Neun Jahre Rezepte und Geschichten im Blog! Mein üblicher Rückblick zum Bloggeburtstag ist natürlich überschattet durch das Corona-Virus. Oft hatte ich das Gefühl, dass mir die Kraft zum Bloggen langsam abhanden kommt. Meine Gedanken kreisten ständig um das Virus und seine Auswirkungen auf unser aller Leben. Nur nicht krank werden - wie oft dachte ich daran mit vielen, damit verbundenen Sorgen.
Trost fand ich seltsamerweise im Brotbacken (und natürlich nach wie vor beim Pastakneten). Ich kann es kaum erklären, aber wenn ich einen weichen Teig in den Händen hielt, ihn knetete, in Form brachte, sein Aufgehen kontrollierte - dann stellte sich bei mir ein Gefühl der Ruhe ein. Allein mein neues Brotbackbuch zur Hand zu nehmen, verhalf mir zu einem Augenblick der Normalität. Manchmal wurde nur das Mehl in den Läden knapp, und frische Hefe war auch kaum zu finden. Zur Not konnte ich aber auf meine Vorräte von Trockenhefe zurückgreifen.
Trost fand ich auch auf unserer sonnigen Dachterrasse, die ich nie zuvor schon so zeitig im Jahr genutzt hatte - auch wenn ich vor teils leeren Blumentöpfen saß, da hier keine Pflanzen mehr verkauft werden durften. 200 Meter mit Passierschein zum Supermarkt, davor mit viel Abstand auf den Einlass warten - oft über eine halbe Stunde -, das war über Wochen meine Realität. Nicht einmal Spaziergänge waren erlaubt; zur zweit durfte man schon gar nicht einen Fuß vor die Tür setzen.
Aber ich habe tatsächlich Blogbeiträge zustande gebracht; sogar ein paar mehr noch als im Jahr zuvor. So heißt es auch in diesem Jahr wieder: Ein Monat, ein Beitrag!
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Der Februar fing im Blog mit einem denkwürdigen Ereignis an. Ganz unbekümmert konnten wir uns noch in der Nähe von Pompeji zu einem unbeschwerten Abendessen mit dem Schwerpunkt Pasta treffen. Es sollte in diesem Jahr der letzte große Event sein.
Wer Sorgen hat, hat auch Likör, hieß es im März. Vor allem aber wurde gebacken: So gab es einen wunderbar tröstenden Banana Cake.
Ein Rezept für meine geliebte Pasta, aber auch bittere Worte zum Umgang mit einer Situation, deren Entwicklung noch nicht abzusehen war, gab es im April. So bastelte ich Ravioli ai pomodorini secchi con ricotta.
Die Sehnsucht nach fernen Ländern können wir zur Zeit wenigstens in der Küche stillen. Im Mai reiste ich kulinarisch in den Nahen Osten. Es gab Fladenbrot mit Za'atar, Baba Ghanoush und Kichererbsensalat.
Eines der Pastagerichte, die einen festen Platz in meinem Repertoire haben, gab es im Juni. Wenn ich Zucchiniblüten sehe, sind sie meist schon so gut wie gekauft. Ich liebe es, die zarten Gebilde zu verarbeiten, am liebsten mit selbstgemachter Pasta: Trenette allo Zafferano con fiori di zucca, pomodori secchi e fior di latte.
Im Freien schmeckt es einfach am besten, vor allem, wenn die Temperaturen auf unserer Dachterrasse abends leicht zurückgehen und man nicht mehr Eier auf dem Cotto-Boden braten könnte. Mit Blick auf die Kuppeln von Rom gab es im Juli eine Camembert-Quiche mit Äpfeln und Frühlingszwiebeln.
Auch im August wurde Brot gebacken. Viele Rezepte wurden von mir in den Wochen zuvor ausprobiert, doch dieses Roggenmischbrot mit meinen selbst zusammengestellten Brotgewürzen wurde nach und nach unser Favorit auf dem Frühstückstisch.
Dass man die sardische Pastaspezialität auch als Salat zubereiten kann, bewies ein Rezept im hier noch hochsommerlichen September. Trauben gaben der Insalata di fregola con peperoni, prosciutto croccante e stracciatella eine herbstliche Note.
Im Oktober dreht die Nudelmaschine wieder ein paar Runden: Tagliatelle alle erbe di Provenza con gorgonzola, pere e mandorle waren pure Seelenkost in diesem ungewöhnlich regnerischen Monat.
Dagegen gab es nochmal wärmende Sonnenstrahlen im November. Mein Mann war bei Bulgari auf dem Mark und brachte mir prächtige Steinpilze nach Hause. Daraus bereitete ich einen klassischen Risotto ai funghi porcini zu.
Im Weihnachtsmonat Dezember gab es mal wieder weihnachtliches Gebäck. Unter meine geliebten Weihnachtsplätzchen, die ich jedes Jahr backe, schmuggelten sich kunstvoll gewickelte Cartellate al vincotto, eine typische Spezialität der Saison aus Apulien.
Im Januar geht wie immer bei mir ein Blogjahr zu Ende. Die Weihnachtszeit ist vorbei und der Lichterglanz erhellt nicht mehr die Stimmung. Eher schon so ein wärmende Gratin di tagliatelle con porro e nocciole.
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Kringel hat schon mal Platz genommen |