Wer in Sardinien Urlaub macht und einen der wunderbaren Agiturismi auf dem Land oder auch nur eine einfache Trattoria am Meer aufsucht, kommt beim Dolce um Seadas nicht herum. Diese mit Käse gefüllten und mit Honig übergossenen Teigtaschen, die an Ravioloni erinnern, gehören zu den bekanntesten Desserts, die die Insel hervorgebracht hat. In ihrer Schlichtheit sind sie gleichsam typisch für die einfache und rustikale Küche der Bauern und Hirten Sardiniens. Man muss einen sardischen Abend erlebt haben - mit Spanferkel, unvergleichlich aromatischem Gemüse, wie es die Insel hervorbringt, und Myrtenschnäpschen -, um zu verstehen, dass hier kulinarisch mehr Sein als Schein gilt. Weniger gilt dieses Motto heute allerdings in den Luxusorten an der Costa Smeralda im Norden der Insel. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die offene Küche in einem typischen sardischen Agriturismo |
Wie sehr die Geschichte der Insel mit der spanischen Herrschaft verbunden ist, kann man auch hier am Namen ablesen: Die Bezeichnung Seadas (oder auch Sebadas) stammt noch aus dieser Epoche der Fremdherrschaft. Angeblich nannte man so im Spanischen die beiden Teigteile, zwischen denen der Käse eingeschlossen wird. Wie immer ist die Etymologie eine spannende Sache; so erklärt eine weitere Theorie, dass die Bezeichnung zurückgeht auf das lateinische sebum und sie sich somit auf die Verwendung von Schmalz oder Talg im Teig bezieht.
Seadas dürften vor allem jenen gefallen, die nicht unbedingt die großen Süßschnäbel sind, sondern als Dessert eine Käseplatte mit diversen Marmeladensorten und Honig bevorzugen. Zu Letzteren gehöre ich. Und so war es an der Zeit, diese kleinen Teilchen endlich einmal selbst herzustellen.
Zutaten und Zubereitung
(für ca. 6-8 Seadas)
Teig
- 150 g Mehl 00
- 90 g gemahlener Hartweizengrieß (Semola di grano duro rimacinata)
- 60 g weiche Butter (original: Schmalz)
- 80 ml Wasser
- 1 Prise Salz
Füllung
- 250 g junger sardischer Pecorino, frisch gerieben
- Abrieb einer unbehandelten Orange (oder Zitrone)
Zum Frittieren
- hoch erhitzbares Pflanzenöl (z.B. Erdnussöl, im Original: Olivenöl)
Zum Anrichten
- Honig
- ein paar Orangen- oder Zitronenzesten
Für den Teig die Zutaten miteinander verkneten, in Folie wickeln und im Kühlschrank eine Stunde ruhen lassen.
In der Zwischenzeit die Füllung vorbereiten. Dafür in einem Topf den geriebenen Käse langsam unter Rühren schmelzen lassen. Es kann sein, dass sich etwas Fett absetzt. Einfach immer weiterrühren; ich habe zum Schluss etwas von dem getrennen Fett abgegossen.
Die Käsemasse mit dem Orangenabrieb aromatisieren. Dann auf ein Brett gießen und mit einem Spachtel glattstreichen. Wenn der Käse wieder festgeworden ist, mit einem runden Ausstecher Taler ausstechen.
Den Teig ausrollen (nicht so dünn wie einen Pastateig!) und doppelt so viele Kreise wie Käsetaler ausstechen, die etwas größer als die Käsetaler sein sollten. Auf jedes Teigstück einen Käsetaler legen, ein weiteres Teigstück darauflegen und die Ränder sehr gut (!) verschließen.
Die Seadas im heißen Öl frittieren, bis sich auf der Oberfläche des Teiges kleine Bläschen bilden.
Die fertigen Seadas mit Honig beträufeln und ein paar Orangenzesten darübergeben.
Möglichst heiß servieren.