In diesem Jahr vermisse ich besonders die italienischen Bäckereien und Konditoreien. Wenn es auf Karneval zugeht, lockt nämlich das herrlichste Gebäck in den Auslagen. All die wunderbaren
Castagnole - pur, mit zimtiger Ricotta oder Vanillecrème gefüllt -, die
Frittelle oder die mit Puderzucker überstäubten
Chiacchiere. Normalerweise kaufe ich ja nie Torten oder Plätzchen in einer Konditorei, aber diesen saisonalen Spezialitäten konnte ich meist nicht widerstehen. Allein das Auspacken des Gebäcks machte Spaß, denn in Italien werden die Köstlichkeiten nicht nur achtlos in eine Tüte geschaufelt, sondern behutsam auf ein Papiertablett gelegt, das dann wie ein Geschenk verpackt wird - inklusive Geschenkbändchen. Man hatte stets das Gefühl, etwas ganz Besonderes mit nach Hause zu tragen. Es sind eben diese kleinen, feinen Dinge, die ich in meinem deutschen Alltag vermisse.
Neben den typischen frittierten Süßigkeiten kennt man zur Karnevalszeit in Neapel den Migliaccio. Die Bezeichnung geht auf das Wort Miglio zurück, denn ursprünglich nahm man für diesen Kuchen Hirse. Diese Getreidesorte gibt es heutzutage in Italien nur noch selten zu kaufen, manchmal findet man sie im Biomarkt. Für Migliaccio wird sie nicht mehr gebraucht, denn dazu verwendet man nun Weizengrieß. Der wiederum ist in jedem italienischen Supermarkt zu finden, als Semolino. Damit ist automatisch Hartweizengrieß (di grano duro) gemeint, den ich auch für die Gnocchi alla Romana verwende. In der gemahlenen Version findet sich der Grieß wieder bei der Pastaproduktion (Semola di grano duro rimacinata).
Wer Grießbrei als Seelenfutter schätzt oder Käsekuchen liebt (hier!), wird auch beim Migliaccio auf seine Kosten kommen. Die Zubereitung ist überaus einfach, die Zutaten sind wenige, wobei man die Masse noch zusätzlich mit Orangenabrieb, kandierten Früchten oder Schokotropfen anreichern kann. Ich dagegen wollte es dieses Mal pur, nur mit ein wenig Vanille aromatisiert. In Neapel existiert übrigens auch eine pikante Version des Migliaccio, die eher einem Auflauf ähnelt, mit Salsiccia, Mozzarella oder auch anderen Käsesorten wie etwa Pecorino.
Wie schon öfters erwähnt: Ich brauche keinen deutschen Karneval, aber italienisches Karnevalsgebäck muss es in jedem Jahr sein!
Zutaten und Zubereitung
(für eine Springform von 24 cm Ø)
- 800 ml Milch
- 1 Vanillestange
- 50 g Butter + Butter für die Form
- 1 Prise Salz
- 200 g Hartweizengrieß
- 4 Eier
- 250 g Ricotta (wenn erhältlich: Ricotta di pecora - aus Schafsmilch)
- 250 g Zucker
- Puderzucker
Die Milch mit einer Prise Salz, der aufgeschlitzten Vanilleschote, dem herausgekratzten Mark und der in kleine Stücke geschnittenen Butter aufkochen, dann den Grieß unter ständigem Rühren einrieseln lassen. Weiter kräftig rühren, bis die Masse dicklich wird.
Danach abkühlen lassen und immer mal wieder umrühren.
Die Ricotta in der Zwischenzeit in einem Sieb abtropfen lassen. Die Molke weggießen und die Ricotta durch das Sieb streichen.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Springform mit Butter ausfetten.
Die Eier mit dem Zucker weißschaumig aufschlagen. Zunächst portionsweise die Ricotta und danach die Grießmasse unterrühren, bis keine Grießklümpchen mehr zu sehen sind.
Die Grießmasse in die vorbereitete Form gießen und im Ofen 50-60 Minuten backen. In den letzten Minuten die Ofentür mit Hilfe eines Kochlöffels leicht geöffnet halten.
Den Kuchen in der Form vollständig auskühlen lassen.
Vor dem Servieren mit Puderzucker bestäuben.