Sonntag, 19. Februar 2023

Es muss Liebe sein: Quiche di radicchio e maroni


Radicchio mal wieder! Leider nicht der seidenzarte Tardivo, aber wo ein Taleggio schon mal im Einkaufswagen wartete, musste Radicchio dazu. Dieser Käse und Radicchio - mein Dreamteam! Ich liebe diese Kombi! Auch wenn es dieses Mal nur die vulgäre Salatkopfversion von Radicchio war. Fragt mich nach meiner Lieblingspasta - und ich frage zurück: Winter oder Sommer? Im Winter ist es definitiv Pasta mit Radicchio. So einfach, so schnell zubereitet, so unfassbar gut! 

Überhaupt Radicchio! Ob geschmort mit Fonduta, in der Lasagne oder im Risotto, zur einfachen Pasta oder versteckt in Tortelli - wer ihn bislang nur als Salat kannte, versäumt die besten Zubereitungsarten. "Waaas, man kann damit kochen?" fragte mich unlängst eine Bekannte. "Ich kenne den nur als Salat!"




In Italien "kocht" man immer mal wieder mit Salat. Ich erinnere hier nur an den geschmorten Scarola, den ich zum ersten Mal auf der kleinen Insel Ponza probieren konnte, oder an diese Ravioli. Warum findet man eigentlich diese regionalen Spezialitäten nicht in den hiesigen italienischen Ristoranti? Wird denen eigentlich auf Dauer ihr Angebot nicht selbst langweilig? Sempre la solita minestra, wie man in Italien zu sagen pflegt - auch in übertragenem Sinne. Immer das gleiche Speisenangebot, ob ein Restaurant sich nun sardisch, sizilianisch oder sonst was schimpft! 

Eine dritte Zutat blieb non unerwähnt: die Maronen. Kein Muss, aber sie neutralisieren durch ihre leichte Süße perfekt die Bitternote des Radicchio, ohne sie zu überdecken. Ich bin so begeistert von dieser Kombination, dass dieses Erfolgstrio bei uns immer wieder auf den Tisch kommt - und in Zukunft öfters auch als Quiche. 




Zutaten und Zubereitung
(für eine Quicheform von 28 cm Ø)


Teigboden
  • 200 g Mehl + Mehl zum Ausrollen
  • 100 g kalte Butter + Butter für die Form
  • 7 El kaltes Wasser
  • 1 Prise Salz

Mehl in eine Schüssel sieben, die Butter in Flöckchen sowie das Salz und das Wasser hinzugeben. Zunächst alle Zutaten mit einem Messer kurz zerhacken, dann zu einem Mürbeteig verkneten.
In Folie gewickelt für eine halbe Stunde in den Kühlschrank legen.
Die Form mit Butter einfetten und den Teig auf etwas Mehl dünn ausrollen. Die Form damit auslegen und wieder in den Kühlschrank stellen. Mindestens zwei Stunden kühlen.


Füllung
  • 1 großer Kopf Radicchio (oder 4-5 Radicchio Tardivo)
  • 50 g Pancetta
  • 1 rote Zwiebel
  • 100 g Maronen (küchenfertig, vakuumverpackt)
  • 90 g Taleggio
  • Olivenöl extra vergine
  • 2 Eier
  • 75 ml Sahne
  • 100 Ml Milch
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Die Pancetta in feine Würfelchen schneiden und in etwas Olivenöl anbraten, dann die gewürfelte Zwiebel hinzugeben und anschwitzen.

Den Radicchio-Kopf vierteln, den Strunk entfernen und in Streifen schneiden. In die Pfanne geben und schmoren, bis er ganz zusammengefallen und die Flüssigkeit verdampft ist.
Salzen, pfeffern und den gewürfelten Taleggio darin schmelzen lassen.
Pfanne von der Kochstelle nehmen und den Inhalt abkühlen lassen.

Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

Die Eier mit der Sahne und der Milch verquirlen und unter den Radicchio mischen. Die Maronen dazugeben.

Füllung auf dem Teig verteilen und die Quiche ca. 45 Minuten im Ofen backen.
 



Sonntag, 29. Januar 2023

Das elfte Blogjahr - und unerwartete Chancen

Ganz leise klopfte mein kleines Blog heute bei mir an und flüsterte: "Ich habe Geburtstag. Hast Du mich etwa vergessen?"
Das habe ich natürlich nicht, obwohl das richtige Leben mich im vergangenen Jahr nicht oft an neue Beiträge denken ließ. Vor allem ist das eine mentale Sache. Natürlich fehlt mir ein wenig die Inspiration, die mir mein italienischer Alltag schenkte. Zur Zeit kämpfe ich zudem noch mit technischen Problemen, da zum einen Picasa streikt (ja ich weiß, das wird nicht mehr aktualisiert, konnte man aber immer noch nutzen) und der Arbeitsspeicher bei Adobe angeblich voll ist. Picasa war so etwas wie Bildbearbeitung für Dummies - also perfekt für mich. Zum Jahresrückblick konnte man mit wenigen Klicks wunderbare Collagen erstellen. Alles weg! In den kommenden Wochen werde ich mich also nach Lösungen umschauen müssen; das gilt auch für Photoshop. Wer Tipps hat, der darf mir gerne etwas in den Kommentaren hinterlassen. ♡

Aber es gibt auch Positives zu berichten, was mein kulinarisches "Lebensthema" anbelangt. Ich bin nun Mitglied der "Accademia Italiana della Cucina" - und ja, das macht mich doch ein wenig stolz!
Die Accademia wurde 1953 in Mailand gegründet und hat Delegationen, die über die ganze Welt verstreut sind. Logischerweise gehöre ich zur Delegazione di Francoforte!




Die Accademia hat sich der Wertschätzung und Aufrechterhaltung der kulinarischen Geschichte Italiens verschrieben. Es gibt Konferenzen und Themenwochen, monatlich erscheint eine Zeitschrift, und in der Biblioteca di Cultura Gastronomica erscheinen Bücher zur Geschichte der italienischen Küche oder auch Kochbücher. Die Mitglieder der Accademia kommen aus den unterschiedlichsten Berufen und widmen sich diesem Thema auf rein theoretischer Ebene. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist aber, dass man weder Koch, Gastronom oder Restaurantbesitzer ist. Ich bin wohl eine der wenigen Deutschen; unsere gemeinsamen Abende finden in italienischer Sprache statt. Für mich ist das wie ein Stück Heimat!
Auf Einladung des italienischen Kulturinstituts in Köln konnte ich einen Themenabend mitgestalten. Wie kommt man eigentlich dazu, über die Küche Italiens zu schreiben? Darüber habe ich ausführlich gesprochen. Zum selben Thema gab es dann eine weitere Veranstaltung in Frankfurt anlässlich der "Woche der italienischen Küche 2022". 
Stichwort "unerwartete Chancen": Vielleicht hilft mir gerade die Accademia dabei, aus meinem Inspirationstief herauszukommen!



Aber nun zurück zum Blog. Wie immer möchte ich an dieser Stelle meine Gerichte des vergangenen Blogjahres noch einmal hervorholen. Es sind wenige; das ist mir leider bewusst! 





Im Februar gab es Fastnachtsgebäck. Dieses Mal in Form eines Kuchens. Wer Käsekuchen mag, der wird Migliaccio lieben! Darin stecken wahre Comfort-Food Zutaten wie Grieß und Ricotta. 





Es gibt so Gerichte, vor denen hat man ungeheuren Respekt und schiebt die Zubereitung lange vor sich her. Aber im März war es dann soweit, es gab die überaus deliziösen Delizie al limone. Danach wusste ich, warum ich solchen Respekt davor hatte... Jedenfalls gibt es noch so einen Kandidaten; mal sehen, ob ich mich in den kommenden Tagen mal daran wage...





Und schon wurde Ostern im April gefeiert. Mit einem herzhaften Frühstück, bei dem ein deftiger Tortano rustico imbottito nicht fehlen durfte. Es wehte ein Hauch von Neapel durch die Küche. 





Weder Pasta noch Risotto. Dieses Primo aus der Gegend zwischen Ligurien und der Toskana ist außerhalb Italiens noch weitgehend unbekannt. Im Mai gab es Testaroli al pesto - und diese gleichen eher einem Pfannkuchen. 





Juni! Endlich draußen essen, die lauen Sommerabende genießen! Da kommt die Lust auf das Kochen - und ja - auf das Bloggen darüber zurück! Wir hatten ja fast italienische Temperaturen. Wirklich aber nur fast; ich weiß, wovon ich rede! Die kugeligen Zucchini schreien förmlich danach, gefüllt zu werden. Ecco: Zucchine tonde ripiene





Es war der Monat der Zucchini: Ein Glas Wein auf der Terrasse und in der Hand Lingue al pesto con zucchine marinate. Ehrlich, manchmal brauche ich nicht mehr!





Im August wurde es mal wieder Zeit für einen richtigen Klassiker aus dem Süden Italiens. Mit den Gnocchi alla Sorrentina träumte ich mich fort an die schönste Küste der Welt. Träumt mit! 






Dem Herbst kann ich wenig abgewinnen; ich weiß, der goldene Oktober! Ich gehe dann lieber in die Küche und backe, zum Beispiel eine Quiche al cavolo nero e porcini





Wie schon beim Ostergebäck blieb auch mein diesjähriges italienisches Weihnachtsgebäck auf der deftigen Seite (natürlich gab es auch im vergangenen Jahr meine klassischen deutschen Weihnachtsplätzchen). Im Dezember bereicherte eine Treccia di Natale salata den Adventskaffee. 

⚜⚜⚜


Ihr Lieben,
danke fürs Lesen - und bleibt mir weiterhin treu! 







Sonntag, 1. Januar 2023

Frohes neues Jahr - Buon Anno!




Ihr Lieben,

lasst uns alle ein phantastisches neues Jahr mitgestalten!
Dafür wünsche ich Euch Kraft, Gesundheit und Zuversicht! 
Passt gut auf Euch auf!


🍀🍀🍀





Samstag, 24. Dezember 2022

Buon Natale - Frohes Fest - Merry Christmas!

 




Ihr Lieben,

auch dieses Jahr war für viele kein leichtes. Die Welt hat einen neuen und schrecklichen Kriegsschauplatz, und noch immer beherrscht Corona unser Leben. Wenn man sich so umhört, so liegen viele mit starken Erkältungen im Bett - und ja, auch mein Mann hat am heutigen Heiligabend mit Fieber und starkem Husten zu kämpfen. Der Baum ist noch nicht einmal aufgestellt - das Foto stammt aus dem vergangenen Jahr -, und Kringel wartet schon sehnsüchtig. So ein Baum im Haus ist einfach spannend für sie  - und für uns amüsant zu beobachten, wenn sie sich Strategien ausdenkt, um ihn zu erobern!

🌟🌟🌟

Trotz allem: Sucht die kleinen, schönen Momente - sie verstecken sich gerne und müssen nur hervorgeholt werden! 

🌟🌟🌟

Auch heute fällt mir ein Spruch meiner Oma ein, der mir so manches Mal wieder Mut gemacht hat:

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her! 

🌟🌟🌟

Möge dieses Licht heute für alle, die bedrückt, verzweifelt oder traurig sind, besonders hell leuchten!

Frohe Weihnachten! 





Mittwoch, 7. Dezember 2022

Gegen den Zuckerschock: Treccia di Natale salata

 


Zu keiner Zeit im Jahr verzehrt man wohl mehr Süßes als rund um Weihnachten; eine ganz schöne Zumutung für den Körper! Der Zucker sorgt nicht nur dafür, dass der Hosenbund spätestens in der ersten Januarwoche empfindlich kneift, er ist auch verantwortlich für viele ernste Erkrankungen. Nun tendiere ich eh mehr zum Salami- oder Käsebrötchen, wenn der Heißhunger zuschlägt, trotzdem werden von mir in jedem Jahr so einige Plätzchenklassiker in den Ofen geschoben - welche das sind, das könnt ihr auch in diesen Jahr meinem Mercatino di Natale entnehmen. Der Duft des Weihnachtsgebäcks vermittelt mir jedes Jahr aufs Neue jenes wohlige Gefühl von Geborgenheit und Beständigkeit, die leider nicht selbstverständlich ist. Dankbarkeit und auch etwas Demut mischen sich darunter, mit dem Wunsch, dass sich die positiven und auch freudigen Momente im kommenden Jahr wiederholen werden. Dabei wird man von Jahr zu Jahr nachdenklicher: Pandemie, Krieg, drohende Klimakatastrophen, aber auch persönliche Sorgen verdrängen immer häufiger unbeschwerte Vorfreude auf das wohl emotional aufgeladenste Fest der Christenheit. 




Mit ganz anderen, zum Teil existentiellen Sorgen kannte man sich auch in den Quartieri popolari aus. So nennt man die oft dicht bewohnten und eng bebauten Viertel mit schwierigen Lebensverhältnissen. Neapolitanische Lebenskünstler ließen sich aber zu keiner Zeit unterkriegen und haben das Beste daraus gemacht. In ihrer Volkskunst blitzt dieses "Trotz allem" auf. Dabei denke ich gerade an die Tradition der neapolitanischen Weihnachtskrippe. Hier begegnet uns uns das "einfache" Volk gleichberechtigt neben den in aller Welt bekannten Figuren der Heiligen Drei Könige. Nicht Gold tragen die Bewohner der Stadt in ihren Weidekörben, weder Weihrauch noch Myrrhe werden in zu einfachen Läden umgestalteten Ruinen verkauft, sondern Lebensmittel. Liebevoll gestaltete Wurstwaren, Käse, Obst oder Brot in Miniaturformat waren (und sind) fester Bestandteil der Krippenkunst, gerade in Neapel. Wo Armut und Hunger regierte, waren Fleisch, Fisch und Obst quasi heilig. 







Auch wenn es auf einigen meiner Plätzchen auch in diesem Jahr wieder glitzert (von wegen "früher war mehr Lametta"), so gibt es in diesem Jahr zusätzlich ein einfaches, salziges Gebäck - quasi zum Neutralisieren. Brot und Käse - auch das hat Bedeutung in der neapolitanischen Krippenkunst ganz so wie andere Lebensmittel, die man den verschiedenen Monaten zuordnete. So stand das Brot für den Monat Juni, während der Käse den Februar symbolisierte. In diesem Monat wurde traditionell Käse gekauft und eingelagert.




In der Treccia salata verstecken sich allerdings zwei Käsesorten aus dem Norden Italiens, genauer gesagt der Lombardei: der Mascarpone, den man vor allem aus der Zubereitung für Süßspeisen kennt, und die Gorgonzola. So vielseitig kann man Käse einsetzen! Ich sage immer wieder: Vielleicht werde ich eines Tages ganz auf Fleisch verzichten. Bei Käse geht das bei mir nicht!




Zutaten und Zubereitung
(für eine Kastenform von 1,5 L Inhalt)


  • 400 g Manitoba-Mehl 0 (ersatzweise Mehltyp 550)
  • 1 P. Trockenhefe (7 g)
  • 1 El Zucker
  • 1 Ei
  • 50 ml Olivenöl extra vergine
  • 180 ml lauwarmes Wasser
  • ca. 7 g Salz
  • 2 El Kakaonibs
  • 200 g Gorgonzola
  • 200 g Mascarpone
  • Butter und Backpapier für die Form

Am Vortag das Mehl in einer Schüssel mit der Trockenhefe, dem Zucker und dem Salz mischen.
Ei, Olivenöl und Wasser verrühren und zu der Mehlmischung geben. Alles miteinander so gut verkneten, bis sich der Teig vom Schüsselrand löst (geht am besten mit der Küchenmaschine).
Den Teig in eine leicht geölte Schüssel legen, abdecken und 30 Minuten gehenlassen. Dann über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Am Folgetag den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, damit er wieder auf Raumtemperatur kommt. Dann auf einer bemehlten Oberfläche zu einem Rechteck mit den Maßen 25x40 cm ausrollen.
Die Teigplatte mit Flocken von Gorgonzola und Mascarpone bedecken und die Kakaonibs darüberstreuen.





Von der langen Seite her aufrollen. Die Rolle in der Mitte teilen, dabei die vier Enden etwas zusammendrücken, und dann beide Teile miteinander verflechten. Den Zopf in eine mit Butter eingefettete und mit Backpapier ausgelegte Kastenform heben.
Die Form abdecken und den Teig 45 Minuten gehenlassen.

Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

Die Treccia ca. 45 Minuten backen, 10 Minuten auskühlen lassen und dann erst aus der Form nehmen.




Rezeptquelle: Nach einer Idee aus Sale&Pepe, Dezember 2022. In dieser Ausgabe gibt es auch einen interessanten Artikel zum Thema. 







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