Ninive, Autorin des noch jungen Blogs "Music, dreams & more", richtet ihren ersten Blogevent bei Zorra im Kochtopf aus. Dazu erst einmal: Herzlichen Glückwunsch!
Ein ganz wunderbares Thema hat Ninive dafür ausgesucht: Aus Sultans Küchen. Schon der Name klingt nach geheimnisvollen Zutaten, rosenparfümierten Tees und honigtriefenden Köstlichkeiten.
Auch ich habe eine Einladung zum Event bekommen und "schleiche" nun seit einigen Tagen um diese Aufgabe herum.
"Inzwischen leben viele türkisch-stämmige Menschen unter uns in Deutschland und die Beschaffung der Zutaten für orientalisches Essen ist weit weniger schwierig als damals. In den Genuss guter türkischer Küche jenseits des allgegenwärtigen Döner zu kommen gestaltet sich jedoch immer noch als anspruchsvolles Unternehmen, es gibt wenig wirklich gute Restaurants."
So heißt es in der Beschreibung des Events.
Für Deutschland mag das durchaus zutreffen. Viele türkisch-stämmige Menschen leben dort und haben somit auch kulinarische Traditionen mit ins Land gebracht; ich sehe so etwas immer als eine Bereicherung an und bin offen für Neues!
Aber hier in Italien, gerade in Rom, sieht die Situation leider ganz anders aus. Nach Angaben der türkischen Kollegen meines Mannes gibt es gerade mal ein einziges türkisches Restaurant - und das in einer Weltstadt! Ein wenig anders in Hinblick auf nicht-italienische Küche sieht es in der norditalienischen Metropole Mailand aus, aber die dortige Sushi-Manie ist in der Modestadt eben auch nur eine Mode - und lässt die Models nicht über eine Größe 32 hinauswachsen.
Mit der hier sogenannten "ethnischen" Küche tut sich das übrige Italien schwer. Man mag darüber streiten, ob sich Döner-Buden an der Piazza Navona oder rund ums Pantheon wirklich gut machen, aber diese allgemein verbohrte Einstellung gegenüber nicht-italienischen Spezialitäten verhindert meiner Ansicht nach auch die Verbreitung einer gehobenen Weltküche in Italien. Vor ein paar Jahren erregte der damalige italienische Landwirtschaftsminister Luca Zaia und derzeitige Präsident des Veneto Aufsehen, als er das Verbot von ausländischen Restaurants im toskanischen Lucca lobte. Die Jugend solle italienischen Schinken und keinen Döner essen, hieß es zur Begründung. Wie würden wohl die Italiener darüber denken, würden wir alle Pizzerie und Ristoranti in Deutschland schließen und ausschließlich deutsche Küche propagieren?
Die einzige Möglichkeit, in fremde Kochtöpfe zu schauen - neben den Experimenten am eigenen Herd und der damit nicht gerade einfachen Suche nach exotischen Zutaten - bieten noch diverse Botschaftsempfänge. In der Regel sind das
Jedenfalls habe ich in der türkischen Botschaft vor Jahren zum ersten Mal gefüllte Weinblätter gegessen. Die findet man auch in der griechischen Küche, und es stellt sich nun die Frage: "Wer hat's erfunden?" Nun war Griechenland viele Jahre unter osmanischer Herrschaft, die natürlich auch kulinarischen Einfluss auf das Land genommen hat. So kann man wohl guten Gewissens die Wurzeln dieser gefüllten Weinblätter in der türkischen Küche finden.
Aber nun - ohne dass es jetzt noch zu diplomatischen Verwicklungen kommt - hier mein Beitrag für das Nachtmahl des Sultans und seinen Hofstaat (und ich hoffe, ich war jetzt nicht zu böse gegenüber den Italienern und der von mir sonst so geschätzten italienischen Küche):
Dolma - Gefüllte Weinblätter
Zutaten
- 1 Glas eingelegte Weinblätter (abgetropft ca. 400 g)
- 3 große Zwiebeln
- 150 g Langkornreis, parboiled
- 100 g Sultaninen
- 50 g Pinienkerne
- ca. 20 Minzblätter
- 2 Tl Salz, frisch gemahlener Pfeffer
- 1 Tl Sumach
- 2 El Zitronensaft
- 120 ml Olivenöl extra vergine + Olivenöl zum Anbraten
Zunächst die Weinblätter aus dem Glas fischen, entrollen und in eine Schüssel legen. Mit kochendem Wasser übergießen, in ein Sieb umfüllen und mit kaltem Wasser abspülen.
Die Minzblätter in feine Streifen schneiden.
Die Zwiebeln würfeln und in etwas Olivenöl glasig anbraten. Dann den Reis hinzugeben, kurz mit anschwitzen und die Sultaninen, die Pinienkerne und die Minze unterrühren. Mit Salz, Pfeffer und Sumach abschmecken.
Ein Weinblatt auf die Arbeitsfläche legen und etwas Reisfüllung darauf geben. Einmal umschlagen, dann die Seiten einklappen und vollständig aufrollen.
Auf diese Weise die anderen Weinblätter füllen, bis der Reis aufgebraucht ist. (Jetzt weiß ich, welche Aufgabe die Palastsklaven innehatten...)
Eine feuerfeste Form von 26 bis 28 cm Durchmesser mit Weinblättern auslegen und die Röllchen dicht nebeneinander in die Form legen.
Zitronensaft mit 120 ml Olivenöl und einem Achtelliter Wasser mischen und über die Röllchen gießen.
Die Form mit Alufolie verschließen und im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad (Ober- und Unterhitze) eine Stunde garen.
Zum Servieren vollständig erkalten lassen.
♥♥♥
Un abbraccio
Ariane