Birnen! Da müssen Birnen hinein, dachte ich mir gestern, als ich von meinen Weihnachtseinkäufen nach Hause eilte. Manchmal fallen mir die besten Ideen unterwegs ein, und noch während des Gehens schreibe ich dann gedanklich an einem Rezept. Dabei hatte ich am Morgen schon Maronen gekauft; Maronen und Radicchio sind nämlich ein bewährtes Dream Team - ob in der Lasagne oder zur Pasta überhaupt. Nun also Birnen anstelle der Maronen!
Da in meinem Viertel nur am Vormittag Markt ist, muss ich bei Spontankäufen am Nachmittag Supermärkte ansteuern, die in der Innenstadt von Rom in ihrem Angebot sehr an den Besuchern der Stadt ausgerichtet sind. Ich kaufte also drei Birnen, und erlebte beim Bezahlen wieder eine jener absurden Situationen, die man eigentlich nur noch mit Humor nehmen kann. Jahrelanger Drill an den Kassen haben Spuren hinterlassen, und ich bezahlte brav mit Kleingeld.
"Spiccioli, per favore" (Kleingeld/Münzen), lautet das Mantra hier beim Bezahlen.
Man kann Kassierer in höchste Verzweiflung stürzen, wenn man Scheine zückt, denn die Kassen zeichnen sich durch chronischen Wechselgeldmangel aus; seltsam eigentlich, da alle immer an der Kasse ihr Kleingeld abzählen müssen. Was das an Zeit kostet, wenn man vor der Kasse in
der Schlange steht - vor sich noch der Sprache unkundige Touristen - kann man sich ausrechnen.
Also ganz brav die 1.59 Euro in Kleingeld aus meinem Portemonnaie gekramt: 1 Euro + 50 Cent + 10 Cent.
Schiebt mir die Kassiererin die 10 Cent wieder zurück mit der Aufforderung, sie hätte gerne die 9 Cent abgezählt:
"Chiedo troppo?" ("Ist das zuviel verlangt"). Ich muss sagen, es war ihr selber peinlich, wir haben beide gegrinst - und ich habe sie mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen glücklich gemacht. Ich hätte natürlich auch "großzügig" sein können und ihr 1 Cent erlassen, aber dann hätte ja wieder Kleingeld in der Kasse gefehlt.
Sind sie nicht schön, diese römischen Alltagsgeschichten?
Zurück zum Wesentlichen, dem Rezept.
Crespelle, also auf gut Deutsch: Pfannkuchen, bereite ich nicht sehr oft zu. Der Begriff Pfannkuchen wäre darüber hinaus auch unvollständig, denn in Italien werden sie meist gefüllt und überbacken und finden sich auf den Speisekarten unter den
Primi wieder. Da entscheide ich mich aber doch meistens für ein Pastagericht. Ein einziges Rezept mit
Crespelle gibt es demnach erst auf meinem Blog: Eine üppige. mit Pilzen und Trüffelcrème gefüllte und mit Käsesauce überbackene
Version. Wer gerne noch etwas Winterspeck ansetzen möchte, der sollte sich dieses Rezept einmal näher anschauen...
Nicht viel leichter, aber genauso gut sind die mit Pancetta, Radicchio und Birnen gefüllten
Crespelle.
Ein herzhafter Ausgleich bei all der Plätzchennascherei in diesen Tagen!
Zutaten
(für 3 Personen)
Pfannkuchen
50 g Butter + Butter oder Butterschmalz zum Backen der Crespelle und zum Ausfetten einer feuerfesten Form
2 Eier
200 ml Milch
100 g Mehl (gesiebt)
Salz
Für die Crespelle die Butter zerlassen. Die zerlassene Butter mit den Eiern, der Milch und dem Mehl zu einem Pfannkuchenteig verrühren, mit Salz abschmecken und den Teig zehn Minuten quellen lassen. Danach in einer Pfanne (21 cm Ø) das Butterschmalz erhitzen und aus dem Teig sechs bis 7 dünne Pfannkuchen backen.
Füllung
1 Radicchio rosso di Treviso precoce (ca. 650 g)
100 g Pancetta affumicata (geräucherte Pancetta) in nicht zu dünnen Scheiben
1 rote Zwiebel
1/2 Birne (meine Sorte: Abate)
60 g Taleggio
Olivenöl extra vergine
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Den Radicchio waschen, putzen und in Streifen schneiden. Pancetta von Schwarte und Knorpelstückchen befreien und fein würfeln. Zwiebel und die halbe Birne würfeln.
Pancetta in etwas Olivenöl knusprig ausbraten, und dann die Zwiebelwürfel hinzufügen und weichdünsten. Den in Streifen geschnittenen Radicchio in die Pfanne geben und zusammenfallen lassen. Den Taleggio grob zerkleinern, zum Radicchio geben und darin schmelzen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss die Birnenstückchen untermischen.
Die Füllung auf den Pfannkuchen verteilen, Pfannkuchen aufrollen und nebeneinander in eine gebutterte feuerfeste Form legen.
Bèchamelsauce
30 g Butter
20 g Mehl
300 ml Milch
50 g Taleggio
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
frisch geriebene Muskatnuss
Butter in einem Topf schmelzen und das Mehl unterrühren. Unter Rühren mit dem Schneebesen die Milch dazugießen und dicklich einkochen lassen. Den Taleggio in der Sauce schmelzen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.
Den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Die Bèchamelsauce über die gefüllten Pfannkuchen gießen und mit
50 g Parmigiano Reggiano
bestreuen. Die Form für 20 Minuten in den vorgeheizten Ofen schieben. In den letzten Minuten den Grill zuschalten und die Pfannkuchen goldbraun überbacken.
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Links: Radicchio rosso di Treviso precoce, rechts: Radicchio rosso di Treviso tardivo |
Kleine Radicchiokunde:
Man unterscheidet zwischen Radicchio rosso di Treviso precoce und Radicchio rosso di Treviso tardivo. Ersterer wird nach dem Sommer angebaut und zeichnet sich durch ein bitteres Aroma aus. Radicchio tardivo ist sehr viel zarter und seidiger im Geschmack, er sollte zwei Frostperioden durchlebt haben, und der höhere Preis ergibt sich durch einen aufwendigen Anbau und Veredelungsprozess.
Un abbraccio
Ariane