Zu einer typisch italienischen Silvesterfeier gehören drei Dinge: Rote Dessous, eine Partie "Tombola" und ein Teller Linseneintopf mit deftiger Wursteinlage.
Gleich vorneweg, bevor die Fantasie mit einigen durchgeht: Nein, ich trage keine roten Dessous! Auch wenn die Schaufenster der Dessousläden - selbst bei der italienischen Luxusmarke "La Perla" in der Via Condotti - nur noch Rot sehen. (Im Winter empfiehlt sich in römischen Wohnungen sowieso eher Skiunterwäsche, wenn auch nicht gerade unter dem "kleinen Schwarzen" in der Silvesternacht.)
Bei Einladungen am Silvesterabend muss man auch da durch: Eine Partie Tombola - eine Art Bingo - winkt jedem Gast nach der Silvesterknallerei. Als Preise gibt es meist gekaufte Süßigkeiten, die die Gäste oder auch der Gastgeber spendiert haben. Auch in der Zeit zwischen den Jahren lädt man gerne zu einem Spieleabend ein. Ich spiele zwar wahnsinnig gerne, nur Tombola gehört nun wirklich nicht zu meinen Favoriten.
Und dann ist da natürlich die berühmte Linsensuppe in der Silvesternacht, die ein ganzes Jahr lang Glück bescheren soll. Vergleichbar ist diese Tradition mit dem in einigen Regionen Deutschlands zelebrierten Sauerkrautessen am Neujahrstag, das ja angeblich bewirkt, dass niemals Ebbe im Portemonnaie herrscht.
Eintöpfe esse ich im Winter sehr gerne. Sie sind ohne großen Aufwand herzustellen - auch auf Vorrat - und wärmen von innen (zusätzlich zur - äußerlich angewendeten - Skiunterwäsche). Ich brauche als Einlage aber nicht unbedingt die üppigen Wurstspezialitäten, die man gerne in die Linsen-Suppe gibt. Neben den Bergen von Panettone-Schachteln finden sich zur Zeit in den Läden nämlich auch Packungen mit eingeschweißtem und vorgekochtem Cotechino oder auch Zampone. Cotechino, Wurstspezialität aus der Emilia-Romagna, wird aus fettem Schweinefleisch hergestellt, je nach Region gewürzt mit Pfeffer, Nelken, Zimt oder sogar Vanille, und er ist auch Bestandteil eines Bollito Misto. So auch der sogenannte Zampone (ital. für große Tatze/Fuß), bei dem die Wurstmasse, die auch Teile der Haxen enthält, in einen Schweinefuß gefüllt wird.
Bei mir gibt es den Linseneintopf in der kalten Jahreszeit gerne mit einer Pastaeinlage, für die sich die kleinen Ditalini oder auch etwas größeren Ditaloni hervorragend eignen. Das Wort stammt von "Ditale" ab, das Fingerhut (il dito = der Finger) bedeutet, mit dem man seinen Finger beim Nähen schützt.
Zu den besten und bekanntesten italienischen Linsensorten gehören die sogenannten "Lenticchie di Castelluccio" aus dem umbrischen Städtchen Castelluccio di Norcia. Norcia ist darüber hinaus auch für seinen Wurstwaren berühmt. Diese Linsen tragen die von der Europäischen Union verliehene Bezeichnung IGP (Indicazione geografica protetta), die die Herkunft eines (Agrar-) Produkts oder eines Lebensmittels aus einer bestimmten Region und die daraus resultierende Qualität garantiert.
Zutaten (für 6 Personen)
- 250 g Linsen
- 3 Stangen Staudensellerie
- 1 Karotte
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Zwiebel
- 100 g Pancetta affumicata
- 1 Lorbeerblatt
- Als Kräuter: Rosmarinzweig und/oder 2 Salbeiblätter
- 1 Dose Pelati (geschälte Tomaten, 400 g; fakultativ)
- Olivenöl extra vergine, wenn möglich aus Umbrien*
- etwas Gemüsebrühe
- Salz, frisch gemahlener Pfeffer, wer mag auch eine Prise Peperoncino
- 100 g kurze Pasta (z.B. Ditaloni rigati)
- Fakultativ: "Carpaccio" von schwarzem Sommertrüffel, Aceto Balsamico
Diese Linsen müssen vorher nicht eingeweicht werden, es genügt, sie kurz abzubrausen.
Die Linsen mit der geschälten Knoblauchzehen und einer in grobe Stücke geschnittenen Selleriestange in einen Topf geben, mit einem Liter kaltem Wasser auffüllen und zum Kochen bringen. Zugedeckt die Linsen zwanzig Minuten köcheln lassen.
Die Pancetta von Schwarte und Knorpelstückchen befreien und in feine Würfelchen schneiden. Das Gemüse putzen, Zwiebeln, die Karotte und die verbleibenden Selleriestangen ebenfalls würfeln.
Olivenöl in einem Topf erhitzen und die Pancettawürfel darin etwas ausbraten, dann das gewürfelte Gemüse hinzufügen und ebenfalls leicht anrösten. Das Lorbeerblatt, einen Rosmarinzweig sowie 2 Salbeiblätter in den Topf geben. Nun noch die geschälten Tomaten hinzufügen und ein paar Minuten köcheln lassen (einige Rezepte lassen die Pelati weg, vor allem, wenn die Linsen als Begleitung für den Cotecchino gedacht sind).
Wenn die Linsen zwanzig Minuten geköchelt haben, die Selleriestücke und die Knoblauchzehe entfernen und die Linsen mit ihrem Wasser zu dem mit den Pelati geschmorten Gemüse in den Topf geben. Alles zusammen zugedeckt weitere zwanzig Minuten schwach kochen lassen. Dann erst mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ist der Eintopf zu dick, kann man diesen mit etwas Gemüsebrühe verlängern. Den Rosmarin sowie das Lorbeerblatt entfernen.
Die Pasta separat "al dente" kochen und dann in den Eintopf geben. Auf die Teller verteilen und ein paar Tropfen Olivenöl darüberträufeln. Wenn man die Linsen mit Cotecchino oder Zampone serviert, fällt die Pastaeinlage weg.
Wer mag, kann die Linsen zum Schluss auch noch mit etwas Aceto Balsamico di Modena abschmecken - zwar nicht original, aber dieser Balsamessig harmoniert perfekt mit dem Eintopf.
Sehr gut schmecken auch ein paar hauchdünne Scheibchen von schwarzem Sommertrüffel über den Linsen.
* Olivenöl-Tipp:
Mein bevorzugtes Öl, das ich stets im Winter nach der Pressung im November kaufe, kommt aus dem umbrischen Städtchen Trevi. Dieses Olivenöl wird in einem "a sgocciolamento" genannten Verfahren gewonnen. Dabei tauchen tauchen lange Zinken in die Behälter mit der Öl-Wasser-Emulsion, das Öl bleibt an diesen hängen und wird in einen anderen Behälter abgestreift.
Wer mit dem Auto nach Umbrien reist, sollte hier unbedingt einen kleinen Einkaufsstopp einlegen. Das Öl kann man auch per Internet bestellen:
Olio Trevi
Il Frantoio
Via Fosso Rio - Loc. Torre Matigge
06039 Trevi (Perugia)
Telefon: 0039 0742 391631
Fax: 0039 0742 392441
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Un abbraccio
Ariane