Eiern und Marmelade scheint gerade im privaten Bereich noch immer die Ausnahme. In vielen italienischen Haushalten bereitet man sich in der Regel am Morgen einen
Caffè in der berühmten
Moka zu, dazu stellt man eine Tüte Kekse auf den Tisch -
basta! Alles schon erlebt!
Auch in Hotels ändern sich nur langsam die Gewohnheiten. Nach wie vor dominiert Süßkram auf dem Frühstücksbuffet, gerne auch in Form einer
Crostata, jenem mit Marmelade gefüllten Kuchen auf Mürbeteigbasis mit Teiggitter.
Ganz besonders im Süden Italiens neigt man zum eher kargen und vornehmlich "süßen" Frühstück, oft ungeachtet der Ansprüche ausländischer Gäste. Weder auf Malta noch in Griechenland, wo ich auch öfters mal unterwegs bin, habe ich ein solches Festhalten an Gewohnheiten gesehen. Das betrifft auch Traditionshäuser; Hotels, die über die Grenzen hinaus einen schon fast legendären Ruf haben.
"What a lousy breakfast!" rutschte es vor ein paar Jahren einem amerikanischen Gast beim Anblick des Frühstücks in der wegen ihrer Jugendstil-Säle berühmten
Villa Igiea in Palermo heraus (der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass sich dort das Frühstücksangebot sehr verbessert hat, wie ich bei meinen vergangenen Aufenthalten dort feststellen durfte). Dazu kann man natürlich stehen, wie mal will, aber wenn man in Taormina für sein Frühstücksei extra bezahlen oder sich den Cappuccino in einem Vier-Sterne-Hotel in Apulien selbst aus dem Automaten "zapfen" muss, es dazu nur in Folie eingeschweißte "Industrie-Cornetti" gab, reibt man sich über italienische Frühstücksgewohnheiten schon mal die verschlafenen Augen.
Nun werden einige sagen, dass sie das schon ganz anders erlebt haben. Das mag sein, auch ich habe schon wunderbar in Hotels gefrühstückt, und da will ich gar nicht erst von Südtirol reden, das aber sowieso eine Ausnahme bildet. Auch ist das Frühstück natürlich nur ein Aspekt der kulinarischen Seite eines angenehmen Urlaubsaufenthalts, und da man in Italien ja meist erst bei der
Cena zur Höchstform aufläuft, verliert diese erste Mahlzeit am Tag an Bedeutung. Und mal ganz ehrlich, wen stört es, wenn man kurz nach dem Aufwachen die Läden öffnet, noch ganz verschlafen an einer
Sfogliatella (neapolitanische Gebäckspezialität) zum Cappuccino knabbert (Ihr seht schon, ich frühstücke gerne im Hotelzimmer, da mich beim Buffet meist eh nichts reizt
und ich so ein Morgenmuffel bin) und dabei den schönsten Ausblick über den Golf von Neapel genießt!
Wer jetzt aber denkt, ich brauchte täglich ein opulentes Frühstück, könnte falscher nicht liegen! Mehr als eine Scheibe Brot - ein Brötchen am Sonntag - bekomme ich am Morgen sowieso nicht herunter! Aber etwas Salziges sollte darauf liegen!
Das ist so eine seltsame Sache: morgens muss ich mich überwinden, Fleisch zu essen! Es ist, als würde mir - mit noch schlaftrunkenen Sinnen - zu dieser frühen Tageszeit besonders bewusst, was ich da esse: nämlich totes, zu Wurst verarbeitetes Tier! Nur am Sonntag lasse ich mir ein wenig mehr Zeit, bin dann schon wacher beim Kaffee, nachdem ich die Brötchen aufgebacken habe. Dann darf es dann auch mal roher Schinken, eine echte Mortadella aus Bologna oder Salami sein - italienische
Salumi eben, die sich auf meinem Sonntagsbrötchen tummeln. An den übrigen Wochentagen aber gibt es für mich hauptsächlich Käse zum Brot, bevorzugt Brie oder Camembert, was aber auf die Dauer auch etwas langweilig wird.
Vegetarische Pasteten, wie man sie in Deutschland in den Reformhäusern findet, sucht man in Italien vergeblich. Und mal ganz ehrlich: sie halten meist nie, was sie versprechen ("wie Pfälzer Leberwurst" etc.). Einige wenige Sorten mag ich ganz gerne und bringe sie von meinem Deutschlandbesuchen mit, aber nach ein paar Tagen erscheint mir der Geschmack stets fade.
Mein erster Versuch, eine vegane "Leberwurst" aus Reiscrackern zu basteln - das Rezept dazu hatte ich im Netz gefunden - ging gründlich daneben. Sorry an alle, denen das schmeckt, aber ich fand das Ergebnis einfach nur eklig. Mein Mann, dem ich davon zu versuchen gab, flüchtete sich, höflich wie er nun mal ist, in einen eher diplomatischen Kommentar mit "Verbesserungsvorschlägen". Decken wir lieber den Mantel des Schweigens über das Ende dieses grau-rosa Grauens.
Von meinem jüngsten Athen-Besuch im vergangenen Monat hatte ich mir ein paar vegetarische Aufstriche mitgebracht, die ich sehr interessant fand. Darunter waren die Kombinationen Spinat/Feta, Rote-Beete/Feta/Minze und Paprika/Tomate. Ich weiß nicht, zu was man in der griechischen Küche diese Aufstriche verwendet, denke aber, wie in Italien streicht man diese
Patés auf Cracker oder
Crostini und reicht diese kleinen Häppchen zum Aperitif.
Das Paprika-
Paté habe ich nach eigenen Vorstellungen nachzumachen versucht, und es und wird in den kommenden Tagen den Käse von der Brotscheibe schubsen. Sicher werde ich dieses
Paté aber auch mal zum Aperitif - auf
Crostini gestrichen - reichen, denn so kleine, pikante Häppchen sollen ja bekanntlich den Appetit eines jeden Gastes anregen.
Zutaten
(für 2 Gläser à 275 ml)
4 rote Paprikaschoten (ca. 780 g geputzt)
70 g getrocknete Tomaten in Öl, gut abgetropft
1 Chilischote
1 El Apfelbalsam-Essig
1/2 Tl geräuchertes Paprikapulver
Fleur de Sel
Den Backofen auf 225 Grad vorheizen.
Die Paprikaschoten vierteln, von Strunk, weißen Trennwänden und Kernen befreien und auf ein Backblech legen. Bei zugeschaltetem Grill für ungefähr 15 Minuten in den Ofen schieben, bis die Haut schwarze Blasen wirft. Dann das Blech herausnehmen und die Schoten mit einem feuchten Küchenhandtuch abdecken und auskühlen lassen. Die Haut von den Paprikaschoten abziehen und mit den gut abgetropften Tomaten sowie der entkernten Chilischote in einen Mixer geben und fein pürieren.
Mit Fleur de sel, Apfelbalsam-Essig und geräuchertem Paprikapulver abschmecken.
Im Kühlschrank aufbewahren.
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane