Donnerstag, 11. August 2022

Sommerliches Gratin: Gnocchi alla Sorrentina


Wenn ich beim Primo die Wahl zwischen Pasta, Risotto und Gnocchi habe, dann fällt das in genau dieser Reihenfolge aus. Wenn aber ein Traditionsgericht mit einer der schönsten Gegenden Italiens verbunden ist, dann schmecken Gnocchi auf einmal nach Süden, Meer und grandioser Natur und rücken in der Reihenfolge nach oben. Bei den  Gnocchi alla Sorrentina ist das der Fall. Der Golf von Sorrent und von Neapel mit der dazugehörigen Inselwelt, die Amalfiküste - allein der Gedanke an diese Region treibt mir Tränen der Sehnsucht in die Augen! 







Auch wenn man Gerichte mit Gnocchi eher dem Norden Italiens zuordnen möchte, so soll dieses Gericht auf Basis von Kartoffeln in Kampanien entstanden sein. Ein Abt sei dort an den runden Kartoffelknödelchen fast erstickt - die berühmte Geschichte von den Pfarrerwürgern - Strangolapreti - , die auch aus anderen Regionen überliefert ist. Die Etymologie führt aber noch weiter in die Antike zurück. "Strongulos" und "preptos"  bezeichnen nur ein rundes Objekt. 

In einer weiteren Version, die sich mit den Ursprüngen dieses Gerichts beschäftigt, beansprucht eine Taverne in Sorrent die Erfindung der Kartoffelgnocchi für sich. Fast wissenschaftliche Neugier soll dort um 1600 einen Koch dazu veranlasst haben, das neue Gemüse vom amerikanischen Kontinent genauestens zu studieren. Er zerdrückte die gekochten Kartoffeln, vermischte sie mit Mehl und gab sie in kochendes Wasser. Angeblich sei er begeistert gewesen vom Geschmack und der weichen Konsistenz der runden Knödelchen. Die kugelige Form erinnerte ihn an Haselnüsse - Nocciole -,  und davon abgeleitet sei die Bezeichnung Gnocchi entstanden.  "Se non è vero, è ben trovato" (wenn es nicht wahr ist, so ist es gut erfunden), wie man in Italien zu sagen pflegt. Angeblich geht der Spruch auf Giordano Bruno zurück, dessen Statue ich in Rom jeden Tag "grüßen" konnte, wenn ich am Campo de' fiori mein Gemüse kaufte.  



Die Schlichtheit dieses Gerichts spricht jedenfalls für den Süden. Sugo aus fruchtigen Tomaten, Mozzarella und ein Hauch von Basilikum - mehr braucht es nicht, um einfache Gnocchi zu einem wahren Gaumenschmaus zu machen. 

 



Zutaten und Zubereitung
(für 4 Personen)



Gnocchi

  • 700 g mehligkochende Kartoffeln
  • ca. 150-200 g Mehl (+ Mehl für die Verarbeitung)
  • Salz (für das Kochwasser)
  • Kartoffelpresse und Gnocchibrettchen

Die Kartoffeln gut waschen und mit Schale in kaltem Salzwasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Mit einer Gabel die Garprobe machen. 
Die Kartoffeln pressen und noch heiß durch eine Kartoffelpresse auf eine bemehlte Arbeit geben.
Mit soviel Mehl vermischen, bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist.






Den Teig in vier Teile schneiden und jedes Teil zu einer Rolle formen. Kleine Stückchen davon abschneiden, rund formen und über ein Gnocchibrettchen rollen.





Die Gnocchi in kochendes Salzwasser geben und herausheben, wenn sie an die Oberfläche kommen. 


Sugo
  • 600 g für Sugo geeignete Tomaten, z.B. San Marzano
  • 1 Knoblauchzehe
  • ca. 100 g Mozzarella "fior di latte" (Kuhmilchmozzarella)
  • Basilikum
  • Parmigiano Reggiano, frisch gerieben
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • Olivenöl extra vergine
  • feuerfeste Förmchen


Die Tomaten anritzen, mit kochendem Wasser übergießen, Haut abziehen und Stielansatz entfernen. Eventuell in kleine Stücke schneiden.

Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die angedrückte Knoblauchzehe sowie ein Stängelchen Basilikum hineingeben. Kurz anschwitzen, dann die Tomaten hinzufügen, salzen, pfeffern und den Sugo ca. 30 Minuten einkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren. Zum Schluss den Knoblauch entfernen. 

Den Backofen auf 180 Grad vorheizen.

Die Mozzarella in Stücke schneiden und den Parmigiano reiben.

Entweder die Gnocchi in der Pfanne mit dem Sugo und den Mozzarellastückchen vermengen oder, wie in einigen Rezepten beschrieben, Gnocchi, Sugo und Mozzarella schichtweise in die Auflaufformen geben.

Die Gnocchi mit dem geriebenen Parmigiano bestreuen und bei zugeschaltetem Grill ca. 10-15 Minuten gratinieren. 





 


10 Kommentare:

  1. Köstlich! Ich habe vor, dieses Rezept nachzumachen.
    Gnocchi mit Süßkartoffeln sind mir schon mal vor einiger Zeit gelungen; an die "echten" habe ich mich aber noch nicht gewagt. Grund: siehe "Der perfekte Gnoccho" ;-)
    Danke auch für die wunderbaren Photos.

    Herzliche Grüße
    Elena

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    1. Dann werde ich wohl mal demnächst Gnocchi aus Süßkartoffeln machen. Ich muss das auch noch perfektionieren!

      Saluti
      Ariane

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  2. Danke für dieses köstliche Rezept, so mag ich es, wenn ich ich Gnocci in einem Tessiner Restaurant bestelle, sämtliche häusliche Versuche brachten leider nicht die gewünschte Gnocchi-Konsistenz, von Fluffigkeit keine Spur. Nach deiner Anleitung "Der perfekte Gnocco" werde ich eine neue Versuchsreihe starten ;-)
    Liebe Grüsse aus dem Elsass
    von Sabine

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    1. Ich wollte auch schon aufgeben. Mit wenig Mehl bleibt der Teig halt sehr weich und lässt sich nur mühsam in Form bringen. Aber dann im Wasser schwammen sie wie Spätzle nach oben. Ich übe auch weiter...

      Saluti
      Ariane

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  3. Liebe Ariane,
    das Rezept klingt wunderbar, mit Süßkartoffeln werde ich es auch ausprobieren.
    Ist das 4. Foto aus Sorrent ? Ich kann mich erinnern, dass wir bei unserer letzten Reise etwas Ähnliches fotografiert haben.
    Eine wunderschöne Ecke ist die Amalfiküste mit all ihren Zitronen und anderen Köstlichkeiten.

    LG Biggi

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    1. Ja, liebe Biggi, alle Fotos wurden in Sorrent gemacht. Das war auf der Terrasse von unserem Hotel (Grand Hotel Excelsior Vittoria). Die Fotos verursachen schwerstes Fernweh - ich weiß...

      Saluti
      Ariane

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  4. Liebe Ariane,

    Gelungen !!! Das ist ein einfaches und leckeres Gericht.
    Habe es mit Kartoffeln ausprobiert und wir waren begeistert. Es kommt in meinen Fundus !
    :-)
    LG Biggi

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    1. Das freut mich, liebe Biggi! Dabei lässt es sich wunderbar von Sorrent träumen!

      Saluti
      Ariane

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  5. Liebe Ariane,
    schönes Rezept und schöne Bilder !
    Aber warum nimmst du ausdrücklich Kuhmilchmozzarella ?
    Viele Grüße !
    Roland

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    1. Hallo Roland,

      ich vergleiche ja immer wieder die überlieferten Rezepte, und dort stieß ich bei diesem Gericht auf "Fior di latte", also Kuhmilchmozzarella. Die wird gerne auch für eine Parmigiana verwendet. Mozzarella di Bufala isst man natürlich gerne pur; der feine Geschmack wäre eh nur verschwendet in diesem Gratin. Kuhmilchmozzarella zieht auch so schöne Fäden... ;-) Wobei Kuhmilchmozzarella auch wunderbar pur schmecken kann. Dafür muss sie aber frisch sein - und nicht aus irgendwelchen Beutelchen aus dem Supermarkt. Leider ist die Suche nach einem Qualitätsprodukt nicht einfach.
      Aber natürlich kann man auch Mozzarella di Bufala verwenden. Wahrscheinlich streiten sich da vor Ort auch die Experten (in Italien kann man herrlich über Essen diskutieren...)!

      Saluti
      Ariane

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