Kennt Ihr diesen wunderbaren Moment: Wenn alles wie am Schnürchen geklappt hat an einem Abend mit lieben Gästen? Die Pasta nicht verkocht, das Fleisch nicht zäh, und das Dolce hat Euren Gästen jenes selige Seufzen entlockt, das jeden Gastgeber Momente puren Glücks erfahren lässt. Nun darf die Spannung von Euch abfallen - und es wird Zeit für einen Digestivo. Jetzt fängt Euer genießerischer Teil des Abends an!
In Italien macht man dann eine "Bella figura", wenn ein Limoncello "fatto in casa" angeboten wird. "Selbstgemacht? Ja, bitte für mich!" heißt es dann unisono. Einziger Nachteil: Es sammeln sich die edelsten Grappe zu Hause an, Vin Santo und Konsorten dürfen bei Euch noch für weitere Jahre reifen und die Amari bleiben vollends unbeachtet.
"Fatto in casa" - so lautet das Zauberwort!
Selbstgemachter Limoncello hat nichts mit jenem intensiv zitronengelben Fusel zu tun, den es in den Touristenorten rund um die Amalfi-Küste in kitschigen Flaschen zu kaufen gibt. Sehr oft ähnelt dieser Limoncello mehr einer mit Alkohol versetzten Limonade als einem Likör; ich vermute sogar, dass man bei der Farbe oft noch etwas nachgeholfen hat. Und so schmeckt er denn auch. Natürlich gibt es auch hochwertigen Limoncello zu kaufen, aber den muss man erst einmal zwischen dem ganzen bunten Nippes suchen. Sehr touristische Läden sollte man demnach meiden, wenn man auf Capri, Ischia oder der Amalfi-Küste selbst unterwegs ist.
Reiner Alkohol, Wasser, Zucker und vor allem die Schalen der berühmten Amalfi-Zitronen sind alles, was ein guter Limoncello braucht. Natürlich kann man auch andere Zitronen verwenden, nur unbehandelt sollten sie sein. Leider schenkt mir mein Zitronenbäumchen nicht in jedem Jahr ausreichend Früchte, so dass ich in der Saison auf meinem Markt nach diesen besonderen Zitronen Ausschau halte.
In diesem Jahr waren es liebe Kollegen meines Mannes (ich berichtete), die mir direkt aus Amalfi die begehrten Zitronen mitgebracht hatten.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Alkohol. Oft lese ich, dass Grappa oder Vodka zum Ansetzen verwendet werden. Diese Spirituosen gehören aber nicht in einen echten Limoncello. Nur reiner Alkohol kommt hier zum Einsatz; man findet ihn in Italien in jedem Supermarkt.
Etwas Geduld muss man aber aufbringen, denn bevor der Limoncello trinkbereit ist, "darf" sich die Vorfreude darauf mehrere Wochen lang hinziehen. Apropos Geduld...
Auf den Fotos ist ein Tischchen aus Vietri sul Mare, einer kleinen Ortschaft am Meer in Kampanien, zu sehen. Hier werden die berühmten Majoliken der Amalfi-Küste hergestellt, und dort hatten wir vor vielen Jahren das Tischchen in Auftrag gegeben. Es hat ewig gedauert, bis das Teil endlich zum Abholen bereit war. Für uns bedeutete das: ein längerer Tagesausflug an Neapel vorbei und weiter Richtung Süden. Tja, und dann war die Enttäuschung groß. Die erste Version hat uns nämlich überhaupt nicht gefallen. Wir hatten die handgefertigte Tischplatte schon durch das Dorf zum Wagen gewuchtet, als mein Mann und ich uns anschauten - und wir beide dasselbe dachten. Wir schleppten also den Tisch umgehend in den Laden zurück und baten um ein paar Änderungen.
Wieder vergingen Wochen, und wieder folgte eine Tages-Fahrt an die Amalfi-Küste. Die zweite Version gefiel uns etwas besser, aber wir hatten den Kauf letztlich doch bereut. Die Urlaubsstimmung, die wir damit einfangen wollten, hat im "Norden" - in Rom - dann doch nicht funktioniert. Solche Majoliken machen sich ganz wunderbar in ihrer "natürlichen" Umgebung, aber in einer römischen Wohnung, die durch einen ganz anderen Stil geprägt ist, wirken sie fast schon kitschig.
Aber mal ehrlich, kann man einen Limoncello authentischer als auf einem Tisch von der Amalfi-Küste servieren?
Zutaten
500 ml Alkohol, 96 %
300 g Zucker
7-8 Zitronen, unbehandelt, wenn möglich aus Amalfi
600 ml stilles Mineralwasser
Gaze
Die Zitronen heiß abwaschen und trockentupfen. Mit einem Zestenreißer oder Sparschäler die Schale dünn abschälen. Darauf achten, dass die weiße Haut nicht mit abgeschält wird. Sie macht den Likör bitter.
Die Zitronenschalen mit 200 ml Wasser und 200 ml Alkohol in ein hermetisch abschließbares Gefäß geben und den Ansatz an einem dunklen, kühlen Ort eine Woche ziehen lassen.
Nach dieser Ruhezeit in einem zweiten, etwas größeren gut verschließbaren Gefäß den Zucker in 400 ml Wasser auflösen und den restlichen Alkohol (300 ml) sowie den Ansatz dazugeben. Das Gefäß kräftig schütteln und für eine weitere Woche kühl und dunkel aufbewahren. Dabei täglich das Gefäß gut durchschütteln.
Nach dieser Zeit das Gemisch zweimal durch ein mit doppelter Gaze ausgelegtes Sieb filtern; die Gaze dabei nach dem ersten Filtern erneuern.
Den Limoncello in Flaschen abfüllen und für drei Monate an einem kühlen und dunklen Ort ruhen lassen.
Limoncello muss eisgekühlt serviert werden. Dafür auch die Gläser für ein paar Stunden in das Gefrierfach stellen.
Rezeptquelle: Maddalena Tomalini, Ricette segrete per fare i liquori in casa, Giovanni de Vecchi Editore, Milano 1999
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane